Tischlerwerkstatt herrichten

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Uwe Salzmann
Beiträge: 180
Registriert: Sa 11. Mai 2019, 05:57

Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Uwe Salzmann »


Hallo an alle Forumsteilnehmer !

Nachdem auch ich schon einige Zeit begierig in diesem und im Nachbarforum lese, möchte ich mich nun mit eigenen Beiträgen beteiligen.
Nachdem mein Vater im letzten Jahr vertstorben ist steht nun eine alte Tischlerwerkstatt leer, die mein Großvater einmal 1911 mit gebrauchten Maschinen ausgerüstet hat. In dieser Werkstatt hat er vor dem 2. Weltkrieg als selbständiger Tischlermeister gearbeitet, ist aber dann aus dem Krieg nicht wiedergekommen. Mein Vater hat in dieser Werkstatt Zeit seines Lebens nach Feierabend und an den Wochenenden Fenster, Türen und Tore für Bekannte und Freunde gebaut.Es gehört noch ein zweiter Raum dazu, in dem noch eine uralte Hobelbank, eine Tischlerpresse und ein Leimofen zum erwärmen der Zinkzulagen steht.

Da ich auch schon immer gerne mit Holz gearbeitet habe , möchte ich die Werkstatt wieder zum Leben erwecken. Ich zeige Euch mal ein paar Bilder vom momentanen Zustand. Ich glaube es gibt erst mal nicht viel dazu zu erklären.
Beim letzten Bild mit der Kreissäge habe ich zur Demonstration die Fräserspindel mit eingesetzt, arbeiten kann man so natürlich nicht.

Da die Maschinen schon so alt sind, keine Schutzvorrichtungen besitzen und mir meine Finger zu wertvoll sind, will ich hauptsächlich mit Handwekzeugen arbeiten.Die Maschinen werde ich weiterhin pflegen und in Ehren halten. Nach dem Aufräumen möchte ich als erstes die Hobelbank aufbessern und die Handwerkzeuge schärfen. Nachdem ich mich schon informiert habe wie die Hobel, Stemmeisen und Sägen zu schärfen sind, würde ich mich über Ratschläge zur Aufarbeitung der Hobelbank freuen.
Die Oberfläche habe ich schon mal mit einem Zahnhobel bearbeitet um die ganzen Leimreste zu entfernen.Wenn ich aber sehe wie glatt und blank in Eueren Werkstätten die Bänke aussehen habe ich noch eine ganze Menge zu tun. Wobei es natürlich keine Neue wieder wird.

Zu Hause bin ich in Gotha in Thüringen.

Viele Grüße Uwe Salzmann












Jockel
Beiträge: 482
Registriert: So 7. Aug 2016, 10:50

Hobelbank herrichten

Beitrag von Jockel »


Hallo Uwe
Ich würde als erstes die Hobelbank mit einem elektr. Schleifer (Band oder Rotation) leicht anschleifen dann siehst du ob sich Nägel, Schrauben und dergleichen darin befinden, damit runierst du dir nicht dein mühsam geschliffenes Hobeleisen. Wenn du sportliche sein willst kannst du anschließend die Bankplatte mit der Rauhbank bearbeiten - ich ziehe allerdings den Bandschleifer mit 36 Korn vor. Sollte die Platte extrem verworfen sein oder tiefe Einschnitte haben die du egalisieren willst wirst du um ein Abfräsen nicht herumkommen.

Benutze doch auch mal die Forensuche zu dem Thema, wir hatten das schon öfters.

Guido Henn hat in der Zeitschrift Holzwerken einen sehr guten Artikel zum Aufarbeiten von Hobelbänken geschrieben (Ausgabe 4 und 5 2007)

Gruß Jockel



t.ost
Beiträge: 482
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von t.ost »


Hallo Uwe

Schau mal unter folgenden Link nach,
der Frank hat da eine sehr gute Doku
zu gemacht.

http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/read/44946

Wenn du es allerdings mit Handwerkzeugen
machen willst,im Nachbarforum nachschauen,
Suche nach:alte Hobelbank
ein vielversprechender Link dürfte Dieser sein.
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/1695

Gruss Thomas



Hauke Schmidt
Beiträge: 407
Registriert: Sa 23. Mai 2020, 21:44

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Hauke Schmidt »


Moin Uwe,

eine schöne Werkstatt hast Du da. Die Maschinen scheinen nicht die schlechtesten zu sein. Da werde ich direkt neidisch :-)

Und so schlimm sieht die Hobelbank auch nicht aus, da habe ich schon ganz andere Bänke gesehen.

Bei den Maschinen sehe ich nicht das grosse Problem, sie auf den heutigen Sicherheitsstandart zu bekommen. Erfordert nur etwas Arbeit um die nötigen Schutzvorkehrungen nachzurüsten.

Die Fräse wird wohl noch nicht den nötigen 30 ger Dorn besitzen, oder? Beim Hobel bin ich in Sache Welle nicht auf den neusten Stand aber nur weil die Maschinen schon 100 jahre auf dem Buckel haben, müssen die nicht schlecht sein.

