Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
Hallo allerseits,
da meine Dose mit Leinölfirnis (also mit Sikkativen oder Trocknungsstoffen) zur Neige geht, brauch ich was Neues.
Ich würde gern mal reines kaltgepresstes Leinöl roh und gekocht (0,4 % Sikkativ) ausprobieren. Infos zu diesen Ölen hier:
http://www.leinölpro.de/
Der Link scheint nicht zu funktionieren, bitte von Hand eingeben)
Wer hat Erfahrung mit diesen, oder vergleichbaren Ölen, vor allem was die Eindringtiefe und die tatsächlichen Trocknungszeiten betrifft. Die Öle sind auch nicht gerade billig - aber wenn die Qualität stimmt, wäre das kein Hinderungsgrund für mich.
Mit meinem bisherigen Leinölfirnis war ich eigentlich ganz zufrieden (es fehlte mir aber auch an Vergleichsmöglichkeiten). Allerdings scheinen die Sikkative mit der Zeit etwas nachgelassen zu haben - meine Hobelbank hat Wochen gebraucht um bei Druck (wenn man etwas auf der Platte festzwingt) trocken zu bleiben. Das hängt sicherlich auch mit der Menge des Auftrags ab.
Was ich nicht möchte: Verdünnen mit Terpentin, Orangenschalenölen etc.
Gruß, Bernhard
-
- Beiträge: 2638
- Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
- Kontaktdaten:
Re: Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
Hallo Bernhard,
das ist wirklich ganz schön teuer. Ist da Gold drin?
Kauf doch was beim nächsten Raiffeisenmarkt, da gibt's sowas z.B.
als Pferdefutterzusatz in Kanistern. Und das bestimmt günstiger.
Ich weiß allerdings nicht, ob das genau so hergestellt wird. Ich
habe mich noch nie damit beschäftigt.
--
Dirk
Re: Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
hallo Bernhard,
ich arbeite schon über 30 Jahre mit Leinöl in allen möglichen Zubereitungen und habe auch andere Oberflächenbehandlungen ausprobiert.
Ergebnis : ich schwöre auf Leinölfirnis ! (Firnis ist immer mit Sikkativen)
Der Liter kostet ungefähr 7,5 bis 11 Euro, je nachdem , wo er gekauft wird. Einen Unterschied in der Anwendung und im Ergebnis zwischen industriell hergestelltem L-Firnis aus gekochtem Leinöl (Baumarkt) und sog. Bio L-Firnis konnte ich nicht feststellen, ausser beim Preis. Und auch Bio-Leinöl wird industriell hergestellt! Nur Müslis glauben, dass da der Bauer im Hinterhof bei bestimmten Mondkonstellationen von Hand die Körner auspresst.
Ein Leinölfirnisauftrag bindet oberflächlich innerhalb eines Tages ab und das Stück kann dann unbesorgt verwendet oder weiterverarbeitet werden.
Wenn verdünntes oder erhitztes Leinölfirnis satt aufgetragen wurde und tief einziehen konnte, dann bindet die Oberfläche auch ungefähr in einem Tag ab, aber in der Tiefe ist dann die Luftzufuhr etwas gebremst und es kann ein paar Wochen dauern oder länger, bis das letzte Öl abgebunden hat.
Reines Leinöl (ohne Trockenstoffe) bindet oberflächlich in 3-4 Tagen ab, kann auch witterungsbedingt deutlich länger dauern.
Das Abbinden von Leinöl(und -firnis) ist kein Verdunstungsprozess wie bei Lacken, sondern ein chemischer Vorgang, bei dem das Öl Sauerstoff aus der Luft aufnimmt und dadurch fest wird. Der Vorgang ist nicht umkehrbar.
Bei der Verarbeitung ist wichtig, dass auf der Oberfläche kein Öl stehen bleibt, sondern nach ca 10 Minuten alles abgewischt wird. Das Öl in der obersten Holzschicht bildet den Schutz.
Das Abbinden des Leinölfirnisses kann gefördert werden durch Licht und Wärme. Steht das Werkstück im kühlen Keller und im Dunkeln, dauert es länger.
Du schreibst, dass Du keine Verdünnung möchtest? Überleg Dir's nochmal, Du verschenkst damit ein paar ganz entscheidende Vorteile, die die Tiefgrundierung mit Halböl (Mischung von Firnis und Terpentin bzw. Orangenöl) bietet.
