Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Fiffi
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Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von Fiffi »

Guten Tag,

ich bin neu hier, habe direkt eine Frage und hoffe auf Euren Sachverstand, da das sonstige Internet nur widersprüchliche oder unpassende Antworten lieferte…. Auch der Beitrag hier vom Juni zum Knoll Tisch hat mir leider nicht geholfen.

Mein kleines 70er Jahre Beistelltischchen hat trotz dicker Tischdecke dann doch Hitzeflecken bekommen. Wie ärgerlich!!! Wie kann ich sie entfernen? Bei einem anderen Objekt habe ich mal mit dem Bügeleisen (jaja, das Internet hat für alles eine Lösung) drübergebügelt, dann war der Hitzeflecken zwar weg, der matte Glanz der Oberfläche aber eben auch…. Das möchte ich diesmal verhindern.

Meine Fragen:
Was genau ist das für eine Holzart?
Was ist das wohl für eine Oberflächenschutz?
Muss ich zunächst den Oberflächenschutz entfernen? Wie?
Wie gehen die Flecken weg?
Wie stelle ich den matten Glatz ähnlich (vielleicht auch widerständiger) wieder her?

Viele Fragen, aber es wäre schön, wenn Ihr mir helfen würdet…freue mich über Ratschläge!
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Beste Grüße
Fiffi
MaxS
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von MaxS »

Hallo Fiffi,

mit der genauen Holzart kann ich Dir leider nicht dienen. Ich gehe recht sicher von einem Exot aus, eventuell etwas aus der Ecke Palisander. Rein der Optik nach ist die Oberfläche lackiert, vielleicht mit Nitrolack, vielleicht auch mit etwas aus der 2K - Ecke ("DD-Lack").

Den Fotos nach ist die Oberfläche nicht mehr komplett plan und geschlossen, sondern entlang vieler kleiner Längsrisse im Furnier bereits ein wenig aufgewölbt. Eventuell gibt es da Anfänge von Furnierablösungen, aber das kann man vor Ort viel besser beurteilen. Wenn es beim leichten Darüberstreichen mit dem Finger ein eher helles Geräusch gibt (ähnlich zum Geräusch, das bei einer dünnen Pappe entsteht), dann sind Ablösungen vorhanden.

Die weißen Flecken rühren meiner Vermutung nach von einer stellenweisen Ablösung des Lacks her. Der einzig vernünftig Weg, das wieder in einen guten Zustand zu versetzen, ist meiner Kenntnis nach:
- kompletter Abtrag der Lackschicht: chemisch mit passendem Abbeizer (Vorsicht, Verfärbungsgefahr!) oder mechanisch mit der Ziehklinge und/oder abschleifen (Vorsicht, das Furnier könnte sehr dünn sein und schneller durchgeschliffen werden, als man vermutet.)
- Beurteilung des Furnierzustands, ggf. Reparatur von Fehlstellen, im schlimmsten Fall: neu furnieren.
- Aufbau einer neuen Oberfläche mit hochwertigem 2K-Lack oder Hartöl. Das jeweilge Produkt muss für die z.T. sehr inhaltsstoffreichen Exotenhölzer geeignet sein.

Es ist gut möglich, dass ein versierter Restaurator oder Möbelschreiner auch noch andere Varianten kennt, die zum Erfolg führen. Die Reparatur durch einen erfahrenen Fachmann wäre wohl auch mein Rat, wenn der Tisch nennenswerten ideellen und/oder monetären Wert besitzt und erhalten werden soll.

Möbelpolitur und ähnliche Varianten reparieren den Schaden nicht, sondern kaschieren ihn z.T. optisch durch nicht trocknende Öle, die in die Risse eindringen. Das Öl sorgt dann aber z.T. dafür, dass man hinterher große Probleme hat, Fehlstellen nachzuleimen und die Oberfläche wieder herzustellen.

Für die Zukunft kann ich nur dringend dazu raten, angemessene Topfuntersetzer oder ähnliches zur verwenden, damit die Hitze nicht nennenswert bis zum Tisch vordringt. Das kann ausreichend dicker Kork sein, Holz, Geflecht, dicke Topflappen und auch sonst alles, was funktioniert. Stövchen für Teekannen stellt man am Besten auf einen Teller oder eine Platte und prüft ab und zu mal mit der Hand, wie warm die Unterlage wird.
Ein beständigerer Lack o.Ä. reicht da meines Wissens nicht, weil durch die Hitze wohl auch Wasserdampf im Holz entsteht, der dann die Oberfläche von unten "anhebt".

