Zähmung des widerspenstigen Brettes 2
Christof Hartge:Die Zähmung des widerspenstigen Bretts - Teil 2
|
3. AbrichtenNun geht es ans Abrichten der ersten großen Fläche des Brettes. Im Verlaufe dieses Arbeitsganges werde ich diese Werkzeuge benutzen:
a) wie soll das Brett denn auf der Bank liegen?
Es ist im Prinzip gleichgültig ob man mit der Rechten oder Linken Seite beginnt. Am Anfang empfinden viele die Linke Seite als einfacher. Die Linke Seite hat den Vorzug, daß die Hochflächen des Brettes, die zuerst weg müssen immer an den Kanten, bzw. den Ecken liegen, das erleichtert die Führung des Hobels. Aber Holz richtet sich nun mal nicht nach unseren Bequemlichkeiten. Bei dem vorliegenden Stück ist es so,daß die Oberfläche kleine Risse aufweist und überhaupt weniger ansehnlich wirkt. Würde ich jetzt mit der Linken beginnen, würde auf der schlechteren Seite gerade soviel Material wie nötig abgetragen. Ausgerechnet auf der Rechten Seite, die die schönere ist würde viel Matrial abgetragen werden, weil mit dieser Seite das Brett auch auf Stärke gebracht werden wird. Also drehe ich die Reihenfolge um, auf der rechten Seite kommt wenig ab und auf der linken Seite arbeite ich mich dem besseren Holz entgegen. Also die rechte Seite auf die Hobelbank. Nun ein Blick auf den Faserverlauf. Man erkennt ihn gut an den Schmalseiten. Holzfasern muß man sich wie ein Fell vorstellen. Der Hobel muß sie mit der Faserrrichtung überstreichen, sonst werden sie widerborstig.
O ha, das kommt nicht so oft vor: Auf dieser Seite steigen die Fasern in umgekehrter Richtung auf. Bei den meisten Brettern werdet ihr es leichter haben. Hier wechselt die Fasserichtung irgendwo mitten in der Brettfläche. Schlimm ist das nicht, nur umständlicher beim Hobeln, aber dazu später. Ich lasse das Brett in dieser Ausrichtung liegen und sehe, was da kommen soll. |
b) Die Hochfläche bestimmenAls ich mein erstes Brett abrichtete war mir wohl klar, daß sie sich wölben und biegen, aber daß ein Brett auch noch verwindet und damit eine sanfte Propellerform annnimt wußte ich nicht. Das ist mit ungeschultem Auge auch nicht so leicht zu erkennen. Am Schluß hatte ich zwar eine saubere Oberfläche, die aber merkwürdigerweise auf der Hobelbank hin-und herschaukelte. Nach einer Weile rumprobieren stellte ich fest, ich hatte eine Woche lang daran gearbeitet ein Brett unrettbar zu verhobeln. Tragisch. Das soll hier nicht passieren darum lege ich jetzt etwa in die Mitte dicht nebeneinander des Brettes die beiden Richtscheite auf und peile darüber.
Nehmen wir doch die beiden Richtscheite weiter auseinander:
So jetzt wissen wir eigentlich alles, was wir wissen müssen, um zu wissen wo der Hobel angesetzt werden muß: Stellet euch wieder normal vor die Hobelbank und visualisiert, die Messergebnisse
Und jetzt kann es los gehen mit der Hobelei. Zuvor aber noch eine Bemerkung zu den Richtscheiten. Da? ich eine Wasserwaage benutze ist reiner Zufall, hat sich so ergeben und muß nicht so sein. Im Prinzip ist nichts gefordert als zwei 50-60 lange Leisten, die genau parallele Kanten haben. Die Fase hilft bei der Peilung. Weiter braucht es nichts und ein präzises Meßinstrument ist fertig. Friedrich hat mal angemerkt, dass er denselben Zweck mit einer Wasserwaage allein erreicht, indem er damit über die Oberfläche fährt und registriert wie die Waage jeweils aus dem Lot gerät. Aber jetzt zum Hobeln! |
c) Mit dem SchrupphobelEigentlich kann man jetzt mit jedem Bankhobel loslegen, den man gerade zur Hand hat. Das Prinzip ist immer dasselbe. Also mit dem Schlichthobel geht es, mit dem Doppelhobel geht es, mit der Rauhbank auch. Nur ist es so, dass hier die Hobel mit gerundeter Schneide im Vorteil sind. Es muß ja schnell viel Material abgetragen werden. Da hier wirklich etwas weg muß, fange ich mit dem rauhen Gesellen der Hobelfamilie, dem Schrupphobel an.
|
d) Mit dem DoppelhobelDa fertig geschruppt ist, kann es mit dem nächst feineren Hobel weiter gehen. Die alte deutsche Systematik sieht hier den Schlichthobel vor. Ich habe keinen und habe in auch noch nicht vermißt. Es spricht aber nichts dagegen, ihn jetzt einzusetzen. Ich nehme aber jetzt schon meinen Doppelhobel.
|