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Ist es Sünde? *MIT BILD*

Verfasst: Mi 28. Apr 2004, 23:39
von Friedrich Kollenrott

Meine Frau behauptet, ich sammelte Hobel. Ich sage: Ich brauche sie zum Arbeiten, und zwar alle. Egal, es sind ganz sicher meine Lieblingswerkzeuge, und ich oute mich heute zum ersten Mal in der breiteren Öffentlichkeit.

Es folgt ein Bild meiner Hobel und eine Erläuterung. Sie sind nun ziemlich komplett, viel kommt wohl nicht mehr dazu. Na ja, vielleicht ein kleiner Simshobel von Veritas....

Ernst gemeinter Hintergrund: Vielleicht steht jemand vor einer Anschaffung und will zu einem der Hobel etwas wissen. ich steige auf jedes Thema ein!

Friedrich

April 2004

Erläuterungen zu den Hobeln

Alle Hobel sind an einem Leimholzbrett angeordnet.

Obendrauf (links) drei mehr oder weniger ausgemusterte:
• ein alter Kunz Nummer 3 - hab ich geschenkt bekommen und wieder hergerichtet, ist mir aber zu eng (für die Hand), außerdem hässlich. Ich mag keine hässlichen Werkzeuge.
• ein Footprint # 5. Das war mal mein erster anspruchsvollerer eiserner Hobel. Ist gar nicht so schlecht, aber ich find ihn unhandlich, irgendwie zu hoch und kippelig.
• Mein alter Einhandhobel (Record 60 ½, durch den entsprechenden Veritas ersetzt).

Darunter, obere Reihe von links nach rechts:
• ein Grundhobel Record # 71, etwas älter (Holzgriffe). Sehr nützlich.
• ein Nuthobel Stanley # 13-052 (englisch). Sehr funktionell, macht viel schönere Nuten als die motorisierte Konkurrenz. Im Original mit einem kackbraunen Plastikgriff, also hat er einen (etwas klobig geratenen) selbstgemachten Holzgriff aus Ulmenholz bekommen.
• ein ECE- Simshobel, der zu einem Grathobel (80°) umgearbeitet ist. Mein einziger hölzerner Hobel!
• ein Lie- Nielsen Simshobel # 73. Wunderbar präzise, aber ziemlich schwer und klobig.
• ein alter Kunz S 300, den ich durch entsprechenden Anschliff des (HSS-) Eisens als Schrupphobel benutzen kann. Wird selten gebraucht. Ich hänge an ihm, er war mal mein erster selbst erworbener Hobel.
• eine Raubank Stanley # 8c, mit Hock- Eisen. Ein wunderschönes Teil, Vorkriegsmodell, mit Palisanderholzgriffen. Der richtige Hobel, wenn etwas Gewalt angewendet werden muss. Ein Lieb-lingshobel. Von ebay.
• eine Raubank Stanley # 7, auch mit Hock. Das war der erste Hobel, den ich über ebay (in den USA) beschafft habe. Ein Nachkriegsmodell mit Buchenholzgriffen, die ich schwarz gebeizt habe.
• Eine Flachwinkelraubank Lie- Nielsen # 7 ½ . Schneidet Flächen wie poliert, aber das Schärfen ist durch das extrem dicke Eisen (6 mmm!!!!) fast unzumutbar. Ich habe im Forum neulich über diesen Hobel berichtet.
• Ein Stanley # 4. Aus den 20er / 30er Jahren, mit Palisandergriffen, über ebay aus den USA. Eigentlich sind mir die # 4 für die Hand zu klein, deshalb habe ich nur noch diesen. Er hat ein sehr gutes (Stanley- ) Eisen mit zweiter Fase an der Spiegelseite für einen Schnittwinkel von 50°. Mein Hobel fürs Feine.

In der Mitte, nebeneinander auf einem Brett, von links:
• ein Wangenhobel Stanley (England) # 79. Nicht schön, nicht besonders ergonomisch. Reicht aber völlig aus, um beispielsweise eine Gratnut nachzuarbeiten, und dann bin ich froh dass ich ihn hab. Alt gekauft.
• ein kurzer Simshobel Stanley # 90. Auch ein Hobel für die Fälle, wo es anders nicht geht. Über ebay beschafft.

