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Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Di 3. Aug 2004, 12:04
von reinhold

hallo,
vielleicht interessiert es jemand, wie unterschiedlich die Werkzeuggewohnheiten sein können.
Ich baue zur Zeit eine Hütte und mein fachkundiger Mitarbeiter ist mein Freund Jim, ein Zimmermann und Ire aus Belfast.

Am ersten Tag auf der Baustelle erblickt er meine Gestellsägen (eine Schittersäge, eine Querschnittssäge und eine Längsschnittsäge) und fragt nach der Handsaw - dem Fuchsschwanz. Ich habe keinen.
Er ist kritisch , lässt sich das Spannen zeigen (mit der Schnur - was ihn amüsiert) und auch das Verdrehen des Blattes findet er eher komisch. Die "Ripsaw" Längsschnittsäge brauche er nicht, die Schittersäge kennt er nicht und fragt, wie rum man damit sägt. Die "Crosscut Saw" ist ihm zu fein. Also nimmt er die Schittersäge. (Alle drei Sägen hatte ich letzte Woche geschärft).

Ergebnis des ersten Arbeitstages : Jim bitte mich , eine Schittersäge zu besorgen mit Schnurspannung. Er ist begeistert von der Sägeleistung und wie gut sie zu handhaben ist. Für Balken meint er, sei sie dem Fuchsschwanz überlegen.

Gruss
reinhold


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Di 3. Aug 2004, 13:47
von Wolfgang Jordan

Hallo Reinhold,

da unterscheiden sich die Iren (und Engländer) nicht von den Amerikanern, für die die Gestellsäge etwas exotisch ist und die praktisch für alle Sägearbeiten einen Fuchsschwanz (mit und ohne Rücken) nehmen. Wo die "Gestellsägengrenze" verläuft, weiß ich auch nicht, aber Ungarn (Frank Klausz) und Dänemark (Tage Frid) gehören jedenfalls zu "unserer" Seite.

Was mich wundert ist, daß dein Freund von der Schittersäge so begeistert ist. Mit einem Schnittwinkel von 120 Grad schneidet sie ja eigentlich nicht richtig, sondern schabt. Vielleicht sollte er doch mal die Längsschnittsäge ausprobieren. Mit ihrem kleineren Schnittwinkel schneidet die viel aggressiver, und bei Balken dürfte der eher unsaubere Schnitt bei Querschnitten nicht so stören.

Gruß, Wolfgang


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Di 3. Aug 2004, 15:55
von reinhold

ich sag's ihm.
gruss
reinhold


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Di 3. Aug 2004, 20:57
von Christof Hartge
[In Antwort auf #101460]
Hallo Reinhold,
was mich interessieren würde, wie genau waren denn deine Blätter geschärft: Also Zahnweite, Stoßwinkel und schräger Anschliff?

Die Gestellsäge ist ein tolles Werkzeug und ich habe bis jetzt keinen einleuchtenden Grund gefunden, warum es die Engländer, Iren, Schotten und mit ihnen die Amerikaner nicht weiter benutzt haben.

Allerdings haben sie die Fuchsschänze zu solcher Perfektion entwickelt, daß die Entscheidung zwischen einem (alten) Fuchsschwanz und der Gestellsäge schwer fällt. Ich benutze beide. Für neue Gestellsägen gilt, daß der Stahl einfach nicht so gut ist. Er hat eine deutlich kürzere Standzeit als der meiner alten Fuchsschwänze. Weißt du da etwas, wie es um die Qualität der alten Gestellsägeblätter bestellt war?

Viele Grüße, Christof.


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Di 3. Aug 2004, 22:18
von reinhold

hallo,
ich bin kein wissenschaftlicher Werkzeugsammler, ich arbeite nur gerne mit gutem Werkzeug. Deshalb mache ich mir über Keilwinkel, Schnittwinkel etc. keine tiefergehenden Gedanken, Hauptsache die Säge schneidet gut und verläuft nicht.
Die Schittersäge hat ein 70 cm Blatt und ungefähr 5 Zähne auf den Zoll (erster und letzter mitgezählt). Die Teilung geht sehr genau in Zoll auf. Die Zähne sind gleichmässig mit 60 Grad gefeilt. Die Säge samt Blatt stammt noch aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg.
Die Querschnittssäge hat 2,5 mm Zahnweite, ich habe sie einfach so weiter gefeilt wie sie war, das heisst, in Arbeitsrichtung steiler als am Rücken. Sie ist 60 cm lang. Hersteller ist nicht bekannt, aber das Blatt ist blau angelassen und trägt die Aufschrift Kohlenstoffstahl und Remscheid. Die Säge ist ca 15 Jahre alt.
Die Längsschnittsäge hat ca 3,5 mm Zahnweite, Hersteller der Säge ist ECE. Diese Säge habe ich vor ein paar Wochen erst gekauft. Es ist auch eine 60 cm - Säge. Ich halte sie für eine gute Säge und habe den Kauf noch nicht bereut.
Ich habe die beiden neuen Sägen auf Schnurspannung umgestellt, ich arbeite damit lieber als mit der Schraube, weil die Schittersäge schon immer Schnurspannung hatte.

