Leinöl oder Leinölfirnis

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von TorstenKüpper »


Hallo zusammen,

ich habe bis jetzt nur hier im Forum gelesen, doch jetzt hab ich mal ne Frage:

Ich möchte meine Küchenarbeitsplatte aus massiv Buchenholz neu ölen. Bis jetzt habe ich Hartholzöl (stand auf der Verpackung) verwendet, bin jedoch sehr unzufrieden damit. Im Baumarkt wird Leinölfirnis angeboten, reines Leinöl habe ich noch nicht gefunden.

Kann ich diese Leinölfirnis für die Arbeitsplatte verwenden, oder ist reines Leinöl besser? Was muss ich beim Auftragen beachten? Wo bekomme ich reines Leinöl?

Grüße
Torsten

Boris R.
Beiträge: 42
Registriert: So 14. Feb 2016, 19:27

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von Boris R. »


Hallo Torsten,
reines Leinöl gibt es beim Ökobaubedarf und im gut sortierten Farbengeschäft.Ich würde es in mehreren Schichten auftragen und regelmäßig nacharbeiten.
Leinölfirnis gibt eine härtere Oberfläche, ist aber nicht unbedingt lebensmittelecht.Warum bist du unzufrieden mit dem Öl?
Gruß Boris

TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von TorstenKüpper »


Ich habe mehrmals mit dem Hartholzöl geölt, der Schutzeffekt ist aber gleich null. Jeder kleine Wassertropfen hinterlässt einen Fleck, ein Fettspritzer sieht noch hässlicher aus.
In einem Baumarkt sagte ein Verkäufer, dass er mit einem "Holzwachs High Solid" von Osmo die Platte "versiegeln" würde. Unser Massivparkett wurde mit einer Öl-Wachs-Kombination (hat zwei Tage gedauert) von Berger-Seidle behandelt, damit bin ich sehr zufrieden.

Philipp
Beiträge: 891
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Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von Philipp »


Hallo Torsten,

nach meinen Erfahrungen wird eine geölte Oberfläche immer anfälliger für Schmutz sei, als eine lackierte, weil die Holzporen zumindest z.T. offen bleiben, und somit Schmutz eindringen kann. Der meiste Schmutz läßt er sich aber gut wegwischen.

Du kannst gerne auch im Discounter Walnußöl kaufen und verwenden, das wird gerne gemacht (und ist oftmals erstaunich günstig. Ansonsten kannst du das "normale" Leinöl, das man auch zum Essen, Kochen etc nimmt, verwenden. Oder auch Tung- oder Kamelienöl.

Wichtig ist nur, daß man am besten sog. trocknende Öle verwendet, also solche, die nach einer (u.U. langen) Zeit einen Film bilden und das Holz festigen. Dazu gehören Lein-, Walnuß-, Tung- und andere Öle. Nicht aber beispielsweise Olivenöl.

Viel Glück beim duftenden Ölen!
Philipp

Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von Volker Hansen »

[In Antwort auf #97790]
Hallo Torsten, auch ich bin ein Freund von Leinöl. Ich habe vor kurzen Stelzen aus Buche gefertig. Die Oberläche habe ich mit Leinöl behandet und und anschließend mit einer Mischung aus Terpentin/Leinöl/Bienenwachs eingerieben und
poliert. Das Ergebnis ist eine mattglänzende Oberfläche die sich angenehm anfühlt und dem Holz eine wunderbare Farbe gibt. Übrigens behandel ich meine Hobelbank mit der gleichen Mischung.

Gruß Volker

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #97790]
hallo,
es steht schon an anderer Stelle im Forum, aber ich wiederhole es trotzdem, weil anscheinend immer noch Unklarheit herrscht :

Reines Leinöl, wie es der Bioladen oder das Reformhaus verkauft, ist so gut wie ungeeignet, um Holz zu behandeln. Es trocknet zwar irgendwann, aber das kann Monate dauern ! Und solang bleibt es stickig und muffelt u.U. ranzig.

Leinölfirnis, auch als Standöl bezeichnet, manchmal auch als gekochtes Leinöl, ist ein aufbereitetes Leinöl, bei dem die nicht reaktiven Bestandteile beseitigt wurden und zusätzlich Trocknungszusätze oder Sikkative beigemischt wurden. Dieser Leinölfirnis ist das, was man im Baumarkt erhält, wenn man Leinöl kauft. Der Zusatz "rein" haisst nur, dass es nach Handelsgebrauch rein ist und keine Lösungsmittel enthält.
Die Trocknungsmittel können giftig sein - aber Blei ist heute nicht mehr üblich.