Darunter, von links:
• ein Falzhobel Record 778. Alt gekauft. Etwas gewöhnungsbedürftig mit seinem geschlossenen Eisengriff. (Haben denn die englischen Tischler früher alle so kleine Hände gehabt?) Bisher vor allem eingesetzt zum Absetzen von Zapfen; wenn er entsprechend scharf ist , hobelt er sehr sauber auch quer zur Faser. Hat ein laminiertes, sehr hartes Eisen.
• Ein Schiffshobel Record 20C. Eine Erwerbung neueren Datums (über ebay aus England). Erste Gebrauchsversuche waren vielversprechend.
• ein Bestoßhobel Lie- Nielsen # 9. Mein Luxushobel. Mit einer Stoßlade perfekt zur Hirnholzbear-beitung.
• Ein Stanley # 4 ½ . Alt, über ebay aus Los Angeles. Ein Nachkriegsmodell, mir schwarz gebeizten Buchenholzgriffen. Passt viel besser in die Hand als ein # 4, und schön schwer. Das ist mein kurzer Hobel fürs Gröbere.
• ein zweiter Stanley # 4 ½ . Dieser ist aus englischer Produktion (auch ein Nachkriegsmodell) und noch deutlich dicker und schwerer als sein Kollege nebenan. Über ebay aus Australien(!) besorgt. Soll mit einem dickeren Hobeleisen mit zweiter Fase der schwerere Putzhobel fürs Feine werden.

Rechts an der Brettkante:
• in der Mitte : Einhand- Flachwinkelhobel Veritas # 60 1/2. Zum Kantenbrechen und für Kleinkram. Ein sehr schönes Teil, ich habe darüber berichtet.
• Draunter (grün): Ein Kunz Taschenhobel Nummer 100. Hängt da eher weil er niedlich ist.
• darunter (man sieht nur noch den Griff): Ein Kunz- Schabhobel. Nur wenige Gebrauchsversuche bisher.

Unten (gucken über die Hinterkante der Hobelbank)
diverse Hobeleisen, Spanbrecher, Ziehklingen usw. in unterschiedlichem Zustand.



Kann ein Hobel Sünde sein?

Verfasst: Do 29. Apr 2004, 07:01
von Klaus P

Kann ein Hobel Sünde sein?

Nein bestenfalls eine kleine Liederlichkeit! Ich glaube hier können auch unsere Theologen zustimmen.

Frauen sammeln Schuhe, Kleider......
Wir geben uns zumindest den Anschein der Notwendigkeit, wobei das bei der Frage wozu ich den 83. Profilhobel brauche schon eher fadenscheinig ist.

Frohes Werken wünscht ein leidenschaftlicher Profilhobelsammler
Klaus P


Re: Ist es Sünde?

Verfasst: Do 29. Apr 2004, 08:40
von Wolfgang Jordan

Hallo Friedrich,

sehr beeindruckend sind sie, deine Arbeitspferde, und auch der Stall ist sehr hübsch und praktisch. Du hast doch sicher noch ein paar mehr Hobel, die deine Frau nicht sehen darf, aber uns kannst du sie doch zeigen;-)

Was sind denn die Teile unter dem Grundhobel, gehören die zu dem Nuthobel?

Du nennst den Lie-Nielsen #73 und den Stanley #90 Simshobel. Tatsächlich gibt es meines Wissens keine deutsche Bezeichnung für diese Hobel, weil sie bei uns nicht üblich waren. Man könnte sie Flachwinkel-Simshobel nennen. Aber sie werden eigentlich nicht für Simse (Falze) benutzt, sondern z. B. für die Zapfenbrüstung (engl. shoulder), daher der Name 'shoulder plane'. Deutsche Schreiner/Tischler haben, wenn man Lehrbüchern glauben darf, die Zapfen nur mit der Absetzsäge geschnitten, aber nicht gehobelt.

Du kommst anscheinend mit dem Wangenhobel #79 gut zurecht. Meiner wartet immer noch darauf, gebrauchsfertig gemacht zu werden (neu gekauft). Hatte deiner einen fähigen Vorbesitzer oder hast du ihn selbst hergerichtet?

Gruß, Wolfgang


Re: Kann ein Hobel Sünde sein?

Verfasst: Do 29. Apr 2004, 08:42
von Wolfgang Jordan

Hallo Klaus,

benutzt du nicht wenigstens den einen oder anderen? Nicht daß ich das für wichtig halte, Profilhobel sind auch schön anzuschauen. Wie wär's mit einem Photo, mich würde schon interessieren, was du so hast.

