Verarbeitung von Schnittholz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Jordan
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Jürgen,

gratuliere zu deinem ersten handgehobelten Brett! Drei Stunden scheint mir eine recht gute Zeit zu sein für den Anfang.

Etwas gestaunt habe ich über deinen Hobelrahmen. Eigentlich gibt es einfachere Methoden, ein Brett zum Hobeln zu fixieren. Dein Rahmen hat allerdings den Vorteil, gleichzeitig als Dickenlehre zu dienen. Aber wenn ich an den Preis für Leimholz denke, ist der Vorteil teuer erkauft.

Ich nehme an, daß du dein Brett mit der konkaven Seite nach unten gelegt hast, sonst würde es doch schaukeln, oder? Ein Schlichthobel wäre sicher eine gute Anschaffung. Ich habe mir dazu einen einfachen alten Flohmarkthobel hergerichtet. Aber eine Kurzrauhbank mit leicht gerundetem Eisen sollte auch gut funktionieren. Wäre es nicht einfacher, wenn du das Brett vor dem Abrichten auf etwas mehr als die endgültige Länge bringen würdest?

Meine Späne nutze ich auf verschiedene Art. Ein Teil dient im Sommer zum Starten des Grillfeuers. Auch der Kamin verbraucht im Winter einiges an Spänen, wobei Schrupphobelspäne ideal sind. Die feineren Späne enden unter den Erdbeeren. Bei meinen derzeit eher geringen Mengen habe ich da schon Nachschubsorgen.

Gruß, Wolfgang

Juergen Fuchs
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo Wolfgang und Christof,

vielen Dank fuer Euren Zuspruch. Ich dachte schon, das Abrichten ging bei mir im Schneckentempo.

Nochmal zu dem Rahmen: Ich habe leider keine richtige Hobelbank mit Hinterzange sondern nur eine ca. 40 mm Buchenplatte (Arbeitsplatte aus dem Baumarkt) auf zwei Unterschränken, die dafür aber schön lang ist. Daran sitzt auch eine einfache Vorderzange.

Mit dem Rahmen kann ich das Brett fixieren und auch richten, denn ich habe leider keinen Richtstock(?). Mit den Sperrholzeinlagen kann ich 10, 14, 22 ... mm Stärken erzeugen. Die Platte hat nur 19.90 Euro gekostet.

Ich habe tatsächlich auf der konvexen Seite begonnen, da es eigentlich auf beiden Seiten gewackelt hat. Würdet ihr die andere Seite empfehlen?

Ich werde mal über den weiteren Fortschritt berichten.

Viele Grüße

Jürgen

PS: Wolfgang, da ich weder Kamin noch Erdbeerbeet besitze, kann ich Dir ja mal ein Angebot über ein paar Sack Späne machen ;-)

Christof Hartge
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Jürgen, unter den gegeben Bedingungen hast du mit deinem Rahmen schon mal das beste herausgeholt. Ich glaube du bist reif für eine Hobelbank. Zu diesem Thema, Kauf oder Selbstbau gab es in letzter Zeit ziemlich ausführliche Diskussionen. Bei Dieter findest du eine Menge nützlicher Spannwerkzeuge.

Zum Lagern des Brettes: Es geht letztlich mit beiden Seiten, wenn es sowieso auf beiden Seiten wackelt, nehme ich bevorzugt die hohle Seite nach oben, weil es leichter ist die am Anfang plan zu hobeln. Oder ich lege die häßlichere Seite zunächt nach unten, weil dort in der Dicke viel weggenommen wird, manchmal auch die häßliche Stelle.

Was du brauchst ist eines der einfachsten und nützlichsten Werkzeuge der ganzen Schreinerwerkstatt: Zwei Richtscheite: Zwei Hölzer so 60 X 4 X 2. Es geht auch mit einer Wasserwaage und einem Holz. Hauptsache die Kanten sind genau parallel. Die legst du vorne und hinten quer auf dein Brett: Begibst dich auf Augenhöhe und peilst über die Kanten. Wenn sie parallel stehen ist dein Brett nicht mehr windschief. Supergenau und einfach.