Viele Grüsse
reinhold

Herbert S.
Beiträge: 331
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von Herbert S. »


Hallo
kann mich nur Reinhold anschließen. Habe auch schon vor vielen Jahren mit reinem Leinöl gearbeitet. Doch Monate später war es immer noch nicht trocken, so dass man kein Papier ohne Flecken darauflegen konnte. Kann im diesem Fall auch Leinölfirnis empfehlen. Leicht zu verarbeiten, preiswert und verhältnismäßig schnell trocknend.
In den letzten 5 Jahren arbeite ich jedoch nur noch mit Hartöl. Doch hier gibt es enorme Qualitätsunterschiede. Habe mittlerweile eine gute Qualität gefunden. Diese "modernen Öle" lassen sich noch leichter verarbeiten, sind innerhalb 12 Stunden schleiftrocken und "feuern das Holz" nur wenig an, so dass die natürlich Farbe vorhanden bleibt.
Bleiben bei einer behandelten Fläche Wasserflecken zurück, so sind immer Wachsanteile in dem verwendeten Öl dafür verantwortlich.
Ist einmal Wachs auf der Oberfläche, so kann nicht mehr einfach nachgeölt, sondern nur noch mit Wachs oder Wachsölen gearbeitet werden.
Dadurch bildet sich auf der Oberfläche eine Wachsschicht, welche gerade bei Gebrauchsmöbeln nicht gut aussieht.
Aus diesem Grund nehme ich nur reines Hartöl und bin sehr zufrieden.

Gruß Herbert



Bernhard Kühnen

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von Bernhard Kühnen »


Hallo Herbert,

ich bin interessiert, welches Hartöl Du benutzt. Ich bin bisher - vornehmlich bei Eiche - mit zweimal Leinölfirnis und anschließendem Wachsen hängengeblieben. Finde ich nicht schlecht. Bei eventuellen Wasser oder Feuchtigkeitsflecken mit 120 und 400 er Papier (Festool Rotex) abschleifen und anschließend nachwachsen. Nachteil: muß man zweimal im Jahr machen.

Gruß Bernhard

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #97801]
hallo,
tut mir leid, wenn ich vorher ein bisschen kurz angebunden war, aber meine Frau hat gedrängelt, das Abendessen stand schon auf dem Tisch und da versteht sie keinen Spass !

Die Frage der Giftigkeit der Sikkative ist noch nicht abschliessend geklärt. Manche Autoren sind gegen Leinölfirnis wie der Teufel gegen das Weihwasser, andere sagen , dass man schon sehr viel, also täglich, mit Leinölfirnis zu tun haben muss ; z.B. als Maler. Und dass man alte Firnisanstriche abschleifen muss und den Schleifstaub einatmen und das jahrelang, bis sich im Körper genug Blei angesammelt hat, um Wirkung zu zeigen.
Ich kann das nicht entscheiden... aber wenn ich Firnis kaufe, und das sind 2-3 Liter im Jahr, dann schaue ich immer auf die Zutatenliste und nehme einen ohne giftige Sikkative.

Nebenbei : unser Küchentisch, so ein richtig grosser zum dran essen , aus Buche (massiv) ist nur geölt. Natürlich zeigt er Spuren des Gebrauchs. Da sind Kratzer und kleine Dellen, da sind Flecken vom Kerzenwachs, da ist der eine oder andere Wasser- oder Rotweinrand (Bier gibt keine Flecken). Aber er hat eine SCHÖNE (!) Patina, was meiner Meinung nach ein klarlacklackierter und hochglanzpolierter Tisch nie bekommen wird. Und er ist einfach zu pflegen : feucht wischen ! Und zweimal im Jahr kurz mit Leinölfirnis gemischt mit Terpentin drüberfummeln.

viele Grüsse
reinhold


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Leinöl oder Leinölfirnis

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #97790]
Hallo Torsten,

eine sehr gute Alternative zu Leinölfirnis ist das Hartwachsöl von Osmo: http://www.osmo.de/osmocms/produkte/...color/hartwachs-oel.php
Es wurde mir mehrfach von Profis (eine Restauratorin, Rosner Spezialgeschäft für Holzoberflächenbehandlung usw.) empfohlen und ich verwende es für Tische und Böden. Es enthält keine giftigen Bestandteile, ist lebensmittelresistent und kindergerecht. Deshalb ist Leinölfirnis für mich kein Thema mehr.

Viele Grüße von
Edi

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