Womit behandelt man die Sohle eines Eisenhobels?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Detlef Fallisch
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Womit behandelt man die Sohle eines Eisenhobels?

Beitrag von Detlef Fallisch »


Heute habe ich gedacht mich trifft der Schlag. Da habe ich nun seit einer Woche den schönen neuen "scraping plane" von Lee Valley (Bilder des Hobels findet man unter anderem auf der Homepage von Rolf) und kaum wird das edle Teil drei Tage nicht benutzt, bildet sich eine bräunliche Oxydationsschicht (um nicht zu sagen: ROST) auf der Hobelsohle.

Ich habe den Hobel vor dem ersten Gebrauch, wie in der Dokumentation beschrieben, gereinigt. Nach dem Grat anziehen habe ich dann so lange gehobelt bis ich Muskelkater bekommen habe und meine Arme langsam immer länger wurden. Dannach habe ich mir eine dreitägige Ruhepause gegönnt - schließlich muß auch ich irgend wann mal arbeiten um Geld zu verdienen :-)

Während dieser Zeit lag der Hobel unbenutzt in der Werkstatt. In der Werkstatt ist es sehr trocken, weil direkt daneben der Heizungskeller liegt. Der Hobel ist definitiv nicht mit Wasser in Berührung bekommen, aber da mir der Schweiß von der Stirne lief kann es durchaus sein, daß ich mit schweißnassen Händen den Hobel zur Seite gelegt habe.

Jedenfalls habe ich nun eine hauchfeine bräunliche Schicht auf der Hobelsohle. Ich habe es zuerst mit Waschbenzin und einigen Tropfen Nähmaschinenöl versucht, aber so so schön blank wie vorher bekomme ich die Sohle nicht mehr. Hier nun meine Fragen:

1. wie werde ich die Schicht wieder los
2. was sollte ich tun, damit sich das nicht wiederholt (Veritas empfiehlt irgend so ein Spezialwachs für die Pflege. Kann man auch schlichtes Kerzenwachs nehmen?)
3. sind die Hobelsohlen der Eisenhobel alle so empfindlich?
4. was unternimmt ihr gegen den Flugrost?

Gruß Detlef

CONGER - The Irish diaspora in Munich
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Re: Womit behandelt man die Sohle eines Eisenhobel

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »


Detlef... Ich habe land gesucht... und Vieles probiert..

Das Beste das ich bisher gefunden habe ist BALLISTOL (erstaunlicherweise OBI!) -- http://www.klever-ballistol.de/

Auch gut ist Vaselineöl (Apotheker).

Beide lösungen sind teuer... aber wirksam.

Die oft angebotene Kamelienöl ist fast nutzlos. Kerzenwachs ist nicht schlecht, aber schwierig wenn du hobeln willst!

Ja... meine Lie Nielsen hobel sind empfindlich. Meine Stanley hobel sind nicht!

Ich wurde an deine Stelle einen E-mail an Robin Lee (Lee Valley) senden (rlee@leevalley.com) und ihm fragen!

-g-


friedrich Kollenrott

Re: Womit behandelt man die Sohle eines Eisenhobel *MIT BILD*

Beitrag von friedrich Kollenrott »


Hallo Detlef,

ja, Eisen rostet. Hintergrund in diesem Fall: Veritas fertigt (wie Lie Nielsen auch) die Hobelkörper nicht aus dem traditionell üblichen Grauguss (Gusseisen mit Lamellengraphit), sondern aus Sphäroguss. Der ist bruchsicher und massstabiler, aber offenbar korrosionsempfindlicher. Ich merke es an meinen Hobeln auch: Die alten Stanleys sind praktisch frei von Rost, an den neuen Edelteilen ist immer mal was.

Man kann gröberen Rost beseitigen mit etwas Stahlwolle unter Zugabe von Öl (es bleibt ein Fleck). Als Öl nehme ich Ballistol. Das eignet sich sehr gut auch zur Vorbeugung: Die Sohle leicht damit einreiben bevor man den Hobel weghängt.