Viele Grüße
Max
flüsterholz
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von flüsterholz »

Hi
Dürfte Rio Palisander sein, habe ich aber ewig nicht mehr in der Hand gehabt. Frag mal auf woodworker nach, da gibt es ein paar, die sich gut mit Hölzern auskennen. Aber bitte mit besseren Bildern.
Oberfläche dürfte Nitrolack sein, typisch dafür wären die weißen Verfärbungen. Wenn du Glück hast, ist nur der Lack beschädigt. Dann müsstest du ihn nur entfernen und neu auftragen. Oder eine andere Oberfläche deiner Wahl. Nitrolack lässt sich am leichtesten mit Nitroverdünner entfernen, falls er keine exotischen Beimischungen hat. Genaue Vorgehensweise hierzu kann ich bei Interesse gerne nachreichen.
Probleme wirst du aber bekommen, wenn sich auch das Holz verfärbt hat. Das so gut hinzubekommen, dass es nicht auffällt, ist eine Arbeit für den Profi. Oder aber man kann auch mit einer nicht so perfekten Oberfläche leben.
Gruß Michael
Fiffi
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von Fiffi »

Danke für die Hinweise.
MaxS hat geschrieben: So 2. Nov 2025, 11:58

Den Fotos nach ist die Oberfläche nicht mehr komplett plan und geschlossen, sondern entlang vieler kleiner Längsrisse im Furnier bereits ein wenig aufgewölbt. Eventuell gibt es da Anfänge von Furnierablösungen, aber das kann man vor Ort viel besser beurteilen. Wenn es beim leichten Darüberstreichen mit dem Finger ein eher helles Geräusch gibt (ähnlich zum Geräusch, das bei einer dünnen Pappe entsteht), dann sind Ablösungen vorhanden.

Ja, die Längsstreifen sind mir schon aufgefallen und ich hatte den Eindruck, dass Rinuwell das nicht verbesserte. Es gibt diese Geräusche, aber noch keine Abplatzer. Hast du eine Empfehlung, wie ich nach der Entfernung des Lackes damit umgehen kann?

Grüße Fiffi
Zuletzt geändert von Fiffi am Sa 8. Nov 2025, 13:12, insgesamt 1-mal geändert.
Fiffi
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von Fiffi »

Hallo zusammen!

Danke für die Hinweise, das sind schon gute Tipps.

Ich würde erst einmal die Finger vom Schleifen lassen, das Material scheint mir doch sehr dünn zu sein.

Für eine chemische Vorgehensweise habt ihr mir die Varianten Abbeizer und Nitroverdünnung vorgeschlagen, womit sollte ich wohl anfangen?

Grüße Fiffi
Idealist47
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von Idealist47 »

Moin moin Fiffi,

Bitte mit Verlaub eines vorweg: Für einen Laien ist dieses meist mit keinem guten Ergebnis erreichbar. Zwar arbeite ich beruflich hauptsächlich
im Flechthandwerk, aber 12 Jahre gewerblich habe ich Möbel restauriert. Nicht nur antike Objekte, auch mal solche ähnlichen Modelle.
Daher meine Einschätzung.

Diese Empfehlungen können keine sichere Vorgehensweise sein, dazu müsste man den Tisch "live" begutachten.

Nun denn, chemische oder mechanische Bearbeitung würde ich erst nicht raten. Ich sehe ein Furnier, welches dünn gemessert mit einem
"modernen" Leim in einer Presse aufgeleimt ist. Der Tisch stand wohl und großer Wärmeeinstrahlung, sprich Sonnenlicht. Das spricht für
die kleinen Risse längs zur Maserung. Die milchigen Flecken können durch punktuelle Wärme oder auch Alkohol entstanden sein.
Hier ist die Verbindung Holzfaser und Lack unterbrochen, und das Licht kann nicht mehr tief eindringen.
Von irgendwelchen Wundermittel z.b. Renuwell halte ich nichts. Diese können später beim Aufarbeiten erhebliche Probleme bereiten.

