Verleimfräser vs. Gehrungsverleimfräser

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Till
Beiträge: 429
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Verleimfräser vs. Gehrungsverleimfräser

Beitrag von Till »


Hallo,

Ich möchte einige Gehrungen herstellen, und bin am überlegen ob es dafür sinnvoll ist einen Gehrungsverleimpfoilfräser anzuschaffen, oder ob es auch eine normaler Verleimprofilfräser mit nur einer Zinke, schräggestellt auf 45° tut. Die Brettstärke die ich verarbeiten möchte sind 30mm, ein normaler Verleimfräser ist vorhanden. Nun müsste es doch möglich sein diesen bei 45° gekippter Spindel für je eines der Bretter Oberseite nach unten gedreht und bei reversierter Drehrichtung einzusetzten. Oder hat es Vorteile einen extra für diesen Zweck gemachten Fräskopf mit 45° Schneide zu verwenden? Habt Ihr Erfahrungen mit der einen oder anderen Methode?

Till

Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Verleimfräser vs. Gehrungsverleimfräser

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Till,

ein normaler Verleimfräser mit einer Zinke auf 45° gestellt sollte gehen, allerdings muss ein Brett waagrecht und das andere senkrecht gestellt werden, sonst wird aus dem 90°-Winkel nix. Die Drehrichtung bleibt dieselbe. Ein Problem ist meiner Ansicht nach die Brettstärke. Hat man beim Fräsen schon die endgültige Stärke, dann bleibt nach dem Fräsen nur ein spitzwinkliger Brettrand, der keine saubere Führung am Anschlag erlaubt. Das ergäbe am Ende des Bretts einen "Schlag" und sogar einen durchaus gefährlichen Moment, wenn das Brett gegen den Fräser "schnappt". Ich habe mir überlegt, die endgültige Stärke erst nach dem Fräsen zu hobeln. Dann bleibt genügend Fleisch als Anschlag. Ich schreibe das, weil ich zur Zeit gerade Versuche mit einem Gehrungsverleimfräser mache. Vielleicht weiß jemand von der Profizunft, wie das fachmännisch gemacht wird.

Gruß, Walter

Marc Hohnsbehn
Beiträge: 581
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Verleimfräser vs. Gehrungsverleimfräser

Beitrag von Marc Hohnsbehn »


Hi,
Man könnte ja eine Schablone bauen-wenn es die werkstückgröße erlaubt.
ansonsten Brett auf Maschinentisch spannen ohne das flattern kann-damit bei der Kontrafräsung(Gehrungsspitze liegt unterm Fräser)die Gehrungspitze nicht zwischen Maschinetisch und Fräsanschlag rutschen kann und somit ungenauigkeiten produziert.
ein Brett waagerecht-dann kontra:senkrecht fräsen geht nur bei nach zu hinten verstellende Spindel(Felder-prinzip)-sonst wird arg gefährlich.
oder du drehst beim Kontrafräsen Drehrichtung um und vorher Fräser umdrehen(sonst gleichlauf!)


joh. t.
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Re: Verleimfräser vs. Gehrungsverleimfräser

Beitrag von joh. t. »


hallo, ich würde eine gehrung stumpf verleimen und wenn mir das nicht stabilgenug ist lamellos reintun. da ist mein möbel schon fertig da stellt ihr noch die fräse ein. außerdem wie oft braucht ihr einen gehrungsverleimfräser? das freut dann wieder die deutschen werkzeughersteller. viele grüße joh.

Walter Heil
Beiträge: 1425
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Re: Zusatz

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #17437]
Hallo Till,

ich hab das grad mal ausprobiert, es geht, wie ich geschrieben habe: Fräser auf 45° nach hinten stellen, erstes Brett flach gestellt fräsen, zweites Brett hochgestellt, gleiche Richtung. Eine spannende Angelegenheit ist sicher die Einstellung des Fräsers und der Anschlagbacken. Ich habe absichtlich an der rechten oberen "Kante" der beiden Hölzer Fleisch übrig gelassen, weil ich bei scharfkantigem Abfräsen Probleme fürchte, wie beim letzten Posting schon beschrieben. Es eignet sich eigentlich jeder Fräser mit einem rotationssymmetrischen Profil zum Verleimen wie Gehrungsverleimen. Auch beim Gehrungsverleimen muss der Symmetriepunkt des Profils in Höhe der halben Holzstärke sein, ebenso der Abstand zur Backenebene. Allerdings kommt dann die scharfe Kante beim Fräsen zustande... Bevor ich da mal was mache, muss ich noch drüber nachdenken. Vorläufig hoffe ich, Dir geholfen zu haben.

