vom Frust des Ziehklingenschleifens

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Wie war das mit den Seiten??

Beitrag von Detlef Fallisch »


Hallo Guido,

ich habe mir auch noch einmal das Video angesehen und die diversen Beschreibungen zum dritten mal durchgelesen. Mein erster Fehler war die Fehlinterpretation der Schleifspuren auf der Ziehklinge. Die Klinge war hochglanzpoliert vor dem ersten Einsatz. Nach dem Schleifen habe ich immer darauf geachtet, dass an der Gratkante alles schön glänzt.

Schön glänzend hieß aber: hier ist noch gar nichts abgeschliffen worden. Die geschliffenen Stellen waren dunkel geworden. Also schleifen bis auch die Gratkante schöne dunkle Schleifspuren aufwies. Dies habe ich auf beiden Seiten und an der Schneidseite wiederholt.

Danach habe ich die Ziehklinge zwischen zwei Latten im Schraubstock gespannt und mit der Beitelschmalseite im 90 Grad Winkel über die schmale Ziehklingenseite gezogen. Jetzt hatte ich einen Grat. Diesen Grat habe ich dann versucht durch Schräghalten des Beitels noch ein wenig in Richtung Ziehklingenfläche "umzubiegen".

Ich habe mal nachgemessen. Die Ziehklinge ist 0,79mm stark. Am Grat habe ich 1,05mm gemessen. Nicht viel, aber der Mensch freut sich! Versucht habe ich mich dann an einer Kirschholztür (ca. 10x25cm). Das Ergebnis ist ernüchternd. Es wird viel Staub produziert aber nie diese schönen hauchdünnen Späne die in den Demos immer herumliegen.

Morgen übe ich weiter. So schnell gebe ich jedenfalls nicht auf. Zumal unsere Freunde mir einen Ziehklingenhobel von Veritas aus Kanada mitbringen werden.

Gut Schleif
Detlef

PS: Was ist mit der woodrat Demo?

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: vom Frust des Ziehklingenschleifens

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #101722]
hallo Detlef ,
liegt es vielleicht gar nicht am Schleifen und Anziehen, sondern am "Schaben" mit der Ziehklinge ? In den Beiträgen ist viel Richtiges über das Schleifen zu lesen - und das Einzige, was ich in Deinem Beitrag auszusetzen hätte, ist der Bohrerschaft (haben auch schon andere angemerkt). Ich denke, er ist zu dick und die Pressung dadurch zu niedrig (die Härte dürfte nicht das Problem sein). Die alten Ziehklingenstähle sind nicht zufällig dreikantig und erlauben so eine minimale Auflagefläche, d.h. der formend wirkende Druck konzentriert sich auf eine kleinere Fläche. Die Kante eines Stechbeitels (die alte Schreinermethode) arbeitet auch nach diesem Prinzip. Runde Stechbeitel oder Drechslerröhren funktionieren nicht (so gut). Auch beim Wetzstahl wird die Kraft durch die Rillen = kleine Auflagefläche übertragen.

Zum Arbeiten mit der Ziehklinge : sie muss unbedingt vorgespannt, also gebogen werden. Die beiden Daumen drücken gegen die Klinge, die Zeige- und Mittelfinger erzeugen die Spannung und dann mit der konvexen Seite (dem Bauch) voran SCHIEBEN.
Das Ding heisst zwar "Zieh"-klinge, aber es wird geschoben. Dann tut's auch.

Gruss
reinhold
P.S. Altmeister Tage Frid, schreibt, dass das Erlernen der Ziehklinge nicht einfach sei. Also Dranbleiben.


D.Fallisch

Re: vom Frust des Ziehklingenschleifens

Beitrag von D.Fallisch »


Hallo Reinhold,

ich glaube Du hast mit deinem Beitrag das Problem richtig erkannt. Ich bin davon ausgegangen, dass ein runder Abziehstahl die beste Lösung wäre. Ganz einfach deshalb, weil fast alle Dokumentationen dieses so zeigen.

Nachdem ich einfach die Kante des Flachschabers oder des Beitels dazu benutzt habe, bekomme ich auch einen Grat. Nur produziert dieser Grat bisher im wesentlichen nur Staub statt feine Späne.

Die Biegung der Ziehklinge kann ich durch den Ziehklingenhalter von Veritas sehr gut beeinflussen und geschoben habe ich die Klinge auch. Ich vermute, dass es noch am zu kleinen Grat liegt. Aber zumindest scheine ich auf dem richtigen Weg zu sein.

Gruss Detlef

Stefan Picker
Beiträge: 394
Registriert: Di 13. Sep 2016, 09:54

Anleitung in Fine Woodworking

Beitrag von Stefan Picker »


Hallo!
Habe gestern meine neue fine-woodworking-Zeitung bekommen.
Da steht eine recht ausführliche Beschreibung zum Ziehklingenschärfen drin. Mit Bildern und Skizzen.
Ausserdem ein sehr ausführlicher Bericht über Hobeltuning (am Beispiel eines Record-Hobels). Wirklich sehr interessant.
Nur mal so als Hinweis.
Gruss,
Stefan

Grit

Hallo Jungs:Eine Ziehklinge ist eine Ziehklinge !!

Beitrag von Grit »

[In Antwort auf #101787]
Auf der Suche nach Holzschuhen bin ich über dieses Forum gestolpert und
habe mal ein wenig gelesen . . .

Also . . ein Problem bei den Ziehklingen ist das Material. Meine Ziehklinge stammt noch aus meiner Lehre 1981 und war mal Teil eines Bandsägeblattes, der Größe und Stärke nach zu urteilen aus einer Gattersäge. Eine meiner ersten Arbeiten bestand darin, diese Klinge herzurichten. Die Vorgehensweise beim schärfen: erst flach dann hochkant, auf den Stein und anschließend Grat anziehen mit der Stechbeitelkante.
Dann wurde das Ziehen geübt. Diese Klinge gibt kaum nach und wird GEZOGEN . . .
der Trick dabei ist der Winkel mit dem die Klinge über die Fläche gezogen wird.
Mit dem was als Ziehklinge so angeboten wird kann ich nicht richtig arbeiten,
der Druck wird nicht richtig verteilt.
Ich liebe mein altes Werkzeug . . .

Also probieren und nicht den Mut verlieren.

lg
Grit


Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Anleitung in Fine Woodworking

Beitrag von Ulrich Lanz »


Im Internet gibt's dazu auch ein Video für die, die Zeitschrift nicht zur Verfügung haben: http://www.taunton.com/finewoodworking/pages/wvt088.asp

Viele Grüße

Ulrich

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