Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
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Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
Bei mir steht der Bau eines Türblattes für eine Zimmertür an. Gestaltung nach historischem Vorbild (Türen von 1895 im selben Haus), also Rahmen und Füllung und Fitschenbänder.
Die Feldaufteilung sieht, wie für jene Zeit üblich, so aus: vier Füllungen, oben und unten je eine quer, in der Mitte zwei senkrecht parallel.
Nun zur Frage an die alten Bauschreiner: In welcher Reihenfolge geht man am besten vor:
Zuerst alle Teile zusammensetzen, verleimen und verkeilen und zum Schluss den Türfalz anbringen? Das hätte den Vorteil, dass man leichter Zwingen zum Spannen ansetzen kann.
Oder hobelt man an die Rahmenteile, wenn sie noch einzeln und damit handlich sind, gleich den Falz mit an und baut das Blatt erst danach zusammen?
Baut man alle Teile auf einmal zusammen? Dann sind immerhin 10 Leimstellen quasi gleichzeitig zusammenzusetzen und davon 8 auch noch zu verkeilen. Das stelle ich mir ganz schön fummelig vor, bei nur wenigen Minuten offener Zeit für den Leim. Alternativ könnte man auch erst das innere Rahmenkreuz verleimen und dieses dann später als Ganzes mit den äußeren Rahmenteilen zusammenbauen. Dann stellt sich allerdings die Frage ob die Zapfen dann noch überall passen.
Wie haben's die alten Meister üblicherweise gemacht? In diesem Detail bin ich in der einschlägigen Fachliteratur nicht fündig geworden.
Gruß
Jörg
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Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
Hallo Jörg,
da ich kein alter Meister bin, kann ich Dir auch nicht genau sagen, wie es früher gemacht wurde.
Heutzutage wird man aber definitiv den Falz erst nach dem Verleimen in das Türblatt fräsen bzw. hobeln. Zu einen wie Du schon gesagt hast, weil sich das Türblatt besser und einfacher spannen läßt, zum anderen müßte man den Falz nach dem Verleimen mit Sicherheit nacharbeiten.
Zum Verleimen tust Du dich schon leichter, wenn Du erst die "große römische Eins" verleimst, wartest bis sie trocken ist und dann weitermachst. Ob das früher so gemacht wurde weiß ich jedoch nicht, kann mir auch vorstellen, daß alles auf einmal verleimt wurde. Mach einfach mal einen trockenen "Probesteck" und schau wie lange Du brauchst.
Weiß nicht, ob Du schon mal was darüber gelesen hast: beim Verleimen von Rahmen mit verkeilten Zapfen nur das erste Drittel bis die erste Hälfte des Zapfens einleimen (von der Zapfenbrust aus gesehen), um dem senkrechten Rahmenteil das Arbeiten zu ermöglichen.
Beim Verkeilen unbedingt darauf achten, daß der Rahmen eben auf einer waagrecht ausgerichteten Unterlage liegt, sonst kann er windschief werden.
Gruß, Andreas
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Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
Hallo Jörg,
das Verleimproblem hatte ich auch bei Stühlen. Es gibt für diesen Zweck Ponal L mit langer Offenzeit, aber nur für Profis ab 10 kg-Eimer, also nicht im Baumarkt. Du kannst Dir aber sicher bei einem Schreiner etwas abfüllen lassen. Alternativ kann man auch bei niedriger Temperatur verleimen; dann ist die Offenzeit länger. Nach dem Fixieren dann bei Zimmertemperatur abbinden lassen.
Gruß, Edi
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Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
[In Antwort auf #97972]
Ein Problem will ich mir mal rausgreifen: Die Türfalz.
Wenn du die Türfalz als letztes anbringst hobelst du zweimal über längs und Querfasern im gleichen Schnitt. Das ist keine ganz angenehme Erfahrung, weil man den Hobel meist nur auf eine Faserrichtung optimal einstellen kann.
Bei einem Fräser tritt das Problem wahrscheinlich nicht so stark auf.
Mit Handwerkszeug würde ich das Problem vielleicht so angehen: Die Falz mit einem Falzhobel aushobeln. Keinen Vorschneider benutzen weil der auf Längsholz die Kante unsauber werden läßt. Dafür würde ich das Querholz mit einem Messer einfach tief einschneiden. Dann bleiben 1/2 mm der Falz bewußt stehen. Den Rest mit einem Schrägwinkel-Simshobel sauber aushobeln.
Viele Grüße, Christof.
Ein Problem will ich mir mal rausgreifen: Die Türfalz.