Viele Grüße, Christof.

Juergen Fuchs
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Juergen Fuchs »

[In Antwort auf #95793]
Hallo Woodworker,

noch einige Erfahrungen eines Anfängers in der Bearbeitung des schönen Kirschbaumes.

Nachdem ich nun 5 Bretter abgerichtet habe, geht es immer noch genauso langsam, wie am Anfang. Ich brauche so 3-5 Stunden, um ein Brett von 200 x 14 cm von 26 auf 18 mm abzurichten.

Die Masshaltigkeit der Bretter scheint mir mittlerweile ganz gut zu gelingen.
Größere Probleme bereitet jedoch die Oberfläche. Ich glaube ich verstehe jetzt, wo der Spruch "sich einen Ast hobeln" herkommt. Jedenfalls gelingt es mir nicht, eine befriedigende Oberfläche auszuhobeln.

Bei größeren Astlöchern kommt es immer wieder zu mehreren mm tiefen Ausbrüchen bei der Arbeit mit den Schrupphobel. Die sind oft so tief, dass sie unter die Sollstärke des Brettes reichen. Mit anderen Worten, die Stelle ist ruiniert.

Noch unangenehmer ist, dass sich an kleineren -durchaus dekorativen- Aststellen die Faserrichtung umkehrt. Ich kann immer vom Ast weghobeln, jedoch nicht auf den Ast zu. Wenn ich versuche, in langen Zügen über den Ast hinwegzuhobeln, erscheinen vor dem Ast zahlreiche ca. 0.5-1 mm tiefe kleine Ausbrüche. Die bekomme ich weder mit dem Doppelhobel noch mit der Ziehklinge wieder weg. D.h. der dekorative Ast ist ebenfalls ruiniert. Besonders ärgerlich, wenn man etwa 2 zusätzliche Stunden an diesen Ästen herumgewerkelt hat.

Hat jemand eine Idee, was ich da tun kann? Die Holzart ist amerikanische Kirsche, kammergetrocknet.

Fuer Eure Tipps bin ich wie immer dankbar.

Viele Grüße

Jürgen

Wolfgang Jordan
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Jürgen,

ich habe gerade dasselbe Problem mit Birke. Da sind zwar keine Äste drin, aber es gibt auch hier Zonen mit wechselnder Maserung. Und meine Ausrisse sind ähnlich groß. Von Buche kenne ich das auch. Das Gemeine bei Buche ist, daß man die ausrißgefährdeten Stellen nicht vorher sieht.

Eine gute Lösung für dieses Problem habe ich nicht. Es ist wohl so, daß man bestimmte Hölzer, auf jeden Fall aber Äste, nicht mit einem Schrupphobel angehen kann. Und wenn man dann, wie in deinem Fall, acht Millimeter in der Dicke wegnehmen muß, dann ist wahrscheinlich Sägen die einzige Lösung. Selbst mit einem scharfen Putzhobel ist man im Bereich von Ästen vor Ausrissen nicht sicher. Da muß man alle Tricks anwenden: scharfes Eisen, möglichst kleines Maul, schräg hobeln, großen Schnittwinkel wählen, die betreffende Stelle anfeuchten und was es so alles gibt. In einem Buch von Aldren Watson wird beschrieben, wie man eine solche widerspenstige Stelle 'attackiert': in einem Halbkreis auf diesen Punkt zuhobeln und den Hobel dann hochziehen. Muß man wohl mal ausprobieren.

Viel Glück! Wolfgang

Berthold Cremer
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo Jürgen und Wolfgang!

