vom Frust des Ziehklingenschleifens
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vom Frust des Ziehklingenschleifens
Da habe ich nun alles zusammen getragen, gekauft und geschenkt bekommen was der woodworker so zum Schärfen einer Ziehklinge braucht. Aber was tut diese Mistklinge? Sie schrappt nur übers Holz und produziert Staub.
Aber der Reihe nach. Als erstes habe ich den Ziehklingenhalter und die dazugehörigen Ziehklingen von Veritas als Schnäppchen bei einer Ladenauflösung kaufen können. Aus dem Forum weiß ich, daß Klingen -egal welche- erst einmal geschärft werden müssen. Also war erst einmal lesen angesagt und da ich meinen Kunden immer sage: "Wer lesen kann ist eindeutig im Vorteil"; wollte ich mich selber auch an meine klugen Ratschläge halten und habe ich mir als nächstes die Schärfeanleitung vom Friedrich reingezogen. (RTFM)
Beim googeln im Netz hatte ich zusätzlich noch so einen kleinen Videofilm gefunden, der zeigt wie man Ziehklingen schärft. Außerdem hatte ich auf der Homepage von Rolf noch nicht diese Anleitung zum Ziehklingenschärfen gelesen. Also weiterlesen! So bestens intellektuell und mental vorbereitet ging es also in den Keller.
Von Friedrich hatte ich aus der Schärfeanleitung gelernt, daß Mann unbedingt zwei Schärfesteine braucht. Also habe ich beim Dieter ein 1000-er und ein 6000-er Wasserstein bestellt. Dank der Tipps in der Anleitung habe ich mir dann ein Schärfebrett gebaut. Auf der woodrat in einer soliden Buchenbohle ein paar Ausfräsungen gemacht, das ganze mit Folie wassergeschützt und die Steine in die Aussparungen gelegt, fertig ist mein Schärfezentrum.
Nun ging es ans Schleifen:
1. Metallfeile flach auf die Werkbank und mit der Ziehklinge schön senkrecht darüber ziehen bis die Seite plan war
2. dann wie von Rolf beschrieben auf dem 1000-er Stein die gerade gefeilte Seite auf dem Stein mit viel Wasser blank geschliffen
3. die Ziehklinge in einen Schraubstock gespannt und über die geschliffene Seite waagerecht mit dem Schaft eines HSS-Bohrers (einen Wetzstahl habe ich nicht) versucht einen Grat zu erzeugen.
4. Im Winkel von ca 20% Grad an beiden Seiten der Klinge mit dem Bohrschaft versucht den Grat umzubiegen.
Aber es klappt nicht mit dem Grat. Und nun suche ich verzweifelt daran was ich falsch mache. (obwohl ich mir das gar nicht vorstellen kann, weil ich eigentlich immer alles richtig mache :-)
Also was sagen die Schleif-Gurus? Brauche ich noch unbedingt einen Wetzstahl für 100 oder was habe ich übersehen? Statt des Bohrers habe ich es auch mit einer 8mm Rundstange aus V2A-Stahl versucht. Hat aber auch nichts gebrachts. Alle Schärfeanleitungen sind sich darin einig, daß der Abziehstahl nur härter sein muss als die Ziehklinge. Aber das ist ein HSS-Bohrer mit Sicherheit. Das Problem liegt darin, das sich offensichtlich kein starker Grat ausbildet. Muss ich mit starkem Druck über die Ziehklinge fahren oder ist der Bohrschaft des HSS-Bohrers das falsche Werkzeug?
Fragen über Fragen! Also bitte ihr Ziehklingen-Spezialisten hier braucht einer eure professionelle Hilfe.
Gruß Detlef
Re: vom Frust des Ziehklingenschleifens
Hallo Detlef , der Schaft von HSS-Bohrern ist wirklich recht weich . Mit dem Rücken eines Drechseleisens ( Röhre ) oder einer abgeschliffenen alten Dreikantfeile u.s.w. würde es wohl gehen .
Grüße
Andreas
Re: vom Frust des Ziehklingenschleifens
Hallo Andreas,
Du meinst der Schaft eines HSS-Bohrers sei weicher als der Ziehklingenstahl? Aber der Ziehklingenstahl ließ sich problemlos mit einer Feile bearbeiten und d.h. er muss ziemlich weich sein. Den Bohrer kann ich mit der Feile nicht bearbeiten. Leider habe ich keine alte Dreikantfeile mit der ich es mal ausprobieren könnte.