Du solltest Dich aber damit abfinden, das sich die Optik ändert. Ein älterer eiserner Hobel sieht nicht aus wie ein neuer, sondern schöner. Das ist nicht Rost, das ist Patina.

Ein Pflegewachs benutze ich nicht, aber Kerzenwachs zum Verbessern des Gleitverhaltens (es hinterlässt keine spürbaren störenden Rückstände). Hält eine Zeitlang, dann die Sohle neu einreiben.

Damit Du siehst, dass Andere das gleiche Problem haben: Auf dem Bild siehst Du das kleine Pflegeset, das auf meiner Hobelbank einen festen Platz hat: Ein Holzklotz mit einem Fläschchen Ballistol, in der Flasche eine Rohrfeder zum Auftragen, ein Pinsel zum Säubern des Bettes vor Wiedereinsetzen des Hobeleisens und eine Stearinkerze. Und die Lupe zur Begutachtung der Schneide hat da auch ihren Platz.

Friedrich



Philipp
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Lee Valley

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #102065]
Hallo Detlef,

Glückwunsch zum neuen Hobel. Hast du den direkt aus den USA bestellt? Funzt das gut, auch mit den örtlichen Zollbehörden? Mußtest du hier Zollgebühren bezahlen, und falls ja wie viel?
Das Thema "Bestellen in den USA" wurde hier zwar schon mal durchgekaut, aber ich finde das Thema nicht mehr. Falls du also Erfahrung sammeln konntest, wäre es schön, ein paar Sätze von dir hier zu lesen.

Gruß und frohes Schaben!

Philipp

Ulrich Lanz
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Re: Lee Valley

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo Philipp,

ich habe zwar noch keine Werkzeuge über dem großen Teich bestellt, aber beispielsweise schon mal einen Rucksack. Funktioniert eigentlich problemlos, wenn auch natürlich nicht so schnell wie beim Händler um die Ecke oder im Internet. Nur Vorsicht bei den Preisen: Zu Kaufpreis und Transportkosten musst noch Zoll dazurechnen - da kommt ein paar Wochen später eine separate Zahlungsaufforderung der Zollbehörden ins Haus geflattert. Bei dem Rucksack für 180 € waren es, wenn ich mich Recht entsinne rund 40 €. Das sollte man beim Preisvergleich mit deutschen Händlern berücksichtigen.

Grüße Uli

Philipp
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Re: Lee Valley

Beitrag von Philipp »


Hallo Uli,

danke für die Info. Kann man beim Zoll im Vorfeld erfahren, welche Gebühren zu berappen sind? Böse Überraschungen vermeidet man ja gern.
Ich glaube auch nicht, daß man durch Direktimport in den USA viel billiger kaufen kann, darum geht es mir auch nur weniger. Interessanter ist halt der Umstand, daß das Warenangebot mit zusätzlichen anderen Händlern steigt.
Manchmal kann ich aber die Preisunterschiede zwischen verschiedenen Ländern nicht ganz nachvollziehen. So kostet eine Bohrwinde aus franz. Produktion bei einem Händler im Niederbayerischen so um die 55 Euro + MwSt., das gleich Teil bei LV aber nur 48 $. Bei einem Kurs von 1,20 ergibt das nur 40 Eur. Ist doch irgendwie merkwürdig, oder?

(OT: wasn fürn Rucksack? Gregory? Osprey? Andere Edelmarke? Lohnt dat?)

Gruß, Ph.

