Hobeltipps

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Harald Schreiber
Beiträge: 10
Registriert: Di 6. Nov 2012, 15:44

Hobeltipps

Beitrag von Harald Schreiber »


Hallo Zusammen,

ich lese hier schon lange mit habe hier aber noch nichts sonst gemacht. Bisher beschränken sich meine Erfahrungen mit Handhobeln auf ein paar kleine Probebretter die in einem Kurs mit David Charlesworth entstanden sind. Seid kurzem bin ich nun Hausbesitzer und habe auch eine Werkstatt. Es sind schon ein paar Projekte in der Pipeline, z.B. ein Esstisch und ein Schreibtisch und dazu passende Regale. Das Projekt mit dem ich mich zur Zeit beschäftige ist ein Waschtisch aus Sipo-Mahagoni. Ich habe 3 sägerauhe Bretter 60mm dick die ich nach dem Hobeln fügen und dann als Waschtisch im Bad anbringen möchte.
An der Oberfläche beiße ich mir aber gerade die Zähne aus. Ich kriege das Zeug nicht glatt, die Holzfasern gehen in alle Richtungen und ich bekomme immer wieder kleine Bereiche mit Ausrissen. Die Bretter sind noch nicht gefügt, ich habe aber einfach mal zur Probe versucht ein Brett so zu schlichten wie es für die anschliessende Oberflächenbehandlung erforderlich wäre.

Als Schlichthobel benutze ich einen Lie Nielsen 5 1/2 mit einem 55° Frosch und einem sehr engen Hobelmaul. Die Spandicke ist irgendwo zwischen hauchdünn und Staub. Trotz frisch geschliffenem Eisen ist es mir nicht möglich eine akzeptable Oberfläche hinzukriegen.

Hat vielleicht jemand noch einen guten Tip?

Schöne Grüße aus Lübeck,
Harry

Rafael
Beiträge: 851
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Hobeltipps

Beitrag von Rafael »


Hallo,

wenn Dein Eisen scharf ist und das Hobelmaul sehr eng, dann sage ich in einem solchen Fall: Schleifen ist keine Schande.
Wenn Dir das Eisen nicht zu schade dafür ist, dann könntest Du noch versuchen eine ordentliche Gegenfase zu schleifen.
Ich nehme an, dass Du den Spanbrecher schon auf ungefähr 0,2mm an die Schneide gesetzt hast.
Kennst Du das japanische Video über die Wirkung des Spanbrechers? Wurde hier im Forum schon zwei Mal erwähnt.

Gruß,
Rafael

Harald Schreiber
Beiträge: 10
Registriert: Di 6. Nov 2012, 15:44

Re: Hobeltipps

Beitrag von Harald Schreiber »


Hallo Rafael,

Ja, der Spanbrecher ist ganz weit vorne, vielleicht keine 0,2 mm aber das geht auch nicht so gut weil das Eisen einen Radius hat. Das mit der Gegenfase hatte ich schon überlegt aber nur um es auszuprobieren ist mir das Eisen wirklich zu schade dafür. Ich habe schon befürchtet das es auf schleifen hinausläuft...

schöne Grüße,
Harry

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Hobeltipps

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #135902]
Hallo Harald,

mit einem gut geschärften und gut eingestellten LN kann man jedes halbwegs normale Holz hobeln, da gibt es keine Ausrede. Meine Vermutung: Nicht gut genug geschärft. Aber per Ferndiagnose kann man natürlich nicht wirklich was sagen.
Mein Angebot: Schick mir das Eisen. Ich schau es mir an und sage Dir was dazu. Und wenn Du willst schärfe ich es auch. Keine Sorge, ich verderbe nichts.

(Du kannst natürlich auch gern herkommen (bei Wolfenbüttel), aber vermutlich ist Dir das zu weit).

Grüße

Friedrich



Harald Schreiber
Beiträge: 10
Registriert: Di 6. Nov 2012, 15:44

Re: Hobeltipps

Beitrag von Harald Schreiber »


Hallo Friedrich,

vielen Dank für das Angebot. Ich werde mir morgen noch mal sehr sorgfältig das Eisen vornehmen, sollte es dann immer noch nicht so funktionieren wie ich mir das vorstelle dann komme ich gerne darauf zurück.

Gruß, Harry

Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Hobeltipps

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Harald,

was ich beisher gesehen habe, neigt Sipo, so wie viele tropische Hölzer, relativ stark zu Wechseldrehwuchs.
Das heißt, daß es auf die Breite eines Brettes gesehen, welches aus so einem Stamm geschnitten wurde, direkt nebeneinander liegende Stellen gibt, wo man meint, der Baum wäre mal "nach oben" und mal "nach unten", dann aber wieder "nach oben" usw. gewachsen. Auffällig natürlich besonders bei stehenden Jahrringen.

Ob man das überhaupt für die Optik von Hand hobeln kann, weiß ich nicht. Sauber geschliffen und oberflächenbehandelt macht das aber einges her, mein Tip geht daher in Richtung Schleifen.

