Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

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Henning
Beiträge: 110
Registriert: Sa 15. Jul 2017, 19:32

Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Henning »


Hallo Ihr lieben Fachleute

heute am Karfreitag hab ich mal keine Frage was ich kaufen soll!

Gestern war ich unterwegs und hab das mit nach Hause gebracht:



Wegen des Gewichts und des doch sehr hohen Schwerpunktes war erst mal eine Teildemontage erforderlich.

Die Langlocheinheit war als erstes dran



Danach kam der Tisch ab und dann hatten wir so langsam ein halbwegs transportables Teil

Tisch von der Rückseite gesehen ( mit 2 Mann kaum zu heben)


Und nun kommen meine Fragen:

an der Stelle , wo die Langlochbohreinheit festgeschraubt war, war eine Schicht dazwischen, sieht aus wie Pergamentpapier, nur mehrschichtig, aber leider zerbröselt, soll wohl verhindern, dass sich die Metallflächen nicht mehr von einander trennen. Was nehm ich da?



Die Fräseinheit hat oben und unten den Hinweis Ölstand und wenn man die Kappen abschraubt sehe ich Fett. Gab es früher Fettpressen, die auf diese Gewinde (ca 2 cm Durchmesser) geschraubt wurden? Was mache ich da?


Gehe ich recht in der Annahme, dass hier Sägespäne fehl am Platz sind?


Fett? welches?
Alles im allen viel Fragen.

Die Stellräder, waren die mal verchromt? was würdet ihr insgesamt mit der Oberfläche machen. Scheint irgendwo mal beschichtet gewesen zu sein?

die nächsten Tage kommt erst mal die Komplettzerlegung dran, damit ich das Teil vom Anhänger bekomme.
Vielen Dank für Eure Unterstützung
und frohe Ostern Euch allen

Henning



Guido
Beiträge: 121
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Fettpresse

Beitrag von Guido »


Hallo Henning

Auch wenn ich nicht viel von solchen Maschinen weiß, eines kann ich dir doch verraten: Man benutzt keine Fettpresse für diese großen "Nippel". Vielmehr schraubt man die -recht großen- Deckel ab und füllt sie bis zum Rand mit Fett. Wenn man sie nun aufschraubt, drückt man den Inhalt an seinen Bestimmungsort. Weil das vermutlich schon lange nicht mehr gemacht worden ist, würde ich es jetzt mehrmals hintereinander tun, um das alte Fett möglichst vollständig auszupressen. Aber dann auch an entsprechender Stelle abwischen...

Gruß
Guido



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Henning,

schweres Teil, das. Was das "Pergament" angeht, hab' ich keine Idee, würde mir aber keinen Kopf machen. Fundamentale Bedeutung kann ich da nicht erkennen. Was die Fettpressen angeht, hast Du richtig erkannt: das sind welche. Die Kappen werden mit Fett gefüllt, aufgeschraubt mit 1-2 Umdrehungen und und allmählich weitergeschraubt zum Nachfetten. Dass da mal Öl drin war, sollte nicht stören. Diese alten Gurken müssen nicht unbedingt im Originalzustand sein; ich nehme auch nicht an, dass Du eine Oldtimersammlung aufmachen, sondern mit dem Gerät arbeiten willst. Ich hoffe auch, dass all die wichtigen kleineren Dinge, die man nicht sieht, dabei sind. Als da wären: Fräsdorn, Fräsdornmutter, Differentialmutter, Fräsanschlag, Parallelanschlag, Gehrungsanschlag, Zapfenschneidschlitten (der Tisch hat eine Quernut, in der der Schlitten läuft), Spaltkeilhalterung. Jedenfalls ist jetzt eine Weile putzen und schleifen angesagt. Aber die Maschine hat reichlich Potential auch für schwere Sachen. Da bleibt dem Bauschreiner das Maul sauber...

Eine Frage: sind Säge und Fräse direkt angetrieben? Wie geht die Höhenverstellung des Fräsaggregates?

Es wünscht Dir viel Erfolg beim Restaurieren und Freude beim Arbeiten mit der Maschine und

Gruß, Walter



Markus
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Markus »

[In Antwort auf #32619]
Diese Dinger heissen Staufferbuchse, den Deckel mit Fett vollmachen und wieder aufschrauben. Je weiter du schraubst, desto mehr Fett wird eingepresst.


Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Martin Höche »

[In Antwort auf #32619]
Guten Morgen Henning

Wenn du dieses Teil renoviert hast, besitzt du ein richtiges "Bearbeitungszentrum"
so wie das aussieht sogar mit getrennten Motoren.Das Prinzip mit den Stauferbuchsen ist nicht schlecht.Da ich aber mehrere solche Boliden schmieren muß,habe ich sie gegen Schmiernippel ausgetauscht.Viel Spaß damit.

