Balken verleimen
Balken verleimen
Hallo,
Bisher habe ich nur in der Theorie gewerkelt und nach reichlicher Zeit der Reife habe ich nun begonnen meine Hobelbank selbst zu bauen. Nun muß ich diese natürlich ohne die Hilfe einer solchen bauen und das führt (zwangsläufig?) zu einigen Problemen.
Seit heute nachmittag bin ich damit beschäftigt, zwei sägerauhe 10x10cm Balken, 1,5m lang, die ich miteinander verleimen möchte, an den Seiten glatt zu hobeln. Nur, die werden nicht so glatt, daß sie plan aufeinander passen.
Ich habe zuerst mit einer Rauhbank das sägerauhe beseitigt, dann mit einem Metallhobel Nr 4 versucht, die "Berge" abzutragen. Mit einer Wasserwage (für die Länge) und einem Schreinerwinkel (für die Breite) habe ich versucht, eine Ebene hinzubekommen. Ein Balken alleine betrachtet, sieht (relativ, für einen Anfänger eben) gut aus, zusammen ergeben die beiden Balken eben das Problem :-)
Es bleiben immer wieder Lücken und Abstände. Kann mir jemand einen guten Tipp geben, was ich falsch mache?
Bin ich einfach nur zu ungeduldig? Mit welchem Zeitraum müsste ich rechnen?
Oder ist das Vorhaben von vorneherein zum Scheitern verurteilt, bzw. für einen Anfänger zu schwer und ich sollte die Balken lieber im Sägewerk abrichten
lassen?
Die Beiträge über die "Zähmung eines widerspenstigen Brettes" habe ich gelesen,
bin mir aber nicht sicher, ob sich dies auf die Balken übertragen liesse. Zumal es Fichtenholzbalken sind.
Viele Grüße aus dem Schwarzwald,
Markus
Re: Balken verleimen
Hallo Markus,
zwei Balken von dieser Größe fugendicht zu kriegen ist wirklich nicht ganz einfach. Erst recht nicht ohne Hobelbank und wenn es sich um Fichtenholz (das ja durch die Äste sehr inhomogen ist) handelt.
Es wäre kein Zeichen von Feigheit, wenn Du die Teile beim Schreiner über die Abrichte schiebst oder schieben lässt.
Friedrich
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- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Re: Balken verleimen
Hallo Markus,
Ich finde vorab grossartig dass Du Dich nicht mit allzu viel Fragen verrueckt gemacht hast und einfach mal losgelegt hast. Die Erfahrung die Du machst, naemlich 10 x 10 Kanthoelzer von Hand winklig, eben und gefluchtet zu bekommen ist vielleicht tatsaechlich nicht der einfachste fuer einen allerersten Einstieg ins Tischlerleben.
Den absoluten Tipp zum Gelingen gibt es so nicht.
Auf was fuer einer Flaeche hobelst Du denn die Hoelzer? Wie zwingst du sie fest damit sie sich nicht bewegen und Du sie gut bearbeiten kannst? Sind Deine Hobel wirklich scharf, Dein Winkel, Richtlatten, exakt?
Angenommen diese Voraussetzungen stimmen wuerde ich mir ernstlich ueberlegen ob eine Arbeitsplatte aus Fichte wirklich die ausgereifteste Loesung ist, die meisten wuerden da zu beispielsweise Buche greifen, das hat dann schon eine groessere Lebensdauer und Stabilitaet. Du steckst schliesslich ausser den Materialkosten auch reichlich Arbeitszeit rein. Sollte Dir letztere nicht so wichtig sein und Du das gute Stueck mehr als Probestueck denn als Dauerloesung betrachten wollen vergiss diese Bemerkung einfach schnell wieder.
Nun zum Prozedere : leg die Hoelzer mal nebeneinander und betrachte das Stirnholz, hier erkennst Du an den Ringen welches die rechte (dem Kern zugewandte) und welches die linke (dem Kern abgewandte) Seite ist. Suche Dir die besten Seiten fuer die Oberseite aus, doch wechsele die Seiten in Verleimrichtung ab: einmal rechte, einmal linke, etc.
Nun kommt jedes Kantholz einzeln dran. Ich wuensche Dir von Herzen dass sie bolzgerade sind, keinen Bauch haben und nicht windschief sind.
Richte erstmal eine Flaeche auf Laenge und Breite eben und grade. Pruefe mit einem Streichmass die Dicke, bzw uebertrage auf die gegenueberliegende Flaeche das geringste Mass (zB 9,7cm)rundum. Nun hast Du was die Dicke betrifft einen Strich (der/die Fachmann/frau sagt Riss) ueber den die 'Berge' hinausragen. Nimm diese vorsichtig ab bis Du zuletzt ueberall nur noch den Riss siehst und nichts drueberrausragt. Im Idealfall hast Du nun zwei ebene und parallele Flaechen. Nun muessen, eine nach der anderen die noch nicht bearbeiteten Seiten winklig gehobelt werden. Sollte bisher alles geklappt haben und Du noch frischen Mutes sein sag mir Bescheid und ich fahre fort. Wenn Du kein Uebermensch in punkto Praezision, Geduld und Ausdauer bist, hast Du Deine Hoelzer schon lange ins Auto geschmissen und in die naechste Zimmerei gefahren damit sie Dir jemand durch die Abrichte und Dickenhobelmaschine jagt.