Gruß, Wolfgang


Re: Du bist in der richtigen Selbsthilfegruppe

Verfasst: Do 29. Apr 2004, 10:13
von Christof Hartge
[In Antwort auf #100207]
Vielleicht solten wir uns umbennen in PSAA: (Plane and Saw addicted, anonymous)

Zur Sache: Hübsch sieht das alles aus. Und der Blick nach rechts bestätigt dire alte Wahrehit: 3 Rauhbänke braucht der Mensch.
Zum Grathobel noch eine Anmerkung: Da es den in Metall scheinbar nicht gibt: Sollte dir mal ein Ulmia über den Weg laufen, der ist wegen eines schräggestellten Eisens viel besser.

Was dir vielleicht noch fehlt: Ein 45 er Kombinationshobel und ein 46 er Schrägwinkel-Nuthobel (den würde ich auch noch nehmen.

Viele Grüße, Christof.


Re: Du bist in der richtigen Selbsthilfegruppe

Verfasst: Do 29. Apr 2004, 10:39
von Wolfgang Jordan

Hallo Christof,

nette Idee. Die Amerikaner nennen die OldTools-Mailingliste ( http://www.oldtools.org/index.phtml ) auch liebevoll 'Support Group from Hell (SGFH)'.

Ich glaube, der Friedrich braucht keinen Kombinationshobel. Hast du nicht die drei Kästen mit den Fräsköpfen gesehen?

Gruß, Wolfgang


Re: Ist es Sünde?

Verfasst: Do 29. Apr 2004, 13:18
von Ulrich Bergmann
[In Antwort auf #100211]
Hallo Friedrich, ja bitte schreib doch mal was zu Wofgang seiner Frage von wegen dem Wangenhobel. Ich hab' auch einen und dachte zuerst ich bin zu doof, um den in Betrieb zu nehmen, dann hab' ich dran 'rumgefeilt (das Maul war mir zu eng) und jetzt geht's. Doch von jener Euphorie, die neulich hier im Forum uber das entsprechenden Erzeugniss von L-N geaussert wurden, bin ich doch noch etwas weit entfernt.
Gruss Uli


Danke für Trost und Zuspruch!

Verfasst: Fr 30. Apr 2004, 00:05
von Friedrich Kollenrott

Ihr Lieben!

Ich bin Euch dankbar für Trost und Zuspruch, wirklich. Besonders gut gefällt mir von Klaus die "kleine Liederlichkeit". Das ist schon sehr gekonnt, fast zu glatt.

Ansonsten: Wolfgang, das sind alle meine Hobel, es gibt keine, die meine Frau nicht kennt. Übrigens hast Du mir was eingebrockt. Sagt sie neulich zu mir: Im Fernsehen war eine Sendung über einen, der auch mit Holzhandwerkzeugen arbeitet. Ich: Ja? Wie hieß denn der? Sie: Jordan. Der sammelt auch Hobel! (Betonung auf: auch). Und da ging es los.

Ob der 73 und der 90 "Simshobel" sind, ist vielleich spitzfindig. Merkwürdigerweise sind in Eisen fast alle Simshobel als Flachwinkelhobel gebaut. Ich benutze den 73 sowohl zum Hobeln von Falzen als auch zum Putzen von Zapfen, Schultern etc. Macht er alles prima.

Mein 79 ist sicher kein Edelteil, bestimmt nicht zu vergleichen mit einem Päärchen von LN. Nur, ohne den kann ich keine schmale Nut anpassen. Ich hatte eigentlich keine Probleme, ihn herzurichten. Der Hobelkörper war fast wie neu, da hab ich nur die seitliche Planfläche (auf der der Tiefenanschlag sitzt) über ein auf Glas geklebtes Schleifpapierblatt gezogen und ein bißchen entgratet. Die Eisen waren natürlich schief geschliffen, da musste ich ein bißchen korrigieren (Eisen beim Schleifen in einer kleinen Gripzange gehalten). Das wars denn, Probleme mit zu engen Mäulern (2!) hatte ich nicht. Aber das kann natürlich schnell passieren, wenn der Eisensitz auch nur eine Winzigkeit weniger tief ausgefräst ist, und mit den Toleranzen hat Stanley bei den neueren Produkten bekanntlich einige Probleme gehabt...

