Hobeln um des Hobelnswillen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas Dörr

Hobeln um des Hobelnswillen?

Beitrag von Thomas Dörr »


Hallo erstmal,

ich habe da mal eine ganz allgemeine Frage zu diesem Forum. Könnte es sein, dass die meisten hier vertretenden Woodworker nur hobeln?

Ich verfolge dieses Forum zwar erst seit ein paar Monaten, aber irgendwie drehen sich viele Beitrage irgendwie und irgendwann ums Hobeln. Es gehört zum Bau von schönen Werkstücken, das müssen ja noch nicht einmal immer Möbel sein, ganz viele unterschiedliche Arbeitstechniken. Angefangen von der Idee, der Konstruktion, der Zeichnung, der Materialauswahl und -beschaffung, dem Aufriss, der Zuschnitt, usw, bis hin zur Endmontage und Fertigstellung der Oberfläche.

Es ist schön tolle Werkstätten zu sehen, da gibt es wirklich viele auf die man nur neidisch Blicken kann, aber was wird in diesen Werkstätten getan?

Wäre es nicht toll auch mal Foto´s oder Zeichnungen von Projekten zu sehen, oder hat der eine oder andere ein Projekt, oder nur die Idee dazu im Kopf, das er zwar nicht verwirklichen kann (oder will), aber für andere durchaus hochinteressant sein könnte?

Ich finde da z.B. die Fotos von Berthold sehr interessant.

Es gibt viele Menschen für die ja der Weg das Ziel ist. In vielen Fällen ist das auch berechtigt. Gerade für viele der an diesem Forum Teilnehmenden ist die Bearbeitung von Holz Entspannung, Ruhe, Ausgleich zur hektischen Zeit.

Allerdings kommt irgendwann doch etwas am Ende heraus. Das zu sehen würde mich und vielleicht auch andere sehr interessieren. Und ich muss zugeben auch mehr als der x-te Beitrag zum irgendeinem Schnittwinkel an irgendwelchen Hobeln. ABER DAS IST NUR MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG. ICH WILL NIEMANDEN BELEIDIGEN ODER SONSTWIE ZU NAHE TRETEN!!!!!!!!!!!!

Nun habe ich vielleicht gut reden, da ich z.Zt weder über die Möglichkeit verfüge Bilder oder Zeichnungen ins Netz stellen, noch momentan an irgendwelche Ideen oder Projekten arbeiten kann. Meine "Plannungszeit" ist immer der Winter. Sonst hält mich Haus und Hof mächtig auf Trab. Allerdings werde ich nächsten Jahr wieder erhebelich mehr Zeit meinen Hobby widmen können.

Vieleicht gibt es jemnaden der auch so denkt.

Gruss an alle, besonders an Berthold

Thomas Dörr

Stefan Kahlert

Re: Hobeln um des Hobelnswillen?

Beitrag von Stefan Kahlert »


Hallo Thomas,

der Hobel ist in seinen vielältigen Inkarnationen _das_ Werkzeug der manuellen
Holzbearbeitung, und noch dazu kein ganz einfach zu beherrschendes. Hobel verhalten sich nicht "digital" (geht, geht nicht) sondern liefern qualitativ sehr unterschiedliche Ergebnisse, denk nur ans richtige Schleifen.

Das ist einfach bedarfsgesteuertes Diskussionsverhalten ;-).

Viele Grüße

Stefan

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Hobeln um des Hobelnswillen?

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Aber Thomas wollte wohl auch nicht kritisieren, daß nur über Hobel geredet wird, sondern auch mal die Ergebnisse unseres Tuns sehen. Da tue ich mich etwas schwer, weil es nicht viele Ergebnisse gibt. Und nicht alles, was ich gemacht habe, traue ich mich zu zeigen.

