Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelseite?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ansgar
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Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelseite?

Beitrag von Ansgar »


Hallo liebe Community,

ich bin gerade dabei, 2 alte Hobel und Stecheisen von meinem Vater aufzuarbeiten. Die Hobel zu planen (ein Simshobel und ein Schrupphobel) war kein großes Problem. Arbeit ist es natürlich, aber nach einer Stunde waren die Sohle annähernd plan und rechtwinklig zur Hobelkante. Das Probem sind die Eisen, die teilweise stark verbogen sind ( auf der Spiegelseite habe ich Berge / Täler von einem halben Millimeter). Und egal wie lange ich die jetzt schon schleife, es wird nicht weniger.
Ich verwende zum Schruppen einen Stein von Shapton, Körnung 120 (JIS), und bei den Eisen tut sich da einfach garnichts. Ich habe schon überlegt, ob ich die Eisen nicht erst mit einem Hammer zurrecht biegen soll, oder alternativ versuchen soll, das Gröbste erstmal wegzufeilen. Gibt es dazu irgendwelche Erfahrungen von eurer Seite aus?

Viele Grüße,
Ansgar

Pedder
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Linealtrick

Beitrag von Pedder »


Hallo Ansgar, ich würde die nicht vollständig planen, sondern den Lineal trick anwenden. Man legt auf die eine Hälft des Schleifsteins einen dünnes Lineal.

Derek Cohen beschreibt das sehr schön:

http://www.inthewoodshop.com/WoodworkTechniques/BeyondSharpASharpeningStrategy.html

Liebe Grüße
Pedder

Rafael
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Rafael »


Hallo Ansgar

Mit dem Hammer richten kannst Du, aber bitte nur den oberen (oder besser gesagt den hinteren) Teil der Eisen, falls sie dort verbogen sind. Das Eisen sollte möglichst gut und "satt" im Hobel liegen, deswegen ist dieser Teil nicht komplett unwichtig. Sollte man feststellen, dass da was nachzubessern ist, nachdem man die Spiegelseite abgerichtet hat, hat man ein Problem.
Zum Abrichten der Spiegelseite hätte ich da einen Tipp: kurz auf einem ebenen Stein (aber eher auf einem 800er als einem 120er) schleifen um sehen zu können, wo erhabene Stellen zu sehen sind. Dann mit einem Feinschleifer (z.B. Proxxon) und einer Schleifwalze diese Stellen bearbeiten. Dabei darauf achten, dass man nie näher als etwa 2mm an die Schneide kommt. Nach kurzer Bearbeitung mit der Walze wieder kurz auf den Stein und das wiederholen, bis man nur noch Am Stein den Rest erledigen muss.
Diese Methode habe ich schon öfters bei völlig vermurksten Eisen angewendet. Man kommt viel besser voran, als auf einem groben Sten, der immer wieder geplant werden muss.
Und eines noch: auch der anderen Seite des Eisens sollte Beachtung geschenkt werden. Wenn diese nämlich konvex ist, hat man keinen Spaß am Hobeln.

Gruß,
Rafael

Rolf Richard
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #147596]
Hallo Ansgar!

Das Problem kenne ich auch, eine händische, schnelle Lösung kenne ich nicht.

Meine Wahl der Mittel wäre die Eisen auf meiner Tormek eben zu bekommen. Blitzschnell geht das auch nicht, aber es geht! Die bessere Alternative wäre wahrscheinlich die Verwendung einer Bandschleifmaschine - die ich nicht habe!

Viel Erfolg!
Rolf

Friedrich Kollenrott
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #147596]
Hallo Ansgar,

vorab: Mein Mitgefühl hast Du.

( auf der Spiegelseite habe ich Berge / Täler von einem halben Millimeter).


Wenn das wirklich so ist, ist es fast hoffnungslos. Da hat der Vorbesitzer wirklich ganze Arbeit geleistet.