Ich kaufe mir Balsamterpentin literweise in der Apotheke zu ca 12 - 15 Euro (kleinere Portionen sind furchtbar teuer). Das ist ein wunderbar nach Kiefern duftendes Öl, mit dem ich den Leinölfirnis verdünne. Kein Vergleich mit stinkendem Terpentin(ersatz) aus dem Baumarkt und nicht so penetrant wie Orangenschalenöl, wobei letzteres auch Geschmackssache ist - ich mag eben keine Orangen.
schau mal hier : http://www.woodworking.de/cgi-bin/wiki/wiki.pl?Oberflaechenbehandlung
viele Grüsse
reinhold
Re: Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
[In Antwort auf #40310]
Hallo zusammen ich kaufe Leinölfirniss und andere Öle sowie Balsamterpentin oft bei Kremer Pigmente:
http://kremer-pigmente.de/bindem06.htm#oele
Das ist ein super Laden. Er wird noch einem Geschäftsmann nach altem Schlag geführt.
Verkauf auch bei Erstbestellung auf Rechnung.
Der Liter Leinölfirniss kostet dor 4.7 also wesentlich günstiger als die 7-11 von reinhold.
Auch ich nutze Halböl als Grundierung, es feuert nochmal stärker an und macht das Holz "wasserbeständiger".
Reines Leinöl ohne Sikkativ braucht sehr lange zum trocknen! Die Hobelbankbauer wie Ulmia haben ihr Holz immer mit warmen/heissem Leinöl behandelt.
Sehr viel Informationen über Leinöl und co.
gibts hier:
http://www.woodworker.de/forum/nat-rliche-le-f-r-holzbehandlung-lein-l-nuss-l-tung-l-t5234.html
Gruß
Jockel
Hallo zusammen ich kaufe Leinölfirniss und andere Öle sowie Balsamterpentin oft bei Kremer Pigmente:
http://kremer-pigmente.de/bindem06.htm#oele
Das ist ein super Laden. Er wird noch einem Geschäftsmann nach altem Schlag geführt.
Verkauf auch bei Erstbestellung auf Rechnung.
Der Liter Leinölfirniss kostet dor 4.7 also wesentlich günstiger als die 7-11 von reinhold.
Auch ich nutze Halböl als Grundierung, es feuert nochmal stärker an und macht das Holz "wasserbeständiger".
Reines Leinöl ohne Sikkativ braucht sehr lange zum trocknen! Die Hobelbankbauer wie Ulmia haben ihr Holz immer mit warmen/heissem Leinöl behandelt.
Sehr viel Informationen über Leinöl und co.
gibts hier:
http://www.woodworker.de/forum/nat-rliche-le-f-r-holzbehandlung-lein-l-nuss-l-tung-l-t5234.html
Gruß
Jockel
-
- Beiträge: 282
- Registriert: Mi 13. Aug 2014, 08:03
Re: Vielen Dank für die detaillierte Auskunft!
Hallo Bernhard,
ich bestelle so Zeugs (Firnis, Leinöl, Balsamterpentin) bei http://www.kremer-pigmente.de und bin sehr zufrieden.
Das mit dem Halböl (beim selbst mischen kannst du auch den Geruch je nach Verdünnungsmittel selbst bestimmen) solltest du mal ausprobieren.
Grüße aus Heidelberg - Michael
-
- Beiträge: 2715
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Re: Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
[In Antwort auf #40308]
Hallo,
ich verwende Leinölfirnis von Stauffen. Da kaufe ich im 6 Liter Gebinde für 24 Euro. Die Verwendung von Verdünner scheint einfach eine Glaubensfrage zu sein. Ich verwende keinen. Ich habe mal Balsamterpentin versucht, ich mochte aber den Geruch nicht und sah auch keine echte Verbesserung des Ergebnisses dadurch. Seither verdünne ich nicht mehr. Das Balsamterpentin habe ich im Farbenhandel zu 4 Euro den Liter gekauft.
Als Alternative, wenn du doch verdünnen willst, käme auch shellsol in Frage. Gibt es auch bei Kremer Pigmente. Dort habe ich auch schon bestellt und es war durchweg positiv.
Das von dir angegebene Internetseite habe ich mir angesehen und finde die Preise doch recht üppig. Das solltest du anderswo alles viel günstiger beziehen können. Die Qualität dürfte nicht schlechter sein.
Von reinem Leinöl würde ich dir aufgrund der langen Trockenzeiten auch abraten.
Gruß
Heiko
Hallo,
ich verwende Leinölfirnis von Stauffen. Da kaufe ich im 6 Liter Gebinde für 24 Euro. Die Verwendung von Verdünner scheint einfach eine Glaubensfrage zu sein. Ich verwende keinen. Ich habe mal Balsamterpentin versucht, ich mochte aber den Geruch nicht und sah auch keine echte Verbesserung des Ergebnisses dadurch. Seither verdünne ich nicht mehr. Das Balsamterpentin habe ich im Farbenhandel zu 4 Euro den Liter gekauft.