Wenn du die Türfalz als letztes anbringst hobelst du zweimal über längs und Querfasern im gleichen Schnitt. Das ist keine ganz angenehme Erfahrung, weil man den Hobel meist nur auf eine Faserrichtung optimal einstellen kann.
Bei einem Fräser tritt das Problem wahrscheinlich nicht so stark auf.
Mit Handwerkszeug würde ich das Problem vielleicht so angehen: Die Falz mit einem Falzhobel aushobeln. Keinen Vorschneider benutzen weil der auf Längsholz die Kante unsauber werden läßt. Dafür würde ich das Querholz mit einem Messer einfach tief einschneiden. Dann bleiben 1/2 mm der Falz bewußt stehen. Den Rest mit einem Schrägwinkel-Simshobel sauber aushobeln.
Viele Grüße, Christof.
Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
[In Antwort auf #97972]
Hallo Jörg,
meine Tischplatte (siehe Werkstattbilder) habe ich komplett verleimt. Ich habe dazu die Platte längs auf zwei stabile Balken gelegt (meine unendlichen Zwingen waren 10cm zu kurz) und habe vorne und hinten Anschläge aufgeschraubt. Als nächstes habe ich ausreichend Zwingen für die Breite bereitgelegt und Keile geschnitten. Nachdem alles mit Leim bestrichen war schlug ich die Keile zum Längsspannen leicht zwischen die aufgeschraubten Anschläge und das Werkstück. Dann die Zwingen für die Breite gesetzt und alles langsam und gleichmäßig angezogen. Sollte es sich in der Länge in die Höhe biegen, kann man es mit einer Zwinge an dem Balken herunterdrücken. Meine Tischplatte hatte auch zehn Leimstellen und es hat ganz gut geklappt. Ich hatte allerdings auch einen Helfer, da mir die Trockenzeit des Leims auch Kopfzerbrechen machte und die Platte mit 130x260cm doch recht unhandlich war.
Viel Erfolg Boris
Hallo Jörg,
meine Tischplatte (siehe Werkstattbilder) habe ich komplett verleimt. Ich habe dazu die Platte längs auf zwei stabile Balken gelegt (meine unendlichen Zwingen waren 10cm zu kurz) und habe vorne und hinten Anschläge aufgeschraubt. Als nächstes habe ich ausreichend Zwingen für die Breite bereitgelegt und Keile geschnitten. Nachdem alles mit Leim bestrichen war schlug ich die Keile zum Längsspannen leicht zwischen die aufgeschraubten Anschläge und das Werkstück. Dann die Zwingen für die Breite gesetzt und alles langsam und gleichmäßig angezogen. Sollte es sich in der Länge in die Höhe biegen, kann man es mit einer Zwinge an dem Balken herunterdrücken. Meine Tischplatte hatte auch zehn Leimstellen und es hat ganz gut geklappt. Ich hatte allerdings auch einen Helfer, da mir die Trockenzeit des Leims auch Kopfzerbrechen machte und die Platte mit 130x260cm doch recht unhandlich war.
Viel Erfolg Boris
Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
[In Antwort auf #97972]
Hallo Jörg ! Im Ansatz alles wunderbar. Am besten zuerst die römische Eins.Dann
den ganzen Rest auf einmal. Wenn Du alles mit Schlitz und Zapfen gemacht hast,kannst du es auch wie die Altvorderen machen. Nämlich ohne Leim.Schlitz und Zapfen müssen 150% tig genau passen. Dann mit Zwingen zusammenpressen und mit Holznägeln sichern.Die sollten dann aus dem gleichen Holz sein wie deine Tür. Ich leime es zusätzlich noch, dafür kann ich es direkt nachdem es verbohrt ist wieder ausspannen, spart Zwingen.
Als Leim nehme ich D3- Leim von Bindan.man weiß ja nie wieviel Feuchtigkeit dann doch reinkommt .
Viele Grüße Johannes
Hallo Jörg ! Im Ansatz alles wunderbar. Am besten zuerst die römische Eins.Dann
den ganzen Rest auf einmal. Wenn Du alles mit Schlitz und Zapfen gemacht hast,kannst du es auch wie die Altvorderen machen. Nämlich ohne Leim.Schlitz und Zapfen müssen 150% tig genau passen. Dann mit Zwingen zusammenpressen und mit Holznägeln sichern.Die sollten dann aus dem gleichen Holz sein wie deine Tür. Ich leime es zusätzlich noch, dafür kann ich es direkt nachdem es verbohrt ist wieder ausspannen, spart Zwingen.
