Neue Hinterzangenkonstruktion (mit vielen Bildern)

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dirk Vogel
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Hinterzangen-Modellvergleich (mit Bildern)

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #26990]
Hallo Rolf ! :-) Was macht Deine Schulter ? Kommst Du bei Deiner Bank voran ?

Daß ich meine Führung nicht aus einem Stück sägen sollte, habe ich jetzt verstanden. Ich hatte sowieso eine fingergezinkte Version zu bauen vor. Mir ist allerdings nicht klar, welches Holzteil die Querfaserrichtung anders einnimmt, als es die Klassiker Dunbar / Nyquist / Frid auch tun. Für alle, die das Schleining-Buch nicht besitzen, hier mal die Modelle. Ich habe bei Teilen, die mir die gleiche Funktion zu haben scheinen, einfach gleiche Buchstaben zur Benennung draufgemalt :









Die erste Zange von Dunbar ist auch die einfachste. A ist der Korpus der Zange, wiewohl in seine Einzelteile explodiert. Wie B und C auf Deutsch heißen, weiß ich nicht, aber ihre Funktion ist es wohl einfach, die Führungsschiene E, die in Richtung Bankplatten-Inneres gelegen ist, auf den Weg zu bringen. D wäre die Hirnholzleiste. Links neben dem Buchstaben C ist noch eine Aussparung sichtbar, in die eine im Bild nicht gezeigte Schiene zu liegen kommt, die fest mit der Bankplatten-Unterseite befestigt ist. Diese Schiene heißt in den folgenden Bildern F.

Bei der zweiten Zange (von Nyquist) liegt zwar die Spindel außerhalb von A, aber ansonsten wird man unschwer den Rahmen wiedererkennen, der aus A, B, C und E besteht, wobei E wieder durch eine Aussparung in D läuft und diesmal von einem zusätzlichen Holz G gedeckelt wird. Die Aussparung in C ist hier nicht sichtbar, dafür aber F.

Frids Zange schließlich bietet eine Neuerung in Form von H, eine Art seitliche Führung von C in der Bankplatte.

Allen drei Zangen ist gemeinsam, daß es eine Führungsschiene E gibt, die sich mit der Zange bewegt und durch die Hirnholzleiste geht, sowie eine Führungsschiene F, die Teil der Bankplatte ist und sich durch C der Hinterzange bewegt. Und ohne Ausnahme geht die Faserrichtung der Teile A, E und F parallel zur Längsrichtung der Bank, während die Fasern von B, C, D und G quer dazu stehen.

Wie sieht es nun bei meinem Modell aus ? Eigentlich doch genauso. Mein Modell war Dunbar, da ich ebenfalls eine Holzspindel verwende, die, wie Du richtig feststellst, nur ein Bankhakenloch am Korpusende gestattet. Dazu noch ein Foto später. Also ist der Korpus meiner Zange hohl. E liegt bei mir auf derselben Ebene wie die Unterseite von A, statt aufgeschraubt zu sein. H besteht bei mir aus zwei Rillen statt aus einer wie bei Frid, das Prinzip bleibt aber dasselbe. Der einzige strukturelle Unterschied, den ich sehe, besteht darin, daß F kein fester Bestandteil meiner Platte ist und auch nicht als Leiste, sondern als Klotz vorliegt und sozusagen der Zange untergesetzt wird. Die Faserrichtung von F kann dabei aber weiterhin parallel zur Plattenlänge gehen, so wie es bei einer Leiste auch der Fall wäre.

Wenn ich Dich recht verstehe, Rolf, siehst Du ein Problem in der Faserrichtung von G. Dem habe ich in einem neuen Modell abgeholfen. Hier noch einmal die "doppelte" Version meiner Zange :



Die sieht jetzt so aus :



Somit kann ich auch G mit der "richtigen" Faserrichtung ausrüsten. Höchstens die zusätzliche Führung, die in der Korpusunterseite läuft, bleibt gefährdet. Aber deren Holzklötzchen kann ich ja etwas kleiner machen. so daß es sich auf keinen Fall verkantet, falls der Teil von G mit querliegender Faserrichtung anders arbeiten sollte als der Rest. Es handelt sich dort ja mer um eine Stütze als um eine Führung.

"Gleichgültig, wie man den Korpus auslegt, das grundlegende Problem solch einer Zange kann man offenbar nicht lösen - das Verkanten, weil die Schraube kaum in der gleichen Flucht wie die Bankhakenlöcher sitzen kann."

Doch, man kann ! :-) Schau mal hier :



Meine Holzspindel läuft bei S genau auf die Mitte der beiden Bankhakenlöcher zu, die sich am Ende des Zangenkorpus befinden (ein horizontales und ein vertikales Loch). Damit dürft ich kein Risiko eingehen. (Übrigens sind die Buchstaben hier anders; die Schiene E der vorigen Bilder z. B. heißt hier M.)

Grüße von Dirk


Rolf Richard
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Re: Hinterzangen-Modellvergleich (mit Bildern)

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Dirk,

mit Deinem Posting muss ich mich noch auseinandersetzen, was im Moment wg. Physotherapie nicht geht. Also kommts später nach!

