Bau eines Türblattes - Reihenfolge?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Matthias Fischer
Beiträge: 128
Registriert: Fr 17. Aug 2018, 16:48

Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?

Beitrag von Matthias Fischer »


Hallo nochmal,

in den Büchern wird auch immer gesagt, das die Breite der Zapfen nicht zu groß werden darf, da sonst beim Schwinden die Gefahr besteht, dass sich die Keile lockern. Habe da aber nie drauf geachtet. Bei einer Eingangstür kann ja das Unterstück ohne weiters 30 cm breit sein, minus 5 cm Federzapfen bleiben 25cm Zapfenbreite - das ist schon allerhand. Ich konnte aber nie feststellen das sich da was gelockert hat, ich denke wenn man ausreichend trockenes Holz benutzt, besteht keine grosse Gefahr, da das bei einer Haustür ja eher quellen wird wie schwinden, oder?

Grüße
Matthias


Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Zapfenbreite

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Matthias,

hast recht, daß Haustüren eher quellen als schwinden. Jedoch schwächt man mit einem 25cm-Zapfen die senkrechten Rahmenteile schon ganz schön. Bei einem 30 cm breiten unteren Teil (was sich im Lauf eines Jahresverlaufs doch ganz schön bewegen will, zumindest bei einer Haustür) würde ich zwei Zapfen machen, also Raum zwischen den Zapfen lassen, wo dann nur der Nutzapfen ist.
Bei der Haustüre meines Bruders ist das untere Rahmenteil ca. 43 cm breit (aus einem Stück). Hier hat der Schreiner, der die Türe gebaut hat, drei (!) Zapfen angefertigt.
Auch mit der Langlochbohrmaschine werden verkeilte Zapfen angefertigt. Das Zapfenloch wird auf Zapfenbreite ausgebohrt (oder gefräst, wie man´s halt nennen mag). Dann wird ober- und unterhalb des Lochs noch einmal eine halbe Bohrerbreite auf ca. 5 cm Teife ein gebohrt. Das ist dann der Raum, der die Keilbreite aufnehmen soll. Keile sitzen nicht ober- und unterhalb des Zapfens; stattdessen werden in den Zapfen zwei Schlitze gesägt, wo dann die Keile eingeschlagen werden. Naja, ist bestimmt nicht so haltbar wie eine Ausführung von Hand oder mit dem Kettenstemmer (wie Du sie beschrieben hast) oder auch gedübelt.
Man kann auch mit Langlochbohrmaschine Zapfenbreite vorbohren und dann von Hand sie Schräge nachstemmen, um die stabilere Ecke mit Keilen oben&unten herzustellen.
Soweit ich weiß, ist die von Dir beschriebene maschinelle Herstellungsvariante auch die traditionell von Hand angewandte (vom System her).

Gruß, Andreas

P.S.: Sehr schöne Zeichnung !


Johannes Thiele
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?

Beitrag von Johannes Thiele »

[In Antwort auf #98028]
hallo leute,
wichtig ist die form der keile:
- sie dürfen nicht zu schlank sein, das heißt, wie schon erwähnt, sie müssen an der innenseite zuerst "ziehen", damit die fugen dicht bleiben
- wenn die keile zu spitz gehalten werden und sie dringen beim einschlagen zu weit ein, besteht die gefahr, evtl. auch erst nach längerer zeit, daß sich risse bilden in den querfriesen
die breite der zapfen sollte ca. 7 cm nicht überschreiten, da sonst das holz nicht arbeiten kann. alles breitere muß über beizapfen geführt werden, die nicht mit verleimt werden dürfen. ist das unterstück wesentlich breiter als 20-25 cm wird die unterweite , bei haustüren oder toren, aus zwei teilen gefertigt, die zusammengenutet werden, damit auch hier dem arbeiten rechnung getragen werden kann und die stabilität nicht leidet.
insgesamt ist der vorgang des verleimens immer mit ein wenig hektik verbunden. man muß halt alles parat haben, möglichst vorher "trocken" mal zusammenpassen.
daß völlig ohne leim bei der konstruktion mit zapfen gearbeitet wurde, ist mir nicht bekannt.
gruß aus leipzig!
johannes

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zapfenbreite

Beitrag von Bernhard Dirr »


Hallo,

ich habe gestern nochmals nachgelesen: in meinen alten Büchern steht ausdrücklich, dass auch bei den breiten unteren Rahmen keinesfalls mehr als ein Zapfen angeschnitten werden darf! Anderfalls wird das Holz so in der Bewegung gehindert, dass es reisen würde. Der Zapfen wird nahe der Füllung ausgeführt.
Von den Keilen immer erst die äußeren einschlagen, damit evtl. Gehrungsfugen dicht werden!

Noch ein Wort zum Verleimen: Hierzu wurde geschrieben, dass der Leim nur auf das "innere" Drittel der Zapfen aufgebracht wird. Damit kann man auch die Tür trocken soweit zusammenstecken und die Füllungen einlegen, dass noch ein Drittel Zapfen sichtbar bleibt. Erst dann den Leim aufbringen und zusammenspannen/verkeilen. Das mittlere Fries 1 mm länger schneiden, um eine gute Pressung zu erreichen.

Buchempfehlung: Spannagel, Der junge Schreiner (oder so ähnlich), sowie aus dem Verlag Jänicke das dreibändige Lehrbuch für Tischler von Flocken (1949). Von Spannagel gibt es auch noch ein Buch speziell für Türen und Tore, das ich aber (noch) nicht habe, gibt es auch als Reprint ("Das große Türenbuch" oder so ähnlich)

Besten Gruß,
Bernhard



Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Re: Literaturhinweis

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Den erwähnten Spannagel: "Die Bauschreinerei - Türen und Tore" kann ich nur wärmstens empfehlen. Es gibt ihn wie gesagt als Nachdruck und auch in ordentlicher Qualität im Antiquariat. Ich habe meinen vor etwa einem Jahr über das Zentralverzeichnis antiquarischer Bücher (www.zvab.de) bezogen.

Das Werk ist genauso umfangreich wie das Spannagel-Pendant für den Möbelbau und im allgemeinen Grundlagenteil mit diesem identisch.

Den diversen Vorworten kann man übrigens entnehmen, dass "Türen und Tore" eigentlich nur als erster Band für die Bauschreinerei gedacht war und Spannagel offenbar vorhatte, einen zweiten Band über Fenster herauszubringen. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen.

Gruß
Jörg

Bettina Brinkmeier

Re: Literaturhinweis

Beitrag von Bettina Brinkmeier »


Beim dds-verlag gibt es auch "Das große Türen-Buch" von Spannagel. Zu sehen unter www.medienservice-holz.de

Bettina

Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Zapfenbreite

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #98049]
Hallo Bernhard,

anscheinend waren sich schon die alten Meister uneins über manche Dinge.
Ich habe ein Reprint-Buch aus dem Jahr 1906, in dem steht bzw. abgebildet ist, daß bei breiteren Rahmenteilen zwei Zapfen ausgeführt werden sollten.
Soweit ich mich erinnern kann, habe ich dies auch in der Berufschule so gelernt.

Gruß, Andreas

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