Als Alternative, wenn du doch verdünnen willst, käme auch shellsol in Frage. Gibt es auch bei Kremer Pigmente. Dort habe ich auch schon bestellt und es war durchweg positiv.
Das von dir angegebene Internetseite habe ich mir angesehen und finde die Preise doch recht üppig. Das solltest du anderswo alles viel günstiger beziehen können. Die Qualität dürfte nicht schlechter sein.
Von reinem Leinöl würde ich dir aufgrund der langen Trockenzeiten auch abraten.
Gruß
Heiko
-
- Beiträge: 27
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Re: Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
Hallo
ich verwende grundsätzlich Leinöl - Firnis. Die Trocknungszeit beträgt ca. 24Std bis hin zu 2 - 3 Tagen. Abhängig ist dies vom Raum wo du das Holzstück trocknen lässt. Leinöl - Firnis kaufe ich entweder im Baumarkt oder wo es sonst im Angebot ist.
MFG Matthias
-
- Beiträge: 184
- Registriert: Sa 24. Aug 2013, 22:08
Re: Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
[In Antwort auf #40308]
Hallo Bernhard und andere,
die original schwedischen Leinölfarben von Leinölpro sind deshalb so teuer, weil
1)
das Öl kalt gepresst wurde (im Gegensatz zu z.B. Stauffen-Öl) und deshalb keine Schleim- und Schwebstoffe enthält, an denen sich leichter Pilz und Schimmel bilden kann. (Konservierungsmittel sind ja keine enthalten).
2)
bei den Farben sehr viel Pigmente sehr hoher Qualität enthalten sind. Diese Ölfarben werden mit den gleichen Pigmenten (nur einem anderen Anteil) als Künstlerfarben verkauft, also in punkto Lichtechtheit und Stabilität sehr hochwertig. Durch den hohen Pigmentanteil können sie sehr dünn ausgestrichen werden und decken immer noch.
3)
die Gebinde größer sind, als im Baumarkt.
Ansonsten benutze ich diese Farben vor allem im oder in der Nähe des Wohnbereichs, da diese im Gegensatz zu Baumarkt-Firnis nicht stinken sondern riechen.
Zur Verwendung:
Ich gehe wie empfohlen vor, zuerst einen Anstrich mit rohem Leinöl, der tief eindringt und das Holz "pflegt". Nach ein paar Tagen (im eiligen Fall ein paar Stunden, Reste abnehmen!) später streiche ich mit der Endfarbe weiter.
Die Trocknungszeit hängt wie angegeben stark von den Witterungsbedingungen ab. Im Sommer kann mann in der Früh und noch am gleichen Tag am Abend streichen, im Winter in der kalten Werkstatt dauert es Tage zum Trocknen einer Farbschicht. Einige Fenster und allen Fensterläden an unserem Haus sind mit dieser Farbe gestrichen.
Nachdem ich mit Brillux Ventilack (Alkydharz) vor 4 Jahren angefangen habe und diese bereits jetzt wieder abblättert, ist dieser Farbentyp für mich nicht mehr von Interesse. Da werfe ich meine Arbeitszeit ja nur zum Fenster raus.
Andere Leinölfarben sind sicherlich auch kein "Glump" (z.B. Kremer-Pigmente o.ä.), ich kenne halt nur Baumarktfirnis und das schwedische Zeug und da ist der Qualitätsunterschied halt enorm.
Für alle, die meinen, daß man Farb-Öl im Reformhaus oder Futterhandel kaufen kann, empfehle ich doch mal die Infoseiten von leinölpro zu lesen (man muß ja deshalb nicht was von denen kaufen). Dort sind Ballast- und Schwebstoffe enthalten, die die Qualität des Farbanstrichs mindert und außerdem auch nicht "gekocht" ist, sprich dem rohen Leinöl entspricht, das nur sehr langsam trocknet. Der Inhaber von Leinölpro ist jedenfalls nicht nur Verkäufer, sondern hat auch praktische Erfahrung, da er selbst Fensterrestaurator von z.T. denkmalgeschützten Gebäuden ist und diese Farben dort verwendet (Link www.fensterhandwerker.de).
Aber ich denke wir müssen im Forum aufpassen, daß wir nicht auf die emotionale Ebene sinken, es gibt immer für alles verschiedene Grundeinstellungen. Ich finde die Farben jedenfalls toll und ich bleibe dabei!