Gruß Martin



Stefan Hintzen
Beiträge: 357
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Stefan Hintzen »


Und jetzt fällt mir ein, daß unser Mechaniker mal etwas von "Staufferfett" gesagt hat. Wäre wohl das einzige richtige Fett für die Staufferbuchsen ?

Frohes Fetten

Steff


Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #32619]
Hallo Henning,

ein schönes Teil hast Du da ergattert. Die Maschine wird auch bei Fachwerk nicht in die Knie gehen.

Zum Staufferfett:
Wahrscheinlich ist das Fett total ausgetrocknet und knochenhart. Du solltest also Staufferbuchse, Rohr und auch die Lager komplett säubern. Mit Benzin geht das ganz gut und da die Lager relativ groß sind lassen die sich auch gut säubern.

Die Schmiererei mit der Staufferbuchse würd ich nicht mehr machen. Im Handel für Kugellager wirst Du sicher Schmiernippel für die Bohrungen bekommen.

Ich würd die Lager nach dem Säubern vor bzw. beim Zusammenbau mit den Fingern gut mit Fett "füttern" und auch reichlich von Hand drehen, damit beim Start wirklich nichts trocken laufen kann.

Viel Erfolg beim Säubern.
Die Sägewelle sollte Stifte haben. mit denen die Welle zum Tisch ausgerichtet ist. Wenn alle Schraubven gelöst sind läßt sie sich also nicht verschieben, sondern muß nach oben abgehoben werden. Gleiches könnte für die Fräseinheit zutreffen. Achte darauf, die Stifte nicht zu verbiegen!!

Gruß

Heinz



Henning
Beiträge: 110
Registriert: Sa 15. Jul 2017, 19:32

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Henning »


Hallo
nachdem ich nun heute erstmal den Schraubenschlüssel in der Hand hatte, möchte ich versuchen, die Fragen zu beantworten:

Ob alles dabei ist, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Fräsdorn mit diversen Ringen und der Spannmutter ist dabei. An den Tisch gehört noch eine Stange mit Anschlag aus Guss. Ein weiters Teil auf Metallschiene passt in die Führungsnut des Tisches.
Der Tisch hat zwei Nuten, eine paralell zum Sägeblatt und eine im 90-Grad-Winkel dazu.

Die Maschine hat zwei Motoren, einmal für Säge und Langloch und den zweiten für die Fräse. Warum muss der Fräsmotor soooo schwer sein? Führungsstifte waren am Fräsemotor nicht dran, der sitzt nur in den Führungen.
Auch der Motor für die Säge ist nur mit den auf den Fotos sichtbaren 4 Schrauben befestigt.

Die Höhenverstellung des Fräsmotors erfolgt mit dem grossen Rad direkt daneben.
So ganz blick ich noch nicht durch, da mit diesem rad wohl auch der Tisch angehoben wird. wenn alles wieder gangbar ist,werde ich wohl mehr wissen.

Spaltkeil ist vorhanden, sieht aber so aus, als ob er nachgerüstet ist.

Das Fett macht noch einen recht fettigen eindruck, nix verharzt oder so

wenn ich dann noch weiss wie ich alles vom Anhänger kriege gehts weiter.

Gruss
Henning

Ansonsten bin ich mir darüber im klaren, dass ich mit diesem Teil ein gewisses Risiko eingegangen bin. Wenn alle Stricke reissen... 800 Kilo Gussschrott bringen momentan auch ganz gut Geld.


Heinz Kremers
Beiträge: 2802
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #32619]
Hallo Henning,

also Schrott wär Sünde!!! (schrieb ich das nicht schon mal in Zusammenhang mit dieser Machine?)

so wie ich das sehe sitzt der Fräsmotor auch in einer Schwalbenschwanzführung. Das spricht dafür, daß der Fräsmotor in der Höhe verstellt wird und nicht der Tisch. Weiteres Indiz ist der Schraubknebel, der den Schwalbenschwanz fixieren soll.

Schraub die auf Bild 5 auf dem Schwalbenschwanz sichtbaren großen Schrauben (19er Schlüssel?) raus und Du kannst den Fräsmotor komplett rausnehmen. Die 4 kleineren Schrauben, die gekontert sind, dienen der Einstellung des Schwalbenschwanzes. Alle diese Führungen an der Maschine solltest Du aufschrauben, mit Benzin o.ä. säubern, ggf. entharzen und neu schmieren. Ich empfehle Dir hierfür Teflon-Spray. Das ergibt einen Gleitfilm, der keinen Staub und Späne festhält wie z.B. Fett.