Gruß, Andreas



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Hobeltipps

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Harry,

ich bin ziemlich sicher, dass Friedrich den richtigen Tip hat. Zwischen subjektiv "scharf" und wirklich scharf liegen mitunter Welten. Ein LN mit 55° Bett und knapp eingestelltem Spanbrecher meistert auch schwierige Faserverläufe ohne Probleme. Sipo ist eigentlich kein kompliziertes Holz. In aller Regel ist es geradlienig gemasert und nicht wechseldrehwüchsig (wenigstens kam mir noch kein solches unter). An Deiner Stelle würde ich von Friedrichs Angebot Gebrauch machen. Er setzt in puncto Schärfe der Eisen die Messlatte. Vielleicht ergibt ein Vergleich, dass Du das Schärfen im Griff hast, vielleicht aber auch, daß Du noch ein Stück entfernt davon bist. Das von Dir geschilderte Problem spricht dafür.

Ich habe einen Putzhobel (nicht Schlichthobel) mit 55° Schnittwinkel. Der lässt sich von Mahagoni nicht beeindrucken.

Viele Grüße
Klaus

Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Hobeltipps

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #135902]
Hallo Harald,

wie Friedrich sagt, es ist schwierig, eine Ferndiagnose zu stellen. Eine Checkliste kann helfen. Zuerst sollte der Hobel überprüft werden. Ist die Hobelsohle eben? Vor allem vor dem Maul sollte sie aufliegen. Ein Bauch in der Sohle ist verheerend. Das Maul sollte die Späne möglichst nicht behindern - also die Öffnung innen leicht mit der Feile abschrägen und polieren. Ebenso sollte beim hinteren Teil der Öffnung die Kante sanft gebrochen und poliert werden...

Die nächste Maßnahme ist, eine Rückenfase anzuschleifen. Ich schlage vor, in 5-Grad-Schritten vorzugehen. Insgesamt kommst du zuerst auf 60° Schnittwinkel. Die Rückenfase ist mit wenigen Schleifzügen erstellt. Sie ist auch schnell wieder weggeschliffen. Ein paar Hobelzüge verschaffen Klarheit, ob sie steil genug ist. Immer auf die Bogenform achten.

Irgendwann wirst du beim Schabhobel landen und oft ist es die einzige Möglichkeit alle Stellen eines Bretts glatt zu bekommen. Nussbaum hat solche Ausrisse bei Ästen, Kirsche hat kleine Ausrisse, die man mit Schuppen vergleichen kann, Douglasie ebenso, aber stärker. Alle Hölzer haben ihre Tücken.

Berichte doch später, wie du das Brett gemeistert hast.

Gruß,

Marc


Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Hobeltipps

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #135902]
Noch 2 Anmerkungen, Harry.

1. Bevor Du Schleifpapier verwendest, probier mal eine Ziehklinge. Ausbrüche gibt es bei sachgemäßer Anwendung der Ziehklinge nicht, die Oberfläche ist aber deutlich besser als nach dem Schleifen. Das kann nicht verwundern, weil Ziehklingenarbeit im Gegensatz zum Schleifen ein spanender Prozess ist.

2. Mahagoni ist ein offenporiges Holz. Ich würde es als Waschtischplatte allenfalls in Erwägung ziehen, wenn die Oberfläche zuvor geschlossen wurde. Nimm einen geeigneten Porenfüller oder -wie früher- etwas Bimsmehl und eine relativ stark gesättigte Schellacklösung. Das Finish sollte auch gründlich überlegt werden und vor allem der ständigen Wasserspritzer-Belastung Rechnung tragen. Sonst wird sich die Freude auf Dauer in Grenzen halten. Generell bin ich kein Freund von Lack auf Massivholz. Es gibt aber Nutzungen, bei denen man mit Lack auf Dauer am Besten fährt. Ich habe einen Massivholz-Schreibtisch in der täglichen Nutzung. Der war zuerst mit Hartöl und Hartwachs gefinisht. Nach einem Jahr ständiger Nutzung sah er schlimm aus. Also habe ich ihn geschliffen und mit mit Parkettlack versiegelt. Seither (8 Jahre) hält er sich prima.

Grüße
Klaus

Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hobeltipps

Beitrag von Bernhard »

[In Antwort auf #135902]
Hallo Harry,

grundsätzich ist der LN 5 1/2 ein klasse Hobel, einer meiner meistgenutzten.
David Charlesworth ein prima Lehrer, der mir manchmal schon ein wenig zu "akademisch" ist. Hast Du den Hobel bei den Arbeiten dabei gehabt?

Grundsätzlich würde ich Schritt für Schritt vorgehen:

1.) Sohle überprüfen, ist sie plan?
2.) Eisen überprüfen, ist es gerade? Bei meinem LN war es nicht (nach kurzem Gespräch mit Thomas wurde es kostenlos ersetzt)
3.) Ist das Eisen scharf? Hier hilft der Rasiertest, wie ich oben bei dem Clifton 400 beschrieben habe
4.) Hast Du noch den normalen "Frog", der 55 er kann schon ein wenig zu speziell sein

Auf meinem Blog habe ich detailliert beschrieben, wie ich eine Kunz #5 von Dietrich perfekt ans Laufen bekommen habe.

Solltest Du in der Nähe von HH wohnen, kannst Du gerne vorbei schauen.

Viele Grüße
Bernhard

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