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Sensen geraderichten
Verfasst: Fr 16. Jul 2004, 02:36
von Michl
(Da das Thema Sensen und Dengeln bisher am "Marktplatz" behandelt wurde und eher hierher gehört, schreib ich jetzt mal da.)
Ich hab einige alte Sensenblätter zuhause, die leider etwas verdengelt sind - d.h. die schneide ist wellig. Kennt einer ne Möglichkeit, diese wieder einigermaßen gerade zu machen?
Michl
Re: Sensen geraderichten
Verfasst: Fr 16. Jul 2004, 15:43
von Andreas N.
Hallo Michl,und ihr Anderen.
Das Problem hatte ich auch am Anfang.Wenn man demit arbeiten kann würd ich nichts dran machen aber wenn die Wellen zugroß sind: Vorsichtig mit nem leichten Hammer auf halbwechs geradem Untergrund ausbeulen (von beiden Seiten) und DIE WELLEN NICHT GÄNßLICH VERSUCHEN ZU ENTVERNEN da sonst die Spannungen im Material zu groß werden und die Schneide ein reist. Es bleiben dann Stengel drin hängen und biegen (wenn man pech hat und die Kanten sich nicht so überlappen lassen das in Schnidrichtung nichts reinrutschen kann) den Riß immer weiter auf. Dann hilft nur ausschleifen oder hoffen, den der Riß wird sich normalerweise nicht weit über den gedengelten Beriech hinaus vortsetzen,und verschwindet während der weiteren Abnutzung.
Weiß einer weitergehende Reperatur möglichkeiten?
(ich hab mal eine Reperatur mit angenietetem Blech gesehen, ist das "Fachmännisch"?)?
Re: Sensen u.a. - "Fachmännische Reparatur"
Verfasst: Fr 16. Jul 2004, 16:59
von Hutmacher Beat
Guten Tag Andreas und alle Andern,
Eine derart ausgeführte Reparatur war in einer früheren Zeit, (wohl vor 2te. WK) gebräuchlich, und soweit fachmännisch, als sie in vielen Fällen, von einem Schmied ausgeführt wurde.
Man bedenke, Handwerkzeug und andere Arbeitsgerätschaften waren wohl verhältnismässig teurer als heute. Wie wir wissen, war auch die Qualität um einiges besser, somit kaufte man nicht gleich ein neues Teil, wie das in unserer Zeit eher Sitte ist/war. Zudem war der Lohn eines Handwerkers weit günstiger, und solche "Kleinigkeiten" wurden warscheinlich auch nicht immer mit barer Münze bezahlt. Also so betrachtet, sicher sinnvoll.
Ich selbst besitze ein uraltes Halbmondmesser, dass vor der Angel abgebrochen war. Da hat ein Schmied eine neue Angel angepasst, und überlappend auf die Fläche des Messer's, mit 3 Eisennieten genietet. Die Überlappung wurde sehr kurz gehalten, (wohl weil der Halbmond schon nicht mehr sehr gross war) ist aber schön geschweift an die Form angepasst. Die Überlappung ist ca. 7.5 cm breit, und wie gesagt, mit drei Nieten gehalten. Erstaunlich, die Überlappung schliesst mit dem Messer absolut dicht, auf der ganzen Breite, da kriegt man kein Haar dazwischen ! (hab's ausprobiert) Also, das halt ich schon für fachmännisch !
( für mich immer wieder höchst erstaunlich und bewundernswürdig, wie exakt und fein, ein Schmied mit seinem doch recht groben und schweren Werkzeug "schaffen" konnte. Alte, handgeschmiedete Stanzeisen die überaus exakt geformt wurden und masshaltig sind, zeugen davon. Viele Sattler hüten diese Eisen, wie einen Schatz ! - Bösartiger Vergleich : Heute schleift jemand einen Stanzrohling auf der Maschine zurecht, und nennt sich dann "Messerschmied" ! Oliver und andere hier, sollen sich nicht angesprochen fühlen, ich rede von Leuten und ihren Arbeiten, die ich persönlich kenne ! )
Noch ein interessantes Detail : Der Griff aus einem sehr feinporigen, hellbraunem, naturbelassenen Holz, ist hinter der Zwinge extremer als üblich abgegriffen. Das beweist mir, dass das gute Stück von mehr als einer Generation zum täglichen Arbeiten benutzt wurde. War also ein sehr gutes Werkzeug.
Ich hab das gute Stück bei einem über 70 jährigen Sattler aus dem Alteisen gerettet. Im Originalzustand belassen, und eine "massgeschneiderte" Scheide dazu gemacht. Arbeiten will ich damit nicht mehr, (müsste geschliffen werden, und das möcht ich nicht) aber der Halbmond hat seinen Platz in meiner "Museums-Vitrine".
Solcherart reparierte Werkzeuge sieht man nicht mehr alle Tage, die wurden irgendwann immer weggeworfen, und deshalb denke ich, es lohnt sich, diese aufzuheben, gerade um aufzuzeigen, wie man früher mit Werkzeug umgegangen ist.
Schönes Wochenende, und beste Grüsse aus der Schweiz,
Beat