Brettflächen holbeln/Putzhobel-Messerform

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Berthold Cremer
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Re: Brettflächen holbeln/Putzhobel-Messerform *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »


Auch Tischler können perfekt schief bauen!
Diese interessante Tür habe ich zufällig im Urlaub gefunden.
Gruß
Berthold

Christof Hartge
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Re: wie genau muss man?

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95904]
Ein Millimeter ist schon fast wie ein Meter, wenn um bestimmte Aufgaben geht. Z. B. da gebe ich Friedrich recht beim Schubladenbau. Manchmal geht es schon um 1/10 mm oder weniger.
Wißt ihr was, schade dass wir nicht alle unsere Hobelbänke einpacken können wie einen Instrumentenkoffer, sie in irgendeiner Halle wiederaufbauen und eine Runde gemeinsam hobeln. Auf den Vergleich Schieblehre vs. Streichmaß beim Dickenhobeln wäre ich sehr gespannt.
Auch zu beachten ist, dass bestimmte Bauformen mehr Genauigkeit verlangen als andere. Für meinen Werkzeugschrank wollte ich unbedingt Türen haben die stumpf im Rahmen liegen. Das ist viel schwerer, da geht es dann wirklich um letzte 1/10. Auch bei Friedrichs Schubladen vermute ich mal, daß sie stumpf eingesetzt werden sollen. Sieht gut aus stellt aber hohe Anforderungen.
Bei alten Möbelnsieht man oft, dass Schubladen und Türen überfälzt sind. Das macht alles viel einfacher, weil die Fuge die Falz überdeckt.
Viele Grüße, Christof.

Christof Hartge
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Re: Brettflächen holbeln/Putzhobel-Messerform

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95905]
Hallo Andreas,
das mit dem Vorlegen war mir schon klar. Ich mach das gerade für mein Gartenhaus auch so. Selbst wenn die Balken heute hübsch maßhaltig sind auf 4, 30 Länge ist doch immer eine Kurve drin.
Aber hier in Spangenberg stehen Häuser mit einem Schwellbalken, der hat eine Kurve, daß ein Kind drunter durch krabbeln könnte. Wie wurde da der Fußboden nach allen 4 Seiten des Hauses ausgeglichen ?

Oder, so sehe ich es im Dachstuhl der Pfieffer Kirche: Die Balken sind noch mehr als gerundet im Querschnitt. Trotzdem sind sie sie sauber verzapft. Wie wurde da gerissen ?

Bertholds Bild verdient den Preis des schönsten Urlaubsbildes. Vor meinem geistigen Auge sehe ich den Tischler, wie ihm das Ding schlaflose Nächte bereitet hat. Mir gefällt seine Lösung.

Wolfgang Jordan
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Brettfläche markieren zum Abrichten

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #95896]
Man kann den seitlichen Anriß besser sichtbar machen, wenn man an den Brettkanten eine Fase anhobelt, deren untere Begrenzung der Riß bildet. Auf diese Weise kann man jederzeit sehen, wie weit man noch vom Ziel entfernt ist.

Gruß, Wolfgang

Andreas Winkler
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Re: Brettflächen holbeln/Putzhobel-Messerform

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Christof,

zu Deiner ersten Frage:
Vermutlich war der Schwellbalken samt Fußboden während das Haus gebaut wurde gerade. Beim Bau von Fachwerkhäusern hat man (früher jedenfalls) kaum daraufgeachtet, ein stabiles Fundament herzustellen. Der Boden wurde einfach etwas festgestampft. Auf dem wurde dann eine niedrige Mauer errichtet, worauf dann der Schwellbalken gelegt wurde. Frostsicheres Betonfundament Fehlanzeige ! Ganz klar, daß es im Laufe der Jahre zu Setzungen kommt, vorallem wenn sich das Haus auf verschiedenen Untergründen befintet (z.B. Sand und Fels).
Probleme mit dem Ausgleichen des Fußbodens haben lediglich neuzeitige Renovierer.
Anreißen von Holz mit viel Baumkante:
Zimmerer benutz(t)en selbstgebaute, primitive Steichmaße. Sie sind aus Brettresten hergestellt. Etwas doof zu beschreiben: auf einem quadratischen Brett z.B. 20x20 cm wird die gewünschte Oberkannte des Zapfenlochs angerissen (z.B. 7 cm von Balkenaußenkante. An diesem Riß wird dann im 90 Grad Winkel ein neuer Riß angezeichnet (beliebig weit von der Brettkante weg, so können evtl. Baumkanten überbrückt werden). Das entstandene kleine Quadrat ausschneiden, fertig. Außenkante Brett(wo man den Bleistift anlegen kann) = Oberkante Zapfenloch.

