Holzhobel optimieren 1 - Schlichthobel *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Martin Graf
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Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Holzhobel optimieren 1 - Schlichthobel *MIT BILD*

Beitrag von Martin Graf »


Liebe Holzwerker,

mit zwei meiner Holzhobel war ich bisher nicht so zufrieden, denn sie arbeiteten nicht so, wie ich es von meinen anderen hölzernen Hobeln gewohnt bin. Es geht um einen Schlichthobel und um einen kleinen Einhandhobel – beide von ECE.
Zuerst zum Schlichthobel.
Den habe ich vor kurzem „neu“ gekauft, d. h. er lag schon ein paar Jahre bei jemandem herum, war aber noch nie benutzt worden – das Eisen war sogar noch in seiner fest verschlossenen Kunststofftüte verpackt.
Auch bei diesem Eisen von ECE war ich wieder mal recht angetan, von seinem Ausgangszustand. Die Spiegelseite ist leicht konkav, so dass diese in wenigen Minuten auf dem Wasserstein in einem für mich ausreichenden Zustand gebracht werden konnte. Die Fase habe ich auf etwa 30° geschliffen und abgezogen. Insgesamt lässt sich der Stahl sehr gut schleifen, d. h. es gibt spürbaren Abtrag, die Oberflächen sind schnell spiegelnd poliert und die Schneide rasiermesserscharf.
Hier zwei Fotos vom Eisen:





Nach den ersten Hobelzügen hatte ich das Gefühl, dass das Eisen flattert und sich diese Vibrationen auch stark auf den Keil übertragen – das geht besser!
Auf der Suche nach den Ursachen, sind mir zwei Dinge aufgefallen.

Einmal liegt das Eisen nicht ordentlich auf dem Bett auf. Um das zu überprüfen, habe ich die Spiegelseite mit einem weichen Bleistift behandelt...



… und das Eisen auf dem Bett unter Druck hin und her bewegt. Die erhabenen Stellen zeichnen sich deutlich ab ...



… und werden mit dem Stecheisen vorsichtig abgetragen:



Die zweite Ursache für das Flattern des Eisen ergibt sich meiner Meinung nach daraus, dass der Keil nur knapp über das Keilwiderlager hinaus ragt, d. h. das Eisen wird im Bereich der Schneide nicht ordentlich gegen das Bett gedrückt. Das sieht man auf dem folgenden Foto recht gut:



Um dies zu beheben, sollen vom Keil ein paar Späne abgenommen werden. Wenn er dünner wird, dann kann er weiter eingeschoben werden. Um einen Anhaltspunkt zu haben, habe ich zuerst zwei Bleistiftmarkierungen auf dem Keil angebracht:



Dann wurde vorsichtig die Dicke angepasst:



Der Keil wurde immer wieder eingelegt und der Fortschritt überprüft. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Oberfläche des Keils eben bleibt. Trägt man z. B. rechts zu viel ab, dann klemmt der Keil nur auf seiner linken Seite im Widerlager und die rechte Seite des Eisens wird nur unzureichend auf das Bett gedrückt.

Gegen Ende sah es dann ungefähr so aus:



Ein erster Test auf einem kleinen Fichtenbrett zeigt, dass sich der (überschaubare) Aufwand gelohnt hat. Es lassen sich ordentlich dicke Späne abtragen und der Hobel bleibt ruhig. Das Flattern ist weg! Die dicksten Späne sind etwa 0,5 mm dick.
Wenn ich das Eisen noch weiter heraus stehen lasse, dann beginnt der Hobel zu stopfen. Einerseits ist dann vermutlich das Hobelmaul zu klein und andererseits steht dann der Keil doch etwas zu weit vorne, so dass sich die Späne dort aufstauen. Wer also sehr dicke Späne hobeln möchte, der darf den Keil nicht zu weit vorstehen lassen. Hier einer der dickeren Späne:



Meiner Meinung nach wird der Schlichthobel ja eher unterschätzt. Dabei kann man mit ihm in kurzer Zeit viel Material abtragen und trotzdem (im Vergleich zum Schrupphobel) schon eine sehr gute Oberfläche erzielen, wie hier zu erkennen ist:



Er ist aber nicht nur ein Arbeitstier, er kann auch ganz feine Späne, wie hier rechts zu sehen ist:



Einen weiteren Vorteil beim Gebrauch des Schlichthobels sehe ich darin, dass sich sein Einfacheisen sehr schnell schärfen lässt. Es kann direkt aus dem Hobel auf den Schleifstein und es muss nicht erst der Spanbrecher demontiert und später wieder justiert werden.
Beim Bearbeiten sägerauher Bretter geht daher bei mir kein Weg an diesem Hobel vorbei: erst grob eingestellt, dann etwas feiner. Die nachfolgenden Hobel müssen dann nur noch wenig Material abnehmen. Das spart Zeit und Kraft, die Eisen der feineren Hobel werden geschont und können sich auf die Qualität der Oberfläche konzentrieren.