Einen Flachschaber für die Metallbearbeitung könnte ich noch anbieten.
Gruß Detlef
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Re: Eine kleine Möglichkeit ?
Guten Abend Detlef und alle Andern !
Viel hab ich auch nicht anzubieten, aber in Eurer Küche wird's doch bestimmt einen sogenannten Abzieh- oder Wetz-Stahl geben. Und wenn nicht, es ginge auch mit einem Stechbeitel. Du kannst auch versuchen, den Grat von Beginn an etwas schräg anzuziehen, und versuch auch, in Richtung des Grates zu ziehen.
Hoffe, trotzdem etwas geholfen zu haben.
Beste Grüsse aus der Schweiz,
Beat
Re: vom Frust des Ziehklingenschleifens
Hallo Detlef , die Schäfte meiner HSS-Bohrer kommen mir sehr weich vor ( sieht man wenn der Bohrer im Bohrfutter durchdreht . Den Flachschaber würde ich ausprobieren - ein Wetzstahl wäre sicherlich auch geeignet . Oft wird vor dem Gratanziehen auch geölt ! Ich selbst nehme eine abgeschliffene verrundete Dreikantfeile - der Stahl ist glashart . Die ganze Prozedur erfordert etwas Übung - vielleicht ist dies das Hauptproblem . Einen extra Ziehklingenstahl würde ich mir nicht kaufen.
Grüße
Andreas
Re: vom Frust des Ziehklingenschleifens
[In Antwort auf #101722]
Ich verwende gern und häufig die Ziehklinge. Bisher habe ich gute Erfahrung mit einem etwas geringeren Winekl als 20° gemacht. Ich würde einen Winkel von 5-10° empfehlen, nachdem die Ziehklinge noch auf einem 3000-6000er Stein fein poliert wurde.
Ein dicker Stahlnagel, selbst gehärtet, feinpoliert und geölt dient in einem Holzheft als Schärfhilfe.
Gruß,
Alexander
Ich verwende gern und häufig die Ziehklinge. Bisher habe ich gute Erfahrung mit einem etwas geringeren Winekl als 20° gemacht. Ich würde einen Winkel von 5-10° empfehlen, nachdem die Ziehklinge noch auf einem 3000-6000er Stein fein poliert wurde.
Ein dicker Stahlnagel, selbst gehärtet, feinpoliert und geölt dient in einem Holzheft als Schärfhilfe.
Gruß,
Alexander
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Wie war das mit den Seiten??
[In Antwort auf #101722]
Hallo Detlef,
ehrlich gesagt werd´ich aus deiner Beschreibung nicht ganz klug; denn ich weiß nicht was du mit "senkrecht" und "waagerecht" meinst. Es fällt mir aber auf, dass du anscheinend schärfst, bevor du gerichtet hast (um es laienhaft auszudrücken). Anders kann ich mir deinen unsauberen Grad nicht erklären. Daher "mein" Weg:
1. Die flache Seite mit der Feile bearbeiten (du kannst gerne auch einen Stein anschließend verwenden).
2. Die schmale Seite mit der Feile bearbeiten. Erst jetzt ist der alte Grad weg!! Denn mit dem ersten Schritt hast du ihn ja nur "hochgefeilt" (ich fand kein besseres Wort).
3. Jetzt geht´s ans Herstellen des Grates: Flache Seite mit Feile und Stein bearbeiten.
4. Mit Stahl, egal welchem Hauptsache härter als die Ziehklinge (mir reicht da der Stahl von Crown bzw. Ulmia) den Grat "auf Winkel" bringen. Die genaue Zahl ist irrelevant. Ob es nun 15, 17,5 oder 20 Grad sind ist nicht so entscheidend wie die Stärke, d.h. die "Länge" des Grates. Je deutlicher du ihn spürst, desto mehr nimmt er mit, und je weniger du ihn spürst, desto feiner kannst du mit ihm arbeiten.