Diese Probleme kenne ich nur all zu gut. Ich versuche es auch nach der von Wolfgang beschriebenen Methode. Doch auch bei meinem aktuellen Projekt aus schwedischer Kiefer habe ich dieses Problem.
Ich denke, daß diese Stellen dann auch ein Beleg dafür sind, daß hier wirklich mit Handwerkszeugen gearbeitet wurde.
Manche betrachten ja einen Ast im Holz schon als einen Fehler, doch macht ein Ast gerade die Lebendigkeit des Holzes aus. So in etwa sehe ich auch solch "beschädigte" Oberflächen. Wenn es noch einigermaßen passabel aussieht, sage ich mir einfach das dies ein Zeichen für Handarbeit ist. Natürlich versuche ich solche Stellen zu vermeiden, aber wenn es mir nicht gelingt, tröste ich mich damit.
Gruß
Berthold


Juergen Fuchs
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo Wolfgang,

es ist immer ermutigend, wenn man mit seinem Problem nicht allein ist. In der Tat sind auch bei dem Kirschbaum die Problemstellen nicht auf die Aeste beschränkt. Es gibt zwischendurch Bereiche, die gar nicht weiter auffallen aber dann trotzdem ausreißen.

Auf den Schrupphobel muss ich aber dennoch nicht verzichten. Die groben Ausrisse entstehen nur bei schwarzen, toten Astlöchern, die ich ohnehin nicht verwenden kann.

Ohne Schrupphobel könnte ich mir auch nicht vorstellen, mehrere mm von den Brettern abzutragen. Danach verwende ich einen Doppelhobel mit hochgeschobener Klappe, als Ersatz für einen Schlichthobel. Zuletzt wird mit der Raubank mit feinem Span und tiefgestellter Klappe eingeebnet (mit dem Rahmen, siehe anderer Beitrag). Das klappt auch ganz gut, wenn diese leidigen Ausrisse nicht wären...

Viele Grüße

Jürgen

Juergen Fuchs
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo Berthold,

schön, dass Du das so positiv siehst. Mich persönlich packt da immer so ein gewisser Perfektionismus, der mich stundenlang an den Stellen herumhobeln lässt, ohne dass mich das Ergebnis nachher wirklich glücklich macht.

Gibt es eigentlich eine Möglichkeit diese kleinen Vertiefungen auszufüllen, bevor ich mit Oel endbehandele?

Viele Grüße

Jürgen

Berthold Cremer
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Re: Verarbeitung von Schnittholz

Beitrag von Berthold Cremer »


Perfektionismus muß man relativieren!
Den Anspruch hatte ich zu Beginn meiner Hobeltätigkeit auch, doch wie du nun selber merkst, kommt man damit auch nicht weiter. Das soll bitte keine Aufforderung zu schlampigen Arbeiten sein!!

Man muß auch die eigenen Grenzen und die Grenzen des Materials und des Werkstoffs erkennen und akzeptieren lernen. Dann gelingt es vieleicht auch die Grenze in Teilen zu überwinden. Das nennt man aber dann schon Kunst.

Es sicher auch seinen Grund, warum Maschinen baut, die mehrere Tausend kleinste Schnitte pro Minute machen.

Gruß
Berthold


Philipp
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Ausrisse bei Kirsche

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #96364]
Hallo Jürgen,

ich arbeite derzeit auch mit Kirsche (mind. 10 Jahre getrocknet). Zwar hobele ich keine Bretter zurecht, sondern arbeite nur aus mehreren miteinander verleimten Leisten die dünne Form eines Inuit-orientierten Paddels heraus. Aber hier habe ich dieselben Ausbruchsprobleme, wie du sie beschreibst. Kirsche ist zwar im frisch gehobelten Zustand herrlich anzusehen, aber sie scheint mir manchmal auch recht spröde zu sein. Das, zusammen mit der undulierenden Faserrichtung sorgt schnell für Ausbrüche beim Hobeln.

Weiter oben wurde auf ein steil gestelltes Hobeleisen hingewiesen, was sicherlich Sinn macht. Schau hier mal bei Dick vorbei: der hat neuerdings diese chinesischen Hobel im Angebot, darunter einen Putzhobel mit Eisen ca. 60°und engem Maul. Ich habe von diesen Dingern den kleinen Putzhobel und den Hohlkehlhobel und bin regelrecht begeistert. Kein billiger Chinaschrott! Versuch dein Glück mal mit diesem Hobel (kostet ja nicht die Welt) und laß uns deine Erfahrungen wissen!

Alles Gute und Gruß

Philipp (der seinen Kirschbaum stamm immer noch nicht aufgesägt hat...)



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