Seite 1 von 2

The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 16:53
von Christof Hartge

4. Abrichten

Nun geht es ans Abrichten der ersten großen Fläche des Brettes. im Verlaufe dieses Arbeitsganges werde ich diese Werkzeuge benutzen:



Es handelt sich um einen Schrupphobel, einen Doppelhobel eine Rauhbank. In dieser Reihenfolge werden sie auch gebraucht. Die Wasserwaage und das angefaste Stück Buchenholz rechts und links der Hobel bilden zusammen die Richtscheite,. die als Meßinstrument benötigt werden. Mehr braucht es nicht. Es gibt auch eine Reihe Alternativen, dazu sage ich bei den einzelnen Arbeitsgängen etwas.



Re: The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 17:09
von Christof Hartge

a) wie soll das Brett denn auf der Bank liegen?

Es werden die Rechte Seite und die Linke Seite eines Brettes unterschieden. Die „Rechte Seite“ befindet sich auf der dem Kern zugewandten Seite des Brettes. Nach dem Trocknen hat die Rechte Seite einen hübschen Hügel der zu den Brettseiten sanft abfällt.



Die „Linke Seite“ befindet sich auf der dem Kern abgewandten Seite. Nach dem Trocknen hat sie einen Querschnitt wie eine Schale:



Es ist im Prinzip gleichgültig ob man mit der Rechten oder Linken Seite beginnt. Am Anfang empfinden viele die Linke Seite als einfacher. Die Linke Seite hat den Vorzug, daß die Hochflächen des Brettes, die zuerst weg müssen immer an den Kanten, bzw. den Ecken liegen, das erleichtert die Führung des Hobels.
Aber Holz richtet sich nun mal nicht nach unseren Bequemlichkeiten. Bei dem vorliegenden Stück ist es so,daß die Oberfläche kleine Risse aufweist und überhaupt weniger ansehnlich wirkt. Würde ich jetzt mit der Linken beginnen, würde auf der schlechteren Seite gerade soviel Material wie nötig abgetragen. Ausgerechnet auf der Rechten Seite, die die schönere ist würde viel Matrial abgetragen werden, weil mit dieser Seite das Brett auch auf Stärke gebracht werden wird. Also drehe ich die Reihenfolge um, auf der rechten Seite kommt wenig ab und auf der linken Seite arbeite ich mich dem besseren Holz entgegen.

Also die rechte Seite auf die Hobelbank. Nun ein Blick auf den Faserverlauf. Man erkennt ihn gut an den Schmalseiten. Holzfasern muß man sich wie ein Fell vorstellen. Der Hobel muß sie mit der Faserrrichtung überstreichen, sonst werden sie widerborstig.



Im wesentlichen passt es schon, links wird es Ärger geben, auf den letzten 15 cm wechselt die Faserrichtung.

Und schnell noch die andere Seite angucken:



O ha, das kommt nicht so oft vor: Auf dieser Seite steigen die Fasern in umgekehrter Richtung auf. Bei den meisten Brettern werdet ihr es leichter haben. Hier wechselt die Fasserichtung irgendwo mitten in der Brettfläche. Schlimm ist das nicht, nur umständlicher beim Hobeln, aber dazu später. Ich lasse das Brett in dieser Ausrichtung liegen und sehe, was da kommen soll.



Re: The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 17:13
von Christof Hartge

b) Die Hochfläche bestimmen

Als ich mein erstes Brett abrichtete war mir wohl klar, daß sie sich wölben und biegen, aber daß ein Brett auch noch verwindet und damit eine sanfte Propellerform annnimt wußte ich nicht. Das ist mit ungeschultem Auge auch nicht so leicht zu erkennen. Am Schluß hatte ich zwar eine saubere Oberfläche, die aber merkwürdigerweise auf der Hobelbank hin-und herschaukelte. Nach einer Weile rumprobieren stellte ich fest, ich hatte eine Woche lang daran gearbeitet ein Brett unrettbar zu verhobeln. Tragisch.
Das soll hier nicht passieren darum lege ich jetzt etwa in die Mitte dicht nebeneinander des Brettes die beiden Richtscheite auf und peile darüber:



Die beiden Kanten stehen fast, aber nicht ganz parallel.
Nehmen wir doch die beiden Richtscheite weiter auseinander:



Die Sache wird schon deutlicher: Vom Betrachter aus vorne gesehen hebt sich der Hügel eher links an, hinten dagegen eher rechts. Richtig deutlich wird es, wenn die Richtscheite ganz am vorderen und hinteren Rand liegen:



So jetzt wissen wir eigentlich alles, was wir wissen müssen, um zu wissen wo der Hobel angesetzt werden muß:
Stellet euch wieder normal vor die Hobelbank und visualisiert, die Messergebnisse

1. Das Brett hat auf der ganzen Länge ein Hügel in der Mitte. Es gibt also einen Bergrücken irgendwo entlang der Längsachse.

