Unfall mit einer Oberfraese

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo,

ich lese auch im amerikanischen Saw Mill Creek Forum mit und bin auf
den unten angegebenen Thread gestossen. Da wird wieder mal sehr deutlich,
wie wichtig es ist, beim Holzarbeiten Sicherheitseinrichtungen zu benutzen,
nicht in Routine zu verfallen und immer bei der Sache zu sein.

Zu oft ist es mir auch schon passiert, dass man leichtfertig z.B. ohne Schutz
arbeitet, weil es einfacher ist. Bis auf einen tiefen Schnitt mit einem
Stemmeisen ist mir noch nichts passiert, ... gluecklicherweise.

Denkt bitte dran, die eigene Gesundheit ist immer noch wichtiger.

ACHTUNG: Der Thread ist bebildert, mit einigen nicht so schoenen Bildern
einer verletzten Hand!!!

--
Dirk



LarsAC
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von LarsAC »


Ich lese dort auch ab und an und war reichlich geschockt, nachdem ich die Bilder gesehen habe. Leider ist mir (ich habe den Thread allerdings nicht weiter verfolgt) immer noch unklar, wie das nun eigentlich passiert ist.

Fräsen von Stirnholz ohne Schlitten oder wie ?

Lars



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Dietrich »


Hallo Dirk, hallo Lars,

das sieht richtig böse aus:-(

Der Schiebetisch oder Zapftisch allein verhindert dies nicht. Ist auf der Tischfräse nicht anders:
Verlässt das Kopfholz den Anschlag, wirkt ein ungeheurer Zug auf das Werkstück, vor allem bei tiefen Fräsungen ab 2-3cm Frästiefe. Der Klemmhebel verhindert das ein Werkstückin den Fräskorb gezogen wird.
Mir ist folgendes passiert, das Türrahmenelement einer Möbeltür in Konterprofilbauweise, war fest auf dem Schiebetisch geklemmt, die Beilage, also das Restholz was Ausrisse am eigentlichen Werkstück durch den austretenden Fräskopf verhindert, hatte ich nur zwischen Queranschlag und Werkstück geklemmt. Als die Beilage den Bereich des Fräsanschlages verliess, wurde es vom 8500U/min drehenden Fräser erfasst und in den Fräskorb gezogen.
Die gesamte Fräsmaschine machte einen Satz, die 30mm verzahnte Vollwelle der Feineinstellung des Fräsanschlges war verzogen, das Beilageholz sah aus wie nach der Überfahrt eines Kampfpanzers, ich selbst bin erschrocken wie nie zuvor!
Wäre dies mit dem Werkstück passiert, was ich immer noch zusätzlich etwas festhalte, hätte ich garantiert meine Hand nicht mehr schnellgenug weg ziehen können.
Bei rund 50m/s Zahnspitzengeschwindigkeit hat man keine Chance mehr!!!

Nun es gibt einige Möglichkeiten das zu verhindern:
Das Beilageholz festschrauben (auf www.holz-seite.de/Projekte/Hobelbank/Kapitel 3/Bild 4).
Montieren von Anschlagbrücken.

Gruß Dietrich



Markus Stipp
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Markus Stipp »

[In Antwort auf #18371]
Man kann gerade die Gefährlichkeit einer Oberfräse sehr leicht unterschätzen. So nach dem Motto: "Das ist ja nur so ein kleines Teil, das sich da dreht."

Seitdem ich als Kind zugesehen habe, wie sich mein Vater mal mit einer Tischkreissäge in die Hand gesägt hat, bin ich beim Umgang mit Elektrowerkzeugen, besonders mit Kreissägen immer extrem vorsichtig. Lange Zeit habe ich mich sogar davor gedrückt, überhaupt mal etwas mit einer Kreissäge zu sägen. Mein Vater hatte übrigens damals Glück, alle Finger noch dran, er hatte sich "nur" eine Sehne am Daumen durchtrennt aber der Schnitt zwischen Daumen und Zeigefinger war bestimmt 2-3cm Tief. Direkt vorm Knochen hat er dann doch lieber seine Hand weggezogen. Aber wohl eher, weil er sich wunderte, dass plötzlich alles rot wurde. Spüren tut man davon nämlich erstmal nix.

Ich finde es ganz gut, wenn man öfter mal auf solche Unfälle hingewiesen wird. Dann überlegt man doch wieder etwas mehr, ob man manche Handgriffe nicht doch etwas sicherer machen kann indem man das Werkstück z.B. einspannt.

Markus



LarsAC
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von LarsAC »


Hallo Dietrich,

Danke für Deine Ausführungen. Was meinst Du genau mit "Verlässt das Kopfholz den Anschlag" ? Geht es um die "Lücke" zwischen den beiden Teilen eines geteilten Anschlags? Dann könnte man folgern

i) Anschlagbacken so nah wie möglich zusammen damit das Beilageholz nicht dahinflüchten kann -- ich vermute, Deine "Anschlagbrücken" zielen auf etwas ähnliches ab?
ii) Breiteres Beilageholz nehmen so dass es nicht zwischen die Anschlagbacken passt?
iii) Schlitten nutzen, bei dem sowohl Werkstück als auch das Beilageholz festgespannt/-geschraubt sind (s. Dein angehängtes Foto)
iv) Schiebestock nutzen

Es gibt bei SMC auch noch einen neuen Thread zum Unfall auf einer stationären Fräse. Ohne Bilder, aber auch das Lesen tut schon weh. Vielleicht können wir in diesem Thread ja ein wenig sammeln, was mögliche Fehler sind und Maßnahmen zur Vermeidung im Wiki aufheben. Der erste vermiedene Unfall wäre die Mühe wohl schon wert.

