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Japanische Hobel, Erfahrungsbericht

Verfasst: Sa 9. Okt 2004, 22:19
von Joachim

Sie sind ja schwer in Mode gekommen, die Japanischen Hobel. Irgendwie hat mich der Modetick dann auch erfasst und ich habe mir einen Schlichthobel aus Eichenholz gekauft. Nachdem das Ding erst 4 Monate in meiner Werkstatt lag habe ich mich mal an das Einrichten gemacht. Nicht ganz unaufändig muß ich sagen und man kann viel versauen. Die Sohle wird entgegen den Europäischen Hobeln mit der Ziehklinge etwas Konkav gezogen. Das Vermindert angeblich die Reibungfläche. Die Einfassung fürs Messer muß etwas vergrößert werden damit sich der Hobelkörper nicht zu stark durch das eingetriebene Eisen verzieht. Das Eisen hält im Körper lediglich durch Keilwirkung. Ausserdem empfiehlt es sich den Körper zu ölen. Eiche hinterlässt auf der Haut einen unangenehme dunkle Flecken. Wer hätts gedacht: Gerbsäure. Deswegen werden bei uns Werkzeuge auch nicht aus Eiche gefertigt.

Soweit so gut, das Ding war eingerichtet und die ersten Zugversuche (Japanische Hobel werden gezogen) ergaben sehr schöne Späne und eine unglaublich glatte Oberfläche wie sie mit dem Putzhobel nicht zu erreichen sind. Ich war begeistert! Wenn man sich erst mal an die Handhabung gewöhnt hat kann man erstaunliche Ergebnisse erziehlen.

Kein Vorteil ohne Nachteil. So ganz toll war der Hobelkörper wohl nicht, denn nach weiteren zwei Monaten war er so stark verzogen daß ich ihn nochmal abrichten konnte. Nun lümmelt auch das Eisen etwas in der Führung und ich mußte mit Papierunterlagen nachhelfen. Das Hobelbett hat natürlich auch unter dem Matierialverzug gelitten und ist nur alles andere als eben. Das führt dazu, daß das Eisen federt und die Spandicke nur sehr schwer bis gar nicht einzustellen ist.
Außerdem ist die konkave Fläche nicht so ganz mein Ding. Präzise arbeiten lässt sich damit nicht, was auch logisch ist wenn einem klar wird daß die Fläche gerade im Randbereich nicht gerade aufliegt. Somit würde ich die Anwendung auf große Flächen beschränken.

Fazit: Man kann wirklich schöne Ergebnisse erzielen, sollte aber wohl bei der Hobelkörperauswahl auf gute Qualität achten. Vor allem kann ich von Eiche als Körper abraten, allein schon wegen den Gerbstoffen. Die Eisen sind erheblich Dicker als Europäische Hobeleisen und erzeugen somit eine Laufruhe die seinesgleichen sucht. Das Hobelergebnis beweisst es ganz klar. Aber! Nur solange der Hobelkörper auch wirklich trocken ist. Das war in meinem Fall bestimmt nicht so.
Nicht umsonst werden wohl bei Europäischen Hobeln Die Sohlen aufgeleimt, was einem Verzug entgegenwirkt.
Nun muß ich versuchen wenigstens das Eisen anderweitig zu nutzen, und wenn ich mir einen Hobel selber bauen muß.

Joachim


Re: Japanische Hobel, Erfahrungsbericht

Verfasst: So 10. Okt 2004, 10:03
von Jakob Sonntag

Ich habe zwar noch keinen japanischen Hobel, aber soll die Sohle nicht nur vom vorderen Ende bis kurz vor das Hobelmaul und von kurz hinter dem Hobelmaul bis ans hintere Ende konkav ausgearbeitet werden? Dann müßte sich doch auch im Randbereich noch sauber Arbeiten lassen. Wenn sich allerdings der Hobelkörper verzieht, ists wohl mit dem sauberen Arbeiten eh nicht mehr weit her. Falls ich falsch liege, bitte ich um Richtigstellung.

Grüße, Jakob Sonntag


Re: Japanische Hobel, Erfahrungsbericht

Verfasst: So 10. Okt 2004, 14:13
von Joachim

Hallo Jakob, das ist richtig. Der Hobel liegt dann vorne, am Hobelmesser direkt und am hinteren Ende auf. Solltest Du aber den Hobel schräg über die Flächen ziehen und das über dem Rand, hast Du keine gleichmäßige Auflage mehr. Wie auch immer, das liegt natürlich an der individuellen Technik mit dem Hobel zu arbeiten. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen ein präzises Ergebnis zu erzielen. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß beim ziehen weniger Druck als beim schieben auch die Fläche ausgeübt wird. Vielleicht ist auch mein Anwendungsgebiet einfach nicht die richtige Ecke für Japanische Hobel.
Ich möchte dieses Werkzeug auch nicht generell verteufeln, immerhin arbeitet einganzer Kulturkreis damit, aber das mit dem Eichenkorpus hat mir gar nicht gefallen und andere habe ich nicht gesehen.

Joachim


Re: Japanische Hobel, Erfahrungsbericht

Verfasst: Mo 11. Okt 2004, 13:28
von Markus Koersgen
[In Antwort auf #102691]
Hallo Joachim!

Mir ging es zuerst genau so. Ich habe mich abwechselnd gefreut wie ein Schneekönig und dann genauso geärgert.
Allerdings habe ich, so hoffe ich, die Zeit der Tränen hinter mir gelassen, denn mein Korpus - Weißeiche - hat sich zwar zuerst auch mehrfach verzogen, aber das ist jetzt vorbei. Die Einstellerei hat mich dabei auch wegen der Zeit, die ich benötigte, echt genervt.
Die Oberflächenergebnisse waren von mir mit anderen Hobeln (Deutsche alte Ulmia und alte Stanley) aber nicht zu erreichen, so dass ich die Arbeit in kauf genommen habe.
Und jetzt klappts auch mit der Genauigkeit, wobei ich fairerweise eingestehe, gerade bei quatratischen und rechteckigen Formaten immer noch lieber mit meinem alten Stanley No 4. zu arbeiten. Ich bin mir also immer noch nicht sicher.....

Mit besten Grüßen aus Kiel

Markus