Mich würde interessieren, was Ihr für Tricks einsetzt, um Eure Holzhobel weiter zu optimieren.

Gruß,
Martin

PS: der zweite Teil folgt gleich...

Fabi
Beiträge: 128
Registriert: So 5. Sep 2021, 14:39
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Re: Holzhobel optimieren 1 - Schlichthobel

Beitrag von Fabi »


Hallo Martin!

Sehr inspirierend Dein Hobel Upgrade!

Zur Zeit bin ich in einer Werkstatt ohne Strom und so kommt mein Handhobel regelmäßig zum Einsatz. Ja, es ist nur einer, ein Eisen Hobel Größe 4. Damit mach ich alles, von Säge oder sogar Axtrauh bis kurz vor Öl Auftragen. Es ist aufwändig und zeitweise auch mühsam, aber es geht. Und man hat viel Zeit seinem Holz näher zu kommen..
Es ist kein besonders guter Hobel, hatte ich mir während meiner Lehre mit knappen Geldbeutel gekauft. Marke Anant. Und mit einigen Mängeln, die diese günstige Varianten wohl so mit sich bringen. Etwas schiefer Frosch, Schrauben die nicht wirklich leicht drehen, unschöne und unangenehme Griffe, einen Spanbrecher der nur an manchen Stellen aufs Eisen drückt und ja, das Eisen ist nicht das beste und schnell stumf...
Hatte lange überlegt, ob ich mir einen neuen zulegen soll, besonders seit es nun von Kunz sehr schöne gibt. Doch ich bin dem guten, alten Stück treu geblieben.
Den Spanbrecher kann man gerade schleifen, die Schrauben fetten und gegebenfalls austauschen. Der Frosch, naja, hab ihn jetzt so hinbekommen, das er gerade ist. Verstellen ist aber noch eine Herausforderung und die Holzgriffe, naja, die kann man sich ja zurecht schnitzen. Was mich dann aber wirklich bewogen hat ihm weiter treu zu sein war die Anschaffung eines neuen Eisens. Das von Ron Hock vom Hausherrn, das gefällt mir richtig gut! Ich denke, damit lässt sich noch so der ein oder andere Hobel aufwerten.

Deine hier beschriebenen Ideen werden mir bald zugute kommen, wenn das gute Stück ein paar Kollegen aus Holz bekommen wird. Ein kleines Erbe von Opa wartet auf meinen nächsten Heimatbeusch :-)
Nach all diesen Brettern, die ich mit diesem einen Hobel bearbeitet habe, es wird die reine Freude sein, die ersten Späne von einem Schlichthobel auswerfen zu lassen. Wie gut, dass ich mir nichts gekauft habe :-)

Liebe Grüße aus dem Norden,

Fabien


Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Holzhobel optimieren 1 - Schlichthobel *MIT BILD*

Beitrag von Rafael »


Hallo Martin

Der Beitrag ist zwar schon einige Tage alt, aber ich komme erst jetzt dazu meinen "Senf" dazu zu geben.

Das Flattern und Vibrieren hatte ich auch mal mit meinem ECE Schlichthobel. Beim Hobeln konnte man die Vibrationen sogar als spezielles Geräusch hören. Es war nicht nur das sanfte Pfeifen, wie bei einem gut geschärften und eingestellten Hobel zu hören, sondern ein Ton fast wie bei einem Kamm, wenn man seine Zähne über eine harte Kante zieht.
Ich hatte damals schon vermutet, dass das Eisen mit seiner Rückseite, im Bereich ganz knapp über der Hobelsohle, nicht am Holz des Hobelkastens anliegt. Auf die Schnelle habe ich den Fehler beseitigt, indem ich einen schmalen Streifen Papier (etwa 5mm breit) ganz unten unterlegt habe. Das Rattern und Vibrieren hat damit aufgehört.
Als ich endlich mal dazu kam, diese provisorische Lösung mit dem Papierchen durch eine dauerhafte zu ersetzen, habe ich noch einige Bilder gemacht. Ich habe das Holz fotografiert, nachdem ich es ohne das eingelegte Papier gehobelt habe. Auf dem Bild ist genau zu erkennen, wie das Eisen vibriert hat.

.
Die Brettkante im Bild war etwa 35mm breit. Soweit ich mich erinnere war es Birke.
Da mir die Bearbeitung des Hobelkastens etwas zu unwiederruflich erschien, entschied ich mich das Eisen zu bearbeiten. Eine Überprüfung ergab auch, dass die Rückseite etwas konvex war und das Eisen deshalb nicht im unteren Bereich am Holz des Hobels angedrückt war. Ich habe das Eisen vorsichtig etwas gebogen und erhielt damit einen "ganz normal" arbeitenden Hobel.

Hattest du dein Eisen überprüft, bevor du den Hobelkasten bearbeitet hast?

Rafael

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Nur Mut beim Verkeilen...