Ich wünsche dir viel Freude
Hauke



Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Martin Höche »

[In Antwort auf #44293]
Hallo Uwe

Die Werkstatt ist sehr ausbaufähig.Wenn du hier im Forum suchst,wirst du einige Bilder meines Maschinensammelsuriums finden.Mit alten Maschinen lässt sich einiges anfangen.Die Messerwelle ist eine Klappenmesserwelle ,welche gewerblich nicht mehr zugelassen ist,was nicht heißt daß man damit nicht gut arbeiten kann.Schlimmer wäre eine Vierkantwelle gewesen.Die Hobelbank sieht besser aus als meine beim Erwerb waren.Dazu sind auch Bilder eingestellt.Wenn du Tipps zum Aufmotzen alter Gusseleven brauchst,kannst du mich ja besuchen von Gotha bis in den Landkreis Nordhausen ist es ja nicht so weit.

Hallo Walter ,ich hoffe daß dies ein ,,besonders schwerer Fall" ist und ich Rederecht hatte

Gruß
Martin Höche



TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von TorstenKüpper »

[In Antwort auf #44293]
Hallo Uwe,

herzlich willkommen im Forum.

Ich habe in meiner Werkstatt nur eine kleine leichte Schulhobelbank mit Metall-Untergestell.

Die mit Farbe vollgekleckste Platte habe ich zuerst mit einem Excenterschleifer "gereinigt". Eventuelle Metalleinschlüsse kann man dann gut erkennen und beseitigen. Dann habe ich mit meiner Rauhbank die Platte abgehobelt und begradigt.

Das funktioniert ganz gut und die Platte ist nachher schön eben, was für die Arbeit mit Handhobeln eine Voraussetzung ist (ich spanne die Hölzer fast nie ein, sie liegen nur gegen einen hölzernen Anschlag).

Weiterhin viel Spaß wünscht

Torsten



Uwe Salzmann
Beiträge: 180
Registriert: Sa 11. Mai 2019, 05:57

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Uwe Salzmann »


Guten Abend zusammen!

Vielen Dank für die Tips und Anregungen. Habe schon die Suchfunktion bemüht und bin überwältigt von der Vielzahl von Beiträgen. Jetzt studiere ich erst mal und melde mich dann wieder.
Ach ja, eine Frage noch an Martin Höche zur Klappenmesserwelle. Was muss man beim Wechseln der Hobelmesser beachten. Ich habe da so einen Spezialschlüssel aber die Schrauben sind so fest und rühren sich nicht, keine Einzige und das sind ja Einige.
Den Durchmesser von der Frässpindel muß ich messen.

Uwe



garfilius
Beiträge: 107
Registriert: Mo 22. Dez 2014, 13:03

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von garfilius »


Hallo Uwe,

sehe ich das richtig, dass die Maschinen über Transmissionsriemen angetrieben werden?
Zum Hobel und Dickte und ihren Wellen kann ich nicht sagen, ob die heutzutage im privaten Bereich noch zulässig sind. Da kommt aber bestimmt bald eine kompetente Antwort. Wenn es geht, würde ich die weiter nutzen. Ebenso den Langlochbohrer (auch Transmission+Riemen?).
Sei froh, dass Du so stabile Maschinen hast. Die Kreissäge+Fräse ist wohl eher nichts mehr, dafür ist die Bandsäge ein Traum!

Die Hobelbank würde ich erst einmal soweit es geht, auseinandernehmen. Die Vorderzange hängt, da mußt Du nachgucken, warum.

Gruß
Gero



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #44305]
Hallo Martin,

das ist nicht nur ein besonders schwerer, sondern leider auch schwieriger Fall. Da hast Du ungefragt und automatisch Rederecht, garkeine Frage. Ich hatte vor einigen Wochen das Vergnügen, eine alte Tischlerwerkstatt anschauen zu dürfen, da waren Maschinen ähnlichen Kalibers noch vorhanden. Leider hatte ich die Kamera nicht dabei, da wären ganz ähnliche Bilder zu sehen gewesen. Speziell die Band/Kreissäge/Fräse aus der Jahrhundertwende (die vor-vorherige!), allerdings auch mit Langlochbohrvorrichtung!! war da dabei. Eine Furnierpresse, bei der mir unklar blieb, wie die in diesen Raum kommen konnte, denn man hätte mehr Leute gebraucht, sie herauszubefördern, als in diesen Raum gepasst hätte...

@ Uwe:

Noch ein Satz vorweg: ich gehe davon aus, dass mit den Maschinen gearbeitet und kein Museum betrieben werden soll.

