Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3189
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Ihr Lieben,

ich komme gerade aus der Werkstatt und hatte zum x-ten Male das gleiche Problem.

Ich baue z.Zt. den Korpus für einen Vorratsschrank. Nichts Edles, aber robust, darum aus Fichte- Leimholz 28mm.

Die Ecken verbinde ich mit Schwalbenschwänzen.

Beim Zusammenleimen tritt außen und innen Leim aus der Verbindung. Außen kein Problem, da wird ja noch egalisiert (der überstehende mm von Zinken und Schwalben entfernt) und übergehobelt. Aber innen. Da tritt auch unvermeidlich Leim aus, und der soll weg. Die Teile werden übrigens hinterher mit Firnis behandelt, sozusagen meine Einheitsoberfläche. Was mache ich, damit es hinterher keine Flecken gibt? Ich habe schon alles Mögliche probiert:

- Aushärten lassen und dann mit Stecheisen und Ziehklinge gesäubert. Ist eine Sauarbeit und wird nicht immer richtig gut.

- Teile vor dem Verleimen bis an die Verbindung heran ölen. Geht wirklich gut (Leim lässt sich wunderbar entfernen), aber auch viel Arbeit und Zeitaufwand

- Teile vor dem Leimen neben der Verbindung mit Malertape abkleben (war nicht richtig dicht, musste dann doch mit dem Stecheisen dran)

- ausgetretenen Leim vorsichtig mit einem Holzspatel entfernen (wo größere Menge) und dann einfach mit einem feuchten Lappen wegwischen, danach noch mehrfach mit einem frischen feuchten Lappen nachwischen. Schnell und schmutzig. Die Fläche wird leider nicht ganz leimfrei, man sieht eine Fleckenbildung nach dem Ölen. Weil es bei dem derzeitigen Projekt nicht so drauf ankommt, mache ich es so. Aber zufrieden bin ich damit nicht.

Wie macht Ihr das?

Friedrich


Udo N.
Beiträge: 192
Registriert: Do 29. Aug 2013, 15:15

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von Udo N. »


Hallo Friedrich,
ich mache es seit meiner Lehre auch nicht anders wie du und habe festgestellt, dass das Abkleben von innen mit Tesa-Krepp schon mal sehr hilfreich ist. Sollte trotzdem noch Leim aufs Holz laufen, ziehe ich es nach dem Verzwingen, mit einem Stecheisen ab. Danach noch ein- bis zweimal mit dem nassen Lappen rüber und gut ist. Nach dem Abnehmen der Zwingen einmal mit Schleifpapier rüber entfernt in der Regel auch die letzten Leimreste.
LG und herzlichen Dank für deine sehr hilfreichen Beiträge, die mir schon oft geholfen haben (Ziehklinge, das Schärfen von Hobel- u. Stecheisen usw.).
Udo

Tom B.
Beiträge: 413
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von Tom B. »


Hallo Friedrich,

... freut mich, dass es nicht nur mir so geht :-)

Zunächst denke ich, dass Du sehr gute handgearbeitete Verbindungen herstellen kannst (da muß ich erst noch hinkommen ...) - das hast Du oft genug "bewiesen". Von daher braucht es da mA gar nicht sooo viel Leim (es soll ja auch Leute geben, die bei solch gut gearbeiteten Verbindungen gar keinen Leim angeben). Wenn doch, dann nur einseitig.

Ich mach's mitlerweile so, dass ich ein paar Minuten warte, bis der Leim eine "kaugummiartige" Konsistenz hat. Dann gehe ich mit einer Ziehklinge ran. Das ist die Phase, wo der Leim schon gut weggeht und noch keine Flecken auf dem Holz gemacht hat, weil er in die Poren eingedrungen ist. Das wird sehr sauber. In Kombination mit sehr wenig Leim sollte sich da der Aufwand in Grenzen halten.

Bei den Amis hab ich mal was gelesen, allerdings noch nicht selbst ausprobiert. Dort wurde ein Strohalm angespitzt. Damit dann in die Ecke / Innen. Die meinten, das ginge ganz gut.

Alles andere mache - ich - nicht (mehr).

Beim meinem aktuellen Projekt habe ich den Leim Außen weggemacht. Innen "grob" gereinigt - und so bleibt's jetzt auch. Da habe ich allerdings den Vorteil, dass das - in diesem sehr speziellen Fall - im fertigen Zustand nicht mehr im Sichtbereich liegt.

