Fragen zu Hobeleisen
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Re: Werlzeugstahl bearbeiten
Hallo Andreas,
Du kannst alle härtbaren Stähle im Normalfall nur im ungehärteten (ausgeglühten) Zustand mit schneidendem Werkzeug (egal ob Werkzeugstahl, HSS oder HM-Schneiden) bearbeiten. Gehärtete Werkstücke kannst Du nur noch schleifen.
Etwas konkreter:
Für eine größere Umformung müßte ein gehärtetes Werkstück zunächst weichgeglüht werden. Das bedeutet Erwärmen auf ca. kirschrote Glut, dort ausreichend lange halten (das können mehrere Stunden sein) und dann langsam (das dauert dann wieder mehrere Stunden) abkühlen.
Jetzt ist das Material weich und Du kannst es bearbeiten.
Das anschließende Härten bedeutet wieder Erwärmen auf definierte Temperatur (die Glühfarbe allein ist jetzt zu ungenau), ausreichende Haltezeit und dann definiertes schnelles Abkühlen. Je nach gewünschtem Härtegrad macht man das mit Öl, Öl-Wasser-Emulsionen, Wasser oder gar mit flüssigem Stickstoff. Auch hier sind wieder definierte Abkühlzeiten notwendig.
Danach muss angelassen werden, das bedeutet kontrolliertes Erwärmen auf eine definierte niedrigere Temperatur (liegt meist im Bereich um 200 - 300 °C) und langsames Wiederabkühlen.
Wenn Du Glück gehabt hast, ist das Werkstück anschließend noch heil und nicht all zusehr verformt. Für ein Hobeleisen heisst das: Spiegel und Fase müssen komplett geschliffen werden, wobei das durchaus im Bereich bis zu einem mm sein kann.
Ich habe als Student mehrere Wochen in einer Härterei praktiziert und die Sache damals recht gut kennen gelernt. Mein persönliches Fazit: Mit "Heimwerkermitteln" ist eine definierte Wärmebehandlung im Grunde nicht zu machen.
Willst Du ein Hobeleisen abändern, so bleibt nur der Weg über langsames, geduldiges Nassschleifen. Leider.
Grüße
Stefan
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Re: Werkzeugstahl bearbeiten
Hallo,
ich glaube dir, daß diese Verfahren nicht einfach sind. Aber bei den amerikanischen Tool-Junkies gibt es viele, die ihre Eisen selbst härten und anlassen. Und zwar mit Heimwerkermitteln. Sicher erfüllen sie mit dem Ergebnis keine DIN-Normen. Aber letzendlich kommt es nur darauf an, ob man mit einem solchen selbst gehärteten und angelassenen Eisen arbeiten kann. Und das geht.
Gruß, Wolfgang
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Re: Werlzeugstahl bearbeiten
Es gibt heutzutage Werkzeuge, die in der Lage sind, gehärtete Stähle zu bearbeiten, das geht aber nur auf industriellen Maschinen!
Bei Hobeleisen, die schon gehärtet sind, gibt es wie schon von anderen geschrieben, die Möglichkeit der Drahterosion oder des Wasserstrahlschneidens, beide Verfahren benötigen die Geometrie als Datensatz, um die Maschine anzusteuern. Meine Hobeleisen wurden zum Teil auf einer Drahterodiermaschine geschnitten, aber normalerweise ist das viel zu teuer und auch nicht notwendig.
Der gangbare Weg für Dein Problem scheint mir das Weichglühen, Bearbeiten und wiederanschließendes Härten. In den amerikanischen Foren haben einige Holzwerker ihre Eisen gerade bei Profilhobeln so hergestellt oder Überarbeitet, es gibt da auch ein Artikel in FWW.
Vielleicht findest Du ja auch jemanden der ein Ofen hat z.B. zum Brennen von Keramik, so an die 1000° C sollten aber schon möglich sein.
Du kannst übrigens auch vorgschliffen Kaltarbeitsstahl als Flachstahl kaufen ( in weichem Zustand) und dann daraus deine Eisen Sägen und Feilen.
Viel Spaß damit
Gruesse
Rolf
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Re: Werkzeugstahl bearbeiten
Hi Wolfgang,
natürlich hast Du Recht. Mit "es geht nicht mit Heimwerkermitteln" hatte ich gemeint, dass ein erfolgreiches Härten nicht "mal eben nebenher" zu schaffen ist.
Wenn man sich das Wissen anliest und die Möglichkeiten schafft, geht das mit etwas Probieren durchaus.
Grüße
Stefan
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Re: Werkzeugstahl bearbeiten
Nachtrag dazu: Wenn jemand tiefer in die Details einsteigen möchte, kann ich ihm ein paar Seiten aus einer werkstoffkundlichen Abhandlung dazu scannen.
Grüße
Stefan
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Re: Fragen zu Hobeleisen
[In Antwort auf #100274]
Habe die Ehre,
danke an alle. Euere Antworten sind sehr informativ.
Sicher haben auch einige von Euch letzte Woche den neuen Dick-Katalog bekommen. Dort wird Schwedenstahl zur Herstellung von Messern usw. angeboten. Ich habe bei Dick folgende Fragen gestellt und diese Antworten bekommen:
Kann man den Schwedenstahl auch verwenden, um kleine Hobeleisen selber herzustellen?
Ja
Kann man ihn leicht sägen und feilen?
Ja
Welche Werkzeuge sind dazu notwendig?
Normale Eisenfeilen und Eisensägen
Welche Wärmebhandlungshinweise liefern Sie mit?
