Tischplatte wächst / schrumpft

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KlausUlrich
Beiträge: 14
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Tischplatte wächst / schrumpft

Beitrag von KlausUlrich »


Hallo,

nachdem ich mich einige Jahre über die Fehlkonstruktion - so will ich mal unseren Esstisch nennen - geärgert hatte (die Tischbeine haben einen Abstand, dass man an den langen Seiten 2 Stühle nebeneinander mit viel Platz dazwischen unterbringt aber 3 Stühle nicht passen) entschloss ich mich schon etwa vor 1 1/2 Jahren was eigenes zu konstruieren. Damit das ganze nicht zu teuer wird, hatte ich mir eine Lösung überlegt. Das Ding sollte zum einen "groooooooß" sein, damit bei einer Familienfeier alle dranpassen, sehr robust werden und am Besten nix kosten.....
Ursprünglich dachte ich an eine Länge von 3,10m und eine Breite von 1,10m wobei die Enden halbkreisförmig sein sollten. Damit ich nun nicht so hohe Holme verwenden muss (wo man dann die Beine nicht mehr drunterbekommt) habe ich eine Grundkonstruktion aus Stahl genommen, die ich dann mit Holz "umkleidet" habe. Die Holme sind so gerade mal 9cm hoch und der Tisch ist nicht zum Wackeln zu bekommen (Beine 60x5er Vierkantrohr und oben herum 80x8er Flacheisen. Für die Verkleidung und Tischplatte habe ich mir im Bauhaus ein paar 27mm Buche-Leimholz-Arbeitsplatten gekauft. Die Holme habe ich mit der Tischkreissäge (Metabo Magnum)ausgesägt und mit etwas Montagekleber befestigt. Die Tischbeine sind aus jeweils 4 einzelnen Teilen (beidseitig auf Gärung und dann verleimt) gefertigt, die man nach dem Zusammenbau auf die Stahlbeide schieben und fixieren kann. Die Holzkonstruktion (Beine) berührt also nicht den Boden und hat selbst nichts zu tragen. Die Tischplatte ist aus 4 Plattenteilen (beste Stellen rausgesucht) zusammengesetzt (mit meiner Dominofräse gedübelt und verleimt). Beim Herstellen der kreisförmigen Enden bekam ich dann Probleme. Ich habe für meine OF1400 von Festool einen speziellen Fräser für die Herstellung von Eckverbindungen von Arbeitsplatten (nebst Frässchablone). Außerdem gibts für Kreisfräsungen ein Schienensystem. Damit wollte ich das Thema erledigen. Also neue Klinge in diesen (12mm Schaft) Fräzer und los gings. Damit ich nun nicht soviel Holz wegfräsen muss, habe ich vorher die Rundungen grob mit der Stichsäge vorgeschnitten. Der Fräser hätte damit nur noch maximal etwa 4mm Material an der Außenseite entfernen müssen. Ich habe mit sehr langsamen Vorschub (cm weise) gearbeitet. Die Holzspäne waren weiss, da ist nichts verbrannt. Und nach etwa 60 bis 70 cm reißt es ohne Ruck oder Schlag auf einmal den Fräser ab. Das Ding hatte ich zuvor nur einmal für die eine Eckverbindung benutzt!!!! Habe dann mit Festool rumgehändelt. Wäre angeblich ein Gewaltbruch gewesen und wenn ich so langsam gefräst hätte, dann müsste das Holz verbrannt sein, meinten die. Habe dann auf Kulanz einen neuen bekommen. Da ich aber keine Wochen warten wollte, hab ich eine Lösung mit meiner Stichsäge versucht. Das ging so richtig in die Hose. Konnte das Ding auch in dieses Schienensystem von Festool reinsetzen, so dass die Führung kein Problem war. Aber egal was ich gemacht habe (neues Blatt, kein Pendeln) hat es das Sägeblatt immer schräg gezogen. Nach 3 Versuchen habe ich es dann aufgegeben. Daneben war jetzt natürlich die Tischplatte zu kurz. Meine Lösung dafür nennt sich Mafel P1 mit diesem Doppelsägeblatt (zwei v-förmig verschweißt). Das Ding ist der Hammer. Ein exakter 90Grad Schnitt. So und nun zu meinem letzten Problemchen. Damit mein Tisch nicht zu kurz ausfällt kam ich auf die Idee in der Mitte (die lange Platte musste ich halbieren sonst passte das Ding nicht die Treppe hoch und ist außerdem zu schwer) ein kleines Stück einzusetzen (auch mit Domino gedübelt aber natürlich nicht verleimt). Dieses Stück ist quer eingebaut also die Leimhölzer sind um 90 Grad gebenüber den beiden großen Plattenteilen gedreht. Meine Tischplatte hatte am Schluß nur noch 106cm in der Breite (was beim Mittelstück die Länge ist). Und diese Länge bei diesem Mittelstück verändert sich ständig. Ich habe die Tischplatte logischerweise auf diese 106 cm in zusammengesetztem Zustand gesägt. Und nach dem Zusammenbau dauerte es keine 3 oder 4 Tage und das Mittelteil steht auf beiden Seiten 2 bis 3mm raus. 14 Tage später war das wieder weg und nach einer weiteren Woche wieder Überstand. Das komplette Holz ist mit diesem Öl von Festool behandelt. Die Tischplatte beidseitig 2mal. Ist das normal, dass diese Arbeitsplatten aus verleimten Teilen dann so wachsen/schrumpfen.