Die Schwierigkeiten:

1. Hobelmaschine:

Es fehlt der Druckbalken vor der Messerwelle. Ich finde keine Kurbel zur Höhenverstellung des Dickentischs. Mit einer Klappenmesserwelle (ich hatte mal eine) würde ich nicht mehr arbeiten. Die Messereinstellung ist bescheiden durchzuführen, niemand sagt einem, mit welchem Drehmoment die Muttern anzuziehen sind, dass einem nicht die Messer (zuwenig angezogen) oder die Gewindebolzen samt Mutter (zuviel angezogen) durch die Gegend fliegen. Eine gebrauchte Keilleistenmesserwelle kann man evtl. kriegen, meine hat incl. Zusatzarbeiten zur Anpassung der Lagergehäuse vor über 10 Jahren schon über 800DM gekostet. Welche Lager hat die Maschine? Gleitlager? Meine hatte Wälzlager für die Messerwelle, alles andere waren Gleitlager. Sowas ist nicht der Hit. Andererseits hat die Maschine Untertischwalzen, ein gewisses Potential würde ich nicht von vornherein absprechen, aber man muss sehr genau hinschauen und einiges an Geld und Arbeit reinstecken, ob es sich wirklich rentiert? Ich weiß es nicht.

2. Langlochbohrmaschine

Welche Lager hat die Bohrwelle? Wenn sich vernünftig ein Motor anbauen lässt, das Bohrfutter noch was taugt und die diversen Winkel von Bohrwelle zum Tisch noch stimmen oder sich einstellen lassen, dann sollte man damit arbeiten können. Das Spiel der Führungen ist einstellbar, das ist kein Problem.

3. Band/Kreissäge/fräse

Spontan würde ich sagen: ab in's Museum. Arbeiten ist höchstens noch mit der Bandsäge möglich, vom Rest sollte man die Finger lassen, es sei denn, man will dort die Finger lassen:-) Aber auch die Bandsäge sollte kritisch betrachtet werden, ob ein vernünftiges Arbeiten mit modernen Bandführungen erreicht werden kann.

Ich habe nichts gegen alte Gussmonster, meine Hobelmaschine ist auch älter als ich , aber ich bin auch noch nicht hundert...

Gruß, Walter



Helmut Hirsch

Re: Tischlerwerkstatt herrichten

Beitrag von Helmut Hirsch »

[In Antwort auf #44293]
Hallo Uwe,

auch von mir - Willkommen in unserem Forum -

Den Ersten Schrit hast du schon getan, du hast im richtigen Forum gepostet ...

Beim Zweiten wiederhole ich dich ...

"Da die Maschinen schon so alt sind, keine Schutzvorrichtungen besitzen und mir meine Finger zu wertvoll sind, will ich hauptsächlich mit Handwekzeugen arbeiten.Die Maschinen werde ich weiterhin pflegen und in Ehren halten. Nach dem Aufräumen möchte ich als erstes die Hobelbank aufbessern und die Handwerkzeuge schärfen ..."

Mache es genau so, laß erst mal die Finger von den Maschinen --- sie sind sehr alt und entsprechen keinesfalls den Vorschriften der Berufsgenossenschaft.

Ich kann mich Martin und Walter nur 100% anschließen --- obwohl uns drei bestimmt das ein oder andere Stück aus deinem Gußmuseum reizen würde ...

Zu den Maschinen: Bandsäge müßte man mit ein wenig Aufwand (neues Blatt, Führungen soweit vorhanden, reinigen und die eine oder andere Abdeckung ersetzen) wieder flott bekommen und damit ist sie für die Handarbeit schon eine gute Unterstützung. Die Kreissäge und vor allem die Fräse sollte man aber besser still legen --- das ist alles viel zu "heiß".

Die Hobelmaschine hat ja anscheinend noch vor kurzem gearbeitet, hier wäre aber eine Nachrüstung auf eine moderne Keilleistenwelle notwendig --- so ist der Betrieb auf Dauer zu gefährlich (du schreibst ja selbst, das du die Schrauben nicht aufbekommst) --- zu der Langloch: lass sie erst mal in Ruhe, da wirken verdammt groß Kräfte, ruck zuck hast du da ein Holz am Kopf.

Zusammenfassend wären mir die Maschinen extrem zu alt; Ich würde sie herrichten und wenn die Werkstatt groß genug ist, als dekorative Elemente und in Erinnerung an meine Vorfahren pflegen (Beim Hausherrn gibt es flüssiges Balistol-Öl -- wirkt echt Wunder auf Eisen).

Mach mal sauber, schmeiß die unnötigen Sachen in den Sperrmüll (Badewanne, Stühle, Pressspann-Kruscht) verputze die Wände neu, weiß streichen ...

Danach die Hobelbank mit der Oberfräse abfräsen (es gibt auch günstige Fräser für solche Zwecke) und mit Leinölfirniss einlassen, ein paar Werkzeugschränke aus echtem Holz gebaut (Fichte/Kiefer aus dem Sägewerk) und du wirst sehen, mit der Zeit bekommst du eine Werkstatt mit einem Flair um den dich hier einige beneiden werden --- mich eingeschlossen --- alte Wagnereien sind mein Steckenpferd ...

Du wirst dann feststellen, welche der Maschinen du für deine Holzarbeiten brauchen kannst und dich dann schon besser vorbereitet ins "Holzwerken" stürzen können ...

Also viel Glück auf deinem nicht unbeschwerlichen Weg, und immer erst den Verstand einschalten bevor du so ein Ungetüm bedienst (wie schon oben gesagt, besser Finger, im wahrsten Sinne des Wortes, weg lassen).

Viele Grüße aus der Kurpfalz, Helle



Antworten