2. Dieser Hügel ist auf der rechten Seite weiter hinten und auf der linken Seite weiter vorne. Der Bergrücken verläuft also leicht diagonal über das Brett.

Ich habe es hier mit dem Bleistift auf dem Brett der Deutlichkeit halber mal angezeichnet:



und jetzt kann es los gehen mit der Hobelei. Zuvor aber noch eine Bemerkung zu den Richtscheiten. Das ich eine Wasserwaage benutze ist reiner Zufall, hat sich so ergeben und muß nicht so sein. Im Prinzip ist nichts gefordert als zwei 50-60 lange Leisten, die genau parallele Kanten haben. Die Fase hilft bei der Peilung
Weiter braucht es nichts und ein präzises Meßinstrument ist fertig.
Friedrich hat mal angemerkt, dass er denselben Zweck mit einer Wasserwaage allein erreicht, indem er damit über die Oberfläche fährt und registriert wie die Waage jeweils aus dem Lot gerät.

Aber jetzt zum Hobeln:



Ein Bild fehlte

Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 17:15
von Christof Hartge

Moment , ein Bild fehlte:

b) Die Hochfläche bestimmen

Als ich mein erstes Brett abrichtete war mir wohl klar, daß sie sich wölben und biegen, aber daß ein Brett auch noch verwindet und damit eine sanfte Propellerform annnimt wußte ich nicht. Das ist mit ungeschultem Auge auch nicht so leicht zu erkennen. Am Schluß hatte ich zwar eine saubere Oberfläche, die aber merkwürdigerweise auf der Hobelbank hin-und herschaukelte. Nach einer Weile rumprobieren stellte ich fest, ich hatte eine Woche lang daran gearbeitet ein Brett unrettbar zu verhobeln. Tragisch.
Das soll hier nicht passieren darum lege ich jetzt etwa in die Mitte dicht nebeneinander des Brettes die beiden Richtscheite auf und peile darüber:



Die beiden Kanten stehen fast, aber nicht ganz parallel.
Nehmen wir doch die beiden Richtscheite weiter auseinander:



Die Sache wird schon deutlicher: Vom Betrachter aus vorne gesehen hebt sich der Hügel eher links an, hinten dagegen eher rechts. Richtig deutlich wird es, wenn die Richtscheite ganz am vorderen und hinteren Rand liegen:



So jetzt wissen wir eigentlich alles, was wir wissen müssen, um zu wissen wo der Hobel angesetzt werden muß:
Stellet euch wieder normal vor die Hobelbank und visualisiert, die Messergebnisse

1. Das Brett hat auf der ganzen Länge ein Hügel in der Mitte. Es gibt also einen Bergrücken irgendwo entlang der Längsachse.

2. Dieser Hügel ist auf der rechten Seite weiter hinten und auf der linken Seite weiter vorne. Der Bergrücken verläuft also leicht diagonal über das Brett.

Ich habe es hier mit dem Bleistift auf dem Brett der Deutlichkeit halber mal angezeichnet:



und jetzt kann es los gehen mit der Hobelei. Zuvor aber noch eine Bemerkung zu den Richtscheiten. Das ich eine Wasserwaage benutze ist reiner Zufall, hat sich so ergeben und muß nicht so sein. Im Prinzip ist nichts gefordert als zwei 50-60 lange Leisten, die genau parallele Kanten haben. Die Fase hilft bei der Peilung
Weiter braucht es nichts und ein präzises Meßinstrument ist fertig.
Friedrich hat mal angemerkt, dass er denselben Zweck mit einer Wasserwaage allein erreicht, indem er damit über die Oberfläche fährt und registriert wie die Waage jeweils aus dem Lot gerät.

Aber jetzt zum Hobeln:




Re: The taming of the shrewed board, Teil 3c

Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 17:27
von Christof Hartge
[In Antwort auf #98468]
c) mit dem Schrupphobel

Eigentlich kann man jetzt mit jedem Bankhobel loslegen, den man gerade zur Hand hat. Das Prinzip ist immer dasselbe. Also mit dem Schlichthobel geht es, mit dem Doppelhobel geht es, mit der Rauhbank auch. Nur ist es so, dass hier die Hobel mit gerundeter Schneide im Vorteil sind. Es muß ja schnell viel Material abgetragen werden.
Da hier wirklich etwas weg muß, fange ich mit dem rauhen Gesellen der Hobelfamilie, dem Schrupphobel an:



Wir wissen ja noch nicht viel über die Faserrichtung, also fängt man mit diagonalen Schnitten an, da macht man nicht viel verkehrt. Ich setze immer Strich auf halben Strich. Das ist wichtig, so erreicht man einen gleichmäßigen Abtrag. Auf dem Foto sieht man, dass ich das nicht immer konsequent durchgehalten habe. Besser wäre es gewesen.

