Schmuckkasten zum zweiten

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Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Detlef Fallisch »


Einige werden sich vielleicht noch an den ersten Schmuckkasten http://hw.roesch.de/Bilder/B187.jpg von mir erinnern. Meine drei Veritashobel, http://hw.roesch.de/Bilder/B161.jpg die ich für den Bau einsetzte, wurden mir damals von einer guten, hilfsbereiten Freundin aus Kanada mitgebracht.

Dafür, dass sie die Hobel von British Columbia für mich um die halbe Welt schleppte, wollte ich mich mit einer Schmuckschatulle bedanken. Bei einem Holzhändler in Neuss fand in ein schön gemasertes Nussbaumbrett, http://hw.roesch.de/Bilder/B280.jpg das mir als Ausgangsmaterial diente. Weil ich keinen eigenen Dicktenhobel habe, ließ ich das Brett bei einem Schreiner durch den Hobel laufen und auf 20mm Dicke abhobeln.

Nachdem Heraussuchen der schönsten Maserung wurde das Brett dann zugeschnitten. http://hw.roesch.de/Bilder/B281.jpg Ein erster Eindruck der Seitenansicht von der zukünftigen Box sah so aus http://hw.roesch.de/Bilder/B282.jpg Von vorne betrachtet ergab sich dieses Bild http://hw.roesch.de/Bilder/B283.jpg

Leider habe ich es versäumt die weiteren Details zu dokumentieren, aber hier ist die weitere Vorgehensweise:

Als erstes wurde mit dem Nutsägeblatt (5mm Schnittbreite) in die 4 Bretter eine Nut für den Boden gesägt. Danach wurden die Bretter mit einem "normalen" Sägeblatt auf der Kreissäge auf Gehrung geschnitten.

Um die Gehrungsverbindung zu verstärken, wollte ich eine 5mm Nut in die Gehrungsflächen fräsen. Dieser Arbeitsschritt sollte eigentlich auf der Woodrat ausgeführt werden. Aber das Einspannen im 45 Grad Winkel erwies sich als dermassen aufwendig, dass ich nach einer anderen Lösung suchte. Warum nicht erneut auf der Kreissäge nuten?

Also erneut das Nut-Sägeblatt aufmontieren und mit 45 Grad geneigtem Sägeblatt die Nut in die Gehrungsflächen sägen bzw. nuten. Funktionierte hervorragend! Aber ich muss bekennen, dass die fehlende Sägehaube und der ebenfalls fehlende Spaltkeil bei mir immer alle inneren Alarmglocken schrillen lassen und ich diese Schritte lieber immer dreimal im "Trockenlauf" durchführe bevor ich wirklich säge.

Danach ging es mit dem normalen Sägeblatt weiter und der Boden wurde aus einfachem Pappelsperrholz gesägt. Aus einem Bubingarest vom letzten Schmuckkasten wurden dann die Verstärkungsleisten (5x10mm) für die Gehrung gesägt. (die amerikanischen woodworker sprechen immer von "keys", wie heißen diese Dinger eigentlich bei uns?)

Nach mehrmaligen Schleifen wurde dann der Kasten mit dem Boden zusammen geleimt. Hierbei waren die Bessey-K-Klemmen wirklich eine große Hilfe. Ich leime übrigens meistens den Boden in der Nut ebenfalls mit, aber ich bin mir nicht sicher ob das eine gute Idee ist. Es gibt zwar zusätzliche Stabilität aber sollte der Boden eigentlich nicht arbeiten (sprich: sich ausdehnen) können? Andererseits sollte sich Sperrholz wohl kaum noch ausdehnen. Was sagen die Praktiker zu diesem Problem?

Danach wurde der Deckel gefertigt. Das Stück Ahorn in der Mitte habe ich mit den selbstgefertigten Inlays aus dem letzten Projekt eingerahmt und verklebt. Die Nussbaumleisten für den Deckel wurden dann auf der Woodrat mit Schlitz und Zapfen versehen. Für diese Arbeiten ist die Woodrat einsame Spitze. Schlitz und Zapfen dauerten nur wenige Minuten. Fehlten nur noch die Nuten für die Handgriffe in den Seitenrahmen, dann konnte alles verleimt werden.

Über die beiden sündhaft teueren Messingscharniere (16,00€)aus dem Fachhandel habe ich schon in einem anderen Beitrag geschrieben. Bei der Benutzung von Messingschrauben sollte man übrigens unbedingt ein Loch vorbohren, da diese Schrauben sonst sehr schnell abscheren.

