Stecheisen - Qualität

[Rolf Richard]

Hallo!

Als Neuling hat man so seine Fragen:

Ich habe Stecheisen verschiedener Hersteller. Obwohl alle mit der gleichen Schleifhilfe und den gleichen Steinen (Diamant 24 µ und Arkansas hart) geschärft und abgezogen werden und durch die Schleifhilfe auch den gleichen Winkel haben sollten schneiden bestimmte Eisen (Kirschen) besser als Noname-Eisen. Hat es mit der Materialqualität zu tun?

Gruss

Rolf

[Christof]

So ist das Rolf, Guter Stahl und gute Weiterverabreitung kosten ihr Geld und sind nicht selbstverständlich.
Wenn dich die Details interessieren findest du hier etwas: http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/stahl1.html.

Manchmal ist es allerdings nicht die Qualität des Eisens allein, die ein Eisen praktisch nutzlos macht sondern auch ein unpassender Fasenwinkel. Je nach Stahlqualität und Verwendungszweck können die Unterschiede enorm sein, die ein anderer Fasenwinkel ausmacht. Grob gesagt: Für das handgeführte Stechen nimm 27-30°. Wenn du draufhauen willst, dürfen es 33-35° sein.

Viele Grüße, Christof.

[reinhold]

hallo Rolf,
sagen wir es mal so :

1. wenn Deine No-Name pro Stück 1,50 gekostet haben, bzw. im Baumarkt- oder Versand-Sonderangebot das Dutzend 10 Euro, dann schneidet vermutlich der Deckel einer jeden Bohnendose besser und hält den Schnitt länger als die No-Names.

2. es gibt auch noch Stecheisen oberhalb von Kirschen : z.B. japanische St.

3. Noname : Kirschen = Kirschen : japanische St.

gruss
reinhold

[Armin Dreier]

[In Antwort auf #103798]
Es gibt einfach Stähle die bekommst Du nicht scharf, da kannst Du machen was Du willst. Man kann Unterschiede zwischen den verschiedenen Marken feststellen und, was ich ganz krass finde, zwischen denselben Eisentypen bei japanischen Stemmeisen. Ich habe z.B. japanische Eisen desselben Herstellers und derselben Serie. Manche der Eisen schneiden einfach einen Tick besser.
Die Unterschiede der Eisen lassen sich sehr gut beim rasieren oder beim Papierschneiden darstellen.

[Patrik]

Das mir den Stahlqualitäten ist sicherlich richtig. Es gibt ein paar tausend unterschiedliche Varriationen.

Zum einen ist Stahl ja Eisen gemischt mit anderen Legierungselementen - im Fall von Essbesteck zum Beispiel mit 18 % Crom und 10 % Nickel (Desthalb auch 18/10 CrNi = Nirosta = V2A = Edelstahl).
Im Fall von Messern und im letztendlich auch bei Stecheisen wird es dann komplizierter. Die sollen nicht nur nicht rosten, sonderen auch besodners hart sein - dabei aber nicht spröde damit sie beim Schlagen nicht abbrechen wie Porzellan.

Hier kommen die weiteren EInflussfaktoren ins Spiel die nicht so einfach zu kopieren sind: Die Eigenschaften eines Stahls werden zum Großteil durch seine Geschichte bestimmt, soll heißen, wie ist er gegossen worden, wie abgeschreckt, ist er nachher nochmals geglüht und abgeschreckt (gehärtet) und nochmal geglüht (angelassen) worden. All diese Prozesschritte sind eine Frage der Zeit und der Temperaturen) und wie man sich leicht vorstellen kann, kommen viele Möglichkeiten heraus.

Um das Bild abzurunden gibt es dann noch Ausscheidungen und Verunreinigungen die ebenfalls eine Rolle spielen.

Wenn man nun einem Stahl unterm Mikroskop sieht, gibt es Dinge die Offensichtlich sind und andere die man ggf. sieht, aber nur versteht wenn man weiß wies gemacht wurde.

Und deshalb gibt es vergleichsweise "teure" Stähle an denen viel ausprobiert und optimiert wurde und billige wo manchmal zumindest versucht wurde die teuren zu kopieren.

So, jetzt hab ich wenigstens auch mal was beigetragen und nicht immer nur die im übrigen super netten Anworten auf meine Fragen bekommen.

Bei Fragen zu anderen metallischen Werkstoffen könnt ihr euch gerne an mich wenden.

[Andreas N.]

Hallo .
Es gibt beim gleichen Werkzeug auch Unterschiede in der ereichbaren Schärfe beim gebrauch von verschiedenen Schärfsteinen- auch wenn die "Körnung" gleich ist. Man bekommt mit der Zeit ein "Gefühl" für passende Steine zum jeweiligen Werkzeug.
Schöne Grüße
Andreas N.

[Patrik]

Mir fält dazu folgender technischer Ansatz ein. Esoterische Gesichtspunkte mag´s auch noch geben.

Letztendlich liegts dann an der Qualität des Schleifes - soll heißen: wie spitz das Stecheisen danach ist.

Den Stahl kann es nur über eine Kaltverfestigung oder einen Glühvorgang (rotglühend?) beeinflussen. Kaltverfestigung paasiert immer wenn ein Metall über seine elasitsche Dehngrenze (ab da reißt z.B. Gummi) verformt wird. Deshalb kann man Metallstabe auch super krumbiegen und bekommt sie nicht wieder grade.

Aber diese Werkstoffveränderung halte ich für unwahrscheinlich - und der Stahl wird dann nicht wieder hart.

[Rolf Richard]

[In Antwort auf #103799]
Hallo an alle!

Danke für die vielen Antworten. Das meiste hat meine Vermutungen bestätigt, auch wenn das Noname-Eisen schon deutlich mehr als 1,50 gekostet hat. Nur war ich davon ausgegangen, dass die Schärfe bei einigermassen vernünftigem Material erst einmal durchaus zufriedenstellend sein sollte, dann aber je nach Qualität schneller oder weniger schnell nachlässt. Also wieder was gelernt!

Dann schliesse ich jetz noch mal eine Frage an:
Was ausser Kirschen und Japanern ist noch brauchbar? Ich habe da Verschiedenes von Stanley gesehen und mit meinem Bailey bin ich recht zufrieden (auf meinem Niveau) auch was die Schärfe anbelangt.

Gruss

Rolf

[Joachim]

Hallo Rolf,

Stemmeisen der Marke Pfeil sind preislich und qualitativ mit Kirschen vergleichbar. Auch hatte ich mal Stemmeisen von Suki in der Hand die waren auch ganz brauchbar allerdings nicht ganz die Qualität der Kirschen. Wo man die her bekommt weis ich aber nicht.

Ausserdem habe ich welche von Würth. Der Stahl ist allerdings von Kirschen, das Heft gibts in Kunststoff oder Holz.

Joachim

[Rene Holzwurm]

[In Antwort auf #103799]
Lieber Christof, wie kommst du auf die Fasenwinkel 27-30° und 33-35°? Sind das Deine persönlichen Erfahrungen? Ich Frage weil ich folgende Fasenwinkel( Keilwinkel) kenne:
ca 25° für Weichholz
ca 30° für Hartholz???