Gruß, Walter





Till
Beiträge: 429
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Re: Verleimfräser vs. Gehrungsverleimfräser *MIT BILD*

Beitrag von Till »

[In Antwort auf #17459]
Das Fräse Einstellen geht eigentlich recht fix mit hilfe des Taschenrechners, wenn ich erst mal raushabe wie mit dem entsprechenden Fräskopf umzugehen ist, und ein paar Daten zu ihm aufgeschrieben sind:



Franz Kessler
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Re: Zusatz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Walter
Wenn ich sehe wie ihr eingerichtet seid? Wenn ich das richtig erkenne, schwenkst du die ganze Spindel, das ergibt ja mit allen im Besitz befindlichen Fräsern nochmals ganz neue Getaltungsmöglichkeiten, toll. Um mit meinen Mitteln ähnliches herzustellen, da wird es schon schwierig.
Gruß Franz



Walter Heil
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Re: Zusatz

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Franz,

ich möchte nicht, dass Du lange Zähne kriegst, aber widersprechen kann ich auch nicht. Ich weiß, dass das bei Rentnern nicht mehr so oft vorkommt, aber vielleicht gibt's bei Dir doch mal überraschend "Platz in der Doppelgarage", so dass so ein nettes kleines Formatsäge-Schwenkspindelfräschen sich einfach einschleicht, weil der Familienrat aus lauter Langeweile nicht weiß, wo denn die paar (tausend) Eierchen zu verstecken sind. Zu Deinem Trost: ich habe keine Bandsäge, noch nicht.

Gruß und dass Du keine schlaflosen Nächte kriegst, Walter


Walter Heil
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Re:Verleimfräser, Gehrungsfugen

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Till,

mit einem normalen Verleimfräser kann man auch, wie Marc schon geschrieben hat, durch Fräser umdrehen und Linkslauf der Fräse (Holz von links reinschieben, sonst erschießt Du jemand!) solche Gehrungsfugen herstellen. Der Winkel, den die verleimten Hölzer bilden, ist der doppelte Winkel, den der Fräsdorn zur Senkrechten hat; also 22,5° Dorneinstellung ergibt 45° Gehrung. Damit lassen sich beliebige Gehrungen machen. Das Verfahren, das ich in meinem ersten Posting zu dem Thema beschrieben habe, hat den Vorteil, dass ein Fehler bei der 45°-Schrägstellung des Fräsdorns keine Auswirkung auf den Gesamtwinkel der Gehrung hat; es wird immer der Winkel zwischen Frästisch und Anschlagplatten entstehen.

Das Hauptproblem wird immer die Einstellung der Fräserhöhe und der Anschlagplatten sein, weil einmal der Symmetriepunkt des Fräsprofils nicht oder nicht gut messbar ist (liegt immer auf der Mitte einer Zahnflanke) und damit auch der Abstand der Anschlagplatten zu diesem Punkt. Daher muss man schon überlegen, ob der Aufwand sich rentiert; Johannes hat da insoweit recht, nur die Fixierung mit Lamellos oder Nut und Blindfeder oder sonstwie halte ich schon für angezeigt, nicht unbedingt wegen der Festigkeit, sondern damit beim Verleimen nicht alles ins Rutschen kommt.

Gruß, Walter


Franz Kessler
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Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Zusatz

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Walter
Schlaflose Nächte? Keine Sorge, die nächsten Projekte sind schon zumindest für diesen Winter geplant und zwar mit meinen Möglichkeiten, ich freue mich so richtig darauf. Dein Vorschlag? Man soll niemals nie sagen, aber es ist kompliziert, meine Hütte ist arg eng, ich müsste anbauen.
Gruß Franz



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