Härtetemperatur: 840° (abschrecken in Öl), Anlasstemperatur: ca. 250°, Endhärte ca. 58 HRC
Das deckt sich weitgehend mit Eueren Infos.
Viele Grüße von
Edi
Habe die Ehre,
danke an alle. Euere Antworten sind sehr informativ.
Sicher haben auch einige von Euch letzte Woche den neuen Dick-Katalog bekommen. Dort wird Schwedenstahl zur Herstellung von Messern usw. angeboten. Ich habe bei Dick folgende Fragen gestellt und diese Antworten bekommen:
Kann man den Schwedenstahl auch verwenden, um kleine Hobeleisen selber herzustellen?
Ja
Kann man ihn leicht sägen und feilen?
Ja
Welche Werkzeuge sind dazu notwendig?
Normale Eisenfeilen und Eisensägen
Welche Wärmebhandlungshinweise liefern Sie mit?
Härtetemperatur: 840° (abschrecken in Öl), Anlasstemperatur: ca. 250°, Endhärte ca. 58 HRC
Das deckt sich weitgehend mit Eueren Infos.
Viele Grüße von
Edi
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Re: Werlzeugstahl bearbeiten
[In Antwort auf #100304]
Hallo Rolf,
Du schreibst von "industriellen Maschinen", die in der Lage wären, Werkzeugstahl zu schneiden. Der Schlosser um die Ecke (naja, gut im Nachbarort) hat in seiner Werkstatt eine große Bandsäge (keine von denen, die man bei Schlossern auf der Baustelle sieht, sonderen eine richtig große)stehen, mit der er für mich auch schon Edelstahl-Material abgelängt hat. Wäre das eine "industrielle Maschine", mit der es funktionieren würde ?
Konkret geht es darum, daß ich ein Hobeleisen gerne schräg abgeschnitten hätte.
Mit der Säge kann der Schlosser die wildesten Gehrungen schneiden, d.h. ich hätte mir vorgestellt, daß er mir evtl. zur Schräge auch gleich die Fase schneiden kann.
Vieleicht erspare ich mir mit Deiner Antwort die Kosten für das Sägblatt und einen Rausschmiß aus seiner Werkstatt !
Schleifen würde wirklich sehr lange dauern ...
Danke und Gruß, Andreas
Hallo Rolf,
Du schreibst von "industriellen Maschinen", die in der Lage wären, Werkzeugstahl zu schneiden. Der Schlosser um die Ecke (naja, gut im Nachbarort) hat in seiner Werkstatt eine große Bandsäge (keine von denen, die man bei Schlossern auf der Baustelle sieht, sonderen eine richtig große)stehen, mit der er für mich auch schon Edelstahl-Material abgelängt hat. Wäre das eine "industrielle Maschine", mit der es funktionieren würde ?
Konkret geht es darum, daß ich ein Hobeleisen gerne schräg abgeschnitten hätte.
Mit der Säge kann der Schlosser die wildesten Gehrungen schneiden, d.h. ich hätte mir vorgestellt, daß er mir evtl. zur Schräge auch gleich die Fase schneiden kann.
Vieleicht erspare ich mir mit Deiner Antwort die Kosten für das Sägblatt und einen Rausschmiß aus seiner Werkstatt !
Schleifen würde wirklich sehr lange dauern ...
Danke und Gruß, Andreas
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Re: Werlzeugstahl bearbeiten
Gehärteter Werkzeugstahl kann nur mit noch härteren Werkzeugen bearbeitet werden.
Gehärteter STahl kann z.B. mit Keramikschneidplatten oder Schneidplatten aus CBN (Cubischer Bornitrid) auf Drehmaschinen hartgedreht werden.
Die Bandsäge beim Schlosser ist wahrscheinlich aus HSS Stahl, damit kannst du unter Umständen Werkzeugstähle sägen aber nur im "weichen" Zustand, nicht gehärtet!
Gruesse
Rolf
Stahl
[In Antwort auf #100307]
Hallo Edi!
Wenn du vorhast, deine Hobeleisen selber zu bauen, dann empfehle ich dir, unbedingt mal im www.messerforum.net nachzusehen und dort deine Frage einzustellen. Im Messerbau gibt es viele Leute, die ihre Klingen aus Bandstahl selber sägen und feilen, dann härten lassen und anschließend wieder selbst die Klinge schleifen und polieren. Vielleicht kann dir dort sogar jemand mit einer guten Härterei in deiner Nähe helfen. Es sollte sich lohnen, denn dort tummeln sich wirklich wahre Experten (z.B. ein Günther --> Suche) auf diesen Gebieten.
Viel Glück mit deinem spannenden Projekt!
Gruß Philipp (der anstatt am Schreibtisch am liebsten die ganze Zeit beim Wurschteln verbringen würde)
Hallo Edi!
Wenn du vorhast, deine Hobeleisen selber zu bauen, dann empfehle ich dir, unbedingt mal im www.messerforum.net nachzusehen und dort deine Frage einzustellen. Im Messerbau gibt es viele Leute, die ihre Klingen aus Bandstahl selber sägen und feilen, dann härten lassen und anschließend wieder selbst die Klinge schleifen und polieren. Vielleicht kann dir dort sogar jemand mit einer guten Härterei in deiner Nähe helfen. Es sollte sich lohnen, denn dort tummeln sich wirklich wahre Experten (z.B. ein Günther --> Suche) auf diesen Gebieten.
Viel Glück mit deinem spannenden Projekt!
Gruß Philipp (der anstatt am Schreibtisch am liebsten die ganze Zeit beim Wurschteln verbringen würde)
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