Zähmung des widerspenstigen Brettes 1
Christof Hartge:
Die Zähmung des widerspenstigen Bretts - Teil 1
The taming of the shrewed board - Part 1
Vorwort:
Es ist ein Erlebnis zu sehen wie sich eine sägerauhe Bohle in ein gemessenes und winkliges Brett verwandelt, das fertig ist für die weitere Verwendung in Möbelbau und Zimmerei.
Hier auf meiner Hobelbank liegt eines. Es ist eine 40 mm Lärchenbohle, für die ein Schreiner keine Verwendung mehr hatte: Die Bohle ist ca. 84 cm lang und zwischen 40 und 50 cm breit. Die einzelnen Arbeitsschritte lauten:
- Besäumen oder: Ablängen
- Grobes Ablängen oder: Besäumen
- Abrichten der rechten oder linken Seite
- Abrichten der ersten Schmalseite
- Abrichten der ersten Hirnseite
- Genaues Ablängen/Abrichten der zweiten Hirnseite
- Abrichten der zweiten Schmalseite
- Auf Stärke bringen / Abrichten der linken oder rechten Seite.
Die Abfolge der einzelnen Schritte kann variieren. Wenn z. B., anders als hier, von einer langen Bohle abgeschnitten wird, kann man mit einem groben Ablängen beginnen und läßt dann das Besäumen folgen. Auch ist es normalerweise einfacher mit der rechten Seite des Brettes zu beginnen und zum Schluß die linke Seite folgen zu lassen, aber es kann auch gute Gründe geben, es gerade anders herum zu machen. Es könnte sein, dass gerade dieses Brett eine Ausnahme von der Regel darstellt. Aber dazu und zu den Begriffen "rechte und linke Seite" später.
1. Besäumena) das richtige Werkzeug
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2. Grobes Ablängena) was schon mal weg kann
b) QuerschnittsägenBevor es ans Sägen geht wieder ein Wort zur Säge. Querschnitte sind viel unproblematischer als Längsschnitte: Hirnholz fällt es überhaupt nicht ein, sich irgendwie verschließen zu wollen. Man kann diese Schnitte deshalb mit allen möglichen Verzahnungen ausführen. Wiederum sind alle Sägen außer Rückensägen geeignet. Für einen Schnitt in dieser Tiefe und Länge ist aber folgendes optimal:
Möglichst keine doppelt verzahnten Blätter, wie z. B. bei der Ryoba, es geht aber zur Not. Es kommen also in Frage: Fuchsschwanz, Kataba, Gestellsäge. Die Gestellsäge habe ich mal hinten an gestellt, weil die in diesem Fall nur funktioniert, wenn das abfallende Holz nicht breiter als 15 cm ist. Bei einer langen Bohle, die quer geteilt werden soll, funktioniert es dann wirklich nicht mehr.
c) der SchnittZuerst kommt wieder eine Kerbe und dann geht es los. Immer daran denken: Die Hand ist nur dafür zuständig die Säge von den Wänden der schmalen Schlucht, die selber erzeugt auf Abstand zu halten, sowie zu schieben und zu ziehen. Den Rest erledigt die Säge. Und wenn euch der Schnitt schief vorkommt, laßt sie ruhig mal laufen. Die macht das schon. d) für die Schnitte mit Japansägenverweise ich wieder auf Michel Siegrist: http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/2430 e) Fertig, die Kante ist dran
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Eine Wasserwaage als Lineal, ein Taschenmesser, ein Bleistift eine Längsschnittsäge und, nicht auf dem Bild, ein Holzkeil. Ein Wort zur Säge. Grundsätzlich funktioniert jede rückenlose Säge, also Gestellsäge, Fuchsschwanz, Ryoba, oder Kataba. Gleichwohl gibt es Eigenschaften, die eine Säge für diese Aufgabe besonders qualifizieren: Zahnweite ,grob: 4-6 mm. Verzahnung: Längs. Sogenannte Universalverzahnungen arbeiten deutlich langsamer, Querverzahnungen laufen nicht stabil in der Spur, wenn sie längs schneiden sollen und sind wirklich langsam. Die Verzahnung sollte möglichst nicht zweiseitig angebracht sein, wie bei der Ryoba. Wenn der Schnitt so tief wird, daß auch die andere Seite eintaucht verläuft die Säge meist.
Eine Kerbe muß zwar nicht sein, hilft aber enorm, gerade bei großen Sägen. Bitte laßt euch nicht von dem zweiten Bleistiftstrich irritieren, der war ein Irrtum und ich habe ihn halt stehen lassen.
Unmittelbar wenn das Sägeblatt tief genug eingetaucht ist, sollte man in jedem Fall einen kleinen Holzkeil ansetzen, der den Spalt auseinanderhält. Gerade Bretter, wie dieses, dass aus dem Stammanfang geschnitten wurden können sich mit enormer Kraft wieder schließen, die Säge bekommt seitlichen Druck und verläuft. Die Gestellsäge hat da einen entschiedenen Vorteil: Weil das Blatt so schmal ist, kann der Keil schon nach 6 cm eingesetzt werden. Bei einem Fuchsschwanz muß man vielleicht 10 cm gesägt haben und dann kann es schon fast zu spät sein.
Das Brett liegt flach auf der Hobelbank. Das Sägeblatt muß in 90° Winkel gestellt werden und arbeitet jetzt wie eine Bandsäge. Man läßt die Säge im steilen Winkel vor sich in den Schnitt fallen. Das Blatt muß frei laufen und darf keinen Druck bekommen.
Sägt auch wunderbar, allerdings besser mit Sägeböcken. Die Hobelbank ist einfach zu hoch um darauf mit einem Fuchsschwanz zu sägen. Besser als auf dem Bild wären niedrige Sägeböcke, die das festklemmen mit dem Knie oder dem Fuß erlauben. Auf dem Foto ist aber die Verwendung des Daumenloches zu sehen. Die andere Hand kann zusätzlich eingreifen, um diese arbeitsintensiven Schnitte zu erleichtern. Di eigentliche Stärke der D8 liegt in dem wunderbaren Griff und dem hervorragenden
Beide Sägen arbeiten schnell und ratterfrei. Nach 4 Minuten hat man es dann fast.
Wie ihr seht habe ich in die Mitte eine kleine Beule gesägt. Das darf ruhig noch genauer werden.
Das künftige Brett soll 34 cm breit werden. Dann nehme ich 1 cm dazu und ziehe eine Linie, die parallel ist zum ersten Riß. Das Sägen geht dann genauso. Denkt an lockeres Sägen und den Keil und, hups, ist das Brett
Und hier das fertig besäumte Brett mit den Baumkanten.
Das Brett ist jetzt ca. 84 cm lang, soll aber 66,5 lang werden. Man könnte diesen Schritt sich auch aufheben, bis die Hirnseiten abgerichtet werden. Andererseits hat es auch was für sich, nicht mehr Fläche abzurichten als nötig. Also schneide ich schon mal auf 68,5. Die 2cm lassen nachher genug Platz für das feine Justieren der Länge.
Bevor man was wegschneidet, lohnt es sich auf das Brett zu schauen, was denn am ehesten weg kann.
An einem Ende
... am anderen auch, so ist das Leben manchmal.
Mein Lieblingswerkzeug für diese Aufgaben ist die hier, eine Disston D8, quer.
Das Brett ist
Das gleiche passiert auf der anderen Seite.