Als Leim nehme ich D3- Leim von Bindan.man weiß ja nie wieviel Feuchtigkeit dann doch reinkommt .
Viele Grüße Johannes
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Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
Hallo Jörg,
ich beschreib mal wie ich das gelernt habe:
Der Falz (oder auch zwei Fälze) wurde bei uns hinterher angefräst- auf der Tischfräse. Das war nicht so einfach, da man das zu zweit machen musste und nicht verwackeln durfte.
Mit dem Falzhobel sollte das genauso gehen auch wenn du da mal gegen die Faser hobelst. Ich würde zuerst den Falz am Oberstück anhobeln, mit einer Beilage am Ende damit es nicht ausplatzt. Dann die aufrechten Rahmenteile, wobei hier nichts auplatzen kann.
Zusammengebaut wurde bei uns auf jeden Fall alles auf einmal.
Dazu wurde zunächst ein aufrechtes Rahmenholz in die Hinterzange gespannt und das andere Ende auf einen Bock gelegt der ungefähr genauso hoch war wie die Bankplatte.
Also das Holz war so eingespannt, dass man von oben in die Schlitze gucken konnte.
Dann wurde Leim an die Zapfen der Querstücke gegeben und diese dementsprechend auch von oben in die Schlitze gesteckt. Wenn Du genutete Füllungen hast, müssen die jetzt natürlich auch gleich mit rein:-)
Am Ende wird dann von oben das andere aufrechte Rahmenholz "eingefädelt". Wenn alles zusammensteckt, öffnet man die Zange und legt das Türblatt flach auf die Bankplatte und den Bock. Eine Seite wird jetzt mit den Bankhaken zusammengepresst, die andere Seite mit einer großen Zwinge (ggf. auch in der Mitte noch eine Zwinge. Man sollte hier noch nicht so fest spannen, da man ja noch die Winkel prüfen muss. Wenn die Winkel ok sind, Druck machen und dann die Keile mit Leim zuerst vorsichtig und gleichmäßig einschlagen, dann mit ordentlich Power (wir haben immer einen Fäustel genommen).
Wenn verkeilt ist, kannst Du die Aufrechten oben und unten ablängen und auch die Keilenden abschneiden, weiteres Spannen ist nicht nötig (ausser wenn Du das Mittelstück nicht durchgestemmt hast und dieses verrutschen könnte).
Das ist auf jeden Falle etwas stressig und am besten man macht es zu zweit.
Wir haben den Leim immer aus einem Becher genommen und mit einem Span verteilt, Pinsel geht aber auch.
Grüße
Matthias
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Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
Hallo Matthias
Ich habe interesiert Deine Schilderung gelesen, konnte auch ganz gut folgen aber das mit den Keilen hab ich nicht verstanden. (was für Keile und wohin)
Gruß Franz
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Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge? *MIT BILD*
Hallo Franz,
hab mal eine Skizze gemacht, ich hoffe man kann sehen was ich meine.
So ungefähr sieht eine gestemmte Tür aus, früher wurde das generell so gemacht, irgendwann kam dann der Dübelautomat....
Ich hoffe Du kannst sehen, dass die Zapfenlöcher konisch gestemmt werden (rote Linien), sodass dann die Keile Platz haben. Wir haben dass mit einer stationären Kettenstemmaschine gemacht, wie es mit dem Langlochbohrer gemacht wird weiss ich nicht. Wichtig ist, dass die Keile genauso stark sind wie das Zapfenloch und weder zu spitz noch zu stumpf sein dürfen. Es gibt auch Angaben wie weit diese eingeschlagen werden sollten, müsste ich aber nachschlagen....
Grüße
Matthias

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Re: Bau eines Türblattes - Reihenfolge?
Hallo,
tatsächlich kann man beim Verkeilen sehr viel falsch machen - so sagen es jedenfalls meine alten Tischlerbücher. Wenn Bedarf ist könnte ich mal die eine oder andere Skizze abzeichnen. Wichtig ist - so glaube ich mich zu erinneren - dass der Keil flacher (und stumpfer) als das Keilloch ist, damit die Klemmung innen (an der Spitze des Keils) erfolgt, und nicht aussen. Dadurch ist sichergestellt, dass der Anschluß vom Querfries zum aufrechten Rahmen "dicht" bleibt.
Hier noch ein link, der zwar nicht unbedingt weiterhilft, aber dennoch sehenswert ist: http://www.cjohnhebert.com/Catesdoor.htm
Gruß,
Bernhard