Fasenwinkel für japanischen Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Fasenwinkel für japanischen Hobel

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo zusammen,

kürzlich habe ich meinen ersten japanischen Hobel erworben. Es handelt sich um das Einstiegsmodell von Dieter. Nun habe ich mich schon ein paar Mal im Hobeln damit versucht und bin zum Schluss gekommen, dass das Eisen noch einer gründlichen Schärfkur unterzogen werden sollte. Bis jetzt habe ich der Wahl des Fasenwinkles keine große Bedeutung zugemessen, sondern einfach eine zweite Fase geschärft, um möglichst wenig Material abtragen zu müssen. Bei diesem Hobel möchte ich aber mehr Sorgfalt walten lassen.
Welchen Fasenwinkel würdet ihr für diesen japanischen Hobel, wenn er primär bei der Bearbeitung von Weichholz eingesetzt werden soll, wählen?

Herzlichen Dank!

Christian

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Fasenwinkel für japanischen Hobel

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Christian,
toll, dass du sowas hast. Endlich kann einer mal aus erster Hand berichten.
Ich würde mit einem Fasenwinkel von 30° anfangen, vielleict sogar etwas mehr, 32°. Japanische Stähle sind härter und brüchiger, soweit ich weiß. Das spricht für einen etwas steileren Fasenwinkel. Dann schau mal was passiert. Ist die Oberfläche zwar glatt aber seltsam glanzlos, dann würde ich vorsichtig runter gehen mit dem Fasenwinkel. Hirnholz ist eigentlich ein guter Test für die Abstimmung eines Hobeleisens: Scharf muß es sein, sonst gibt es keine Späne, zäh muß es sein, sonst ist das Eisen bald umgebörtelt.

Viele Grüße, Christof.

Siegrist Michel
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Fasenwinkel für japanischen Hobel

Beitrag von Siegrist Michel »


Hallo Christian,

27-30° bei Weichholz ist bei meinem Kanna gerade richtig. Aber noch wichtiger ist das Hobeleisen genau rechtwinklig und die Schneidenkante sollte grade micht bogenförmig sein. Nur dann kann man einen sauberen Span abheben. Wenn das Eisen bogenförmig ist wird es nur in der Mitte einen Span abheben.

mfg Michel

PS: Nimm für deine Testversuche ein astloses Stück Fichtenholz. Irgendwie spricht der Japaner nicht gut auf Äste an ;-)

ronald.maly@freenet.de

Re: Einsatz japanischer Hobel

Beitrag von ronald.maly@freenet.de »


Hallo Siegrist,

ich habe gerade mit Interesse Deine Antwort auf Christians Beitrag gelesen.
Du schreibst, ein Kanna spreche nicht so gut an auf Äste.

Wozu setzt Du denn Deinen Kanna ein? Wie gehst Du mit Werkaufgaben um, wenn Äste auftauchen? Flicken ist ja auch nicht unbedingt schön; nur wo es geht, kann es mitunter dekorativ sein.
Ich frage vor dem Hintergrund, daß ich mir gerne einen Kanna bauen möchte. Sie hätten Vorzüge gegenüber anderen Hobeln kann man lesen. Laufruhe durch das massive Hobeleisen und eine hohe Schneidhaltigkeit und Schärfe sollen ihn auszeichnen; kann man mit den Eigenschaften nicht schon recht ordentlich den Ästen begegnen? Sicher kannst Du mir weiter helfen.

Freundliche Grüße
Ronald

Siegrist Michel
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Einsatz japanischer Hobel

Beitrag von Siegrist Michel »


Hallo Maly ;-)

Michel reicht schon. In meiner japan. Werkzeugkarriere hab ich zwei Fehler gemacht. Zapfenlochstemmen mit einen japanischen Stemmeisen von Iyori in einen Ast, dass mir die Tränen Literweise über das Werkstü¨ck flossen wird mir keiner glauben, aber geschmerz hat es schon zu sehen wie die Rasiermesser scharfe Klinge nun wie ein Kamm aus sah :-( Das gleiche geschah mir bei einem Grossen Ast mit dem Kanna. Für solche arbeiten verwendtet man die japanischen HSS Stemmeisen und HSS Wendemesser (gibt es auch für den Kanna bei D.)

Das HSS Stemmeisen hab ich mir gekauft und hällt was es verspricht! Mit Schwung in die Äste stemmen bis einem die Späne um die Ohren fliegen ist damit kein Problem mehr. Auch die schärfe ist erstklassig, zugegeben nicht so scharf wie meine anderen Stemmeisen.

mfg Michel

ronald.maly@freenet.de

Re: Einsatz japanischer Hobel

Beitrag von ronald.maly@freenet.de »


Hallo Michel,
vielen Dank für Deinen Beitrag, der meine Info- und Erfahrungssammlung im Vorfeld meines Hobelprojektes bereichert.
Doch erst mal sorry für die falsche Anrede; aber viele nennen erst Ihren Vornamen, so daß ich das bei Dir auch tat. Zudem kenne ich einen Siegrist.
Arbeitest Du berufs- oder hobbymäßig so wie ich, mit Holz?
Nun, ich konnte beim Lesen Deinen Schmerz nachfühlen. Ich als gelernter Werkzeugmacher lege natürlich großen Wert auf Schärfe und weiß auch um die Schwierigkeit. Gerade wenn man versucht alles so perfekt wie möglich zu machen.
Wie schärfst Du denn Deine Werkzeuge / japan-wkzg. ? Ein Leitspruch aus meiner Lehre lautet: Respekt vor Material und Werkzeug ! Den durften wir 3 1/2 Jahre mehrmals die Woche anhören; das prägt natürlich. Klingt vielleicht pathetisch, oder japanisch :-)
Aber da kommt Dein Rat gerade richtig, denn als Hobbywerker ist das alles auch eine Budgetfrage. Und das was man sich anschafft, will man ja lange benutzen.