Mein Tipp für dich zu Beginn mit Produkte, die sich frei besorgen lassen: Terpentinersatz, Petroleum und Nassschleifpapier ( gute Qualitäten verkaufen oft Autolackierwerkstätten )
1. Terpentin auf einen weißen Lappen geben und in Bahnen abreiben- Schmutzentfernung
2. Schleifpapier Beginn mit 600er Körnung umgeschlagen auf ein Gummiblock, geht auch Radiergummi. Das Petroleum in einer Schale und kleine Schleifpapierstücke darin kurz einweichen. Dann "nass" in kleinen Kreisen von Hand auf der Fläche schleifen und immer wieder mit weißen Lappen
abwischen.
Das wäre die erste Arbeit. Man erschreckt bestimmt, wenn man Petroleum liest, aber das ist kein Problem. Der verdunstet problemlos, auch für neue Lackierungen. Somit werden die Höhen auf der Oberfläche geringer und die Oberfläche sehr viel glatter erscheinen.
Wenn diese Arbeit abgeschlossen, sehen wir weiter.

Aber auch diese Schleifarbeit erfordert "ein Händchen"
Vorab könnte man auf einer ähnlichen Holzfläche, wenn zur Hand, Übungen durchführen.

Viele Grüße
Martin
Fiffi
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von Fiffi »

Hallo Martin und alle anderen!

Welche Probleme könnte Renuwell denn konkret machen? Das habe ich ein paar Mal als Pflegemittel benutzt.

Martin, du hast Recht mit deinen Vermutungen, wie die Flecken und Schäden entstanden sind. Aber ich verstehe deine Ratschläge nicht ganz, weil, ich hab zwar schon einiges gewerkelt, aber eben nicht systematisch und ohne breites Hintergrundwissen und Fachvokabular. Also, du rätst von chemischer und mechanischer Bearbeitung ab und schlägst dann Petroleum und ganz feines Schleifpapier vor. Ist das dann nicht auch chemisch/mechanisch? Oder sind die Materialien/Produkte so schonend, dass sie wenig Schaden anrichten können?

Beste Grüße
Fiffi
Idealist47
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von Idealist47 »

Guten Abend Fiffi,

Verzeih, es ist schwierig zu beurteilen, welche praktischen Kenntnisse und fachliches Wissen du hast. Nun wissen wir schon mehr, prima

Genau gesagt, meine ich chemisch und mechanisch bedeutet: Abbeizer, Aceton alleine oder weitere "scharfe" Lösungsmittel. Mechanisch
bedeutet mit einer Schleifmaschine oder von Hand mit sehr groben Schleifpapier oder Leinen.
Mein Verfahren ist "sanfter" und man kann sich, bei regelmäßigen Abwischen nach einem Schleifvorgang die Oberfläche gut beurteilen, und
sieht was und wo abgenommen wurde. Das ist bei mir ein erster Feinschliff. Weitere feinere Körnungen können dann folgen, etwa 800er,
1000er und womöglich auch noch feiner.
Die Pflegemittel haben bei mir Probleme bereitet, beim neu polieren oder andere Versiegelung, d.h. in diesen Mitteln sind Öle die nicht trocknen
und später ein Ölausschwitzen verursachten. Man bekommt dieses Öl kaum wieder entfernt.
Aber bei der Anwendung dieser Mittel sieht man oft eine Verbesserung. Ich möchte diese Mittel auch nicht verteufeln, aber meine Erfahrungen sind
so, wie beschrieben.

Viele Grüße
Martin
flüsterholz
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Re: Wie beim Funier Hitzeflecken entfernen?

Beitrag von flüsterholz »

Bis jetzt wissen wir ja nicht genau, um welchen Lack es sich handelt. Wenn es bei dem empfohlenen Vorgehen mit Petroleum darum geht, den Lack zu reinigen, wäre ich vorsichtig, wobei sich mir die Vorgehensweise in Kombination mit Schleifpapier noch nicht ganz erschließt. Vorausgesetzt, es geht um eine Reinigung, würde ich erstmal an einer unauffälligen Stelle einen Test machen. Petroleum und Nitrolack verträgt sich nicht immer und es kann zu matten Stellen kommen, auch wenn es gerne zum Entfernen von Wasserflecken empfohlen wird. Waschbenzin könnte da die bessere Alternative sein, aber wenig und nur mit Lappen. Das macht aber nur Sinn, wenn die Politur oder Lackauftrag noch erhaltenswert wäre. Da habe ich aber beim Betrachten der Fotos so meine Zweifel.
Und ja, Renuwell ist für Restauratoren ein ziemliches Ärgernis.
Gruß Michael
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