Hallo
Im vorvergangenen Winter fertigte ich einen Tisch in Nussbaumholz, den ich auch in "zeigt eure Werkstattbilder" von Dieter einstellen ließ.
Vor einigen Monaten wurde ich von einem Forumsmitglied per Mail auf diesen Tisch angesprochen, mit der Frage: Ob ich denn nicht einige erklärende Worte dazu schreiben könnte.
Ich hatte zwar den gesamtem Fertigungshergang auf Bildern festgehalten, aber wieder mal durch meine Schussligkeit gingen die Bilder verloren.
So kam mir die Idee, den Tisch als CAD-Modell zu erstellen, um somit den Aufbau zu verdeutlichen.
Starke Rückenschmerzen in den letzten Tagen verdonnerten mich zum körperlichen Stillehalten und so fing ich halt mit dem Modellieren an.
Beginnen wir:
Bild 1
Den Tisch als CAD-Modell in Gesamtansicht.
Alle braunen oder beige Anteile sollen Nussbaumholz darstellen, die grünen und blauen Anteile sollen Multiplex 18mm stark darstellen

Bild 2
Den Tisch von unten gesehen.
Man erkennt, dass die Unterkonstruktion aus zwei Kastenkonstruktionen besteht, im Sichtbereich Nussbaum, dahinter Multiplex.

Bild 3
Schnitt durch den Tisch
Als tragendes Element die in blau dargestellte Multiplex, daran befestigt alle Teile: Außen das 55mm hohe Profil in Nussbaum, darunter die seitlichen Wangen in Nussbaum und in den Eckbereichen die Beine in Nussbaum.
Der innere untere Kasten kann man deutlich erkennen.
Alle Teile sind zu der blauen Multiplex verleimt, den Anpressdruck durch 4mm Torxschrauben in recht engen Abständen.
Um das Verschrauben zu erleichtern, Versätze der einzelnen Element ober und unter der blauen Platte.
Auch das äußere Profil in Nussbaum ist so verleimt und verschraubt.

Bild 4
Ansicht des Tischbeines
Das ursprüngliche Profil Nussbaum 85x85mm zusammen geleimt, 57 mm lang.
Die Formen zeichnete ich auf einen stabilen Karton, um sie damit auf den Rohling zu übertragen.
Auf der Bandsäge möglichst exakt ausgeschnitten, nach dem ersten Schnitt den Abfall mit kleinen Stiften wieder an ursprünglicher Stelle befestigt, damit erhielt ich die Auflage und die aufgezeichnete Form für den nächsten Schnitt.
Die Nuten fräste ich vor den Bandsägeschnitten auf meiner Tischfräse mit meiner Wanknuteinrichtung, 11mm breit, 24mm tief (unten mit dem Stechbeitel nachgearbeitet).

Bild 5
Befestigung des Beines unten
Als rot dargestellt eine Platte aus Multiplex 11mm dick, zuerst auf die seitliche Wange geleimt und geschraubt, dann diese Kunstruktion an die blaue Platte mit gleichzeitiger Einführung der Beine.
Die kurzen Wangen an den Stirnseiten beinhalten diese Feder.
Was ich nicht dargestellt habe sind die Befestigungsbohrungen für etwa 120mm langen Torxschrauben, mit denen ich die Wangen an die Beine angeschraubt habe.

Bild 6
Befestigung der Beine oben
Die Beine gehen durch die blaue Platte und oben hab ich Multiplexsreifen in die Nut der Beine eingelassen und verleimt.

Bild 7
Darstellung der Rahmenecke
Die seitlichen Rahmen wurden auch aus Nussbaum zusammengeleimt, die Kontur übernahm ich von der Marmorplatte des Vorgängertisches, auf der Bandsäge die Form ausgeschnitten, die Profile in mehrern Schritten auf der Tischfräse gefräst.
Die Gehrung unter den 4 Teilen angepasst, im Gehrungsbereich eine Nut 15mm gefräst und eine Feder eingeleimt.
Dieser Aufwand lohnt auf jeden Fall, es gibt beim Leimen so viel Arbeit, dann ist man heilfroh wenn die Feder für vertikale Genauigkeit garantiert.

Bild 8
Der Tisch in Natura an seinem Platz
Einige Formen hab ich nicht modeliert, es war so schwer genug für mich, hätte ich die Verziehrungen an den Wangen und Beinen darstellen wollen, hätte ich wohl müssen mit Freiformflächen arbeiten und davon hab ich nun überhaupt keine Ahnung.

Bild 9
Hier kann man erkennen, dass alle seitlichen Wangen etwa 4° schräg stehen und ptaktisch alle Flächen mit Beiteln bearbeitet wurden.
Sollte ich nochmals eine ähnliche Arbeit angehen, so würde ich mir Ziehklingen zulegen, die hätten mir wohl Einiges erleichtert.
Noch eine Bemerkung zu dem Aufwand mit den zwei Kastenkonstruktionen, ich stellte mir immer vor wenn beim reinigen versucht wird den Tisch auf die Seite zu ziehen, da kommen schon einige Kräfte auf die Verbindungen.
Die Marmorplatte letztendlich verlangt auch eine gewisse Stabilität, sollte sich mal jemand auf den Tisch setzen, darf es keinen Knacks geben.

Rückblickend, es war wirklich eine schöne Arbeit, einige Formen sind am Holz fast leichter herzustellen als am Computer.
Sollten noch Fragen auftreten, ich kann jeden Winkel des Modells als Bild einstellen.
Ist schon eine tolle Sache, wie ich finde.
Gruß Franz