Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Ernst Wormuth
Beiträge: 48
Registriert: Mi 7. Dez 2016, 16:32

Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Beitrag von Ernst Wormuth »


Liebe Holzwerker,
nachdem der Bernhard so fleißig im Nachbarforum seine wirklich schönen Kirschmöbel vorgestellt hat, möchte ich hier mal wieder ein weiteres Möbelprojekt von mir vorstellen, dass mich doch anfangs einige Mühen gekostet hat und auch etwas Kopfzerbrechen bereitet hat. Ich bin aber doch wieder aus der Klemme (hier im wahrsten Sinne des Wortes) gekommen.

Meine Lösung für das Problem massiver Verformungen durch Spannungen im Holz können vielleicht auch anderen mal weiter helfen. Zumindest kann es ein wenig Diskussionsstoff liefern und dann wäre es auch schon gut.

Nun aber zu meinem Projekt, einem Massivholzbett aus Ahorn mit 2 kleinen Nachttischen.



Den Stamm mit 65er Bohlen und etwa 2,20 m Länge fand ich bei einem Holzhändler in der Nähe und dachte, dass er wie geschaffen hierfür wäre. War ja auch wirklich ein schöner Anblick.



Beim Auftrennen auf der Kreissäge kam dann das böse Erwachen. Derartige Spannungen beim Auftrennen der Bohlen hatte ich noch nie erlebt und es bedurfte einiger Anstrengungen und zusätzlicher Keile hinter dem Spaltkeil, um das Holz überhaupt gesägt zu bekommen. Entsprechend waren die aufgetrennten Bretter anschließend die reinsten Flitzebögen und an eine Weiterbearbeitung war zunächst überhaupt nicht zu denken. Ich habe dann den Spieß umgedreht und die runden Seiten zueinander gedreht und über ein Holz in der Mitte überspannt und fixiert. Nach einigen Tagen und Probeöffnungen zwischendurch waren die Stücke weitgehend entspannt und blieben auch nach dem Verleimen gerade und konnten entsprechend abgerichtet und gehobelt werden. Eine etwas unkonventionelle Methode aber funktionierte ganz gut.



Das hohe Kopfteil ist separat gefertigt und die Außenwölbung der Fläche zunächst weitgehend per Hand mit der Rauhbank ausgeformt. Nach dem Verleimen mit den Seitenteilen habe ich dann noch den Rotex etwas arbeiten lassen.

Die Füße der Tische sind mit einer Schablone an der Kreissäge abgeschrägt und anschließend gehobelt. Die Zargen der Nachttische und die Deckplatten, sowie die Füße der Vorder- und Hinterteile des Bettes sind gedübelt.



Lackiert habe ich alles mit einem Zweikomponenten-Aufhellschichtlack, den ich erstmals verwendet habe. Ich hoffe damit den Verfärbungen durch die liebe Sonne doch ein wenig länger die Stirn zu bieten und den natürlichen Farbton zu halten. Der Lack feuert nicht an und die Oberfläche lässt kaum auf eine Lackierung schließen, was ich sehr angenehm empfand.



Zum Schluss dann noch das fertige Bett zunächst ohne und dann mit Matrazen.





Roland Heilmann
Beiträge: 137
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Kontaktdaten:

Re: Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Beitrag von Roland Heilmann »


Hallo Ernst,

danke für die Fotos.

Das hast du gut hingekriegt mit den verzogenen Leisten. Wie überhaupt das komplette Ensemble – Kompliment.

Darf ich ein paar Fragen stellen:

Wie hast du die Längsseite des Bettes mit Kopf/Fußteil verbunden, ich nehme mal an das Bett ist zerlegbar?

Welchen Lackhersteller verwendest du und wie hast du den Lack aufgetragen?

Auf den Fotos sieht die Holzfarbe des Ahorns eher wie Erle oder Kirschbaum aus? Während das Fichtenbrett auf Foto Nr. 4 seinen hellen natürlichen Farbton hat. Hat der Lack den Ahornfarbton doch so stark bräunlich gefärbt oder liegt es an den Fotos?

Sind die Fotos in deiner Werkstatt entstanden? Das sieht aus wie eine professionelle Schreinerei?

Einer meiner Kursteilnehmer hat vor zwei 2 Wochen mit einem nahezu gleichen Bettprojekt in Buche begonnen, ich werde ihm dein Projekt zeigen.