Der 120er Shapton ist zum Planmachen von Spiegelseiten denkbar ungeeignet; der ist zu hart (es tritt auf großen Flächen kein Selbstschärfungseffekt durch das Herauslösen stumpfer Körner auf).
Ein scharf bleibender Schruppstein wie der Sun Tiger muss ständig abgerichtet werden, und auch damit würde es sehr, dehr, sehr lange dauern.
Diamantplatten sind schneller, aber das Vergnügen ist kurz und darum teuer.
Der ruler- trick? Da ist was missverstanden worden, der ersetzt das ganzflächige Abziehen der Spiegelseite, nicht aber das Planschleifen.
Bandschleifer? Hab ich vor langer Zeit mal versucht, Spiegelseite wurde blank aber nicht plan.
Seitenfläche eines Tormek- Steines? Auch nur bei sehr geringen Ansprüchen an die Planheit.

Wenn Du irgendwo jemanden mit einer Planschleifmaschine kennst (z.B. einer Topfschleifmaschine): Der kann Dir helfen. Ansonsten seh ich schwarz. Ich sage es nicht gern, aber bei mir sind solche Eisen im Schrott gelandet. (immer davon ausgehend, dass es wirklich ein halber mm ist). Ich habe oft Ausdauer bewiesen, aber was zu viel ist, ist zu viel.

Betrübte Grüße, Friedrich



Ansgar
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Ansgar »

[In Antwort auf #147596]
Hallo an alle, danke schonmal für die Antworten:

@ Pedder: In dem Beitrag, den du verlinkt hast, gibt es zwar einen Link zum Linealtrick, der führt allerdings auf eine nicht länger existente Seite. Ich nehm aber mal an, es geht darum, nicht das komplette Eisen zu planen, sondern nur einen Teil der "vorderen" Fläche? Also effektiv schleift man ne große Fase mit 'nem ganz kleinen Winkel auf die Spiegelseite?

@ Rafael: Was ist eine Schleifwalze? Sind das diese mit Schleifpapier umwickelten Zylinder, die man auf die Bohrmaschine aufsetzen kann? Warum kann ich mit dem Hammer nicht auch den vorderen Teil des Eisens bearbeiten?

@ Friedrich: Also, dass der Shapton für solche Arbeiten nicht zu gebrauchen ist, ist ja schonmal gut zu wissen. Für Schneidengeometrien, oder Stechbeitel-Fasen funktioniert er aber, oder? In dem Fall wird's dann wohl mein King 1000 richten müssen. Das mit dem Bandschleifer wüsste ich gerne genauer: Die Spiegelseite muss ja nur grob Plan gemacht werden, den letzten Rest kann man ja dann mit Steinen erreichen.

Wolfgang L.
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Wolfgang L. »

[In Antwort auf #147596]
Hallo Ansgar,

Zweig uns doch mal ein Bild der Spiegelseiten. Es macht einen Unterschied ob wir von punktuellen Tälern von einem halben mm reden (eigentlich nur durch starken Rostfraß oder bei einem handgeschmiedetem Eisen möglich) oder ob das Eisen als ganzes einfach krumm ist.

Zu sagen wäre noch, dass die gesamte Spiegelseite gar nicht plan sein muss. Nur im Bereich der Schneide und dort wo der Spanbrecher anliegt. Der plane Bereich wird dann ohnehin bei jedem mal Schärfen etwas größer.

PS: das mit dem Hammer richten funktioniert im vorderen Bereich deswegen nicht, weil das Eisen dort gehärtet ist. Da lässt sich der Stahl kaum noch verformen, ist dafür aber spröde und empfindlich gegenüber Schlägen.

LG Wolfgang

Rolf Richard
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #147602]
Seitenfläche eines Tormek- Steines? Auch nur bei sehr geringen Ansprüchen an die Planheit.


Das ist nicht gemeint.

Mit etwas Feingefühl kann man die Spiegelseite auch auf der Scheibe selbst abziehen. In beiden Fällen muss man noch nacharbeiten, aber die gröbsten Unebenheiten kann man mit beiden Methoden ziemlich zielgerichtet beseitigen.

Gruss
Rolf

Pedder
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #147602]
Hallo Friedrich,

Rulertrick Missverstanden? Wie kommst Du drauf?

Liebe Grüße
Pedder

Pedder
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Re: Schnelleres Verfahren zum Planen der Spiegelse

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #147603]
Halo Ansgar,

das stimmt so.

Liebe Grüße
Pedder

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