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo zu dieser abendlichen Stunde,...
...hab mir Gedanken gemacht zum Rattern und wollte folgendes hinzufügen. Hobel mit Keilwiderlager werden
maschinell zusammengesetzt und haben von der Geometrie her ein wohldurchdachtes und maßgenaues
Prinzip des Keilverschlußes, das mit wenigen leichten Schlägen den optimalen Keildruck auf das Eisen erzeugt.
Dabei wirkt, wie man am Aufbau des ECE Schlichthobels sehen kann, der Druck an den Seiten am meisten.
Ihr dürft den Keil ruhig etwas fester anschlagen, damit das Eisen auch den benötigten Druck über der Fase hat.
Das Keilwiderlager ist nicht umsonst so gebaut, das die Druckklötzchen mit dem Keil "mitgehen".
Bei entsprechend fester Verkeilung dürfte also kein Eisen rattern,...

Beste Grüße Andreas



Rafael
Beiträge: 839
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Einspruch

Beitrag von Rafael »


Bei entsprechend fester Verkeilung dürfte also kein Eisen rattern,...

Einspruch! Euer Ehren.

Wenn das Eisen nur leicht krumm ist, wie es bei mir der Fall war, bringt es kein Keil der Welt im unteren Bereich gegen den Hobelkasten.

Rafael

Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Einspruch

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Rafael,

Wäre es andersrum gekrümmt und würde nicht mit dem Buckel aufliegen, dann könnte das was helfen mit dem Keil.
So aber gebe ich dir Recht. Ich hatte auch schon so einen Problemfall wo das Eisen nicht sauber auflag, dabei war aber die Auflagefläche sichtbar uneben.
Ich habe das dann mit einer Feile behoben.

Gruß Horst

Michael Abraham
Beiträge: 262
Registriert: So 6. Jan 2019, 11:57

Re: Holzhobel optimieren 1 - Schlichthobel

Beitrag von Michael Abraham »

[In Antwort auf #152748]
Hallo Martin,

ich stimme mit dir was Qualität von ECE, insb. Eisen angeht überein. Meine sind schon älter, den Schlichthobel habe ich von meinen Eltern zum Examen 1980 bekommen.
Diese "Plastikwiderlager" sind bei meinem Hobelsatz (Schropp - Putz) auch noch nicht verbaut.
Jedoch : Ist dir evtl. beim Foto Nr.8 ein Ulmia - Hobel ins Bild gerutscht? Sieht so aus :-) :-).

Bleibt alle gesund und hobelt in Quarantäne.

Michi

Martin Graf
Beiträge: 194
Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Re: Holzhobel optimieren 1 - Schlichthobel

Beitrag von Martin Graf »


Hallo Michel,
Bild 8 zeigt die Bearbeitung des Keils und hier kam ein Ulmia-Hobel zum Einsatz.
Gruß Martin

Martin Graf
Beiträge: 194
Registriert: Mo 15. Feb 2021, 20:33

Re: Holzhobel optimieren 1 - Schlichthobel

Beitrag von Martin Graf »

[In Antwort auf #152937]
Hallo Rafael,

bitte entschuldige die späte Antwort. Ich hatte zwar Deinen Beitrag gelesen, die Frage am Ende aber überlesen.

Das Eisen hatte ich überprüft, wie man den Fotos entnehmen kann. Es war bzw. ist leicht konkav und damit meiner Meinung nach ideal geformt, um schnell eine zufriedenstellende Spiegelseite zu erhalten. Deshalb und auch weil nur wenig am Hobelbett zu verändern war, habe ich auch dort angesetzt. Bei einem komvexen Eisen ist Dein Weg wahrscheinlich der geignete. Das gilt insbesondere für den Fall, wenn man mehrere Eisen für einen Hobelkörper verwendet, so wie ich es mache. Dann müssen alle Eisen möglichst eben oder leicht konkav sein.

Auch bin ich etwas skeptisch gegenüber der Aussage von Andreas, wenn er zum stärkeren Verkeilen rät. Vom Gefühl her schätze ich die Eisen auch als so steif ein, dass diese kaum durch den Keil derart verformt werden können, dass sie überall auf das Bett gedrückt werden. Mir widerstrebt es zudem, den Keil zu stramm einzutreiben, da sich dann das Eisen nicht mehr so leicht mit dem Hammer auf den Schlagknopf justieren lässt. Genau diese Möglichkeit der exakten Einstellbarkeit mittels Klopfen zeichnet ja gerade einen guten Holzhobel aus.
Auch habe ich durchaus Respekt vor den hohen Kräften, die dann durch den kleinen Keilwinkel auf die Wangen des Hobelkörpers übertragen werden. Das möchte ich nicht bis an die Grenze ausreizen.
Auch ein Holzhobel ist ein Präzisionswerkzeug und muss exakt gearbeitet sein, damit er einwandfrei arbeitet. Kleine Anpassarbeiten sind nicht schlimm und schnell erledigt - und man wird mit deutlich besseren Ergebnissen belohnt!

Gruß,
Martin


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