Jetzt wollte ich gerade anregen, eine Art Galerie aufzubauen, wo jeder seine schönsten Stücke zeigen kann. Aber das hätte genau den Effekt, daß nur die Sahne auf dem Kuchen zu sehen wäre. Es wäre aber gut, wenn hier auch die unscheinbaren Möbel oder Gegenstände gezeigt würden. Einzige Voraussetzung sollte sein, daß das vorgestellte Stück für die anderen irgendwie interessant ist. Dazu genügt schon ein Detail wie eine besondere Verbindung. Auch mißglückte Übungen können für andere lehrreich sein.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

I'm so sorry

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95401]
I'm so sorry, sagte der schottische Schleusenwärter, als er mein bepacktes Faltboot nicht durch den Kanal lassen wollte, weil das wenige Wasser den Motoryachten vorbehalten sein sollte.

In diesem Sinne Thomas: I'm so sorry, ich schaue mir auch am liebsten Projekte an, aber ich habe derzeit nur eine Produktivität von einem Großprojekt pro Jahr.
Mangel in der Zeitschleuse ...

Und außerdem gab es hier in der letzten Zeit: Drechseln, Sägen, Schellack, Öle und Wachse, Knochenleim, Schärfen, Übersetzungshilfen, Profile, Gratverbindung, Stemmeisen. Ist ja nur gerade das, was aus meinem Gedächtnis kommt. Ich gebe zu die Bauweise von Hobeln interessiert mich außerdem.

Das Forum lebt von dem was wir beitragen, in diesem Sinne also, wenn dir was fehlt: Frisch an's Werk!

Zu Wolfgangs Galerie: In der Tat wir brauchen nicht nur Sahnehäubchen, auch nicht nur das normale, wie wäre es zum Beispiel mit einer mißlungenen Zinkenverbindung, schlechten Schulterschnitten etc. Da hätte ich schon längst mal was beitragen können.

Viele Grüße, Christof.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

warum eigentlich nicht?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #95401]
Es gibt Leute, die laufen Ski- Um des Skilaufens willen. Es gibt Leute, die spielen Geige- um des Geigenspieles willen. Von denen verlangt man nicht, sie müssten mit ihren Skiern oder ihrer Geige etwas produktives anstellen. Was kann ich dafür, dass ein Hobel etwas produzieren kann? Ich hoble halt gern.

Aber im Ernst: Wir haben uns doch hier zusammengefunden, weil wir den Umgang mit Handwerkzeug als besonders schön und befriedigend empfinden. Nun ist Handwerkzeug schon dafür da, dass man damit etwas herstellt, und darum bemühen wir uns, glaube ich, alle im Rahmen unserer zeitlichen und sonstigen Möglichkeiten. Es ist auch schade, wenn ein Hobel als reines Sammlerstück endet, dazu wurde er nicht gemacht. Wir müssen uns aber nicht schämen, wenn schon der 0,02 mm-Span oder die perfekte Spiegelseite an sich uns Freude machen.

Zu der Anregung, doch mehr von unseren Projekten (doch, die haben wir) zu veröffentlichen: Das scheitert eben bei vielen (bei mir auch) an der fehlenden Digitalkamera und Website. Und ich muss gestehen, ich selbst sehe für mich auch keinen großen Mangel darin. Klar sehe ich schon gerne mal, was so gemacht wird. Nur, machen wir uns nichts vor: Da gehen die Geschmäcker und Ansprüche sehr, sehr weit auseinander. Wenn jemand einen neuen Hobel konstruiert, das finde ich auf jeden Fall toll. Wenn jemand Möbel baut, die ich nicht leiden mag, interessieren sie mich nicht. Viel einiger sind wir uns doch schon in der Diskussion um Werkzeuge, um Oberflächenbehandlung und Knochenleim. Mir gefällt es so.

Friedrich

Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Hobeln um des Hobelnswillen?