Insofern Danke.

Freundliche Grüße
Ronald

Siegrist Michel
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Einsatz japanischer Hobel

Beitrag von Siegrist Michel »


Hallo Ronald,

das mit dem Namen macht doch nichts ;-)

"Arbeitest Du berufs- oder hobbymäßig so wie ich, mit Holz?
Nun, ich konnte beim Lesen Deinen Schmerz nachfühlen. Ich als gelernter Werkzeugmacher lege natürlich großen Wert auf Schärfe und weiß auch um die Schwierigkeit. Gerade wenn man versucht alles so perfekt wie möglich zu machen. "

Bei mir ist es genau anderst rum!

Beruf Zimmermann und das Hobby hat mit Metallzerspanung zu tun (genauergesagt Dampfmaschinenmodellbau)

Meine japanischen Werkzeuge schärfe ich alle auf japanischen Wassersteinen im Freihandstil. Nur die Hobelmesser schärfe ich mit einer Schärfführung, da die Schneidenkante exakt rechtwinklig sein muss. Ansonsten schneidet das Eisen nicht auf der vollen Breite.

Körnungen der Wassersteine reichen bei mir von 80 - 800 - 1200 - 4000 - 6000 + Nagurastein (wenn man den über den 6000er reibt bildet sich eine noch feinere Paste und man kann damit den letzten Schliff geben. (Einen 8000er wäre toll, aber die sind so teuer!) Ausserdem wo soll dem das noch hin führen, kann mit meinen Stemmeisen letzt schon 3- lagiges Haushaltspapier (lose in der Luft gehalten) in einen Schnitt sauber trennen.

mfg Michel



Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Einsatz japanischer Hobel

Beitrag von Detlef Fallisch »


Hallo Michel,

meine Frage hat zwar nichts mit Holz zu tun, aber bedeutet dein Hobby Dampfmaschinenmodellbau den Bau von Maschinen vom Rohling aus. (Stuart Modelle?). Wenn ja antworte mir doch mal außerhalb des Forums.

Gruß Detlef Fallisch

Manfred Klein

Re: Einsatz japanischer Hobel

Beitrag von Manfred Klein »


Hallo Michel

Du schriebst dass die japanischen Wassersteine in 8000er Koernung teuer sind, und dass sind sie auch. Ein Leser, John Shortell, in Fine Woodworking, Ausgabe Winter 2002/2003, gab eine andere, viel billigere Loesung an. Er schleift seine Werkzeuge, Beitel, Hobeleisen, usw., stufenweise auf Schmirgelpapier bis zu Koernung 1200. Dann traegt er ein Autolackpoliermittel, 3M Perfect-It Machine Glaze, in grosszuegiger Menge auf eine Ahornplatte, und zieht seine Beitel, Hobeleisen, usw., darauf ab. Herr Shortell behauptet dass das seinen Werkzeugen eine Hochglanzpolitur gibt, gleich einer von den feinsten Schleifsteinen, gleichzeitig mit einer auesserst scharfe Schneide. Er probierte nachher einen nach dieser Methode geschaerften Schlichthobel an einem Stueck sogennanter "curly maple" (wortwoertlich: gekraueselter Ahorn)aus und erzielte nach Angabe eine spiegelglatte Flaeche.

Das 3M Perfect-It Machine Glaze muesste auch in Deutschland bei Autolackhandlungen erhaeltlich sein. Anstatt der Ahornplatte wuerde wahrscheinlich irgendeine Platte aus hartem Material dienen.

Selbst hab ich's noch nicht probiert.

Gruesse

Manfred

Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Schleifmittel

Beitrag von Philipp »


Hallo Manfred,

ganz recht. Ich verstehe auch nicht den Wind, der um die 8000er Steine gemacht wird. Ich sehe in ihnen gegenüber einer festen, ebenen Unterlage mit einem Polierpulver/einer Polierpaste eigentlich nur Nachteile (hohe Kosten, Zerstörungsgefahr durch das Werkzeug etc.).

Ich schleife meine Hobelmesser, Küchenmesser etc. fast nur mit diversen Schleifpulvern auf einer ebenen Unterlage/Abziehleder und erziele damit für meine Begeriffe sehr scharfe Schneiden und eine Hochganzpolitur.

Mein Tip für das Abziehleder: Chromoxid. Ein hervorragendes Poliermittel für Stahl. Oder eine Aluminiumoxid mit sehr hoher spezifischer Oberfläche.
Für allerfeinste Polituren kann man noch einen Polierkaolin verwenden (braucht aber viel Wasser, daher weniger gut für das Leder).

Wer an solchen Pülverchen Interesse hat, kann sich mit mir in Verbindung setzen. Mein Arbeitgeber verkauft das Zeugs tonnenweise...(wäre vielleicht sogar was für Dieter als Weiterverkäufer in kleinen Mengen).

Eine Autopolitur ist übrigens, was das Schleifmittel anbelangt, nicht immer ein großes Geheimnis. Hier könnte ich möglicherweise auch helfen...

Gruß an alle Schleifer
Philipp

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