Sorby Gilt Edge Chisels - Erfahrungen? *MIT BILD*

[Bernhard Dirr]

Hallo,

ich habe vor, mir die Robert Sorby Gilt Edge Chisels zuzulegen (wer die nicht kennt, hier die web-site: http://www.robert-sorby.co.uk/ ). Leider kenne ich diese Stechbeitel nur vom Katalog, ich denke aber, dass sie mir von der Form gut liegen würden. Da ich noch Kirschenbeitel habe, die ich für gröbere Arbeiten (mit Klüpfel) verwende, wären diese nur zum Nacharbeiten von Hand gedacht, etwa so wie "paring chisels".

Meine Frage: Kann jemand zu den Stechbeiteln was sagen? Ich habe auch unterschiedliche Aussagen zum Stahl. Ist das nun HSS-Stahl oder "normaler" Werkzeugstahl?

Würde mich freuen, wenn ich ein paar Hinweise bekäme!

Danke und Gruß,
Bernhard

[Friedrich Kollenrott]

Hallo Bernhard,
ich benutze wie Du vor allem Kirschen- Eisen und habe keine speziellen Erfahrungen mit Sorby. Dass Hefte (Griffe) dieser Form allerdings zum Stechen (also ohne Klüpfel) viel angenehmer als die Ulmer Hefte mit Zwinge oben sind, kann ich nach Erfahrungen mit zwei Crown- Schrägstecheisen nur bestätigen.
Zum Stahl: Auf der Sorby- Website heisst es: "Sheffield alloy steel", wörtlich also: legierter Stahl aus Sheffield. Es ist anzunehmen, dass es sich um einen niedrig legierten Stahl handelt, wie er bei Stecheisen allgemein üblich ist. Wäre es ein hochlegierter Stahl (HSS), dann würde darauf sicher hingewiesen. Sorby tut das auch bei Drechselwerkzeugen aus diesem Material. Dort ist HSS wegen der höheren therischen Belastung auch angebracht, bei Stecheisen für feine Arbeiten aber nicht unbedingt. Eine Aussage über die Stahlqualität ist das alles natürlich nicht.

Friedrich

[Christof Hartge]

Hallo Bernhard,
schön sehen sie aus, die Sorby Stecheisen. Allerdings gab es im Badger Pond öfter Klagen über die Schnitthaltigkeit von Sorby Stecheisen. Das muß dich aber nicht vom Kauf abhalten. Wer weiß, worauf diese Urteile beruhten: Möglicherweise auch auch ein zu flacher Fasenwinkel, keine Ahnung.
Im direkten Vergleich schneidet Kirschen regelmäßig im oberen Bereich ab. Minuspunkte werden immer für den Lack vergeben, seltener für die Griffe, mit denen ich persönlich gut zu recht komme. Der Kischen-Stahl scheint ein guter Kompromiss zu sein.
Vielleicht wäre es günstig, wenn du von den Sorbys nicht gleich ein komplettes Set erwirbst, sondern erstmal ein oder zwei und testest (und hier berichtest).

Viele Grüße, Christof.

[Bernhard Dirr]

Hallo zusammen,

danke für die Hinweise. Ich habe inzwischen immerhin erfahren, dass es sich beim Stahl um "EN 45" handelt, und versuche gerade herauszufinden, was sich dahinter verbirgt. Ich denke auch, dass es niedrig legierter Werkzeugstahl ist.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob HSS für Stechbeitel Vorteile besitzt. Thermische Anforderungen sollten eigentlich nicht auftauchen.

Was mich an der ganzen Geschichte etwas stutzig macht: neben meinen Kirschen und (alten) Spannsäge-Beiteln habe ich einen LUX-Beitel (relativ teure Ausführung) aus dem Baumarkt mit dem Biber. Auf der Klinge steht "Chrom-Vanadium", was ich eigentlich nicht mit Schneidwerkzeugen in Verbindung bringe. Was soll ich sagen? Auch wenn es fast schon peinlich ist: Ich habe manchmal den Eindruck, dass das mein bester Stechbeitel ist. Lässt sich perfekt schärfen und hält die Schärfe ausgezeichnet.