Die Füße wurden aus ehemaligen Spielzeugklötzchen gesägt. Sie sind aus Buche. Die Kettchen, die den Deckel aufhalten, stammen aus einer Kuckusuhr.

Nach dem Zusammenbau, dreimaligem Schleifen und ölen (Dänisches Öl) sah die Box dann so aus: http://hw.roesch.de/Bilder/B284.jpg

Weil ich aus meinen ersten Fehlern bei der ersten Box gelernt hatte, habe ich diesmal ganz bewußt auf den Verlauf der Maserung geachtet. Hier ist der Verlauf sehr gut zu erkennen http://hw.roesch.de/Bilder/B285.jpg http://hw.roesch.de/Bilder/B286.jpg

Diese Ansicht zeigt die geöffnete Schatulle http://hw.roesch.de/Bilder/B289.jpg Der innere Kasten kann auf einer Schiebleiste verschoben werden. Gut zur erkennen sind auch die Verstärkungen in den Gehrungen. Hier ist eine andere Ansicht http://hw.roesch.de/Bilder/B288.jpg

Ich hoffe unseren Freunden gefällt die Box, denn beim nächsten Aufenthalt in Kanada sollen sie mir unbedingt diesen neuen Hobel http://www.leevalley.com/wood/page.aspx?c=2&p=50273&cat=1,41182,48945 mitbringen.

Gruß Detlef



Franz Kessler
Beiträge: 2302
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Detlef
Ist doch toll, was aus einem so unscheinbaren Brett wird.
Sollte ich es versäumt haben, in der Vergangenheit mitzubekommen wie du die Einlegearbeiten machst, bei Gelegenheit könntest du mir das mal erklären.
Gruß Franz

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Dietrich »


Hallo Detlef,

eine sehr schöne Arbeit, fachgerechte Verbindungen eingeschlossen!!!

Leider kann ich auch dieses Werk von Dir meiner besseren Hälfte nicht zeigen........:-)

Als ich die Gehrungseckverbindung mit der losen Feder sah, kamen mir Erinnerungen an etwas waghalsige Schnitte auf der TKS, ein mieses Gefühl:-(

Gruß Dietrich

Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo Detlef,

auch bei diesem Kästchen kann ich Dir nur mein Kompliment aussprechen!

Den Hobel bekommst Du ganz bestimmt mitgebracht!

Gruß,Thomas

Andreas
Beiträge: 420
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Kontaktdaten:

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Andreas »


Darf ich fragen, wer der Holzhändler in Neuss ist? Scheint ja eine gute Adresse zu sein.

Gruss
Andreas
(gute Arbeit!)


Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Detlef Fallisch »


Hallo Andreas,

der Holzhandel in Neuss heißt Jungbluth. In der großen Holzhalle haben die oft kleine Mengen und Reststücke.

Gruß Detlef


Alain Barca
Beiträge: 198
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Alain Barca »

[In Antwort auf #17325]
Hi Detlef,

der Schmuckkasten ist ein schönes Schmuckstück geworden. Es ist faszinierend was du aus dem Brett gemacht hast.

Falls ich mal versuche so etwas nachzubauen würde ich wahrscheinlich in die Innensiete vom Deckel einen Spiegel einlassen. Hast du sowas auch schon in Betracht gezogen?

Ich bin gerade am googlen nach dem Dänischen Öl da ich etwas suche um Fichtenholz einzuölen.

Gruß

Alain


Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Detlef Fallisch »


Hallo Alain,

ja diese Idee hatte ich auch schon gehabt, aber dann gefiel mir die einfache, schlichtere Holzlösung besser. Was ich sicher bei der nächsten Box versuchen werde, ist die schönen Inlaystreifen zu nutzen, die ich mir aus Spanien hab schicken lassen.

Aber vorher werde ich erst einmal mit den Inlaystreifen Übungsstücke anfertigen.

Gruß Detlef

Inge Schwarz

Re: Schmuckkasten zum zweiten

Beitrag von Inge Schwarz »

[In Antwort auf #17325]
Hallo Detlef, nachdem ich diesen entzückenden neuen Hobel im Netz gesehen habe, der dein Herz höher schlagen lässt und von dir dieses wunderschöne und aufwändig hergestellte Schmuckkästchen bekommen habe, kann ich natürlich nicht nein sagen und hoffe, dass du den Hobel rechzeitig geordert hast.
Ich kann ja dann schon mal in Canada ein paar Späne von unserem Brennholz als Anmachholz abhobeln.... !?
Den Bräutigam-Eltern von hier aus schon mal die besten Wünsche für Sohn, Schwiegertochter und natürlich für euch zwei zum Familienzuwachs!!


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