Mit freundlichen Grüßen
Markus
Hallo Bernhard und andere,
die original schwedischen Leinölfarben von Leinölpro sind deshalb so teuer, weil
1)
das Öl kalt gepresst wurde (im Gegensatz zu z.B. Stauffen-Öl) und deshalb keine Schleim- und Schwebstoffe enthält, an denen sich leichter Pilz und Schimmel bilden kann. (Konservierungsmittel sind ja keine enthalten).
2)
bei den Farben sehr viel Pigmente sehr hoher Qualität enthalten sind. Diese Ölfarben werden mit den gleichen Pigmenten (nur einem anderen Anteil) als Künstlerfarben verkauft, also in punkto Lichtechtheit und Stabilität sehr hochwertig. Durch den hohen Pigmentanteil können sie sehr dünn ausgestrichen werden und decken immer noch.
3)
die Gebinde größer sind, als im Baumarkt.
Ansonsten benutze ich diese Farben vor allem im oder in der Nähe des Wohnbereichs, da diese im Gegensatz zu Baumarkt-Firnis nicht stinken sondern riechen.
Zur Verwendung:
Ich gehe wie empfohlen vor, zuerst einen Anstrich mit rohem Leinöl, der tief eindringt und das Holz "pflegt". Nach ein paar Tagen (im eiligen Fall ein paar Stunden, Reste abnehmen!) später streiche ich mit der Endfarbe weiter.
Die Trocknungszeit hängt wie angegeben stark von den Witterungsbedingungen ab. Im Sommer kann mann in der Früh und noch am gleichen Tag am Abend streichen, im Winter in der kalten Werkstatt dauert es Tage zum Trocknen einer Farbschicht. Einige Fenster und allen Fensterläden an unserem Haus sind mit dieser Farbe gestrichen.
Nachdem ich mit Brillux Ventilack (Alkydharz) vor 4 Jahren angefangen habe und diese bereits jetzt wieder abblättert, ist dieser Farbentyp für mich nicht mehr von Interesse. Da werfe ich meine Arbeitszeit ja nur zum Fenster raus.
Andere Leinölfarben sind sicherlich auch kein "Glump" (z.B. Kremer-Pigmente o.ä.), ich kenne halt nur Baumarktfirnis und das schwedische Zeug und da ist der Qualitätsunterschied halt enorm.
Für alle, die meinen, daß man Farb-Öl im Reformhaus oder Futterhandel kaufen kann, empfehle ich doch mal die Infoseiten von leinölpro zu lesen (man muß ja deshalb nicht was von denen kaufen). Dort sind Ballast- und Schwebstoffe enthalten, die die Qualität des Farbanstrichs mindert und außerdem auch nicht "gekocht" ist, sprich dem rohen Leinöl entspricht, das nur sehr langsam trocknet. Der Inhaber von Leinölpro ist jedenfalls nicht nur Verkäufer, sondern hat auch praktische Erfahrung, da er selbst Fensterrestaurator von z.T. denkmalgeschützten Gebäuden ist und diese Farben dort verwendet (Link www.fensterhandwerker.de).
Aber ich denke wir müssen im Forum aufpassen, daß wir nicht auf die emotionale Ebene sinken, es gibt immer für alles verschiedene Grundeinstellungen. Ich finde die Farben jedenfalls toll und ich bleibe dabei!
Mit freundlichen Grüßen
Markus
Re: Wer hat Erfahrung mit Leinöl?
[In Antwort auf #40308]
Hallo Bernhard,
die wichtigste Eigenschaft vom Leinöl ist, das es in den Holzstrukturen unter Sauerstoff-Reaktion kristallisiert. Dies macht Hobelbänke unempfindlich und auch Vollholzmöbel.
Ich verdünne den 1. Auftrag immer 50:50 mit echtem natürlichem Terpentinöl, die Mischung, Halböl wird deutlich dünnflüssiger und dringt leichter und vermutl. auch tiefer ein, 5 Tage später, denn erst nach dieser zeit soll Leinöl kristallisiert sein, kommt ein Auftrag mit Vollöl (Leinöl ohne Verdünner).
Gruß Dietrich
Hallo Bernhard,
die wichtigste Eigenschaft vom Leinöl ist, das es in den Holzstrukturen unter Sauerstoff-Reaktion kristallisiert. Dies macht Hobelbänke unempfindlich und auch Vollholzmöbel.
Ich verdünne den 1. Auftrag immer 50:50 mit echtem natürlichem Terpentinöl, die Mischung, Halböl wird deutlich dünnflüssiger und dringt leichter und vermutl. auch tiefer ein, 5 Tage später, denn erst nach dieser zeit soll Leinöl kristallisiert sein, kommt ein Auftrag mit Vollöl (Leinöl ohne Verdünner).
Gruß Dietrich