Ich bin im Augenblick unschlüssiger denn je. Vielleicht kaufe ich wirklich erst mal ein oder zwei, und sehe dann weiter. Die sehen halt einfach so aus, als ob sie perfekt in der Hand liegen würden....

Gruß,
Bernhard

[Christian Otto]

[In Antwort auf #95667]
Hallo Stecheisen-Tester!

Ich kenne die Stecheisen von Sorby nicht. Allerdings arbeite ich recht häufig mit Stecheisen und habe folgende Erfahrungen gemacht:

Die vielerorts benutzten Kirschen-Stemmeisen sind von guter Qualität. Das Problem mit dem Lack tritt meistens nur nach sehr vielen Jahren auf, und ist in meinen Augen kein echter Nachteil, die Risse (die meint Ihr doch?) sind nur ein optischer Mangel. Allerdings habe ich seit meiner ersten Erfahrung mit japanischen Stecheisen nie wieder in Erwägung gezogen, westliche Eisen zu gebrauchen. Dennoch: Die teuren Biber-Eisen mit dem dunkelbraunen Griffen sind ausgesprochen Schnitthaltig und preislich eine Alternative zu Kirschen-Eisen. Der Biber wird diese Eisen eh nicht selbst herstellen. Wer könnte das wohl sonst sein? (Ulmia, Kirschen)

Aber ich möchte hier besonders deutlich die japanischen Eisen empfehlen. Ich besitze Eisen aus HSS-Stahl und traditionelle japanische Eisen aus 2-Lagen - Stahl. Von beiden Typen bin ich schier begeistert. Nicht nur die Schnitthaltigkeit, sondern besonders auch die handliche Form der Eisen ist den westlichen meiner Meinung nach weit überlegen!!!

Die landläufige Meinung, man könne mit diesen Eisen nur feine Arbeiten ausführen, ist schlichtweg falsch. Ich benutze sie besonders gerne und oft zum ausstemmen von Zapfenlöchern. Allerdings gilt die goldene Regel des Stecheisen-Arbeitens auch bei den japanischen: NICHT HEBELN, Ziegenfüße (Brecheisen) lieber bei Dieter im Shop bestellen!!! :-)

chris

[Putmans, Jean]

Hallo Bernhard,

Was Chrom-Vanadium betrifft: Auch die Stechbeitel von Sandvik/Bahco (doch auch nicht der billigste und schlechteste Anbieter) tragen diese Beschriftung (wie auch meine Stechbeitel von Lux und von dem Billighersteller Drei-Eichen). Schlecht sind die ganz bestimmt nicht, lassen sich tatsächlich gut nachschärfen und halten gut. Ich bin damit sehr zufrieden. Kann allerdings zu anderen Stechbeitel mangesl Erfahrung überhaupt nichts aussagen.

Warum allerdings sollte das "Eingeständnis", man benütze Lux-Werkzeug eigentlich peinlich sein, wenn's für den Benutzer gut funktioniert, ist doch die Welt in Ordnung.

[Oliver Montue]

Hallo Jean,

a fool with a tool is still a fool....

Werkzeug mit hinreichender Qualität in fachmännischen Händen liefert auch das gewünschte Ergebnis. In meinen Händen kann selbst das beste Werkzeug nicht zeigen, was in ihm steckt. Aber auch ich habe einen Stechbeitel von LUX und er funktioniert auch. Billig war er aber auch nicht, insofern stimmt der Spruch: Du bekommst, was Du bezahlst!

Bis dann,
Oliver

[Hannes]

[In Antwort auf #95698]
Hallo Bernhard!

Noch eine andere Möglichkeit:
Nimm das Eisen, mit dem du beim Arbeiten und bei der Pflege gute Erfahrungen hast und kombiniere es mit einem Heft, das dir gut in der Hand liegt. Auch ein Holzheft anzufertigen oder nach zu bearbeiten lohnt sicher.
Werkzeug muß nicht nur gut sein, sondern es muß uns auch in vielerlei Hinsicht liegen, das heißt es muß zu unseren Arbeitsweisen und Gewohnheiten passen.

Gutes Gelingen, Hannes