Projekt Bett

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Projekt Bett

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo,

meine Tochter ist vor einigen Tagen in ihre erste eigene Wohnung gezogen und da passte das vorhandene Bett mit Eisengestell, das sie sich seinerzeit gekauft hatte, leider nicht in die Bettnische. Was lag also näher, als auf die Schnelle ein neues Bettgestell zu machen.

Das 28 mm Buche-Leimholz wurde beim Holzhändler meines Vertrauens (Holz-Streck in Bornheim) gekauft. Er hatte gerade eine Sonderaktion mit 76,00 €/qm. Sicher, durchgängige Lamellen hätten eine ruhigere Optik ergeben, aber erstens hätt ich das bestellen müssen und der Preis hätte auch etwas anders ausgesehen.

Um euch nicht auf die Folter zu spannen hier das (fast) fertige Bett. Es fehlen innen auf den Seitenwangen noch die Auflagen für den Lattenrost. Dafür nehme ich ca. 5 cm breite Streifen Multiplex in gut 20 mm Stärke, je nach Verfügbarkeit von Resten.



Seinerzeit hatten wir schon mal eine Diskussion bezüglich der Eckverbindung. Hier meine Lösung: Ein Alu-Winkel 40/40/3 mm, passend abgelängt und Löcher selbst gebohrt, Edelstahl-Spax-Schrauben 4x25 mm und zusätzlich zwei Holzdübel 10 mm stark.



Hier die Dübellöcher in den Seitenwangen. Erstmals die LaLo an der Bäuerle benutzt und begeistert. Mit einem Hilfsanschlag auf dem Tisch der LaLo war eine Serienproduktion mit guter Wiederholgenauigkeit möglich und vor allem genau senkrechte Löcher! In den Wangen wäre das ja sonst nur freihand gegangen.



Für die Eckrundungen habe ich auf meine Stichsäge zurückgegriffen. Angezeichnet wurde mit einem Metallring als Schablone und dann freihand nach Strich gesägt. Wenn Walter nicht mitlesen würde würd ich ja auch sagen, wie ich das Sägeblatt unten stabilisiert habe, damit der Schnitt unten nicht verläuft. Man sieht auch, daß ich in Kopf- und Fußteil die Mitte ca. 5 mm weggefräst habe. So entstanden fast unsichtbare Füße, die ein Wackeln bei unebenem Fußboden verhindern.



Hier das Bohren der Dübellöcher in Kopf- und Fußteil mit dem Bohrständer. Hier kann Jürgen die Metabo SBE 1010 in Aktion sehen.
Der Bohrständer stammt von ca. 1975. Eigentlich ein Vorbild an Präzision, nur leider gibt es die Firma wohl nicht mehr. Oder weiß noch jemand etwas über die Firma "Zenses" in Remscheid bzw. "System Zenses". Der Ständer wurde auch als Fräsständer für die Bohrmaschine empfohlen, entsprechend vielseitig die Verstellmöglichkeiten: nachjustierbare Schwalbenschwanzführung, Höhenvestellung fixierbar und dann mit Griffschraube zu verstellen, zusätzlicher Handgrriff, um den Bohrständer wie eine Oberfräse zu führen, Rundrohr, d.h. man kann auch neben dem Bohrständer bohren, wenn der dann besser zu fixieren ist. Kurzum ein kleines Genie, welches ich erst mit Beginn der Holzarbeiten schätzen gelernt habe. Für Arbeiten in Metall ist er sicher zu leicht und hat deshalb viele Jahre in der Ecke gestanden.



Hier noch ein Bild des Bohrständers von der anderen Seite:



Oberflächenbehandlung: Schleifen und dann Osmo Hartwachsöl (weil das gerade vorhanden war) und anschließend mit Stahlwolle noch mal geglättet.

Sicher kein aufwendiges Projekt, aber es war nach längerer Abstinenz wieder mal was in Holz.

