Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Sebastian G.
Beiträge: 8
Registriert: Di 21. Aug 2018, 17:32

Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Sebastian G. »


Liebe Forums-Mitglieder,

bin neu hier, also: Hallo erstmal... Ich bin durch einige Arbeiten in Haus und Wohnung auf's Holzwerken gekommen und letztendlich beim Hausherrn und diesem einmaligem Forum gelandet. Blutiger Anfännger, aber was nicht ist, das soll noch werden. Lebe mit Freundin und Katze auf einer - gerade bei Deutschen - beliebten Mittelmeerinsel.

An dieser Stelle auch vielen Dank an alle, die hier Ihre Zeit investieren und ihr Wissen zur Verfügung stellen sowie an den Hausherrn für seinen gut sortierten und sachlich und detailliert präsentierten Shop.

Zur Sache:

Ich habe vor einiger Zeit einen Hobel für 10 EUR vom Flohmarkt gerettet. Hersteller: Marples & Sons, Sheffield, UK, Eisenbreite 2 1/4" (ca. 53 mm), Länge ca. 43 cm. Der Hobel war in ziemlich schlechtem Zustand: tiefe Kratzer in der Sohle, das Eisen wurde wohl zuletzt mit der Flex geschärft und der Griff war schon einmal gebrochen, wieder verleimt und mit einer Schraube von oben fixiert.

Nachdem ich die Sohle abgerichtet und das Eisen wieder hergerichtet hatte (tagelanges Schleifen), ist mir bei erster ernsthafter Benutzung dann doch der Griff abgerochen. Der Griff scheint aus einem Stück (gewesen) zu sein und ist in den Hobelkörper eingelassen. Zusätzlich ist er innen durch in Kantholz verstärkt.

Ich würde den Hobel gerne wieder funktionstüchtig machen, auch wenn nachher "nur" noch ein Schlicht- oder Schrupphobel bei rauskommt. Dazu zwei Fragen:

1. Lohnt es sich, nochmals zu versuchen, den Griff wieder zu verleimen (inkl. ein neues Kantholz einzusetzen) oder muss man eine komplett neuen Griff anfertigen (und den alten soweit ausbohren / -stemmen)? Welches Holz käme dazu in Frage?

2. Kann man das Hobelmaul verändern, indem man das Bett des Eisens nacharbeitet und ein schmales Brettchen oder Furnier einleimt? Damit würde man wahrschlich auch den Keil nacharbeiten müssen.

Bin für jede Anregung dankbar,
Sebastian

P.S.: nachstehend noch ein link zu meiner Blog-Seite (in Englisch) mit detaillierten Photos - ich hoffe das geht so in Ordnung.



Rafael
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Rafael »


Hallo Sebastian,

mir sieht es danach aus, als ob dieser Griff sowieso in seiner Form nicht dem Original entspricht. Bei diesem bündig abgesägten Reststück würde ich da einen Griff wie auf einer normalen deutschen Rauhbank vermuten.
Wenn Das Holz so gebrochen ist, dann vermute ich, daß es komplett ausgetrocknet ist.
Nach meiner ersten Erfahrung mit einem nachgemachten Hobelgriff würde ich zu einer Neuanfertigung raten. Bei mir hat es sich als hilfreich erwiesen zuerst ein Modell aus Fichte herzustellen, danach wurde der Griff aus Apfelholz angefertigt.
Nur Mut, es ist keine Hexerei dabei und Du kannst den Griff genau deiner Hand und den Bedürfnissen anpassen.

So wie ich es bis jetzt mitbekommen habe, wird das Hobelmaul enger gemacht indem ein Holzstück gegenüber dem Eisen eingepasst wird. Damit braucht am Eisensitz nichts verändert werden und man kann einen Fehler einfacher aus der Welt schaffen.

Gruß, Rafael



Sebastian G.
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Registriert: Di 21. Aug 2018, 17:32

Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Sebastian G. »


Hi Rafael,

Vielen Dank für Deinen input - so werde ich das mal probieren. Viel zu verlieren gibt es ja nicht und wenn's klappt wär's klasse.

Zum Griff: Ich denke schon dass er Original war, dem Holz nach zu urteilen. War auch mehrmals geflickt. im Shop gibt es einen Halblang-Doppelhobel von ECE, der kommt diesem von der Bauform wohl am nächsten (mit ähnlichem Griff). Das Holz ist tatsächlich f**ztrocken. Das bröselt nur so weg unterm Stemmeisen.

Eine Frage noch zu der Geschichte mit dem Hobelmaul. Wenn ich das längs einpasse, habe ich ja das Hirnholz an der Hobelsohle, wenn auch nur 3-4 mm, besteht da nich Gefahr dass das ziemlich bald ausfranzt. Für Langholz auf der Sohle müsste ich aber zwei Hirnholzflächen verleimen. Tut das?