Zum Abschluß HERZLICH WILLKOMMEN in der Riege der Ziehklingenbenutzer!!Die Mühe des Ausprobieren lohnt sich immer. Wir haben gerade eine alte Kirchentür mit der Ziehklinge von blättriger Fabe befreift und waren schneller mit unserer Hälfte fertig als andere mit Brenner und Bandschleifer auf der anderen. Denn es sollte ja nicht die ganze Tür weggeschliffen werden, deshalb mußte mit den Geräten viel vorsichtiger gearbeitet werden. Dadurch reduzierte sich die Leistung und die Handarbeit war von uns LAIEN schneller mutig und tapfer von Hand als ängstlich und zittrig maschinell erledigt(Profis gehen natürlich ganz anders mit Maschinen ran!!).
Viele Grüße Christoph
Hallo Detlef,
ehrlich gesagt werd´ich aus deiner Beschreibung nicht ganz klug; denn ich weiß nicht was du mit "senkrecht" und "waagerecht" meinst. Es fällt mir aber auf, dass du anscheinend schärfst, bevor du gerichtet hast (um es laienhaft auszudrücken). Anders kann ich mir deinen unsauberen Grad nicht erklären. Daher "mein" Weg:
1. Die flache Seite mit der Feile bearbeiten (du kannst gerne auch einen Stein anschließend verwenden).
2. Die schmale Seite mit der Feile bearbeiten. Erst jetzt ist der alte Grad weg!! Denn mit dem ersten Schritt hast du ihn ja nur "hochgefeilt" (ich fand kein besseres Wort).
3. Jetzt geht´s ans Herstellen des Grates: Flache Seite mit Feile und Stein bearbeiten.
4. Mit Stahl, egal welchem Hauptsache härter als die Ziehklinge (mir reicht da der Stahl von Crown bzw. Ulmia) den Grat "auf Winkel" bringen. Die genaue Zahl ist irrelevant. Ob es nun 15, 17,5 oder 20 Grad sind ist nicht so entscheidend wie die Stärke, d.h. die "Länge" des Grates. Je deutlicher du ihn spürst, desto mehr nimmt er mit, und je weniger du ihn spürst, desto feiner kannst du mit ihm arbeiten.
Zum Abschluß HERZLICH WILLKOMMEN in der Riege der Ziehklingenbenutzer!!Die Mühe des Ausprobieren lohnt sich immer. Wir haben gerade eine alte Kirchentür mit der Ziehklinge von blättriger Fabe befreift und waren schneller mit unserer Hälfte fertig als andere mit Brenner und Bandschleifer auf der anderen. Denn es sollte ja nicht die ganze Tür weggeschliffen werden, deshalb mußte mit den Geräten viel vorsichtiger gearbeitet werden. Dadurch reduzierte sich die Leistung und die Handarbeit war von uns LAIEN schneller mutig und tapfer von Hand als ängstlich und zittrig maschinell erledigt(Profis gehen natürlich ganz anders mit Maschinen ran!!).
Viele Grüße Christoph
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Re: Wie war das mit den Seiten??
Also jetzt noch mein Senf.
Ich denke Christoph hat eine Ursache gefunden: Der alte Grat war nicht weg. Und 20° erscheint mir auch für eine handgeführte Ziehklinge zuviel zu sein.
Also 1. Schritt: Eine Kante feilen. Ob nun Ziehklinge in die Vorderzange und Feile drüber oder umgekehrt ist egal. Die Feile sollte nicht mit den Flächen in Berührung kommen.
2. Schritt: Kante auf dem Abziehstein (1000) polieren.
3. Schritt: Flächen solange auf demselben Abziehstein schleifen bis wirklich kein Grat mehr fühlbar ist. Das ist der allerwichtigste Arbeitsschrittt. Bei mir hat es öfter an dieser Stelle gehapert.
4. Schritt: Grat anziehen. Ziehklinge flach auf die Hobelbank und Kante überstehen lassen. Ich mache zwei Züge genau rechtwinklig zu mir heran. Den dritten stelle ich in einen Winkel von vielleicht 5° an, mehr nicht. Ziehklinge herumdrehen und wiederholen. Ich benutze den Ulmia Gratzieher, weil der auch bei konkaven und konvexen Ziehklingen funktioniert. Stemmeisen funktionieren auch zuverlässig.
