etwas abschweifend: Steinbach Hallenberg

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Christof
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Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

etwas abschweifend: Steinbach Hallenberg

Beitrag von Christof »


Liebe Freunde,
fahrt doch mal nach Steinbach-Hallenbergd im Thüringer Wald. Diese Woche war ich in den Ferien und fand ein Prospekt für ein Metallhandwerksmuseum in Steinbach-Hallenberg. Meine Frau verschwand hinter einem Buch, ich machte mich mit zweien meiner Söhne auf zum Museum.
Vorne sieht es aus wie ein gewöhnkliches Heimatmuseum, aber im Hinterhof geht einem das Herz auf. Ein Schmied erklärte uns die Ausstattung einer Nagelschmiede. 100 geschmiedete Nägel in der Stunde wurden von jedem der 15 ortsansässigen Nagelschmiede erwartet. Soviel zum Arbeitstempo in früheren Zeiten. Muß furchtbar gewesen sein. Tolle Korkenzieher wurden auch vor Ort geschmiedet, einfach mit einem gerillten Amboß und einem ebenso gerillten Hammer.

Feilen hingen da rum die hatten einen Querschnitt von gut und gerne 35x35 mm. Es gab wohl bis in die achtziger Jahre einen Feilenhauer, der sich auch darauf verstand, Feilen nachzuschärfen. Seine Werkstatt soll bald ins Museum integriert werden.

Dann fielen mir noch die vielen Zangen auf. Jede von ihnen hatte, wie mir der Schmied erklärte ein "gestecktes Gewerbe". Das heißt die beiden Zangenhälften sind ncht aufeinandergeleg, wie sonst, sondern richtig in einer Schlitz und Zapfenverbindung unlöslich verbunden. Eigentlich ist das eine "unmögliche" Verbindung weil beide Zangenbacken gleich breit sein müssen und also nicht eine durch den Schlitz passen kann. Die Wangen des Schlitzes werden wohl geweitet, die andere Hälfte durchgesteckt und alles wieder zusammengeschmiedet. Dann sitzt die Zange aber bombenfest. Dann beginnt die eigentliche Kunst des Zangenschlossers: Die Zange wird wieder gängig gemacht, bis sie spielfrei leichtgängig öffnet. Wie das geht, wird nicht verraten.
Danach habe ich den letzten verblieben Zangenschlossermeister aufgesucht. Eine winzige Garagenwerkstatt in der kisteweise, die allerschönsten Feinzangen lagen, in allen denkbaren Fertigungszuständen. Leider war der Meister nicht zu Hause. Sein Geselle durfte nichts verkaufen. Da habe ich mich zu einer Tasse Kaffee niedergesetzt und geredet und schließlich bin ich doch mit zwei wunderschöen "gesteckten" Flachzangen (insgesamt 9 Euro) abgezogen. Die werde ich jetzt zum entschränken meiner Sägen benutzen.

Entschuldigt bitte, das Thema gehört nicht ganz hierher, aber wir haben ja einige Metaller hier und außerdem: gutes Handwerk bleibt gutes Handwerk.

Viele Grüße, Christof.

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