´Frage ??

[Fink Rene]

Ich habe da eine Frage !!

Düfen Tischlerlehring den Gesellen Jausen bzw. Brotzeit holen ??

Und noch eine Frage:

Ich werde immer noch als Hilfsarbeiter hergestellen ist das normal
oder kommt das Tischlern noch ??

[Christian Aufreiter]

Hallo Rene,

sollten wir nicht zufällig einen Juristen oder Spezialisten für Arbeitsrecht unter uns haben, gehe ich nicht davon aus, dass man dir hier weiterhelfen kann. Ich würde die Fragen an eine Arbeitnehmervertretung weiterleiten - Gewerkschaft oder Arbeiterkammer.

Herzliche Grüße

Christian

[Thomas Jacobi]

Lieber Rene,liebe Holzfreunde

Auch wenn es hier nicht direkt um Holz und Handwerkzeuge geht geht es ums Zusammenleben in einem Holzverarbeitenden Betrieb, Randthema, ok, doch wenn hier jemand - ausnahmsweise - nicht auch eine sehr menschliche Frage beantwortet kriegen kann sind wir alle nichts als egoistische Fachidioten. Ich sage ausdruecklich ausnahmsweise, aber letztlich entscheiden freilich Dieter und Oliver sie sind die Herren im Hause und geben berechtigterweise den Ton und die Grenzen an! Doch wir Teilnehmer bestimmen die Atmosphaere mit.

Die Fragen die Du da stellst sind so alt wie das Handwerk (um nicht zu sagen wie die Welt)und ebenso verhaelt es sich auch mit den Gefuehlen (mitunter verletzten) die im Hintergrund stehen. Da ich da vor ca (ist ja egal) Jahren auch tagtaeglich da durch bin nehme ich sie ernst, sie koennen einem den Alltag gehoerig vergellen wenn man sich ihnen nicht ein fuer alle mal stellt.

Vorab ein paar Ergebnisse zu denen ich selber kam:
- Gefuehlsimplosionen sind gesundheitsschaedlich. Lieber aussprechen was Du auf der Leber, Galle oder im Sinn hast als innerlich mit Dir selber Scheingefechte durchkaempfen, das ist totale Zeitverschwendung. Du kannst es gemessen und ruhig (im Rahmen des Moeglichen) tun, doch sei klar und bestimmt. Nur so beugst du Unterdrueckung und Ausbeutung vor und schaffst letztlich den so wichtigen Respekt den jeder braucht um mit Menschen im Alltag umgehen zu koennen.

- zu Rollenspielen gehoeren (mindestens) zwei! Einer der sich was raus nimmt und der andere der gehorcht, sich erniedrigt fuehlt, etc, etc. Spielst Du nicht die Rolle des "Opfers" kann es auch keinen "Pisacker" geben.

- Du hast immer die Wahl! Immer! Entweder Du sagst Dir ich krieg hier mehr als ich gebe (Fachwissen gegen Ausfuehrung untergeordneter Aufgaben) und machst es.
Oder Du kannst sagen wichtiger als Fachwissen und "Integration" ist in der Lebensschule das Kapitel "sich in seiner Wuerde behaupten" - in dem Fall atmest Du durch und sagst : Herrschaften, dafuer bin ich nicht hier! Dann ist Dein Alltag eine taegliche Uebung und Gymnastik geworden Mut anzusammeln und Mass zu halten.
Sicher gibt es noch mehr als nur diese 2 Haltungen, aber das wuerde zu weit fuehren. Hauptsache Du machst Dir klar was gespielt wird und ENTSCHEIDEST DICH selber dafuer welchen Weg Du gehen willst. Danach ist alles "wie man sich bettet so liegt man".

Rat ist dies keiner es sei denn "ueberlegs Dir und entscheide selber".
Sich hinter Gesetzen verkriechen ist auf alle Faelle eine klaegliche Notloesung.
Eine Lehre machen ist bei Weitem nicht nur zinken lernen.
Ein Ziel kann auch sein : "demuetig" werden um Wichtiges zu lernen von welchen die mehr wissen als wir selber. Demut ist nichts sehr modernes, darum nur der Klarheit willen, sie hat nichts mit Unterwuerfigkeit zu tun.

Amen
und nichts fuer ungut -
vielleicht ist dies nicht die Art von Antwort die Du wolltest ?
Wenn ja, umso besser.

Kopf hoch, und viel Spass beim Erlernen des Handwerk fuer das das Du Dich entschieden hast,
Thomas

[Hannes]

[In Antwort auf #96055]
Die richtigen Antworten auf die rechtliche Seite deiner Fragen kann nur eine Interessenvertretung wie Gewerkschaft oder die Arbeiterkammer geben (das heisst sicher nördlich der Alpen anders als hier).
Persönliche Erfahrung mit diesen Dingen haben wir aber auch.
Jause holen kann auch helfen, sich nach dem Einkauf zusätzliche 15 Minuten zu verschaffen, in denen man sich ganz allein auf ein interessantes Fachthema konzentrieren kann.
Fast alle Lehrlinge und Lehrmädchen, die ich kennen gelernt habe, haben folgenden Ausweg gesucht: In der Freizeit für sich selbst und später für die Verwandten und Bekannten Möbel herstellen und dabei mehr lernen, einüben und Geld verdienen, als im Betrieb.
Die grösste Veränderung in der Beschäftigung kommt beim ersten Arbeitsplatzwechsel nach Ende der Lehrzeit. Vorsicht: heutzutage ist es besser erst eine neue Stelle finden und dann kündigen.

Alles gute für eine vielleicht schwere Zeit wünscht Dir: Hannes