Test: Nimm dir ein möglichst hartes Holz. ich hatte meinen ersten Erfolg nach einigen Fehlversuchen auf Pockholz.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Wie war das mit den Seiten??
Hallo Ziehklingen Fans,
Danke für euere Tipps. Um noch einmal meine Vorgehensweise zu verdeutlichen: ich habe mich eigentlich an die Vorgehensweise von Rolf http://www.hobel-und-eisen.de/Ziehklinge/schaerfen_von_zieklingen.htm gehalten.
Sicher ist, dass beide flachen Seiten spiegelblank und ohne fühlbaren oder sichtbaren Grat waren. Danach habe ich die Schmalseite erst gefeilt und dann auf dem 1000-er Stein poliert. Es ist immer noch kein Grat fühl- oder sichtbar.
Danach habe ich zwei Verfahren probiert(beide ohne Erfolg):
1. die Ziehklinge in den Schraubstock gespannt und mit einem spiegelblanken, geölten V2A-Stahl waagerecht über die Klinge gezogen (also Ziehblech und Rundstahl bilden einen 90 Grad Winkel). Danach habe ich versucht die beiden Grat-Seiten ein wenig "umzubiegen" indem ich noch einmal über die Schmalseite gezogen habe. Diesmal aber den Abziehstahl einmal leicht nach links und rechts geneigt habe.
2. beim zweiten Versuch habe ich die Vorgehenweise gewählt, in der man die Ziehklinge flach auf eine plane Unterlage der Werkbank legt und dann mit dem Abziehstahl ebenfalls flach über die Ziehklingenkante streicht. Dies biegt aber den Grat nach meinem Verständnis in Richtung Mitte der Ziehklingenkante. Danach soll der Grat ja wieder in Richtung flache Seite der Ziehklinge zurückgebogen werden. Also habe ich nochmals versucht jede Gratschneide in die richtige Richtung zu biegen.
Übrigens finde ich das erste Verfahren viel einfacher und auch logischer. Aber leider klappt das auch nicht. Vielleicht liegt es ja wirklich an dem zu weichen Abziehstahl. Ich glaube ich muss mir wirklich einmal einen Abziehstahl zulegen oder was meint ihr?
Ich versuche heute noch einmal mit der Beitelkante und mit einem Flachschaber einen Grat zu bekommen.
Gruß Detlef
Re: Wie war das mit den Seiten??
Hallo
Ich habe mir, angeregt durch diesen Bericht, auch noch mal meine Ziehklinge zur Brust genommen. Meine ersten Versuch waren ähnlich wie die deinen. Die Ziehklinge hat nur Staub produziert.
Aber da mein Küchentisch (Baumarkt-Buche-Leimholz) an den Leimstößen inzwischen fühlbare Kanten zeigte, dachte ich, dies ist ein geeignetes Objekt. Neuer Versuch.
Bei "fine woodworking" gibt es eine Video-Anleitung (http://www.taunton.com/finewoodworking/pages/wvt088.asp), die hab ich mir angesehen. (zusätzlich zu den Infos hier)
Und los: Ich habe mir diesmal extra eine Lupe mit in den Keller genommen, und jeden Schritt genau überprüft. Ich denke, die Feinheit des Schliffs ist nicht so entscheidend, eher die Tatsache, dass er genau rechtwinklig ist und die imer wieder entstehenden Grate weggeschliffen werden.
Ich habe diesmal auch die Klinge zuerst flach hingelegt, wie im Video zu sehen und danach erst darüber hinweg gezogen. Hier muß man aufpassen, diese Stelle ist im Video nur ganz kurz zu sehen. Ich habe zum Ziehen schlicht und einfach die Rückseite eines Stechbeitels genommen. Was soll ich sagen, das erste Mal dass es funktioniert hat. Zum Nachziehen, oben in der Küche, dann den Abziehstahl für die Küchenesser genommen. Das ging dann noch zweimal gut.
Zumindest das mit der Ziehklinge - der Tisch mußte dann doch mit dem Hobel bearbeitet werden und hat dabei hässliche Macken bekommen. Ähnlich wie in den Thread über "Birke und den ultimativen Hobel". Da muss ich nun doch noch mal "bei".
Gruß
Guido