Grüsse, Sebastian



Pedder
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link) *MIT BILD*

Beitrag von Pedder »


Hallo Sebastian,

der klassische Einsatz sieht etwa so aus, die der entsprechende Teil an Gerts Krenovhobel.

Beim inzwischen anscheinend inaktiven Holzhobelbauer Knight Toolworks gab es mal einen Einsatz, der fast senkrecht auf der dem Keil gegenüberliegenden Seite des Kastens angebracht ist. Der konnte über eine Schraube zugestellt werden.

Als Anregung

Liebe Grüße
Pedder


Michael Formanek
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo Sebastian,

wie man auf dem Photo von Pedder sieht, ist das Holzstück in Längsrichtung mit dem Hirnholz zum Hobelmaul eingesetzt. Du hast somit an den Seitenkanten und an der Oberkante des einzusetzenden Holzstückes eine Verleimung mit Längsholz. Das hält sicher.
Zu den Hobeln von Steve Knight ist zu sagen, dass er vom Prinzip her ein Langloch von oben durch den Korpus bohrt und das Holzstück dann von einer Schraube die von oben festgezogen wird, fixiert ist. Da man die Schraube im Langloch verschieben kann, kann man das Hobelmaul enger oder weiter machen. Ich würde für erste Versuche nicht unbedingt damit anfangen sondern fix ein Stück einleimen.

lg Michael


Michael Formanek
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo Pedder,

woher hast du die Information, dass Steve Knight keine Hobel mehr baut? Ich war erst auf der Homepage und hab mich mal wieder umgesehen, dabei hab ich nichts in der Richtung gelesen. Nicht dass ich nicht auch "Restposten" nehmen würde ;-) fände es aber schade wenn er aufhört.

lG Michael


Pedder
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

da meinst Du aber einen anderen Hobel, als ich vor Augen habe.

Liebe Grüße
Pedder



Pedder
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

sein Programm ist doch arg zusammengedampft. Er bietet wohl in erster Linie noch Kits an, die in den Kritiken, die ich gelesen habe auch nicht unbedingt gut weg kommen. Wenn er noch eine volle Linie anbietet, hat er mal wieder Probleme mit der Außendarstellung.

Liebe Grüße
Pedder


Andreas Winkler
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Abgebrochener Griff und zu großes Hobelmaul

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Sebastian,

Du hast einen englischen oder anglo-amerikanischen "Jack Plane" erstanden. Das kontinental-europäische Gegenstück wäre ein Schlichthobel oder eine Mischung aus Schlicht- und Schrupphobel.

Der Griff ist wohl ziemlich im Eimer; je nach Aufwand kann man zwar beinahe alles retten, würde Dir aber zu einer Neuanfertigung raten. Also: Griff aus Hobelkasten entfernen (ausstemmen) und den Alten als Muster für den Neuen verwenden. Die Holzart des Hobels ist Rotbuche, aber das kann man ja machen wie ein Dachdecker.

Ein zu großes Hobelmaul verkleinert man traditionellerweise mit einem sog. Spund vor dem Maul (Längsholz auf Längsholz).



Den Spund ruhig etwas größer lassen, lieber hinterher das Maul wieder etwas vergrößern. Auf der Eisenauflage (hinter dem Eisen) würde ich nichts verändern, schon gar nicht am Keil.
Allerdings erscheint mir das Hobelmaul für den Zweck noch nicht wesentlich zu groß.

Steve Knight hat zwei verschiedene Varianten der Maulverstellung gebaut, die eine wie sie Pedder beschrieben hat. Auf seiner Internetseite (also der von Steve Knight) findet man noch Bilder dazu. Etwas ganz ähnlichs hat es vor ca. 80 Jahren+ auch schon in Deutschland gegeben (Bild von Wolfgangs Internetseite)

http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/hiessinger_pat1.jpg

Die andere Art der Maulverstellung ist ähnlich der, die bei den hierzulande bekannten Reformputzhobeln verwendet wird.

Gruß, Andreas



Christoph Schmitz
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Re: Holzhobel, abgebrochener Griff (Bilder-link)

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #127052]
Hallo Sebastian,

das ist ja witzig, ich hab vor einer Weile praktisch den gleichen englischen Hobel vom Flohmarkt geborgen (bei mir war der Griff allerdings glücklicherweise noch heil). Sonst sieht man hier immer nur alte Ulmias oder ECEs.

Ich benutze den Hobel für das Abrichten von kleineren Teilen und zum Schlichten, und für den Zweck lohnt es sich m. E. nicht, das Maul enger zu machen. Bei mir funktioniert er für diese Zwecke auch so tadellos.

Viel Spaß damit,

Christoph



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