Probleme beim Abrichthobeln
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Probleme beim Abrichthobeln
Hallo ADH-Spezialisten,
ich bin ja nun mehr oder weniger glücklicher Besitzer eines "Metabo" ADH HC 260. Von der Qualität der Maschine hätte ich mir schon mehr gewartet. Insbesondere der Anschlag macht keinen soliden Eindruck auf mich. Aber zum Einstieg in die Hobel-Problematik mag es reichen. Mir geht hier in meiner Frage auch eher um die praktische Vorgehensweise beim Abrichthobeln.
Habe mir vorgestern Abend zur Übung ein paar Rahmenhölzer 6x4cm Länge ca. 150cm vorgeknöpft. Da waren zwei hartnäckige Problemfälle dabei, die ich einfach nicht plan und winklig bekommen habe. Das eine Kantholz ist auf der ganzen Länge konkav wie ein Flitzebogen verzogen. Diesen Bogen habe ich durch Hobeln einfach nicht begradigt bekommen. Leider kenne ich im richtigen Leben keinen Holzwerker, der mir da einen Tipp geben könnte. Habe mir heute den ganzen Tag immer wieder den Kopf darüber zerbrochen, wie ich das bewerkstelligen könnte. Dabei sind zwei Ideen heraus gekommen: Den Zuführtisch so weit verlängern, dass das gesamte Werkstück darauf Platz findet. Als Notlösung eventuell zunächst die "Berge" an beiden Enden des Kantholzes abhobeln und dann erst das Werkstück im ganzen über den Hobel jagen.
Problem zwei ist ein entlang der Längachse verdrehtes Stück Holz. Absolut keinen Plan, wie ich da drangehen soll.
Also die Kernfrage lautet: Wie hobele ich mir eine gerade, plane Bezugskante auf dem stationären ADH, wenn das Werkstück länger als der Zuführtisch ist? Letztes Jahr hab ich das übrigens recht erfolgreich auf dem Formatschiebeschlitten der TKU 1693 praktiziert. Aber bevor ich mir nun meine Buchen-Rohware verderbe, möchte ich lieber Euch nach der besten in der Praxis bewährten Vorgehensweise fragen. Außerdem hab ich auf der Säge nur einen Schiebeweg von ca. 150cm.
Ich freue mich wie immer auf Eure Antworten. Ist sicherlich eine Anfängerfrage. Aber vielleicht können noch andere Mitleser von den Antworten partizipieren.
Viele Grüße
OLLI
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Re: Probleme beim Abrichthobeln
Hallo Olli,
> Das eine Kantholz ist auf der ganzen Länge konkav wie ein Flitzebogen
Das liegt an einer falschen Einstellung der Hobelmesser. Sie sind etwas tiefer
als der Abnahmetisch, somit bildet sich bei hobeln ein Abstand vom Holz
zum Abnahmetisch. Das Teil wird konkav. Also erstmal die Messer und die
Tische korrekt einstellen. Man kann auch bewusst den Abnahmetisch am Ende
etwas absenken oder anheben, um eine bestimmte Kruemmung zu provozieren.
> Den Zuführtisch so weit verlängern, ...
nicht noetig.
> Problem zwei ist ein entlang der Längachse verdrehtes Stück Holz.
Den Druck imm auf den Abnahmetisch ausueben. Sobald ein Teil des
gehobelten Holzes dort aufliegt, hast Du dort ja auch schon eine
plane Flaeche.
Einfach mal ein bischen ueben, das klappt schon. Auch ruhig mal probieren,
was passiert, wenn die Messer zu Hoch stehen oder der Abnahmetisch nicht
plan zum Zufuehrtisch steht.
--
Dirk
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Re: Probleme beim Abrichthobeln
Hallo Dirk!
Danke für die rasend schnelle Antwort. Da waren auf jeden Fall schon viele nützliche Tipps dabei.
Aber zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass das Holz schon VOR dem Hobeln krumm war! Deshalb wollte ich es auch abrichten. Sonst hätte ich ja auch gleich den Dickenhobel einsetzen können. Trotz der planen Fläche auf dem Abnahmetisch sehe ich da keine Chance. Das Holz wird doch nach dem Durchgang des Minimums wieder angehoben, da das Niveau anfangs nicht stimmt und somit ein falsche Richtung vorgegeben wird. Deshalb geht meine Überlegung auch in Richtung Aufnahmetischverlängerung.
Werde auf jeden Fall mit der Richtlatte die Einstellung der Tische zueinander und zu den Hobelmessern prüfen. Wahrscheinlich wird mich wieder der Schlag treffen. Stichwort Schiebetisch TKU 1693 ...
Dir einen schönen Abend
OLLI
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Re: Probleme beim Abrichthobeln
Hallo Olli,
auf keinen Fall brauchst Du einen laengeren Tisch. Ich habe auf einer Elektra
Beckum HC260 schon 250cm lange Balken angerichtet, selbst das ging.