Dominic Lang
Beiträge: 211
Registriert: Mi 18. Jan 2017, 19:20

Re: Tischplatte wächst / schrumpft

Beitrag von Dominic Lang »


Hallo,

danke für deinen ausführlichen Bericht.
Zum Fräsen: War dein Vorschub eher ruckartig oder gleichmäßig? Gleichmäßig wäre auf jedenfalls besser.
Aber normal sollte so ein Fräser das schon aushalten.

Zum Schwinden; also wenn die Maserrichtung im Allgemeinen längs zum Tisch ist würde ich eher darauf tippen, dass der Große Teil der Platte schwindet.

Gruß
Domininc



TimoB.
Beiträge: 245
Registriert: Mi 31. Dez 2014, 22:16

Re: Tischplatte wächst / schrumpft

Beitrag von TimoB. »


Hallo Klaus,

vielen Dank für den ausführlichen Einblick in deine Arbeitsweise. Solch lange Texte lassen sich durch die Verwendung von Absätzen wesentlich besser lesen.

Ich kann mir nur sehr grob deinen Tisch vorstellen, Bilder wären sicher hilfreich.

In den Anfangstagen meiner Holzarbeiten habe ich auch einen zweimaligen Ausflug mit diesen Platten gemacht. Das erste und das letze Mal!
Diese Platten arbeiten teilweise sehr stark. In den von dir verwendeten Dimensionen sind 2-3mm Schwund bei diesem Material gar nichts. Interessant wird die Heizperiode.
Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du die Platten wechselseitig in Längs- und Querrichtung verbunden. Hierbei treffen zwei verschiedene Schwundverhalten aufeinander.

Gruß
Timo



KlausUlrich
Beiträge: 14
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tischplatte wächst / schrumpft

Beitrag von KlausUlrich »


Hallo Timo,

danke für die Info.

Ich bin halt doch kein Schreiner.......dachte durch das Verleimen haben die Dinge keinen Verzug. Offensichtlich ein großer Irrtum......

Wie kann ich Bilder einstellen? Habe keine Homepage!?

Diese Holzplatten sind ja nun nicht so teuer, meine eine (2,60x0,60m) hätte so 30 Euro gekostet. Was würde passieren, wenn ich nochmal eine Tischplatte (ohne dieses Querteil) anfertige. Können die dann immer noch (müssen ja aufgrund der Größe 2 Teile sein) unterschiedlich arbeiten? Gibt es (bezahlbare) Alternativen?