So sieht das Brett nach dem ersten Arbeitsgang aus:



Noch mal schnell die Richtscheite aufgelegt:



Aah, schon viel besser geworden. Die Scheite liegen auch satt auf. Es gibt immer noch eine leichte Windung. Bevor ich weitermache arbeite ich eine solche Stelle immer kurz nach. Und das war’s:



Der Propeller ist raus.

Jetzt geht es quer zur Maserung, aber mit schräggestelltem Hobel. Wieder Strich neben Strich.:



Ich konzentriere mich darauf nur etwas über den Bereich des vorigen Arbeitsganges (diagonal) hinauszugehen. Übrigens lege ich immer zwischen drin die Richtscheite auf und kontrolliere auf Verwindung. Auch sollte man jedesmal einmal längs und quer mit einem Scheit über das Holz fahren, ob man das Brett etwa hohl oder rund hobelt. Nach einer Weile geht das wie im Schlaf.




Re: The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 17:34
von Christof Hartge
[In Antwort auf #98468]
Und einmal längs:


Wer aufmerksam auf die linke Seite schaut wird entdecken, daß das Holz da reichlich ruppig aussieht. Der angekündigte Ärger stellt sich ein. Der Faserverauf ist nicht gleichmäßig. Hier habe ich ihn mal deutlich gemacht:



Tja, so ist die Sache. Auf einer L-förmigen Fläche verläuft die Faser in die andere Richtung. Da hilft nur eins: Vor dem Faserwechsel den Hobelstoß unterbrechen und den Hobel ziehend anders herum fahren lassen. wer‘s nicht tut, riskiert schwere Ausbrüche. Ich mach es immer so, dass ich eine Fläche komplett in einer Richtung bearbeite, dann den Hobel auf ziehende Bearbeitung herum drehe und den Rest der Fläche erledige. Wie gesagt, längst nicht alle Bretter bieten dieses hübsche Problemerchen, gewöhnlich habt ihr es leichter.

Langsam wandert die geschruppte Fläche in die Ecken hinein:



Und das ist jetzt schon fast:



Die Fläche ist jetzt zwar ruppig, aber in sich eben. Der Doppelhobel, der als nächstes kommt wird nicht mehr viel zu tun haben.

Das letzte Schrupp-Foto steckt noch in der Digitalkamera meines Sohnes, da müßt ihr euch gedulden.



Re: The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: So 8. Feb 2004, 01:33
von Friedrich Kollenrott

Hallo Christof,

ich bin begeistert. Alles ohne Netz und doppelten Boden? Oder ist das Brett längst fertig (Erfolg also sicher) und Du lässt nur ab und zu neue Fotos raus?
(Ich mach mal den advocatus diaboli).

Übrigens, wenn das Brett fertig ist, was machst Du dann damit? Oder gibt es dazu noch keine Planung?

Zum fachlichen: Du weist auf die Methode mit der Wasserwaage hin. Ich bis bis jetzt dabei geblieben, es deckt meine Genauigkeitsansprüche voll ab. Inzwischen hab ich eine einstellbare Wasserwaage gebaut, damit ist es bequemer.

Also: Wir beobachten Dich weiter bis zur geputzten Oberfläche. Weiterhin viel Geduld, scharfe Hobel und gefügiges Holz (letzteres ist wohl nur eingeschränkt gegeben)

Friedrich


Re: The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: So 8. Feb 2004, 19:53
von Christof Hartge

Alles live, Friedrich. Wie es wird, so wird's. Also Daumen drücken, daß alles gut geht. Das Bilder machen und einstellen dauert am längsten.

Das Brett wird Teil des Bodens eines Spülenunterschrankes werden. Das heißt ich werde noch auf 58 cm verbreitern und vorn und hinten eine Hirnleiste, die zur zusätzlichen Sicherung mit Nutklötzen in die Seitenwände des Schrankes eingehängt wird.

Viele Grüße, Christof


Re: The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: Mo 9. Feb 2004, 07:45
von Franz Kessler

Hallo Christof
Also ich bekomme riesigen Respekt vor Deiner Arbeit, du gehst ja vor wie ein Kriminalbeamter, was da alles berücksichtigt werden muss, ich habe mir das einfacher vorgestellt. Der Unterschied im Zeitaufwand ist ja riesig. Ich bin gespannt wie es weiter geht.
Gruß Franz


Re: The taming of the shrewed board, Teil 3a

Verfasst: Mo 9. Feb 2004, 08:56
von Christof Hartge

Hallo Franz,
ehrlich gesagt, so genau gehe ich auch nur für diesen Artikel vor, damit einer der es noch nicht gemacht hat, weiß was so kommen kann. Ich hoffe bloß daß das niemanden abschreckt. Wenn man es aufschreiben muß, stößt man auch vieles, was man sonst so stillschweigend gemacht hat. Auch sind die meisten Bretter nicht so garstig wie dieses. Es geht erstaunlich schnell. Wenn ich nicht säße und mit dem Compurter kämpfte und außerdem einen anderen Beruf hätte wär es schon längst fertig.

Vile Grüße, Christof.