Holzkitt selber herstellen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Detlef Fallisch
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Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Detlef Fallisch »


Ich bin mir nicht ganz sicher ob diese Frage ins Maschinenforum oder hierher gehört, aber irgendwo muss ich wohl mal anfangen. Leider habe ich vor einigen Wochen beim Nuten eines fast fertigen Kirschholzbrettes (750mmx250mm) den Fräser durch das Brett gefahren. (ja,ja ich weiß: hätte ich ausschließlich mit Handwerkzeugen gearbeitet wäre das wahrscheinlich nicht passiert :-) - ich gelobe mich zu bessern!)

Nachdem ich wütend und genervt das Brett erst einmal wochenlang in die hinterste Ecke verbannt habe und die anderen Arbeiten fertig gestellt habe, muss ich mir nun notgedrungen Gedanken um die "Reparatur" machen.

Das Loch ist ca. so groß wie ein halber Daumen. Meine erste Idee war das Loch mit Holzkitt (igittegitt!) aufzufüllen und wieder glatt zu schleifen. Aber kann man so ein großes Loch sicher mit Holzkitt verschliessen?

Der einzige Holzkitt in meiner Werkstatt ist Kiefern-Holzkitt; mein Brett ist aber amerikanische Kirsche. Irgendwo habe ich mal gelesen, man könne Holzkitt selber herstellen, indem man Sägemehl und Weißleim(?) zu einer Paste verrührt. Hat das schon einmal jemand versucht?

Oder ist die Idee, ein sauberes viereckiges Loch in das Brett zu sägen und dort ein Paßstück aus dem gleichen Holz einzukleben, erfolgversprechender?

Bin gespannt auf eure Ratschläge.
Gruß Detlef

Stefan Picker
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Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Stefan Picker »


Hallo!
Habe diesen Kitt mal mit einfachen Kiefernmehl (vom Abschleifen) hergestellt. Ist aber sicherlich nur für kleinere Risse o.ä. geeignet. Zumal durch den Weißleim später ein problem bei der Oberflächenbehandlung entsteht.
Ich würde nach Möglichkeit das Loch ausbohren und mit einem passenden Stopfen versehen. Wenn du auf eine passende Maserung achtest, dürfte man anschließend kaum etwas sehen. Oder das Brett ganz neu machen. Vielleicht ärgerst du dich dann später am wenigsten, da das Auge ja immer auf solche ausgebesserten Stellen besonders achtet.
Gruß und guten Rutsch,
Stefan

Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Volker Hansen »


Hallo Detlef, ich würde auch ein Passstück einsetzen, ich glaube das so große Löcher mit Holzkitt nicht verschlossen werden können - Rissbildung.

Gruß Volker

thomas

Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von thomas »


hallo detlef, auch ich würde auf keinen fall "ausschmieren", das geht wirklich nur bei kleinen rissen.
wenn du die stelle ausflickst, dann solltest du meiner erfahrung nach kein rundes loch bohren, das fällt eigentlich immer auf. besser ist ein rechteckiges, noch besser eine gefräste spur auf ganze brettlänge, das sieht dann aus, als wärs eins der bretter, die du zur fläche verleimt hast. wenn das holzbild dadurch sehr abgewertet wird, dann geht das natürlich nicht.
du könntest die brettfläche auch einige mm unter maß hobeln, komplett eine dünne schicht aufleimen und dann wieder auf fertigmaß hobeln. geht in "meinem" betrieb mit lauter martinprofimaschinen natürlich locker, könnte heimwerkermäßig aber problematisch sein.
letzlich würde ich mich wohl für ein komplett neues brett entscheiden, das alte ist ja nicht völlig verdorben, das kommt ins holzlager, und irgendwann wirst du etwas hübsches daraus bauen können.
mfg thomas


Dieter Macher

Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Detlev,

Möchte mich der Meinung von Thomas anschließen - die allerbeste Lösung ist ein neues Brett - die von Thomas geschilderte Rep-Methode eine sehr gute
( fachmänische! ) Alternative.
Zur Eigenherstellung von Holzkitt: Ich habe über ein Jahr lang gesucht um einen Klebstoff zu finden, welcher neben Sekundenkleber ( nur für kleinste Stellen verwendbar ) hierfür geeignet ist. Weissleim ist eine eher schlechte Alternative - wegen der schon erwähnten Problme bei der nachfolgenden Oberflächenbehandlung - außerdem reicht der Härtegrad des getrockneten Weissleims meinen Erfahrungen nach oftmals nicht aus.
Als sehr gut hat sich ein transparent aushärtender Zeikomponentenkleber bewährt ( Namen und Hersteller folgt nach )der mit feinsten Schleifstaub gemischt einen sehr guten Holzkitt ergibt. Darüber hinaus stellt die Firma Lignit ( > Net - wer liefert was.de) sehr guten Holzkitt auf Echtholzbasis her, also ohne Beimischungen von irgendwelchen Kunststoffen.

Schönen Gruss

Dieter M.



