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Marginale Beobachtung

Verfasst: Do 30. Sep 2004, 09:06
von Christof

Hallo liebe Freunde,

gstern Abend produzierte ich schöne Späne mit meiner Rauhbank als Polstermaterial für zwei Gläser Brombeermarmelade.

Zunächst rollten sich die Späne. Wenn man den Späne abrollt beschreibt er einen Kreisbogen, als ob er sich verzogen hätte. Dann korrigierte ich die Lateraleinstellung des Eisens und die Späne fuhr gerade heraus und kann auch gerade ausgelegt werden. Kann es sein, daß gerade Späne auch ein guter Anzeiger für eine optimale laterale Einstellung des Eisens ist? Ich würde gerne wissen, ob das andere auch schon beobachtet haben.

Kleine Theorie dazu: Der Span ist dünn trocknet also schnell. Wenn der Span nicht gleichmäßig dick ist kommt es zu ungleichmäßigen Trocknungsprozessen, der Span verzieht sich. Wahr oder falsch?

Viele Grüße, Christof.




Re: Marginale Beobachtung

Verfasst: Do 30. Sep 2004, 10:25
von Alexander

Ist es nicht einfacher von unterschiedlichen Dicken, ergo unterschiedlichem Biegeverhalten auszugehen?


Re: Marginale Beobachtung

Verfasst: Do 30. Sep 2004, 10:41
von Wolfgang Jordan

Hallo Alexander,

nein, am Biegeverhalten liegt es nicht. Jedenfalls nicht an dem des fertigen Spans. Aber ich glaube auch nicht, daß es was mit der Trocknung zu tun hat. Man müßte sich den Span mal genauer anschauen. Ich denke, daß er auf einer Seite verformt/gestaucht ist. Dunkel erinnere ich mich, etwas von Typ I und II-Spänen bei Hoadley gelesen zu haben.

Gruß, Wolfgang


Re: Marginale Beobachtung

Verfasst: Fr 1. Okt 2004, 09:25
von Christof

Hallo Alexander und Wolfgang,
vielleicht habt ihr Recht, daß mit dem Trocknen ist keine gute Ursachenanalyse. Das mit dem Stauchen könnte mir noch am meisten einleuchten. Aber gestaucht wovon?

Was sind denn Typ I und II Späne? Das würde mich doch interessieren.

Viele Grüße, Christof.


Re: Marginale Beobachtung

Verfasst: Fr 1. Okt 2004, 10:36
von Wolfgang Jordan

Hallo Christof,

ich dachte, das wäre in Bruce Hoadley 'Understanding Wood' beschrieben. Aber hier ist eine Seite von Lee Valley mit genau den Photos, die ich in Erinnerung hatte, aus 'Complete Guide of Sharpening':
http://www.leevalley.com/shopping/Instructions.asp?SID=&ccurrency=2&page=49520
Wenn ich das so lese, habe ich doch Zweifel, daß damit deine Beobachtungen erklärt werden können. Interessant zu lesen ist es aber allemal.

Gruß, Wolfgang


Re: Marginale Beobachtung

Verfasst: Fr 1. Okt 2004, 10:43
von reinhold

hallo,
was passiert, wenn der Span vom Holz abgetrennt wird?

Der Keil der Schneide bricht den Span vom Holz los. Wir sind uns einig darüber, dass die aktuelle Schneide nicht ständig das Holz berührt, sondern im Mikrobereich ein Spalt der Schneide vorauseilt. Der Span wird durch das Hobeleisen nach oben gebogen, das Doppeleisen biegt ihn nochmals nach vorne.
Biegen heisst bei Holz, dass die äussere Seite der Krümmung gezogen wird, die innere Seite gestaucht(gedrückt) und irgendwo dazwischen gibt es eine neutrale Zone.

Holz kann Zug nur sehr schlecht aushalten und reisst, Druck hält es dagegen ganz gut aus. Das bedeutet auf den Span bezogen, dass die Aussenseite der Krümmung kleine Risse bekommt, also dauerhaft Festigkeit verliert. Die Innenseite wird gestaucht, also verdichtet. Hierbei wird eine gewisse Rückstellkraft wirksam: das verdichtete Holz versucht, sich wieder zurückzuformen. Nicht so weit, dass es wieder gerade wird, aber doch ein ganz klein wenig.
Wenn nun ein Eisen lateral nicht präzise eingestellt ist, schneidet es auf einer Seite einen dünnen Span, auf der anderen wird der Span dicker. Die dickere Seite hat mehr Rückstellkraft und wird sich ein klein wenig stärker strecken als die dünnere : Ergebnis : der Span wird spiralig. Dabei müsste die Spirale in Richtung der dünneren Seite des Spans laufen. Prüfen !
Ein ganz präzise gleichmässiger Span müsste sich daher "zylindrisch" rollen.
Unterschiedliche Holzeigenschaften bleiben unberücksichtigt.

gruss
reinhold


Re: Marginale Beobachtung

Verfasst: Fr 1. Okt 2004, 14:11
von Berthold Cremer

Hallo!

Vor etwas mehr als einem Jahr hatten wir so ein ähnliches Thema schon einmal.
Warum ist ein Hobelspan machmmal glatt und manchmal gerollt?
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/2309

Die Erklärung von Reinhold ist sehr interessant, passt aber nicht so richtig auf glatte Hobelspäne - oder doch?

Gruß
Berthold


Re: Mann o Mann

Verfasst: Fr 1. Okt 2004, 16:32
von Christof

Mann o Mann, was ist man doch vergeßlich. Wenn ich jetzt die Schnittmenge aus allen alten und neuen Aussagen ziehe, bleibt folgendes: Gerollte Späne sind eher das normale. Gerade Späne gibt es wenn alles optimal ist. Sie sind ein Anzeiger für eine genaue Lateraleinstellung.

Viele Grüße, Christof.


Re: Marginale Beobachtung

Verfasst: Sa 2. Okt 2004, 22:02
von reinhold

hallo Berthold,
ich denke , die Erklärung passt auch auf glatte, das heisst ungerollte Späne.
Wenn ein Span so dünn ist, dass er ohne Bruch, d.h. ohne gebrochene Fasern ausgeworfen wird, dann gibt es auch keine gestauchte Seite und der Span bleibt glatt.
Ist allerdings Theorie, man müsste derartige Späne mal unters Mikroskop nehmen.

Gruss
reinhold