Damit ist auch der Fortschritt meiner Bank klar - Null! Aber die Schulter wird besser, das kommt schon in Ordnung. Wie sagt der Chinese: "Warten stärkt die Geduld!"

Die "mechanische" Pause kompensiere ich mit dem Schreiben von Reiseberichten und dem Bearbeiten des zugehörigen Bildmaterials.

Gruss

Rolf

Gruss

Rolf



Andreas N.
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Re: Neue Hinterzangenkonstruktion (mit vielen Bild

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #27051]
Die "kleine" Schraube hat (wenn ich mich recht erinner) 18mm und greift nicht in das Holzgewinde (der Vorderzange). Das ist die Andere Seite einer der Zwei in der Bank anscheinend nachträglich angebrachten Schrauben die die Seiten "Wangen", in die die Platte eingenutet ist, zusätzlich festhalten. Die Sitzt dort in einer Geschmideten Vierkantmutter die noch zwei, hier nicht zu sehende Nippel hat, die ein herausfallen der Mutter, ohne eingeschraubte Schraube, verhindern sollen.
Die Stange in der Vorderzange benutze ich nur wenn ich einseitig Rechts etwas fest einspannen will und die einseitige Belastung der Führungen zugroß würde (ein schrägspannen von ca.5mm währ sonst möglich). Der Nachteil der Erfindung ist das man die beim umspannen schonmal vergisst und sich wundert warum´s klemmt.
Wenn man die Spindel fest anzieht klinkt das wie das beste Burgthor-knarren in nem alten Gruselfilm.
Die letzte Frage verstehe ich nicht richtig, ich werde wohl noch mal einige Bilder machen müssen wenn die Akkus meiner Kamera wieder aufgeladen sind. (oder ich die Zeichnung finde). Es sind Bankharkenlöcher an beiden Enden der Zange. Außen rechts von der Spindel-, innen links von der Spindelmitte. Zu bedenken ist das die Oberseite des Kastens fehlt da die auf der dünneren Seite nur noch 5mm hatte und sich verzogen und zum grösten Teil vom Leim befreit hatte.Die Andere Seite (außen ) ist ja noch dicker da die Seite runterhing und im hängenden Zustand abgerichtet wurde.
Wie bekomme ich das wieder hinn?? Die Seite mit den Holzwurmlöchern (und den Großen Schwalbenschwänzen) und die Oberseite durch ein Großes Alu L Profil ersetzen?
Andreas N.



Rolf Richard
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Re:HinterzangenREkonstruktion

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Andreas,

danke für die Erklärungen!

Also doch ein Bankhakenloch zwischen Spindel und Führung! Das vermindert natürlich ein Verkanten. Zur Reparatur der Hinterzange: Nicht trivial! Aber warum nicht eine Schicht Multiplex aufleimen? Du willst ja auf der Zange nicht stemmen!

Gruss

Rolf



Dirk Vogel
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Re: Neue Hinterzangenkonstruktion (mit vielen Bild

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #27070]
Hallo Pedder ! :-) Vielen Dank erst mal für Deine Bemerkungen, auch für die von vor ein paar Tagen.

"Wo hast Du das Holzgewinde her? Wenn ich mich beim Hausherren umsehe, ist das erste Holzgewinde deutlich teurer als ein Hobelbankspindel aus Metall - oder?"

Das Gewinde baut mir ein Drechsler, bei dem ich übrigens auch die Bank selbst baue. Und : seit wann bzw. wo siehst Du beim Hausherrn Holzgewinde ? Ich kenne nur die sündhaft teuren Werkzeuge, mit denen man sie herstellt ... Klar wird das teuer. Ich hatte aber Lust auf Holzspindeln. :-)

"Außerdem scheinen mir die Dimensionen insgesamt zu gering, Maßangaben würden hier helfen."

Du möchtest Maße sehen ? Also gut. Hier zunächst mal die drei zu bemaßenden Teile, der Übersicht halber :



Dann die Abdeckung, die ich von unten an die Bankplatte schrauben würde :



Hier die Hirnleiste, bei der ich in der Tat Bedenken wegen des Gewindes habe, das mir zu dünn vorkommt :



Und nun noch die eigentliche Zange, von unten und von oben :





Ich muß unbedingt mal meinen Drechsler fragen, wie dick eigentlich das Holz um sein Gewinde gehört. Zum Glück habe ich noch etwas Spielraum : falls die 7,2 cm Höhe nicht ausreichen, mache ich einfach die obere und untere Deckplatte meiner Zange schmäler.

Grüße von Dirk



Rolf Richard
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Re: Hinterzangen-Modellvergleich (mit Bildern)

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #27092]
Hallo Dirk!

Du hast recht, das teil G (oder alt GF) ist das Problem! Die Faserrichtung der ersten variante läuft quer zur Faserrichtung des Kastens.

Die neue variante ist schon besser, - falls die Ringe senkrecht stehen - hat aber am L-förmigen Fortsatz sehr kurzes Holz, das früher oder später abbricht.