Ein laengerer Tisch vereinfacht das Ganze natuerlich, klar. Aber der
wuerde Dir da zur Zeit auch nicht weiterhelfen.
Wenn Du mit der Woelbung nach unten hobelst, dann muss der Hobel
netuerlich erst in der Mitte abhobeln, man merkt schnell, wo
die plane Flaeche entsteht. Oder das Holz liegt in der Mitte hohl,
dann sind es halt zuerst die Enden, wo der Hobel Material abnimmt.
Glaub mir, das Ganze ist nicht so wild, Uebung ist alles. Such hier
im Forum mal, ich hatte schon mal ein paar Links zur Einstellung
geschickt, da waren auch ein paar nette Grafiken dabei, die das
Ganze verdeutlichen.
--
Dirk
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Re: Probleme beim Abrichthobeln
Hallo Olli,
hier nochmal der Link.
--
Dirk
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DANKE Es hat geklappt :-)
Dankeschön Dirk!
Den Link hatte ich bereits heut Nachmittag in einem älteren Beitrag von Dir entdeckt. Sehr interessante Seite. Leider findet man auf deutsch so gut wie gar nichts.
Habe eben den Hobel mit der Richtlatte gecheckt. Die Tische sind soweit plan zueinander und der Abgabetisch fluchtet mit der Hobelwelle. Dann hab ich mir ein Kantholz und nen olles Schalbrett geschnappt und locker flockig drauflos gehobelt. Erst planiert und dann gefügt. Was soll ich sagen; diesmal hat es funktioniert. Ist wie mit allem ... Übung macht den Meister. :-)) Und am Samstag knöpf ich mir dann die Buchebohlen vor ...
Viele Grüße
OLLI
Re: Probleme beim Abrichthobeln
[In Antwort auf #21199]
Hallo Olli,
zunächst zur Maschine: Das der Fügeanschlag der ADH 260 schon als Schwachpunkt der Maschine hier im Forum gehandelt wurde weißt Du?
Wenn ich mich recht erinnere hatte ein früherer Teilnehmer hier ein Problem mit dem Umgang bzw.irgend einer Stellschraube, die schlecht zu sehen war, danach gings problemlos. Andere Teilnehmer hatten laut über eine selbstgebaute Verstärkung nachgedacht!?
Tatsache ist, die ADH 260 kostete bei der Vorstellung im Jahr 1998 auf der "Euroholz" in Stuttgart, exakt die Hälfte der im letzten Produktionsjahr befindlichen "echten" Metabo ADH 1626.
Nun zum Hobeln selbst:
Der Abgabetisch (der, der das Holz an die Hobelmesser und den 2. Tisch, den Aufnahmetisch abgibt, muss unterhalb des Messerflugkreises sein, denn nur dann kann man Hoben, ist er auf Höhe des Schneidenflugkreises, ist die Spanabnahme ="null".
Nimm die Hölzer so auf die Abrichte, das die "hohle" Stelle des Holzes nicht am Anfang oder Ende des Werkstücks ist, sondern in dem Mittelteil. Du nimmst eineige Durchgänge (abhängig von der Spanabnahme) nur vorne und hinten Material ab, wenn überall Material abgenommen ist, müsste das Werkstück plan sein!
Wirklich lange Werkstücke bekommst Du auf der 100cm Abrichte nur mit einem montierten Vorschub gerade, so meine Erfahrung beim Hobelbankbau. Denn dann sind die Hände frei, und Du kannst während des Abrichtens die Spanabnahme verändern, es gelingen wirklich fast abgeschriebene Kanthölzer!
Gruß Dietrich
Hallo Olli,
zunächst zur Maschine: Das der Fügeanschlag der ADH 260 schon als Schwachpunkt der Maschine hier im Forum gehandelt wurde weißt Du?
Wenn ich mich recht erinnere hatte ein früherer Teilnehmer hier ein Problem mit dem Umgang bzw.irgend einer Stellschraube, die schlecht zu sehen war, danach gings problemlos. Andere Teilnehmer hatten laut über eine selbstgebaute Verstärkung nachgedacht!?
Tatsache ist, die ADH 260 kostete bei der Vorstellung im Jahr 1998 auf der "Euroholz" in Stuttgart, exakt die Hälfte der im letzten Produktionsjahr befindlichen "echten" Metabo ADH 1626.
Nun zum Hobeln selbst:
Der Abgabetisch (der, der das Holz an die Hobelmesser und den 2. Tisch, den Aufnahmetisch abgibt, muss unterhalb des Messerflugkreises sein, denn nur dann kann man Hoben, ist er auf Höhe des Schneidenflugkreises, ist die Spanabnahme ="null".
Nimm die Hölzer so auf die Abrichte, das die "hohle" Stelle des Holzes nicht am Anfang oder Ende des Werkstücks ist, sondern in dem Mittelteil. Du nimmst eineige Durchgänge (abhängig von der Spanabnahme) nur vorne und hinten Material ab, wenn überall Material abgenommen ist, müsste das Werkstück plan sein!
