Gerundete Schneiden
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Gerundete Schneiden
Hallo liebe Leute,ich wollte euch mal von meinen Erfahrungen mit gerundeten Schneiden berichten.
Bis vor gar nicht langer Zeit bin ich den Anweisungen gefolgt die den Hobeln beilagen, die besagten, man solle die Schneide gerade schleifen und die Ecken brechen, damit keine Gleise in das Holz gefahren werden.
Inzwischen bin ich dazu übergegangen allen Schneiden von Bankhobeln eine mehr oder weiniger Starke Rundung zu geben mit einer Ausnahme, nämlich der Rauhbank, die ich mir für das Fügen vorbehalte.
Also im Einzelnen:
1.Schrupphobel: Stark gerundet, Radius z. B. 30 mm
2. Schlichthobel: gerundet. Leider fehlen mir jetzt die absoluten Messwerte. Also , Die Schneide wird auf einer ebenen Fläche gegen das Licht gehalten und ensteht auf beiden Seiten eine ordentliche Lücke, die Stärker ist als 1 mm. Bild auf dem Holz: Sanfte Wellen, aber deutlich weniger Ausriß bei ungünstigem Faserverlauf als mit dem Schrupphobel. Der Schlichthobel erfüllt damit eine wichtige Mittlerfunktion zwischen Schruppen und Glätten. Mit dem Schlichthobel lassen sich durch die gerundete Schneide auch schon Kanten sehr leicht vorrichten, bevor die Rauhbank ihr Werk tut.
3. Doppelhobel
Leicht gerundet. gegen das Licht entsteht ein haarbreiter Riß, der sich zu den Ecken etwas öffnet. Vielleicht 0,15 mm. Das Holz wirkt jetzt schon glatt, nur beim tasten bemerkt man die Wellen
4. Putzhobel
Gaanz leicht Rundung, 0,08 mm oder weniger. So fein ist Putzhobelspäne. Idealerweise dünnt sich der Span nach beiden Seiten aus. Na ja, idealerweise halt.
Die Rauhbank, die zum Fügen gedacht ist braucht als einziger Bankohobel wirklich eine möglichst gerade Schneide.
Was meint ihr dazu?
Viele Grüße, Christof.
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Re: Gerundete Schneiden
Hallo Christof,
für die "gröberen" Hobel hört sich das sehr sinnvoll an. Ich werde es wohl bei meinem Schrupphobel ausprobieren. Mit welcher Technik schleifst Du die "kleinen" Radien dieser Hobeleisen auf einem planen Stein?
Zum Putzhobel noch: Ergibt sich der geschilderte (sehr große) Radius beim freihändigen Schleifen nicht fast schon von selbst? Zumindest ich kann das Eisen mit Sicherheit nicht so unverrückbar gegenüber dem Stein führen, als dass eine absolut gerade Schneide herauskäme. Marken habe ich entsprechend bislang auch noch nicht gesehen.
Grüße
Stefan
Re: Gerundete Schneiden
hallo christof hartge ! bin ein tischler aus oesterreich (antiquitaeten etc) habe gestern nacht das erste mal in euer forum rein geschaut ,finde voll gut was man hier alles gescheite in richtung handwerk ,nämlich im echten und wahrsten sinne des wortes "HANDWERK" erfährt. ganz grossartig finde ich deine fuenfteilige demonstration der bearbeitung eines einfachen lärchenbrettes ,ein toller beitrag zur weiter oder wiederbelebung althergebrachter handwerkstradition. das mit den leicht gerundeten schneiden hat mir der seniorchef damals vor gut fuenfundzwanzig jahren schon gezeigt(in meiner lehrzeit),da ist also schon was dran. ^
liebe grüsse werner
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Re: Gerundete Schneiden
Hallo Stefan,
das mit dem runden ist gar nicht schwer. Ein leicht ausgehöhlter Stein reicht schon. Da ich meine aber immer gerade halte (s. Friedrichs Beitrag), genügt es wenn man auf die Flanken des Eisens wechelseitig etwas Druck gibt. Besonders gut geht es wenn man eine "8" auf den Stein malt. Das hält den Stein viel länger plan. Wenn man das Eisen drucklos über einen planen Stein gleiten läßt wird es schon ziemlich gerade.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Gerundete Schneiden
Vielen Dank für die Blumen, und herzlich willkommen im Forum. Du wirst sehen, hier gibt es jede Menge Leute, die deine Interessen teilen. Wir werden sicher noch so manches "entdecken" was die Altvorderen längst wußten. Aber was schadet das? Und hoffentlich können wir bald auch auf Deine erfahrungen zählen. Ich bin immer mehr üerstaunt nicht nur, was für schöne und leise sondern auch präzise und effektiven Werkzeuge unsre Vorfahren gebrauchen konnten.