Beste Grüße

Roland



Jürgen zur Horst

Re: Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo Ernst,

ein sehr schönes Bett hast Du gebaut. Einige Fragen hat Roland schon gestellt. Mich interessiert außerdem, ob Du keine Auflage für die Rosten in der Mitte gebaut hast?

Tschüß Jürgen


Ernst Wormuth
Beiträge: 48
Registriert: Mi 7. Dez 2016, 16:32

Re: Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Beitrag von Ernst Wormuth »


Hallo Roland, Hallo Jürgen,
danke für die positive Rückmeldung. Fragen und Kommentare sind natürlich herzlich willkommen.

Die Verbindung der Längsseiten mit Vorder- und Fußteil habe ich in diesem Fall mit Excenterverbindungen gemacht. Zusätzlich sind noch 2 Holzdübel eingebohrt. Ich hatte die Verbinder noch, würde es aber auf keinen Fall wieder so machen. Da die Seiten doch recht hoch sind, wollte ich eigentlich stabilere und längere Bettbeschläge zum einhängen nehmen, um die ich mich aber nicht rechtzeitig gekümmert hatte. Von Kapp gibt es auch interessante Einhängebeschläge, die ich auch gerne mal probieren würde. Ich habe mal ein wirklich massives Buchenbett mit etwas extremen Beschlägen von Kapp versehen, sozusagen ein Bett mit bauaufsichtlicher Zulassung. Da würdet ihr mich wohl etwas auslachen, wenn ich die Bilder zeige. Aber schön ist es auch.

Ich habe in der Mitte später unter die beiden Matrazenrahmen einen Fuß gesetzt.

Es ist ein Cloucryl Aufhell-Schichtlack, den ich mit einer normalen Becherspritzpistole aufgebracht habe.
Der Ahorn ist in der Tat nicht ganz hell aber schon einheitlich, was durch die Bilder so nicht rüber kommt. Meine alte Kamera hat bei dem Projekt den Geist aufgegeben und so fehlen mir doch ein paar bessere Bilder.

Nein es ist nicht meine Werkstatt. Ich habe das Glück, dass einer meiner besten Freunde eine Zimmerei hat, in der ich mittlerweile eine Ecke mehr oder weniger für mich habe. Kümmere mich daher halt ein wenig um die Pflege der Maschinen oder helfe hier und da mal aus. Und wenn Möbel für Frau und Kids gebraucht werden, springe ich auch ein.
Gruß
Ernst



Roland Heilmann
Beiträge: 137
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Kontaktdaten:

Re: Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz *MIT BILD*

Beitrag von Roland Heilmann »


Hallo Ernst,

interessant: Exzenterverbinder - wie man sie in Korpusmöbel verwendet, z. B. VB 35 von Hettich? Da musste ich jetzt doch noch mal genauer nachfragen, mich würde auch interessieren wie die sich auf Dauer bewähren, sozusagen unter Belastung.

Wir haben mal ein Bett gebaut, bei dem wir (ich kenne sie als) Linsenkopfbeschläge verwendet haben. (Siehe Bild)

Beste Grüße

Roland



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #45115]
Hallo Ernst,

das obere Betthaupt finde ich sehr schön, insgesamt eine Arbeit, wie sie einem gelernten Schreiner zukommt. Was die Spannungen im Holz angeht: kann es sein, dass das Holz vor der Verarbeitung außen Feuchtigkeit aufgenommen hat? Den Effekt hatte ich auch mal; das Holz war in der Trockenkammer gelagert und ich hatte diese etliche Wochen vor der Verarbeitung ausgeschaltet. Danach war die Luftfeuchte in der Kammer gestiegen, aber das Holz war offensichtlich innen noch trocken. Weitere Frage: Ich bin gewohnt, dass Nachttische Schubladen haben; geht's auch ohne? Eine Frage nach der schnuckeligen kleine Werkstatt:-)) hat sich ja erübrigt.

Gruß, Walter


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #45115]
Hallo Ernst,

das Bett und die Nachttische gefallen mir wirklich gut. Besonders beeindruckend finde ich, wie du das verzogene Holz in die Knie gezwungen hast.

Viele Grüße von
Edi



Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Ahornbett aus etwas widerspenstigem Holz

Beitrag von Bernhard »

[In Antwort auf #45115]
Hallo Ernst,

ein sehr schönes Bett und sauber verarbeitet.

Darf ich fragen, wie Du die Rundung im Kopfteil ausgearbeitet hast?