Gruß

Heinz


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Projekt Bett

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Heinz,

da kann Deine Tochter ja froh sein, den Handwerker direkt im Haus zu haben... :-)
Vielen Dank für die vielen Bilder. Wenn es auch ein einfaches Projekt ist,
schön, dass Du es trotzdem erwähnst und hier vorstellst. Ich denke, keiner
hier im Forum arbeitet immer an einem höchst komplizierten und aufwändigen
Projekt.

Bezüglich der Eckverbindung bin ich mir da noch nicht so sicher, ob das hält.
So ein Bett ist ja schon gewissen Kräften ausgesetzt. Man (Frau) liegt ja sicher
nicht nur allein darin. So könnte ich mir vorstellen, dass die Konstruktion
irgendwann mal etwas wackelig da stehen wird. Berichte doch mal in einiger Zeit...

Was mir überhaupt nicht gefallen will, sind diese nicht durchgängigen
Lamellen. Gerade bei diesem Brettgrößen macht sich die unruhige Optik sehr
start bemerkbar. Der Charakter von Buche geht verloren. Aber ich weiß, Du
hattest ja Deine Gründe dafür schon beschrieben.

Gespannt bin ich auch, wie sich Kopf- und Fußteil verhalten. Buche arbeitet
ja doch relativ stark.

--
Dirk



Helmut Hirsch

Re: Projekt Bett

Beitrag von Helmut Hirsch »


Hallo Heinz,

ein schönes Projekt, leider wirst du Ärger mit deinen Frauen bekommen.

An dem Aluwinkel werden nach kürzester Zeit die Spannbetttücher kaputt gehen!

Kauf dir vier ganz normale Bettbeschläge, die zum Einhängen in schwerer Ausführung --- ich will hier in so einem offenen Forum nichts über Belastungen von Betten reden --- ich denke du weißt jetzt was Dirk und ich evtl. meinen ;^>

Auch will ich wissen, wie du die Stichsäge stabilisiert hast (Walter soll mal drüberlesen - wenn's ganz schlimm ist, schick mir halt ne kurze Mail). Abhilfe wäre das Erlernen der Fräse mit Kopierring und Schablonen. Du wohnst doch in der Nähe von Franz, schließt euch doch mal kurz, ich glaube ihr würded euch gut ergänzen --- das war der Wink mit dem Megazaunpfahl.

Grüße aus der Kurpfalz, Helle



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Projekt Bett (Bohrständer)

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #40146]
Hallo Heinz,

dieser Bohrständer gefällt mir äußerst gut. Kann jemand da noch mehr
zu sagen?

--
Dirk



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Projekt Bett

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #40146]
Hallo Heinz,

nein, ich will und kann mir nicht vorstellen, wie Du das Stichsägeblatt unten stabilisiert hast. Du hast eine Dreier-Kombi, da ist auch eine FRÄSE!! dabei und die hättest Du bei dieser Gelegenheit einweihen können, denn Du hast sie, jede Wette, noch nicht benutzt! Sonst hättest Du diese Arbeit mit einem Füge- oder Falzfräser gemacht. Übrigens: wo sind die Bilder von der "neuen" Kombi?

Ich finde die Patchwork-Optik nicht so schlimm, denn bei den großen Flächen wirken durchgehende Lamellen eher langweilig. Die Stabilität sollte ausreichen, bei normalen Bettbeschlägen gibt es auch keine Verstrebung. Herumschieben sollte man ein Bett auch nur mit eingelegtem Lattenrost, sonst gibt es ein Parallelogramm und die Verbindungen nehmen Schaden.

Gruß, Walter


Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Projekt Bett

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #40146]
Danke für die Kommentare.

Stabilitätsprobleme erwarte ich keine. Je zwei 10er Holzdübel halten schon einiges an Scherkräften aus. Mein Doppelbett hat vor fast 25 Jahren von einem Schreiner die gleiche Lösung erhalten und meinem Sohn habe ich vor wenigen Jahren ein nahezu identisches Bett gebaut. Bisher bei beiden Betten keine Probleme. Ich hab allerdings auch keinen Kronleuchter im Schlafzimmer und die Einbauschränke sind deckenhoch :-))

Ebenso hat sich der Ärger mit den Frauen nicht eingestellt. Die Liegeflächen waren dünn, aber an den Spannbettüchern gab es keine sichtbaren Schäden durch die Aluwinkel. Die sind natürlich auch nicht sägerau angeschraubt worden.