Gruß

Klaus



KlausUlrich
Beiträge: 14
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tischplatte wächst / schrumpft

Beitrag von KlausUlrich »

[In Antwort auf #68792]
Hallo Dominic,

danke für die schnelle Rückmeldung. Ich habe für die etwa 70cm Fräslänge einige Minuten gebraucht. Die Fräse stand dabei eingefasst mit Kopierring in dieser speziellen Vorrichtung (Schienensystem). Da die Platte ja schon kreisförmig vorgeschnitten war, konnte ich mit meiner linken Hand immer schön die Platte zwischen Daumen (oben) und den anderen Fingern greifen. Habe also immer etwa 0,5 bis maximal 1 cm vor die Schiene die linke Hand fixiert und dann die Fräse mit rechts langsam bis an die Linke geschoben. Dann links wieder neu vorgegriffen. Der Fräser ist ohne Vorankündigung einfach nach unten abgefallen. Der wurde also nicht durch die Gegend geschleudert. Habe Bilder gemacht. Der Fachmann von Festool sagte, man hätte die Bruchstelle unter dem Mikroscop geprüft und es wäre ganz klar ein Gewaltbruch gewesen. Ich persönlich glaube das nicht. Der Festool-Mann behauptete, wenn ich so langsam gefräst hätte, dann hätte das Holz verbrennen müssen. Habe ihm angeboten, die Späne hinzuschicken. Interessiert dort aber keinen........

Die Maserung verläuft längst, also so wie bei solchen Tischplatten üblich. Das schmale Mittelteil eigentlich auch, sitzt aber gedreht dazwischen. Wie kann ich ggf. Bilder einstellen. Hochladen geht ja offensichtlich nicht. Eine Homepage habe ich nicht.

Gruß

Klaus



justus

Re: Tischplatte wächst / schrumpft

Beitrag von justus »


guude,

am arbeiten des holzes ändert eine längsverleimung nichts, dazu müsste "abgesperrt" werden, oder geschreddert und verleimt. selbst dann ist ein arbeiten- allerdings in geringerem ausmaß- noch festzustellen.

maximale quellung buche:
längs 0,2-0,6%, radial 6,2%, tangential 13,4%,

also ein vielfaches des querhozes der hauptplatten zum längsholze der zwischenplatte, bei 1000mm breite und ein paar wenigen % luftfeuchtigkeitswechsel durchaus mehrere mm.
ergo:"Tisch mit eingebautem Hygrometer"!

gut holz! justus.


Jockel
Beiträge: 483
Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Im gleichlauf gefräst?

Beitrag von Jockel »


Hallo Klaus, hast du im gleichlauf gefräst?
Das würde zumindest das Rucken erklären.

Wieviel mm hast du denn in der Tiefe auf einmal gefräst?

Gruß Jockel



KlausUlrich
Beiträge: 14
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tischplatte wächst / schrumpft

Beitrag von KlausUlrich »


Hallo justus,

habe ich Dich korrekt verstanden, dass also die großen Platten in der Veränderung Ihrer Breite die eigentliche Hauptursache sind.

Dann müsste eine neue Platte ohne Mittelteil doch funktionieren (die verändert sich dann zwar auch aber eben gleichmäßig), richtig?

Gruß

Klaus



KlausUlrich
Beiträge: 14
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Im gleichlauf gefräst?

Beitrag von KlausUlrich »


Hallo Jockel,

die volle Tiefe. Der Fräser hat eine Arbeitslänge von 45mm, die Platte hatte 27mm. Nachdem man damit ja normalerweise diese Pressspan-Arbeitsplatte fräst und ich mit der Stichsäge die Rundung bis auf etwa max. 5mm Material, dass weggefräst werden musste, vorgeschnitten hatte, ging ich davon aus, dass ich da bei langsamen Vorschub nichts verkehrt mache. Hat ja auch keinen Ruck oder Schlag gegeben. Auch verbrannt ist da nichts. Der Fräser ging eigentlich bis zum abfallen durch wie Butter.

Gruß
Klaus



Jockel
Beiträge: 483
Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Gleichlauf?

Beitrag von Jockel »


Hallo Klaus,
27mm auf einmal und noch dazu per Hand geführt das ist schon sehr heftig.

Bleibt noch die Frage ob du im gleichlauf oder gegenlauf gefräst hast?

Auf welcher Einstellung stand denn die Drehzahl?
Gruß Jockel


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