Grüße
Bernhard


Ernst Wormuth
Beiträge: 48
Registriert: Mi 7. Dez 2016, 16:32

Ursachen für Spannungen im Holz

Beitrag von Ernst Wormuth »

[In Antwort auf #45130]
Hallo Walter,
eine ungleiche Feuchte in Holzquerschnitten führt sicher wie Du beschrieben hast zu einem verziehen. Bei meinem Stamm muss die Ursache vorher begründet sein, da er gut umlüftet in einem Regal lagerte und ich ihn bald auftrennte. Die Bohlen versuchten sich dann schon beim auftrennen so zusammen zu ziehen, dass ich hinter dem Spaltkeil Holzkeile in den Sägeschnitt hauen musste, um überhaupt weiter sägen zu können.

Es gibt denke ich verschiedene Möglichkeiten für die massiven Spannungen, die in Holz auftreten können. Zum einen ist es die Holzart selbst, so dass ja bei Buche z.B. oftmals höhere Spannungen auftreten. Mit Ahorn als Massivholz habe ich weniger Erfahrung aber es wird auch immer wieder genannt. In Holzarten, die ein sehr unterschiedliches Quellen und Schwinden in tangentialer und radialer Richtung zeigen, ist sicher auch das Potential für Spannungen entsprechend höher.

Auch wenn wir als Holzverarbeiter den Stamm und das entsprechend getrocknete Holz im Fokus haben, ist die ursprüngliche Aufgabe des Stammes im Baum ja eigentlich eine ganz andere. Er muss die Krone halten und dafür sorgen, dass der Wasser- und Nährstofftransport funktioniert und die Ausrichtung der Krone zum Licht möglichst optimal ist. Je nachdem wo so ein Baum dann steht, ist er ja vielfältigen Kräften durch Wind, Hanglagen etc. ausgesetzt. Im Holz, dass wir dann verarbeiten, findet sich wenn man so will halt auch wenig das Leben des Baumes wieder und wenn der Baum zu kämpfen hatte, haben wir je nachdem auch mit dem Holz zu kämpfen. Hört sich fast etwas philosophisch an aber ich denke, dass es oftmals nicht schaden würde, daran zu denken, was denn im Baum passiert, um Effekte am Holz zu erklären.

Der Trocknungsverlauf beeinflusst die inneren Spannungen natürlich dann auch stark. Treten während der Trocknung und gerade zu Anfang der Trocknung zu starke Feuchtegradienten im Holzquerschnitt auf, kommt es später zu Problemen. Wenn die äußeren Schichten zu schnell unter Fasersättigung kommen und eigentlich schwinden wollen, hindert sie der noch nasse Kern dran.

Soweit meine Gedanken zu den Spannungen - ein spannendes Thema wenn man so will.
Gruß
Ernst



Ernst Wormuth
Beiträge: 48
Registriert: Mi 7. Dez 2016, 16:32

Kopfteilfertigung

Beitrag von Ernst Wormuth »


Hallo Bernhard,
ich habe das Kopfteil aufgezeichnet und dann meine Leistenquerschnitte eingezeichnet. Um dem Kurvenverlauf zu folgen ergaben sich entsprechend unterschiedliche Schmiegen an den einzelnen Leisten, die ich anfügen musste. Ich habe dazu zunächst jeweils 3 Leisten zusammen bearbeitet und zum Schluß dann diese 3x3 Leisten zum Kopfteil verleimt.

Diese Vorgehensweise hatte ich auch gewählt, um die Aussparungen entsprechend ausarbeiten zu können. Dazu habe ich die zweite Leiste von oben entsprechend in die Kleinabschnitte zerteilt, um dann einen fortlaufenden Faserverlauf zu haben. Die Breite habe ich dabei so gewählt, dass ich immer einen Lamello pro kleinem Abschnitt fräsen konnte. Da ich eben meistens alleine bin, muss man ja immer beim verleimen aufpassen, dass man es auch alleine hinbekommt. Das war noch hektisch genug aber klappte ganz gut. Dazu hatte ich noch Abstandshölzer gerichtet, um die Zwischenräume später beim verleimen gleich breit zu haben.

Als alle 9 Leisten verleimt waren, habe ich auf beide Hirnseiten das Profil aufgezeichnet und die äußere Form mit der Rauhbank ausgearbeitet. Das innere habe ich dann zwar auch etwas vorgehobelt aber dann doch den Rotex mal richtig arbeiten lassen. Zum Schluß habe ich die seitlichen Abschlußhölzer ausgeformt und das ganze mit Dübeln versehen und verleimt.

Gruß
Ernst



Antworten