Ich habe die groesste Achtung vor Menschen die lieber probieren als sich gleich mutlos reden lassen. Also wenn Du weiter dranbleiben willst bin ich und sicher viele andere hier auch weiter bereit Dich zu unterstuetzen. Es sind letztendlich recht grundlegende Arbeitsschritte. Doch eben mehrere auf einmal, ich sags nochmals, Du hast nicht mit dem Vogelhaeuschen angefangen.
Weiter frohen Mut wuenscht
Thomas Jacobi
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Re: Balken verleimen - warum grad die Arche Noah ?
[In Antwort auf #101988]
Guten Tag Markus und alle Andern,
Du hast eben zwei Vorschläge erhalten, die nicht nur fachlich hervorragend sind. Meinen Vorschlag brauchts eigentlich nicht mehr. Aber ich seh da noch einen Mittelweg : Leg die Hobelbank vorerst noch auf die Seite, kauf Dir eine günstige, brauchbare, von Privat, beim Trödler, oder über's Internet. Dann fang etwas kleiner an. Später, hast Du etwas Erfahrung, Übung, und vor allem weisst Du später viel besser als heute, wie die selbstgebaute Hobelbank auszusehen hat.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat
Guten Tag Markus und alle Andern,
Du hast eben zwei Vorschläge erhalten, die nicht nur fachlich hervorragend sind. Meinen Vorschlag brauchts eigentlich nicht mehr. Aber ich seh da noch einen Mittelweg : Leg die Hobelbank vorerst noch auf die Seite, kauf Dir eine günstige, brauchbare, von Privat, beim Trödler, oder über's Internet. Dann fang etwas kleiner an. Später, hast Du etwas Erfahrung, Übung, und vor allem weisst Du später viel besser als heute, wie die selbstgebaute Hobelbank auszusehen hat.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat
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Re: Balken verleimen
[In Antwort auf #101988]
Hallo Markus,
die notwendigen Ratschläge hast du ja bekommen. Wenn du jetzt die Fichte Balken beiseite legen solltest, betrachte deine bisherige Hobelarbeit nicht als vergebliche Liebesmüh. Durch das Einfach-Anfangen kann man viel lernen. Ich hab es immer so gemacht. Ein verwendungsvorschlag für die Balken: Laß Balken so lassen wie sie jetzt sind. Und bau aus Fichte-Bohlen zwei Böcke, die höchstens 40 cm hoch sind. In die hängst du die Balken mit einem Abstand von 5 cm parallel ein. Dann hast du einen Sägebock, der dir noch zu vielem nützlich sein kann. Eine Hobelbank ist nämlich ausgesprochen schlecht zum Zusägen geeignet.
Viele Grüße, Christof.
Hallo Markus,
die notwendigen Ratschläge hast du ja bekommen. Wenn du jetzt die Fichte Balken beiseite legen solltest, betrachte deine bisherige Hobelarbeit nicht als vergebliche Liebesmüh. Durch das Einfach-Anfangen kann man viel lernen. Ich hab es immer so gemacht. Ein verwendungsvorschlag für die Balken: Laß Balken so lassen wie sie jetzt sind. Und bau aus Fichte-Bohlen zwei Böcke, die höchstens 40 cm hoch sind. In die hängst du die Balken mit einem Abstand von 5 cm parallel ein. Dann hast du einen Sägebock, der dir noch zu vielem nützlich sein kann. Eine Hobelbank ist nämlich ausgesprochen schlecht zum Zusägen geeignet.
Viele Grüße, Christof.
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Sägebank
Hallo Christof,
da sprichst du was an, was mir auch zu schaffen macht, was mir aber nie bewußt geworden ist. Hast du dir zum Sägen eine spezielle Bank gebaut und wie schaut die aus? Ich hatte bisher nur die Bank von Charlie Rodgers gekannt, aber nicht ernsthaft den Bau in Erwägung gezogen:
http://www.charm.net/~laurent/charlierodgers/sawbench.html
Gruß, Wolfgang
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- Beiträge: 2209
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Re: Sägebank
Hallo, Wolfgang,
zum Thema "Sägebank" gab es im WC-Forum vor einigen Wochen eine interessante Diskussion. Siehe http://www.woodcentral.com/cgi-bin/handtools.pl?frames;read=43227
Herzliche Grüße
Christian
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- Beiträge: 1258
- Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50
Re: Sägebank
Siehst du Wolfgang, geht mir ganz genauso wie dir. Das da ein Problem besteht wurd mir erst beim Bau des Gartenhauses klar. Über zwei Bierbänken konnte ich viel genauer sägen als an der Hobelbank.