Josef Hillebrand

Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Josef Hillebrand »


Hallo Detlef,

Vor einigen Jahren habe ich eine Schale aus Birnbaumholz gedrechselt. In dem Holz waren 2 kl Löcher vom Holzwurm. Diese habe ich mit Zweikomponentenkleber und Schleifstaub (vermischt) zu gekittet.
Das klappt sehr gut und hält heute noch.
Die Schale ist mit der Zeit nach gedunkelt. Die 2 Stellen mit Holzkitt sind hell geblieben.
Heute kann ich immer sehen wo der Holzwurm mal gelebt hat.

Mfg Josef Hillebrand

Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Detlef Fallisch »

[In Antwort auf #97454]
Danke für deine Tips Thomas (und natürlich auch für all die anderen Ratschläge).
Natürlich wäre mir ein neues Brett am liebsten, aber erstens bekomme ich natürlich nicht noch einmal Bohlen vom gleichen Stamm und zweitens steckt schon eine Menge Arbeit im Brett (Fingerzinken, Nuten fräsen, auf Dicke hobeln und schleifen) so das ich das Brett gerne "retten" möchte.

Das Brett wird als Seitenwange eines Telefonschränkchens gebraucht und weil diese Seite eh halb durch einen Türrahmen teilweise verdeckt wird, werde ich wohl dem Vorschlag folgen und aus dem unregelmäßigen Fräserdurchbruch ein sauberes, rechteckiges Loch machen. Danach werde ich dann ein ähnlich gemasertes Reststück einsetzen.

Gruß Detlef

PS: Frohes Neues Jahr an alle "Neanderthaler" und andere Holzfetischisten :-) Übrigens bin ich wahrscheinlich der einzige "echte Neanderthaler" im Forum, denn ich wohne fast im Neandertal. Keine 5 Gehminuten bis dorthin. Ist häufig unser Sonntagspaziergang.

Dieter Schmid
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Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Dieter Schmid »


Noch ein kleiner Tip zum Ausflicken: Den Flicken würde ich leicht konisch (nach unten verjüngend) an den Seiten machen. Wenn er dann mit der Schraubzwinge reingedrückt wird, wird jede kleine Ungenauigkeit, die eventuell beim Ausstemmen des Loches entstanden ist, vollkommen unsichtbar. Ganz nebenbei finde ich einen Flicken in einem Möbel charmant und ein Hinweis darauf, daß ein Mensch sich in liebevoller Weise darum gekümmert hat.

Nicht daß Dein Haus noch ein Wallfahrtsort wird ... so dicht am Neandertal ...

Gutes Neues Jahr!
Dieter



Herbert Stein

Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Herbert Stein »


Hallo
ich stelle schon seit vielen Jahren meinen Holzkitt selbst her.
Dazu benutze ich eine einkomponentige Kittlösung (Name und Fa. kann von mir nachgereicht werden. Diese wird mit Schleifstaub der jeweiligen Holzart vermischt. Den Schleifstaub stäube ich durch ein Puderzuckersieb, so daß größere Partikel getrennt werden.

Die Mischung ist nach ca. 1 Std., je nach Größe der Stelle, schleiftrocken und hat die geliche Farbe wie das Holz.
Man macht immer nur so viel an, wie man gerade braucht.

Auch die Oberflächenbehandlung ist problemlos.

Bei größeren Stellen verwende ich bei Weichholz entsprechende Astspots der gleichen Holzart. Ein schlechter Ast bei Fichte z.b. wird ausgebohrt und ein Astspot eingeleimt. Sieht dann anschließend aus, wie ein gutverwachsener Ast. Kann ich nur empfehlen, ist sehr dekorativ.

Bei Hartholz bohre ich die schlechte Stelle ebenfalls aus und verwende einen Querholzdübel, welchen ich mit einem Scheibenschneider aus dem gleichen Holz selbst herstelle. Weniger dekorativ, nur an Innenseiten oder sonstigen nicht sichtbaren Stellen geeignet.
Sichtbare Flächen bei Hartholz werden schon bei der Holzauswahl und Zuschnitt fehlerfrei gehalten.

Gruß und guten Rutsch

Herbert S.

Johannes Thiele
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Holzkitt selber herstellen

Beitrag von Johannes Thiele »


hi, um auszuflicken, was ja nicht immer zu vermeiden ist, haben wir entweder querholzdübel verwendet, was die einfachere, um nicht zu sagen, primitivere methode ist.
gekonnter, handwerklicher, kurzgesagt neanderthalermäßiger sieht es allerdings aus, wenn man wie folgt verfährt: ein drachenviereck, welches auch unregelmäßige seitenlängen haben kann, wird, dem vorhandenen holz entsprechend, der auszubessernden stelle angepaßt. dann werden die flanken leicht konisch gearbeitet. das fertige stück wird auf die fehlstelle gehalten und mit der reißnadel angerissen. anschließend wird eine vertiefung ausgegründet und dann, wenn das paßstück gerade so straff reinpaßt, leim angegeben und das teil mit dem hammer eingeschlagen. durch die konische form paßt sich das holz gut an und es entsteht so gut wie keine sichtbare fuge, was bei einem rechteckigen stück eher zu befürchten ist. ist der leim fest, wird beigehobelt und geschliffen, und der fachmann sieht, daß ein fachmann am werk war...
ich wünsche allen einen guten rutsch und ein gutes holzjahr ohne spanplatte !
johannes

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