Viele Grüße, Christof
Schleifurlaub
Hallo Christoph,
nachdem Ihr mich mit Euren Schärfanleitungen infiziert habt, kommt es nun zum Eklat.
Ich habe soeben meinen Koffer gepackt, 12 Hobeleisen, diverse Stechbeitel, verschiedene Schleifsteine bis zum japanischen Wasserstein, Winkelmesser, Haarlineal, Schärfanleitung von Christof und Friedrich (3Ziegelsteine), zwei Unterhosen und frische Socken;-)
Damit fahre ich nun in die Toskana und komme erst zurück, wenn alles scharf ist.
Das Einzige, was mir noch nicht ganz klar ist, ist die Frage, wie ich das deutlich runde Eisen eines Schrupphobels so rund geschliffen kriege. Kann man vielleicht quer zur Schneide schleifen und dabei dem Bogen nachfahren?
Oder ist das dann doch eine Aufgabe für die Tormek, die muss nämlich hier bleiben.
Gruss
Martin
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Re: Schleifurlaub
Hallo Martin,
endlich mal einer, der nicht einen Töpferkurs in der Toskana belegt, sondern Schleifen will..
He, Friedrich, wäre das nicht noch eine Marktlücke für uns? Meditatives Schärfen in der Toskana für Anfänger und Fortgeschrittene. Abends dann , Käse, Oliven. Und der Wind streicht vom Ozean herüber. Nicht denken nur sitzen.
Im Ernst: Zu den gerundeten Eisen. Also ein gerades Eisen in ein Schlichthobeleisen zu verwandeln ist nicht schwer: Nimm einen möglichst groben Wasserstein, am besten 300, richte ihn nicht ab und schleife immer auf demselben Streifen. Machst du das sehr kurz, erhältst du die Rundung für ein Putzhobeleisen, noch ein bißchen länger du hast ein Doppelhobeleisen und noch eine Weile du hast eine kräftige Rundung für einen Schlichthobel.
Theoretisch kann man auch Schrupphobeleisen so anschleifen. Aber das dauert sehr lange. Vielleicht ist es da doch besser vorsichtig einen Bandschleifer zum Einsatz zu bringen. Oder am allerbesten: kaufe doch einfach ein Schrupphobeleisen bei Dieter: Kosten nicht viel und die richtige Rundung ist dran.
Viele Grüße, Christof.
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ich bin dabei!
also, Christof, irgendwie in der Toskana, Du machst den spirituell anspruchsvolleren Teil und zu ein bißchem Meditativem zwinge ich mich auch (Maschinenbauer sind da ein bißchen steif), und dann ein Schärfkurs bei Rotwein , Olivenöl und anderen guten Sachen. Ja, das wär was.
Im Ernst: Ich freue mich, dass das Schärfen ein Thema ist und offenbar einige Leser des Forums die Anregungen aufgegriffen haben. Sogar Du mit Lupe! Ich hatte dazu auch mehrere Mails.
Um Dich neidisch zu machen: Heute habe ich einen neuen Hobel bekommen: Einen Lee Valley Flachwinkel- Blockhobel, direkt aus Kanada. Sehr schön! Ich werd mal darüber im Forum berichten, wenn ich etwas damit gespielt habe.
Friedrich
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Re: Schleifurlaub
Ich glaube, Martin will kein gerades Eisen in ein Schrupphobeleisen verwandeln, sondern nur ein vorhandenes schärfen. Das ist eigentlich nicht schwierig. Man muß sich nur vor Augen halten, daß ein Schrupphobeleisen nicht so präzise geschliffen werden muß wie das Eisen eines Putzhobels. Es muß nur irgendwie scharf sein, wobei die Rundung selbst nicht perfekt sein muß. Lie-Nielsen empfiehlt in einer Anleitung, das Eisen längs auf einem Wasserstein zu schleifen und dabei eine seitliche Wippbewegung auszuführen. Alternativ kann man das Eisen einspannen und mit dem Stein über die Schneide fahren:
http://www.lie-nielsen.com/faq.html?cart=106370438462#12
Gruß, Wolfgang
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Re: Schleifurlaub
Also ich mach es so: Ich setzte das Eisen auf wie immer und lasse das Eisen während des Schärfens leicht nach links und rechts wippen. Muß Martin einfach mal ausprobieren, es ist nicht schwer. Mestens ist es so, daß ich spogar die Ecken stärker schleife als die Mitte und dann mit weniger wippen nochmal nachschleifen muß.
Christof