Für Plattenmaterial und schnelles Ablängen von Latten oder so, habe ich einen Sandwik Fuchsschwanz mit recht grober Universalverzahnung, den kann man nicht nachschärfen und vermutlich mache ich irgendwann Ziehklingen daraus wenn er stumpf ist.

Was mich an der geschilderten Situation besonders amüsiert hat, war, dass ein europäischer Handwerker, weit gereist und rund 60 Jahren alt, noch nie mit einer Gestellsäge gearbeitet hatte und nicht mal wusste, wie man sie spannt und zum Sägen einstellt. Die Leute von der Insel sind total auf ihre Fuchsschwänze eingestellt!

viel Grüsse
reinhold


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Mi 4. Aug 2004, 09:04
von Christof Hartge

Hallo Reinhold,
vielen Dank für die Auskunft. Nun geht es mir wie Wolfgang. Warum Jim gerade die Schittersäge bevorzugt, weiß ich nicht so recht. Ist ja auch seine Sache und was soll man einem Profi reinreden, der sägt schließlich schon länger als unsereins. Trotzdem kannst du ihm doch mal ein zwei 5mm Blätter mitschicken. das eine schärfst du stark auf Stoß 94° dem anderen gibst du einen Schrägschliff von 20°, könnte sein, daß er seine Freude daran hat.

Viele Grüße, Christof.


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Mi 4. Aug 2004, 10:07
von reinhold

hallo Christof,
ich habe nur die Anleitung von Tage Frid in einem seiner Bücher (der schärft wohl alle Sägen gleich) und folgendes : http://www.vintagesaws.com/cgi-bin/frameset.cgi?left=main&right=/library/library.html .
Gehe ich recht in der Annahme, dass die 94 Grad für die Längsschnittsäge gedacht sind ?
Aber die 20 Grad verstehe ich leider nicht.

Wie wäre es eigentlich mal mit einem Beitrag im Schärfforum, da kommen Sägen bisher noch nicht vor ?

Zum Weissbucheklotz : ich suche ihn in den nächsten Tagen mal raus. Wenn er noch gut ist, lohnt sich der Postversand. Im anderen Fall halte ich Ausschau nach weiteren Stücken - Weissbuche ist hier häufig im Brennholzstapel zu finden.

Gruss
reinhold


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Mi 4. Aug 2004, 10:20
von Christof Hartge

Hallo Reinhold,
vielen Dank für deine Mühe schon mal im Voraus. Ich freue mich schon.

Mit den 20° ist das gemeint, was Peter Taran "Fleam" nennt, der wechslseitige schräge Anschliff der Zähne für Querschnitte. Du findest das irgendo in deinem gelinkten Artikel. Tage Frid schreibt wohl, schräger Anschliff sei nicht nötig. Im Prinzip hat er recht man kann mit einer moderaten Längsverzahnung auch quer schneiden. Aber: Man muß dann Kompromisse eingehen. Wenn man stärker differenziert und zwei Sägen verwendet, kann man die Zahnformen stärker spezialisieren und ich finde schon, daß das auch bei Gestellsägen einen solchen Unterschied macht, daß es sich lohnt.

Zum Artikel: Ehrlich gesagt fühle ich mich noch nicht fit genug im Sägenschärfen. Es gibt da ein paar Dinge die will ich einfach noch besser können, bevor ich mich daran mache anderen etwas aufzuschreiben. Aber vielleicht gibt es ja jemanden anders hier, der sich ans Werk machen will?

Viele Grüße, Christof.


wenn Ihr so weitermacht

Verfasst: Mi 4. Aug 2004, 11:49
von Friedrich Kollenrott

fang ich auch noch an mit Sägenschärfen! Bisher hats eine gütige Fügung verhindert und ich säge immer noch japanisch wechselblättrig. Aber vielleicht,wenn Christof seine Künste veröffentlicht... Also, Christof, ist versprochen: Wenn Du uns zeigst, wie's geht, fang ich damit an! (Lass Dir ruhig noch Zeit)

Friedrich


Re: Gestellsägen vs. Fuchsschwanz

Verfasst: Mi 4. Aug 2004, 12:18
von Axel Rogge
[In Antwort auf #101469]
Warum der angelsächsische Sprachraum keine Schittersägen mag?
Vielleicht liegt es an dem Namen?
Axel.
o.k., o.k., sorry for that.