Die Lösung mit dem einen Bankhakenloch in der Projektionslinie der Schraubenachse ist genau das, was Dunbar auch baute. Das verhindert Verkanten, bringt allerdings einen deutlichen Verlust an maximal möglicher Spannlänge. Ob man das akzeptieren kann, weiss letztendlich nur der Benutzer. Im Endeffekt liegt das Hakenloch auf der falschen Seite.

Bei den Zangen von Nyquist und Frid liegt IMHO die Schwachstellen an der Durchführung von E und F durch D, C und G. Letztere haben Faserverlauf quer zur Platte, die Führung E bzw F läuft mit der Platte. Also muss E und F so ausgelegt sein, dass es nie klemmt. Das bedeutet aber, zu trockenen Jahreszeiten wird es viel Spiel geben. Eine "Führung" mit viel Spiel ist nichts wert! Ok, was ist hier viel? ich weiss es nicht! Nehmen wir mal an, die teile E haben 30mm Breite. Dann können wir mit 1,5 mm Veränderung rechnen (nur Nyquist, bei Frid sieht man keine Ringlage). Hatten wir zuvor z.b. ein Minimum-Spiel von 0,5 mm gewählt, dann haben wir plötzlich 2 mm! Das kanns nicht sein!

Gruss und viel Erfolg!

Rolf



Rolf Richard
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Re: Noch Anmerkungen

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #27092]
hallo Dirk,

da sehe ich gerade Deine Antwort an Peddar:

- Das L-Förmige Stück hat jetzt doch die falsche Faserlage. Dafür natürlich kein kurzes Holz.

- Der Teil des Kastens mit den Führungsschlitzen ist IMHO wg. des kurzen Holzes an den Enden der Schlitze sehr bruch- oder rissgefährdet.

Gruss

Rolf


pedder

Holzspindel und Hinterzange

Beitrag von pedder »

[In Antwort auf #27110]
Hallo Dirk,

mit meiner Bemerkung über die Preise des 1. Holzgewindes habe ich tatsächlich die Preise für das Werkzeug gemeint. Für Deine Dimension käme da schnell ein Preis in Höhe einer ordentlichen Hobelbank zusammen...

Ein bisschen peinlich ist mir Deine detaillierte Auflistung der Materialstärken, ich hoffe, es hat Dich nicht allzulang von der praktischen Arbeit abgehalten!

Ein Problem sehe ich bei der Stärke der Brettes, durch das die Spindel gesteckt wird. Das sind sogar nur 2cm, dabei muss dieses Brett einen Großteil der Kraft auf die Zange verteilen. Zudem erscheinen mir 2 cm zuwenig, um eine stabile Verbindung mit den übrigen Komponenten der Zange herzustellen. Wenn Du dann auch noch die Stärke des Deckels und des Bodens reduzieren willst, kannst Du diese Teile eigentlich genausogut weglassen und Deine Hinterzange als seitenverkehrte deutsche Vorderzange mit einer Vorrichtung für einen Bankhaken betrachten. Vielleicht ist das ja auch gewollt?

Auch die zwei Führungsschlitze mit nur 1,6cm in der Mitte halte ich nicht mehr für ideal. Bei Holzführungen muss man immer den einen oder andern Milimeter Luft einplanen, damit die Hölzer überhaupt arbeiten können. Weniger - so glaube ich auch in diesem Fall - ist häufig mehr. Also liebe nur einen Schlitz und einen Zapfen.

Auch die Führungsleisten sind aus meiner Sicht mir einer Stärke von 2-3,2 cm unterdimensioniert. Ich bin mir nicht sicher, meine aber, dass die Kraft, die Holz verträgt, exponential mit der Seitenlänge des Holzes zunimmt. Das heißt, bei einer Verdoppelung der Kantenlänge erhälst Du die vierfache Stabilität.

Da Du offensichtlich Freude dran hast, Deine Pläne "durchkauen" zu lassen, hoffe ich, Dich mit meiner Kritik nicht zu verschrecken.

Richtig gelungen finde ich die untere Führungsplatte, in die Richtung kann die Hinterzange auf keinen Fall abhauen. :o)

Gruß Pedder
(Der sich immer noch auf das erste Zwischenfoto freut ;o))



Andreas N.
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Re:HinterzangenREkonstruktion

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #27109]
Ich hab die Zeichnung gefunden die Stahlschraube hat nur 15 mm +-0,1 da die auch geschmiedet ist.
Multiplex? ich weiß nicht, da es ja nur 5mm sind hätte ich da bedenken, die Frontseite müste wegen der schwächenden Löcher auch ausgetauscht werden, deshalb kahm ich auf den Winkel aus Metall.
Ich könnte mal versuchen die Zeichnung dir als Elektronischenachricht zu schicken. Ist aber recht viel und etwas schwierig zu lesen da ich nach einem Tag messen nicht mehr die lust hatte. Ich hab alles vermessen inklusive der Ausbrüche und der Abriebspuren? (Da weiß ich nun nicht was mich geritten hat)
Andreas N.



Rolf Richard
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Re:HinterzangenREkonstruktion

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Andreas,

das kannst Du gerne machen.

Gruss

Rolf


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