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Ich wurde beauftragt, für die Enkeltochter ein Hochbett zu bauen. Ziel war die doppelte Nutzung der Grundfläche, es wurde darum festgelegt dass die freie Höhe unter dem Bett 1600mm sein sollte. Wegen des reletiv kleinen Kinderzimmers wurde auch eine kleine Matratzengröße (700 x 1600, ist ein gängiges Maß im schwedischen Möbelhaus) gewählt, darum ist das Bett am Ende recht hochbeinig geworden. Weil ein solches Bett aus Sicherheitsgründen ein stabiles und ausreichend hohes Geländer braucht, sind die Pfosten dann 2100mm lang geworden - so lange Teile hatte ich vorher noch nie auf der Hobelbank.
Das Bett wurde aus nordischer Kiefer (besäumte Bretter, nominell 33 dick, ca. 200 breit) gebaut. Längs aufgeschnitten wurde mit der Tischkreissäge. Alle Teile wurden mit der Raubank abgerichtet.
Zuerst wurde auf der Zeichenmaschine konstruiert, eine richtige Technische Zeichnung (Zusammenbauzeichnung) mit allem wesentlichen Merkmalen und Maßen. Der dritte Entwurf erschien brauchbar.
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Bild 1: Diese Zeichnung (A3, oben und A4, links unten) wurde in der Werkstatt auf die Tür meines Schrankes für Schrauben gepinnt. Das ist ein ausgemusterter alter Küchenoberschrank mit auf die Tür geklebten Unterlegscheiben, da werden Zeichnungen, Merkzettel usw. mit Magneten angeheftet. Die Zeichnung enthält noch nicht jedes Datail der Einzelteile (also z.B. Bohrungsabstände, Lage und Länge der Zapfenlöcher usw.) Sowas wird bei mir in der Werkstatt auf Handskizzen festgelegt und dokumentiert (A4- Blatt rechts unten).
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Bild 2: Abrichten der Pfosten (Querschnitt 70 x 58, 2100 lang), nach dem Verleimen. Festgehalten mit einer Schraubzwinge (ganz links) an einem in die Vorderzange gespannten Brett. Die beiden durch Hobeln abgerichteten Flächen bilden später die Innenecken der Pfosten und sind Bezug für die Maße. Die beiden anderen Flächen werden auf der Kreissäge gesägt, dabei wird auch der Querschnitt auf das Fertigmass gebracht. Diese Flächen werden erst ganz zum Schluss glattgehobelt.
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Bild 3: Bestoßen langer Teile (hier: Längssseite des Bettkastens) mit der Stoßlade nach Ablängen von Hand. Die Pfosten konnten wegen ihrer Breite von 58mm so nicht bestoßen werden, die habe ich mit dem Flachwinkel- Einhandhobel unter ständiger Kontrolle mit einem Winkel auf Fertiglänge gebracht.
Der Bettkasten, der die Matratze umschließt und die Federlatten trägt die keinen eigenen Rahmen haben, ist aus 140mm breiten Brettern (30 dick) hergestellt. Eckverbindungen mit Schwalbenschwänzen.
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Bild 4: Sägen der Schwalben an den langen Bettkastenseiten (knapp 1,70m). Entsprechend wurden auch die Zapfen an den langen Geländerteilen gesägt.
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Bild 5: Leimen der Eckverbindungen des Bettkastens. Ich habe erst ein U geleimt (beide Verbindungen nacheinander, so konnte ich sie in Ruhe genau ausrichten) und dann die zweite Längsseite eingesetzt, das Bild zeigt diesen Schritt.
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Bild 6: Stemmen der Zapfenlöcher in die Pfosten. Damit ich genau senkrecht in die Fläche komme, kontrolliere ich mit einem Spiegel (rechts).
Die gestemmten Zapfenlöcher werden immer ganz leicht konisch (knapp einen halben mm). Die Zapfen werden so breit gesägt wie die maximale Breite des Zapfenloches. Sie müssen dann eingepasst (entsprechend auch leicht konisch nachgearbeitet) werden, dabei lassen sich auch kleine Richtungsfehler sehr einfach korigieren.
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Bild 7:Zum positionsgenauen Ohren in den Teilen habe ich mir Bohrschablonen gebaut, die einen einstellbaren Anschlag haben und sich mit Schraubzwingen auf den Bauteilen fixieren lassen. Der Bohrer wird in einer gehärteten Bohrbuchse (Normelement aus der Metall- Fertigungstechnik) geführt. Rechts: Die Schablonen für 10 und 12 mm Durchmesser.
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Bild 8: Die Federlatten des Lattenrostes sind aus einem alten Bett übriggeblieben. Sie sind auf Auflageleisten, die in den Bettkasten geleimt (und aus Sicherheitsgründen zusätzlich geschraubt) sind, mit PE- Schnur aufgenäht. Die Schnur ist so geführt, dass sie auch eine knarrsichere Auflage für die Latte sowie seitliche Anschläge bildet.
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Bild 9: Probeweiser Zusammenbau des Bettes (noch ohne Federlatten, Holz unbehandelt). ZTusammenbau erfolgte im Wohnzimmer, in der Werkstatt ist es dazu zu eng
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Bild 10: Leiter, Bettkasten, Geländer. Wenn man sich handelsübliche Hochbetten ansieht, fehlt da oft jegliches Bemühen, das Ein- und Aussteigen sicher zu gestalten. Ich hoffe, dass der seitliche griff zur Sicherheit beiträgt. Die Besitzerin hatte bisher auch nie Probleme und passiert ist auch nichts.
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Bild 11: Mila in ihrem Bett. Sie hatte sichtbar keine große Lust sich fotografieren zu lassen. Das Bett ist (bis auf die Leiter) auf speziellen Wunsch mit einer weiß pigmentierten Lasur behandelt worden, M. Bahr Möbelasur. Würde ich nicht wieder machen, das Zeug ist ausgesprochen unangenehm. Pinsel lassen sich keineswegs, wie es die Gebrauchsanleitung verspricht, mit Wasser auswaschen (Nitroverdünnung und Nachspülen mit Spülmittel geht) und die Lasur bindet unter Klümpchenbildung beim Streichen im Pinsel ab.