Gruß, Andreas


Friedrich Kollenrott
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Seht Ihr!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #95901]
Wir sind doch ein buntes Völkchen. Die einen versuchen, möglichst genau zu arbeiten, die anderen wollen es möglichst schief. Beides hat seinen Reiz. (bei mir zu Hause sagte man: Beten scheev hett Gott leev, (Christof! kannst Du platt?)aber das bezog sich nicht auf Fachwerk).
Zu zwei Punkten noch: Ja, ich benutze zum Küchenmöbelbau handelsübliche Auszüge. In diesem Fall "Überauszüge", die lassen sich um mehr als ihre eigene Länge ausziehen, bestehen also aus jeweils drei teleskopisch ineinandergeschobenen Schienen. Toleranz zwischen Klemmen und unangenehmer Schaukeligkeit (in Querrichtung): geschätzt 0,5 mm. Und zur Erkennbarkeit von Anrissen: Wolfgangs Tipp mit der Fase, um zu sehen, wie weit man ist, scheint mir interessant. Das probiere ich mal aus.
Ansonsten genieße ich zur Zeit den kontemplativen Reiz des Schneidens von vielen Schwalbenschwanzzinken. Auch da kann man viele Verfahrensverbesserungen ausprobieren, das ist ausgesprochen spannend... Aber das ist ein Thema für sich.

Ich grüße alle Freunde der manuellen Holzbearbeitung. Lasst uns weiter voneinander lernen!

Friedrich

Christian Aufreiter
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Re: Seht Ihr!

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Friedrich,

ich weiß zwar nicht, welche Auszüge du verwendest, aber viele haben an der Unterseite, wo sie an die Schubladen geschraubt werden, eine Art Langloch oder Schlitz. Da hat man dann ein bisschen "Luft".
Oder verwendest du Blum Tandem?
Die gefallen mir persönlich sehr gut. Absolute Spitzenauszüge!

Herzliche Grüße

Christian

Friedrich Kollenrott
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Re: Seht Ihr!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Christian,
nein, kein Blum Tandem, relativ ordinär von Hettich, aber auch schon nicht mehr ganz billig (über 20€ pro Satz, wenn ich mich recht entsinne) Ich mache es so, dass die an die Schubladenzarge geschraubte Schiene, die ja ein abgekantetes Blech ist, die Kante der Zarge umschließt (also auch seitlich keine Luft). Ich denke, das ist die zuverlässigste Verbindung, ich kann dann aber die Einstellmöglichkeit über die Langlöcher (die es gibt, da hast Du recht) nicht nutzen, muss die Zarge genau auf Mass bauen oder nachhobeln.

Friedrich

Christof Hartge
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Re: Seht Ihr!

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95914]
S'äs nu au wedder gud geschbrochen, Fritze ! (Nordhessen-Platt). Deinen Sinnspruch werde ich bei Gelegenheit mal verwenden.

Die Sache mit der Fase, die Wolfgang erwähnt hat, funktioniert gut. Am Anfang habe ich es immer so gemacht. Jetzt lasse ich bleiben: Das Anbringen der Fase braucht auch seine Zeit und für die letzten Zehntel - jawohl da kommt es mir auch drauf an - gucke ich dann doch wieder auf den Riss.

Gleichwohl das Studium alter Möbel (und alter Häuser) kann lehren das Gleichmass nicht alles ist. Wenn man sieht was die (mindestens ab der Barockzeit) zu Stande gebracht haben, zweifle ich nicht am Handwerkszeug und den Fähigkeiten der Handwerker. Manchmal denke ich, daß Symmetrie verbunden mit einer geschickt eingebauten Ungleichmäßigkeit den Charme vieler alter Möbel ausmacht.

Viele Grüße, Christof.

Christof Hartge
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Re: Brettflächen holbeln/Putzhobel-Messerform

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95913]
Vielen Dank Andreas,
jetzt ist mir einiges deutlicher geworden. Schlau waren sie auch, die alten Handwerker.

Was die Setzungsserscheinungen betrifft: Tatsächlich wenn nicht zufällig ein Raum unterkellert ist haben die die blanken Sandsteine 30 cm tief in die Erde gelgt und das war es.

Bei den Schwellbalken, die ich im Blick habe kann ich aber an Setzung als Usache der Krümmung nicht glauben. Da hhabe ich vielmehr den Eindruck: Das man so einen schönen krummen Eichenblaken einfach nicht verschwenden wollte.

Viele Grüße, Christof.

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