Herzliche Grüße

Tom

Christoph Meyer
Beiträge: 675
Registriert: Sa 8. Aug 2015, 22:44

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie? *MIT BILD*

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #137649]
Hallo Friedrich,

ich habe zum Verleimen beim letzten mal das stabilere Gaffa Tape anstelle von Malerkrepp genommen, da läuft nichts am Tape vorbei oder darunter. Das hat recht gut funktioniert, ein paar ganz kleine Leimnasen musst ich mit dem Beitel wegnehmen, das war aber nicht weiter wild. Das Gaffa Tape hat auch keine Klebespuren auf dem Holz hinterlassen, nach dem Ölen konnte man keine Flecken sehen.



Viele Grüße
Christoph


André Meisenbaum

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von André Meisenbaum »

[In Antwort auf #137649]
Hallo,
erfahrungsgemäß ist die einfachste Möglichkeit Leim zu entfernen, direkt nach dem Austritt mit einem feuchten Lappen abwischen.
Hierzu habe ich immer einen kleine Eimer mit Wasser immer an der Bank stehen.

Beste Grüße
André Meisenbaum

Thomas Matuschak
Beiträge: 251
Registriert: Di 4. Jun 2013, 22:44

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von Thomas Matuschak »


Oder man verwendet Fischleim - der läßt sich Ölen, bzw erzeugt keine unschönen Flecken, wenn man ihn nicht vollständig entfernt hat.
Und man kann Überquellendes (solange noch nicht fest) gut mit einem feuchten Lappen abwischen.

Gruss,
Thomas

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Ausgetreten Leim entfernen- wie?

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #137649]
hallo Friedrich,

ich streiche die kritische Fläche mit etwas Schellack ein. Auf dem hält kein Leim.
Der Schellack lässt sich nachher wieder sehr gut mit Brennspiritus abwaschen.

Aus der Literatur weiss ich, dass die Jungs früher zuerst die Oberfläche fertig gemacht haben und erst dann den Korpus verleimt haben. Ich habs aber noch nie versucht.

Gruss
reinhold

Tom B.
Beiträge: 413
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Leimsorte

Beitrag von Tom B. »

[In Antwort auf #137649]
Kleiner Nachtrag,

Tom Fidgen (USA) hat - welch Zufall... - heute im Blog einen ganz interessanten Artikel rund um den von ihm verwendeten Leim gepostet: http://www.theunpluggedwoodshop.com/keep-it-together.html

Der dort verwendete Leim wird mit "easy to remove" bezeichnet. Ein weiterer Link (im Artikel) verweist zu einem weiteren Blogger, der - überaus - angetan ist von diesen Leimen.

=> evtl. auch eine Variante

Hat jemand schon Erfahrungen mit "LIQUID HIDE GLUE" und / oder "HOT HIDE GLUE" gemacht? Die Offen - Zeiten scheinen "einstellbar" zu sein, bis hin zu deutlich länger als z. B. ein D3 Leim.

Herzliche Grüße

Tom

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1722
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Leimsorte

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

„D3" sagt weniger als nichts über die Abbindezeit aus.

Ich stimme mit einigen vorher Schreibenden überein.
Verschmutzungen durch austretenden Leim lassen sich durch entsprechende Leimangabe
weitgehend vermeiden. Wie so häufig ist „Viel hilft Viel" die Ursache für Verdruss.
Bei dünner Leimangabe tritt höchstens eine kleine Leimraupe aus, die sich einkringelt.
Nach dem Antrocknen ist sie mit einem Stemmeisen leicht entfernt.
Noch einfacher ist es, wenn die Werkstücke vorher leicht grundiert wurden.

Gut Holz! J.

Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Austritt reduzieren

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #137649]
Denke mal, die Vermeidung des Problems wäre das Beste. Klar, ganz kriegt man das auch nicht hin, aber man kann sich der Sache annähern.

Seit einiger Zeit verteile ich Leim mit einer kleinen Kunststoffrolle, wie man sie auch zum Lackieren verwendet. Punktweise Aufbringen mit einem Pinsel und mit der Rolle verteilen führt zu schön gleichmässig dünnen Leimschichten, die opak sind. In Zinken wird das allerdings wohl unmöglich sein. Was dann nach dem Zusammenspannen austritt gleich abwischen. Dazu nehme ich die billigen Küchenrollen.

Gruss

Rolf



Antworten