Ulrich Lanz
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Re: Lee Valley

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo Philipp,

ich nehme schon an, dass der Zoll da Auskunft geben kann. Die Einfuhrzölle aus nicht EU-Ländern liegen je nach Produkt grob zwischen 5 und 15 %. Dazu kommt noch die Einfuhrsteuer. Macht also etwa 25-30 % Aufschlag auf Kaufpreis und Versandkosten . Das hebt den guten Dollarkurs und günstigere Preise in den USA dann wieder weitgehend auf. Ich sehe es deshalb wie du: Interessant sind "Schnäppchen" und Artikel, die es bei uns gar nicht gibt. Da haben die amerikanischen Händler eine Menge zu bieten. Nur ein Beispiel: An Maschinenzubehör improvisiert man dort bzw. baut man selber viel mehr als hierzulande. Dementsprechend ist auch das Hardware-Angebot viel größer als hierzulande. Ich erinnere nur an meine Frage wegen einem neuen Parallelanschlag für eine alte Kreissäge, die ich vor einiger Zeit im Maschinenforum gestellt habe. In den USA gibt es da eine breite Palette an Zubehörlieferanten, hier keine. Außerdem ist anspruchsvolles "woodworking" überm Teich nach meinem Eindruck verbreiteter als hierzulande. Der größere Kundenkreis sorgt natürlich auch für eine größere Auswahl an Handwerkszeugen als hierzulande. Nicht umsonst kommen viele hochwertige Handwerkzeuge und die besten Neuentwicklungen jüngerer Zeit entweder aus Japan oder aus den USA, vielleicht noch aus Großbritannien aber kaum mehr aus dem deutschsprachigen Raum. Das vor allem macht m.E. den internationalen Einkauf interessant.

Was den Rucksack betrifft: Mountainsmith, in Europa nicht erhältlich aber genial. Wenn du mehr wissen willst, mail ich dir direkt.

Gruß Uli

Rolf Schmid
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Zoll

Beitrag von Rolf Schmid »


Ganz so hoch ist der Aufschlag nicht siehe
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/8887
Bei Lee Valley wird auch kein Strafzoll fällig wie derzeit in USA.

Gruesse
Rolf


MaxS
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Re: Womit behandelt man die Sohle eines Eisenhobel

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #102065]
Ich würde einen schleifreiniger(ELOFIX von pci) nehmen, das ist eine gummimasse, in der feinstes schleifkorn eingebettet ist. mit dem den rost wegmachen, die sohle sollte dann wieder glänzen, wie am ersten tag.
Danach die sohle mit ballistol einreiben/sprühen. es gibt nichts vergleichbar gutes! vor dem nächsten einsatz einfach wegputzen, und danach wieder ballistol drauf. dann darf der hobel eigentlich nicht rosten.
Bei hat zumindest nach de behandlung nichts mehr gerostet!

MfG

MAximilian Schreiegg

Detlef Fallisch
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Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Womit behandelt man die Sohle eines Eisenhobel

Beitrag von Detlef Fallisch »


Vielen Dank für eure Tipps. Da bin ich aber beruhigt, dass auch die Hobel-Profis rostige Hobelsohlen haben. Ich werde als erstes euren Ratschlag folgen und mir Balistol zulegen und vorher mal versuchen mit Stahlwolle wieder meine schöne glänzende Oberfläche hin zu bekommen.

Die Fragen zu der Bestellung von Werkzeugen bei Lee Valley kann ich nur teilweise beantworten. Ich habe den Hobel über das Internet direkt bei Lee Valley bestellt. Weil unsere Freunde zu der Zeit in Kanada waren, habe ich den Hobel an deren Adresse in British Columbia liefern lassen. Von dort aus haben unsere Freunde mir den Hobel und zwei neue Lee Valley Kataloge nach Urlaubsende mitgebracht. Kosten beim Zoll? Welcher Zoll? Transportkosten? Welche Transportkosten? Ach ja, ich hatte doch Transportkosten. Ich habe unsere Freunde in Düsseldorf am Flughafen abgeholt.

Na ja, eigentlich habe ich den Hobel abgeholt, aber zufällig waren unsere Freunde auch am Flughafen :-)

Gruß Detlef

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