Christof: Einen 46er "Skew Dado" wollte ich auch mal, die sind aber wenn erhältlich sauteuer, und ich glaub so dringend ist es denn doch nicht. Einen Kombinationshobel seh ich bei mir nicht. Ich bin durch Berichte über die Unzulänglichkeit von Profilhobeln, die im Gegensazu zu hölzernen kein Maul und keine richtige Sohle haben, doch abgeschreckt. Außerdem kommen Profile bei mir eigentlich nicht vor. Ich fase an, runde ab (mit dem Einhandhobel), das reicht mir normalerweise. Ich hab mal die "Radienhobel" von Veritas, die Dieter anbietet, ausprobiert, aber begeistert war ich davon nicht.

Wolfgang hat gleich die Schachtel mit den Fräsern (für die Oberfräse)gesehen. So ein Schlaumeier! Hab ich noch, ja. Aber ich finde, die Oberfräse ist ein besonders widerliches Ding, und seit ca. 2 Jahren hab ich sie nicht mehr benutzt, nur noch einmal als Geradschleifer zum Abrunden der Kanten von Hobeleisen.

Friedrich




Re: Danke für Trost und Zuspruch!

Verfasst: Fr 30. Apr 2004, 08:32
von Berthold Cremer

Hallo Friedrich!

In einem Nachschlagewerk habe ich eine gute Definition zu Sünde gefunden: „Das Ziel verfehlen oder nicht erreichen, einen Weg oder das Richtige verfehlen.“ In diesem Sinne: Gratulation! Keine Sünde!

Dennoch, ein wenig ein ungutes Gefühl kommt auch bei mir manchmal auf. Es gibt eigentlich keinen echten Grund sich noch den einen Hobel zu kaufen, um den die Gedanken die ganze Zeit kreisen und trotzdem, er lässt einen nicht los.

Meine Frau kennt das schon: Ich sehe einen Hobel bei ebay. „Hm . . . wenn ich den zu einem günstigen Preis bekäme, könnte ich ja einen anderen wieder abgeben.“ Sie weiß genau, dass ich das nur in den seltensten Fällen wirklich mache. Meine Frau tut wenigstens noch so als ob sie das ernst nimmt, während meine Kinder gleich zu spotten beginnen. Wo das endet, kann man ja bei den Werkstattbildern sehen, die die wichtigsten meiner Hobel zeigen.

Mittlerweile ist es schon anders: Meine Kollegen haben mir schon den zweiten Profilhobel vom Flohmarkt mitgebracht. (Ich habe sie aufgeklärt, worauf man achten muss und was man ausgeben darf.) Ich kann mich also eigentlich kaum gegen weitere Hobel wehren. :-) Das ist übrigens ein interessanter Hobel mit 2 Messern – ich werde ihn demnächst hier vorstellen.

Grund zu Sorge besteht schon: Bislang habe ich Eisenhobel emotional abgelehnt. Doch durch deine Begeisterung für Eisenhobel habe ich mich hinreißen lassen einen alten Record 4 ½ zu kaufen. Was soll ich sagen, der ist irgendwie gut! Nun habe ich Sorge, dass es nicht bei diesem Einzelstück bleibt. Vielleicht kann ich eine Vermehrung vermeiden, wenn ich aufpasse, dass er nicht Kontakt mit einem anderen Eisenhobel bekommt.

Gruß
Berthold



Re: Danke für Trost und Zuspruch!

Verfasst: Fr 30. Apr 2004, 09:06
von Wolfgang Jordan

Hallo Berthold,

das ist mal eine tolle Definition von Sünde. Wenn man also das Ziel hat, möglichst von jeder Hobelart und jedem Hersteller und jedem Jahrzehnt mehrere Hobel zu besitzen, dann wäre es geradezu Sünde, irgendeinen Hobel nicht zu kaufen.

Ich bin schon eine Stufe weiter, indem ich weder vor mir noch vor meiner Frau einen Kauf begründen muß. Wirklich akzeptiert wird das natürlich nicht. Aber schließlich ist ihr Hobby der Garten, und da müssen nicht nur dauernd neue Pflanzen gekauft werden, die es ja in viel größerer Vielfalt gibt als Hobel. Meine Mithilfe beim Umgraben, Umpflanzen und Anlegen von neuen Beeten setzt der Zeit für Flohmarktbesuche und Werkzeugpflege Grenzen und auch in der Werkstatt wird es langsam eng. So entsteht ein Gleichgewicht, das aber von beiden Seiten immer noch gleicher zu machen versucht wird;-)

Gruß, Wolfgang