Wirklich lange Werkstücke bekommst Du auf der 100cm Abrichte nur mit einem montierten Vorschub gerade, so meine Erfahrung beim Hobelbankbau. Denn dann sind die Hände frei, und Du kannst während des Abrichtens die Spanabnahme verändern, es gelingen wirklich fast abgeschriebene Kanthölzer!
Gruß Dietrich
Re: Probleme beim Abrichthobeln
Hallo Olli, Hallo Dietrich,
ich bin mir nicht sicher, ob da nicht zwei Verwechselungen vorliegen.
@Olli: Ist deine Maschine grün oder blau? Dietrich bezieht sich auf die Metabo ADH260 aus dem Magnum-Programm. Du schreibst ADH HC 260. Ich nehme mal an, das ist eine Blaue Maschine die früher als Elektra-Beckum bekannt war.
@Dietrich: Du hast mich verwirrt. Ich dachte bisher immer, Aufgabetisch sei der Tisch vor der Messerwelle und Abgabetisch der auf dem das Holz die Maschine verläßt. Wer weiß denn da genaueres? Dietrichs Erklärung klingt auch logisch.
Viele Grüße,
Gerhard
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Re: Probleme beim Abrichthobeln
Hallo
Mit Interesse lese ich die Beiträge und es kommen mir alte Erinnerungen in den Sinn, wie kompliziert es anfangs war, einem Brett Richtung beizubringen. Hier kommt es vorallem auf die Übung an, wichtig, zuerst genau sich ein Bild über die Form des Brettes machen, immer mit die breiteste Fläche zuerst hobeln und so, dass der Buckel in der Mitte nach oben zeigt. Dabei fahre ich auch anfangs nicht mit dem ganzen Brett über die Hobel, bei großer Krümmung schiebe ich auch mal jedes Ende sooft darüber, bis annähernd einen Gerade entsteht.
Erst wenn wenn die erreichte Gerade so in den Bereich einer Abweichung von 1-2mm kommt, beginne ich erst mit dem langsamen kontrolierten schieben über den Tisch, wobei dann auch der Schwerpunkt des Druckes immer mehr auf den Abnahmetisch übergeht. Wenn alles stimmt, müsste der letzte Gang ganz neutral möglich sein, einfach nur ein langsames schieben.
Ist ein Brett arg verdreht, hobele ich auch zuerst frei Hand eine annährnde Gerade und erst wenn eine genügend große Fläche entsteht, beginne ich auch mich auf den Druck am Abnahmetisch zu konzentrieren.
Zeigt es sich, dass das Brett auf einer Seite zu dünn wird, ich aber noch keine Gerade erreicht habe, so lege ich das Brett schon zu Beginn des Auflegens mit auf den Abnahmetisch, um zu verhindern, das mein Brett auf der schwachen Seite noch schwächer wird. Dabei ist eine kleine oder große Anstellung auch ein wichtiges Instument mit dem ich arbeite, je näher ich einer Gerade komme, um so kleiner ist bei mir die Anstellung.
Wichtig ist, in jeder Phase im Kopf ein Bild des Brettes zu haben und auch immer zu wissen was ich gerade mache, bin ich überrascht was hinten herauskommt, muss noch geübt werden.
Sind die Messer falsch eingestellt, nützen diese ganzen Erklährungen nicht, dann ergibt sich halt kein planes Brett.
Gruß Franz
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Re: Probleme beim Abrichthobeln
Hallo Franz,
> Zeigt es sich, dass das Brett auf einer Seite zu dünn wird, ich aber noch
> keine Gerade erreicht habe, so lege ich das Brett schon zu Beginn des
> Auflegens mit auf den Abnahmetisch, um zu verhindern, das mein Brett auf
> der schwachen Seite noch schwächer wird.
Das ist eine sehr guter Tipp, den ich auch oft anwende. Z.B. wenn ich mit dem
Bleistift eine Linie an die Seite eines Kantholzes gezeichnet habe und dieses
Holz bis zur Linie abhobeln will. Es kommt dann oft vor, dass eine Seite
irgendwann naeher an der Linie liegt als die andere Seite. Dann nehme ich
auch die "duennere" Seite zuerst, lege sie knapp hinter dem Hobelmesser auf
den Abnahmetisch und erreiche so, dass dort schon mal KEIN weiteres Material
abgenommen wird. Ab da wird der Abtrag bis zum anderen Ende immer groesser,
so dass ich genau steuern kann wo wieviel Material abgehobelt wird. Am Ende
kann ich dann genau bis zur Linie hobeln, mit etwas Uebung ganz einfach.
Das waere doch mal ein guter Beitrag zu unserer "Jahresausgabe":
Fotodokumentation Einstellung Hobel, Einfuehrung zur Benutzung
--
Dirk