Ein Forenmitglied beschwerte sich vor kurzem über den Aufwand beim Schleifen der Spiegelseite von Eisen auf Banksteinen.
Ich hatte da zwei ziemlich vergurkte Beitel herumliegen mit 24 und 20 mm Breite. Mit denen wollte ich dann mal etwas versuchen. Mehr als ganz ruinieren konnte nicht passieren.
Banksteine habe ich seit einem Jahr keine mehr, hab sie auch nicht vermisst, weil alles über die Tormek abgearbeitet wird. Nur mit dem Bearbeiten der Spiegelseiten nach Tormek-Vorgabe - auf der Seite des Schleifsteins - war ich auch nicht so richtig glücklich, um nicht zu sagen wurde immer unglücklicher.
Nach ein paar grundlegenden geometrischen Überlegungen gings dann an die Maschine. Vorher sahr das Eisen so aus:

Wie schon gesagt - ziemlich hingerichtet!
Nach - wie die Aufnahmezeit der Photos sagt - 8 (10?) Minuten stellte sich die Sachlage so dar:


Das sah doch schon sehr viel besser aus.
Wie geht sowas auf der Tormek oder jeder anderen vertikalen Nassschleifmaschine? Eigentlich verblüffend einfach.

Tangentiale Führung
Man legt die Spiegelseite auf den Stein, bewegt das Eisen vor und zurück. Dadurch, dass es tangential auf dem Stein aufliegt kann man es eigentlich gar nicht verkehrt halten, solange es in etwa parallel zum Stein steht. Die Abtragsleistung ist enorm, was vermutlich damit zusammenhängt, dass das Eisen ja nur auf einer Linie den Stein berührt, die Schleiffläche somit sehr klein ist. Das bedeutet einen hohen Schleifdruck pro mm² und damit starke Abtragung.
Eine Gefahr gibt es allerdings. Man kann wie auf einer Lederscheibe die Schneide verrunden, wenn man sie zu weit zurückziehtund damit die tangentiale Linie verlässt. Ist mir auch minimal passiert, wie mit relativ leicht mit Hilfe einer strichförmigen Lichtquelle (LED-Röhre) als (krumme) Speigelung auf der geschliffenen Fläche feststellen kann. Ein grosses Manko ist das nicht, man schleift ja sowieso noch die Fase nach, entfernt damit auch die Verrundung, wenn man etwas mehr als normal abnimmt. Da mit die Spiegelseite ja nur selten bearbeiten muss stellt das kein grosses Problem dar. Einmal gemacht und die Geometrie stimmt.
Im letzten Durchgang wird das Eisen fast gar nicht mehr angedrückt, liegt praktisch nur noch mit dem Eigengewicht auf. Nachkontrolle mit einem Präzisionswinkel von Richard Kell zeigt die Ebenheit der Fläche.
Jetzt erklärt sich auch, warum man mit Banksteinen so ackern muss um die Spiegelseite gut hinzukriegen. Der Schleifdruck ist viel zu niedrig, weil die auf dem Stein aufliegende Eisenfläche ernorm gross ist.
Folgende Versuche müssen noch kommen:
- Bearbeiten des Eisens mit einem auf fein modifizierten Stein
- Polieren der Spiegelseite mit dem japanischen Stein (SJ)
- Bearbeiten von breiteren Hobeleisen (Da gibts auch noch eine Krücke in der Sammlung!)
Gruss
Rolf