Grundsätzlich finde ich dieses Gerät toll:
http://www.woodcentral.com/cgi-bin/handtools.pl?frames;read=43309
Ich könnte mir aber auch gut einen horizontalen Aufbau denken: Zwei parallele Balken (genauso welche wie der Markus sie jetzt gerade fertig hat) auf zwei niedrigen T-förmigen Böcken. Abwärts stoßend läßt sich auch entspannt arbeiten. Das Werkstück wird mit dem Fuß gespannt.
Aber vielleicht gibt's hier Menschen die noch mehr Ideen zu einer guten Sögebank haben
Viele Grüße, Christof.
Re: Balken verleimen
[In Antwort auf #101988]
Hallo,
Vielen Dank erstmal für die ehrlichen Antworten und Tipps. Ich werde meinem Drama ein Ende bereiten und die Balken zur Abrichte bringen.
Aber davon lass ich mich (natürlich) nicht in meinem Vorhaben abbringen, eine Hobelbank zu bauen. Bob Keys (http://www.terraclavis.com/bws/) Anfängerbank
traue ich mir einfach so zu (Ich hab ein "gesundes Selbstvertrauen" :-).
In seiner Anleitung waren auch bereits gehobelte Balken vorgesehen, in meiner Naivität dachte ich, dass es auch sägerauhe Balken tun müssten. (Gut, die Balken sind auch doppelt so dick wie in seiner Anleitung - ob sich das als Problem herausstellt, weiss ich auch noch nicht)
Die ersten gesägten Zapfen und gestemmten Schlitze sind zwar nicht perfekt, aber die damit verbundenen Beine stehen stabil und nahezu senkrecht.
Das einzige was ich mich dazu noch Frage: Um einen Schlitz zu stemmen, brauche ich mit einem Stechbeitel ca. 1,5 Stunden. Nun habe ich gelesen, dass für sowas eigentlich Lochbeitel verwendet werden. Bin ich damit schneller? Oder ist das nur wegen der Beanspruchung, d.h. Lochbeitel werden nicht so schnell stumpf?
Mit besten Grüßen aus dem Schwarzwald
Markus
PS:
Auch wenn das Ergebnis nacher nicht 100% ist, glaube ich fest daran, damit arbeiten zu können. Wenn mir dann nach ein paar Jahren frohen Schaffens die Bank "zu klein"
wird, kann ich immer noch (dann mit mehr Erfahrung) eine "größere" Bank bauen.
Hallo,
Vielen Dank erstmal für die ehrlichen Antworten und Tipps. Ich werde meinem Drama ein Ende bereiten und die Balken zur Abrichte bringen.
Aber davon lass ich mich (natürlich) nicht in meinem Vorhaben abbringen, eine Hobelbank zu bauen. Bob Keys (http://www.terraclavis.com/bws/) Anfängerbank
traue ich mir einfach so zu (Ich hab ein "gesundes Selbstvertrauen" :-).
In seiner Anleitung waren auch bereits gehobelte Balken vorgesehen, in meiner Naivität dachte ich, dass es auch sägerauhe Balken tun müssten. (Gut, die Balken sind auch doppelt so dick wie in seiner Anleitung - ob sich das als Problem herausstellt, weiss ich auch noch nicht)
Die ersten gesägten Zapfen und gestemmten Schlitze sind zwar nicht perfekt, aber die damit verbundenen Beine stehen stabil und nahezu senkrecht.
Das einzige was ich mich dazu noch Frage: Um einen Schlitz zu stemmen, brauche ich mit einem Stechbeitel ca. 1,5 Stunden. Nun habe ich gelesen, dass für sowas eigentlich Lochbeitel verwendet werden. Bin ich damit schneller? Oder ist das nur wegen der Beanspruchung, d.h. Lochbeitel werden nicht so schnell stumpf?
Mit besten Grüßen aus dem Schwarzwald
Markus
PS:
Auch wenn das Ergebnis nacher nicht 100% ist, glaube ich fest daran, damit arbeiten zu können. Wenn mir dann nach ein paar Jahren frohen Schaffens die Bank "zu klein"
wird, kann ich immer noch (dann mit mehr Erfahrung) eine "größere" Bank bauen.
Re: Balken verleimen
hallo,
Lochbeitel haben aufgrund ihres rechteckigen Querschnittes mehr seitliche Führung und sie können härter herangenommen werden, weil sie insgesamt stabiler sind und nicht so leicht brechen.
Der Stahl ist nicht härter als ein bei einem Stechbeitel des selben Herstellers und sie werden genau so schnell stumpf.
Zum Zeitaufwand : wie immer : Übung macht den Meister und nach dem 20. Schlitz gehts schnell und unkompliziert.
Gruss
reinhold