Auch das gezeigte Zahnrad und andere bewegliche Teile würd ich so behandeln.

Wenn der Fräsmotor mit seinen ca. 80 kg runter ist und ggf. noch die Höhenverstellung für den Tisch, die allerdings auch nur wenig leichter sein wird, sollte das Grundgestell eigentlich richtig leicht werden. Eine vernünftige Sackkarre erleichtert Dir die Arbeit dabei ungemein. (Bei meiner Bäuerle war der Tisch eindeutig das schwerste Teil).

Auch wenn das Fett noch gut aussieht:
Jetzt baust Du die Maschine eh auseinander und wenn Du sie jetzt gründlich gereinigt und neu gefettet wieder zusammenbaust wird das Dein Enkel vielleicht wieder mal machen müssen.

Auch wirst Du Dich wundern, wie leicht die Höhenverstellung gehen wird! Bei meiner war der Tisch nur mit herzhaften Griffen in das Stellrad zu bewegen. Jetzt kann man das Rad mit einem Finger drehen!

Ich kann Dir nur den ernstgemeinten Rat geben: Bau die Maschine so weit Du Dich traust auseinander - bei Zweifeln fragen, auch wenn es Dir noch so blöd vorkommen mag und stell um auf moderne Fettpresse. Das kostet wirklich nicht viel Geld für die zwei Schmierstellen; am Sägemotor seh ich sowas nämlich nicht, und wechsele alle Schmniernippel, die evtl. vorhanden sind, auf die modernen Hebelpressen. Diese alten busenförmigen Nippel waren nämlich für Stoßfettpressen und die benutzt heute kaum noch jemand.

Bei den Schwalbenschwanzführungen kannst Du beim Demontieren wenig falsch machen, weil die ja einseitig fest geführt sind und auf der anderen Seite die Festigkeit der Führung eingestellt wird. "Herzoperationen" wie bei Richard mit seiner TK 1688 gibt es diesen Gußmonstern nicht; da haben noch keine Feinmechaniker konstruiert sondern Dorfschmiede. In diesem Zusammenhang: Prüfe trotzdem mal, ob beim Sägemotor nicht Löcher für solche Führungsstifte vorhanden sind oder ob Anschläge vorhanden sind. Die Farbe spricht dafür, daß das kein Original-motor mehr ist. Dann müßten Motor und Sägetisch sicher neu ausgerichtet werden, aber auch das ist kein Hexenwerk sondern eher Geduldsspiel, aber machbar. Bei meinem selbstgebauten Schiebetisch war's sicher schwieriger!

Gutes Gelingen und frag ruhig. Soweit ich kann werd ich helfen und Walter kennt diese Maschinen ja auch ganz gut...

Gruß

Heinz



Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Alte Gussmaschine und ein paar Fragen

Beitrag von Martin Höche »


Guten Abend Henning
Verzweifle nicht und sprich bitte nicht von Schrott(das bricht mir das Herz)
Du wirst sehen gerade für die Fachwerksanierung und viele andere Zimmererarbeiten ist solch ein Gerät nicht mit den blechernen Artgenossen zu vergleichen.Auf meinen kürzlich hier im Forum vorgestellten Bildern ist eine Fräse in ähnlicher Bauweise als Einzelmaschine zu sehen.Wie ich bei Dir sehe ist der Motor mit integrierter Spindel ebenfalls auf einer Schwabenschwanzführung montiert und läßt sich deshalb mit Sicherheit getrennt von der Tischhöhenverstellung in der Höhe verstellen.Dazu ist bei mir seitlich eine Feststellschraube angebracht,welche vorher gelöst werden muß.Irgendwo seitlich muß ein Handrad bzw. die Aufnahme dafür sein. Damit kann der ganze Motor in der Höhe verstellt werden. Ich habe dort ein Kettenrad mit Getriebemotor angebaut,da muß ich mich nicht mehr so bücken.Die Staufferbuchsen würde ich gegen Schmiernippel tauschen .Die gibt es auch bei Landtechnikhändlern.Da mußt du ein bisschen probieren weil die Gewindemaße nicht immer geläufig sind.Da der Motor direkt die Spindel antreibt gibt es keine Möglichkeit mechanisch die Drehzahl zu ändern,es sei denn der Motor hat zwei Geschwindigkeiten ( z.b. Dahlanderschaltung).Ich hab das mit Frequenzumrichter gelöst.

Viel Spaß mit der Maschine

Martin Höche



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