@Helmut
nur hinter vorgehaltener Hand: Handschuh an und das Blatt an der Hinterseite mit einem Finger geführt, damit es nicht seitlich wegwandert.

Gruß

Heinz

PS Dirk:
Wenn sich zum Bohrständer eine lebhafte Diskussion ergibt sollte das in einem neuen thread gemacht werden. Ich stell dann die Bilder gern da noch mal ein.



Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Projekt Bett

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Walter,

Die Fräse ist schon mal benutzt worden, aber hier mußte es schnell gehen und ich habe vor der Fräse allen Respekt. Da will ich mich doch lieber in Ruhe einarbeiten und nicht gleich große Platten vorbeischieben. Auch die kleinen Absätze in Kopf- und Fußteil (für die "Füße") hätte man über Einsatzfräsen machen können, wahrscheinlich einfacher und sauberer, aber die Handoberfräse war auch nicht überfordert.

Bilder der neuen Kombi gibt es bald. Die alte wird gerade verkauft, wenn's denn gelingt - verschenken will ich sie ja auch nicht. Wochenlang waren keine solchen Maschinen im Netz und dann plötzlich drei, manchmal 4. Da hab ich eben etwas gewartet und die alte Maschine weiter benutzt.

Gruß

Heinz



Markus
Beiträge: 546
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Projekt Bett *MIT BILD*

Beitrag von Markus »

[In Antwort auf #40146]
Schöne Arbeit und toll dokumentiert, einzig die Beschläge finde ich aus den schon genannten Gründen nicht optimal. Nichts desto trotz hast du ein schönes Bett für deine Tochter gebaut!

Selber habe ich kurz vor Weihnachten auch ein Bett für meine Tochter gebaut, aus dem gleichen Material. Der Rahmen wurde mit Dominos zusammengedübelt und die Front und das Rückteil mit je zwei brünierten Schrauben M6 mit den Seitenteilen zusammengeschraubt. Der abschließende Rahmen ist auch gedübelt (nicht geleimt) und mit sauber versenkten Messingschrauben am Rahmen verschraubt. Der Bettrahmen wurde gefälzt, der Abschluss genutet und eine stromsparende LED-Lichterkette in der Lieblingsfarbe meiner Tochter eingelegt.



Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Projekt Bett

Beitrag von Franz Kessler »

[In Antwort auf #40170]
Hallo Heinz

Ich habe im Moment kaum Zeit mich im Forum zu betätigen, Dein Bett muss ich aber kommentieren, stabil ist es auf jeden Fall und es sieht gut aus, Deiner Meinung, dass durchgehen Streifen etwas ruhiger gewesen wäre, kann ich mich anschließen, die Winkel hättest Du vielleicht um Blechstärke versenken können, das eine oder andere Leintuch hätte es Dir vielleicht gedankt.

Alles gute Franz

Walter ist auch nicht mehr was er war!!!



Jörg Baas
Beiträge: 306
Registriert: Di 1. Mai 2018, 05:39

Re: Projekt Bett

Beitrag von Jörg Baas »

[In Antwort auf #40146]
Hallo Heinz,

das Bett ist klasse geworden. Die kurzen Lamellen sind mit Deiner Tochter doch abgesprochen :-)? Hast Du die Kanten einem Abrundfräser bearbeitet ?
Anstelle der Aluschienen könnte man doch auch Gratdübel verwenden. Die sind superstabil und das Brett spannt sich praktisch von selber. Warum nimmst Du Multiplex und keine Massivholzleiste für die Wangen. Diese könnte man doch 1cm einnuten, verleimen und dann hast Du doch auch genug Halt und es passt einfach zum Holz.

Viele Grüße Jörg


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