Lars


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Dietrich »


Hallo Lars,

genau das meine ich, die Öffnung zwischen den beiden Anschlaghälften, wenn man mit 2 Stück 125mm Fräsern 30mm tiefins Kopfholz fräsen möchte, sind die Backen gezwungenermaßen schon recht weit auseinander.
Die Anschlagbrücken habe ich nicht, für meine E-B TF 904 gibt es keine, die Felder A.-Brücken die ich mir geordert hatte, speziell für "Fremdfabrikate" sind nur bei Fräskörben mit 250mm Werkzeugaufnahme zu gebrauchen, hat mir der Verkäufer aber nicht gesagt:-(

Für meine frühere Wunschmaschine TF 1690 D, gab es diese Anschlagbrücken:-(

Die Anschlagbrücken sind schmale Aluminiumstege die zwischen den Fräsern die Anschlaghälften verbinden!

Gruß Dietrich



Marc Hohnsbehn
Beiträge: 581
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Marc Hohnsbehn »

[In Antwort auf #18371]
Hi,
Sieht ja echt unappetitlich aus.(mir wird schlecht-Unfalltrauma)
Hoffentlich mag er(der Unfallgeschädigte)noch weiter holzwerkeln.
Fräse und Kreissäge sind die unfallträchtigsten Maschinen.

Ich hatte drei Unfälle,immer an der Kreissäge.(immer die linke Hand)
2 gingen glimpflich ab(kein Schaden,aber Narben),der letzte vor 10 jahren.
letzter Unfall:Bescherte mir drei Operationen(ich hasse Narkosespritzen(5x) ins Handgelenk)und 5 Monate krankschreibung-Folge:linker Ringfinger halb steif,linker Mittelfinger leicht beeinträchtig-Fazit:durch Leichtsinn je Sehne durch und Knochen angeschnitten
defekte(Höhenverstellung) Scheppach-Tischkreissäge(Firmemeigentum):sägeblatt ragte 70 mm raus-mußte ausgerechnet am einem Freitag kurz vor Feierabend Gehrungen sägen-Querschlitten Fehlanzeige!!dumpfer Knall-offenbar haben meine Finger den Zahnflugkreis im bereich kurz vor Spaltkeil erfasst.
5 jahre später hab ich die Firma(30 jahre alten maschinepark) freiwillig verlassen-hat mir gutgetan.
Sorry für die Schreckensstory.
Deshalb bin ich auf Scheppach garnicht gut zu sprechen..grins..


Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

also Anschlagbrücken sind sehr wichtige Teile. Wenn man keine Möglichkeit hat fertige zu kaufen, sollte man sich zumindest anderweitig behelfen. Wir verwenden zum einen einfach Restbretter, die an die Anschläge geschraubt werden und in die man dann mit laufendem Fräser einfach hineifährt, oder wir nehmen Alu, oder Pertinax Leisten, die über die komplette Länge des Anschlages montiert werden. Es gibt viele Möglichkeiten so etwas zu realisieren. Wichtig ist vor allem, dass diese Vorrichtungen nicht mit Schraubzwingen befestigt werden. Eine Elegante Lösung ist es, sich Gewinde in die Anschläge zu schneiden, an denen dann diese Vorrichtungen mit Maschinenschrauben befestigt werden können.

Laut BG Richtlinien ist das rotierende Werkzeug immer so weit wie möglich zu verdecken. Egal, ob mit Vorschub, Schlitten oder ob freihand gefräst wird.

Gruß

Heiko


Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Bernhard »

[In Antwort auf #18383]
Dem kann ich nur zustimmen Markus, ich habe mir vor 14 Tagen trotz Schiebestock die vordere Fingerkuppe abgetrennt. Ein 25 mm Holz rechts mit Schiebstock und links kurz rangedrückt. Das Holzstück schlug zurück und der linke Zeigefinger kam ins Sägblatt. Auch ich hatte Glück im Unglück, der halbe Fingernagel sauber abgetrennt aber Gott sei Dank der Knochen blieb heil....

Aus diesem Grunde ist der Beitrag von Dirk nicht schlecht. Immer Aufpassen, trotz aller Routine. Ich habe mir so eine Geschichte nach über 30 Jahren Kreissägeerfahrung auch nicht träumen lassen.

Gruß
Bernhard


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Unfall mit einer Oberfraese

Beitrag von Dietrich »


Hallo Bernhard,

hoffentlich geht es Dir wieder gut?

Konnte die Fingerkuppe angenähr werden?

Habe mir selbst vor 3 oder 4 Jahren die Zeigefingerkuppe an einem bescheuerten Gemüsehobel gekappt, in der Firma dachten natürlich alle, "irgendwann muß es ja mal passieren,der mit seinen Maschinen" :-(((
Die Fingerkuppe wurde mit einigen Stichen angenäht, fiel aber nach 10 Tagen ab, da es aber ein sehr flacher Schnitt, quer durch den Nagel war, ist es wieder "nachgewachsen",unterm neuen Nagel ist es aber ein wenig taub.

@Heiko, Vorsatzbretter kosten Frästiefe, wie stark sollten sie denn mind. sein?

Gruß Dietrich



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