Beitrag von Detlef Fallisch »

[In Antwort auf #95401]
Ich möchte vorausschicken, daß auch ich einer dieser Werkzeugliebhaber bin(meine Frau behauptet allerdings Werkzeugfetischist träfe den Sachverhalt besser). Aber die Gedanken von Thomas sind mir auch schon durch den Kopf gegangen. Werkzeuge die nicht zum Bau irgendeines Projektes benutzt werden, haben für mich ihren Sinn verfehlt. Ja ich weiß, man kann die Hobel auch sammeln und in Vitrinen stellen und sich daran erfreuen, nur glaube ich, daß hier im Forum nicht die Werkzeugsammler sondern die Werkzeuganwender ihre Ideen austauschen.

Auch ich vermisse hier ein bißchen die Vorstellung der Ergebnisse. Ein Foto oder eine Zeichnung sagt nun mal viel mehr als die reine Beschreibung. Die Befürchtung von Wolfgang, daß nun mal nicht alles vorzeigenswert ist kann ich zwar verstehen, aber es wird ja niemand gezwungen seine Werke im Forum zu präsentieren. Wenn ich mir da manche Seiten unserer amerikanischen Hobel-Freunde ansehe, auf denen voller Stolz jedes wackelige Vogelhaus und einfaches Wickelbrett präsentiert wird, denke ich daß wir uns mit unseren Ergebnissen auch nicht schämen müßten. Also: nur Mut! Es wird niemandem der Kopf abgerissen.
Detlef

Thomas Dörr

Hurra

Beitrag von Thomas Dörr »


Hallo Detlef,

endlich denkt jemand so wie ich.

Scherz beiseite. Es freut mich das noch jemand die Ergebnisse sehen möchte. Ich denke niemand der etwas handwerklich herstellt braucht sich für seine Leistungen zu schämen. Den er ist denjenigend die alles nur fertig kaufen weit voraus. Natürlich wird das eine oder andere auch mal nicht so "schön". Denoch hat es seine Berechtigung.

In meiner Stadt gibt es z.B,e in Skulpturenmuseum. Da werden Sachen ausgestellt, über die viele nur schmunzeln. So gibt es da Granitblöcke mit gebohrten Löchern. Ein Freund von mir ist Sprengmeister, und der sagte das sieht aus wie Löcher für eine perfekte Sprengung. Nein, das ist eben Kunst. Genauso wie zum Museum auch eine (ehemals) schöne Dampflokomotive gehört. Man hat sie auf den Kopf gestellt. Schrott oder Kunst? Ansichtssache. Trotzdem zeigen diejenigen die es gemacht haben ihre Werke und philosophieren nicht Tage lang über die das dazu nötige Werkzeug.

Ich finde die Idee von Wolfgang und anderen nicht schlecht eine Galerie einzuriechten.

Es tröstet mich übrigends auch der Gedanke, das ich nicht mit meiner Ansicht alleine bin, wenn ich in anderen Foren lesen das dieses Forum als "Hobelforum" bezeichnet wird.

Wie auch immer, mit freundlich Grüssen und ohne böse Absichten

Thomas

Mfg Thomas

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hobeln um des Hobelnswillen?

Beitrag von Christian Aufreiter »

[In Antwort auf #95401]
Hallo Holzwerker, Hobelsammler, Freizeittischler und Profis,

Thomas, da hast du ja ein ganz interessantes Thema angesprochen. Vor ein paar Wochen gab es dazu im Woodcentral eine ähnliche Diskussion.

Warum werken wir Freizeitwerker eigentlich?
Wollen wir Geld sparen? - Das steht für viele von uns nicht im Vordergrund, sonst würden wir nicht Unmengen teures Werkzeug kaufen.
Wollen wir uns schöpferisch und kreativ betätigen? - Vielleicht schon eher.
Sind wir von Werkzeug und Werstatt fasziniert, lieben wir den Duft von frischem Holz, das Pfeifen des Hobels und das Singen des Nagels? - Mit Sicherheit.

Für mich und - wie ich mittlerweile habe herausfinden können - andere steht beim Holzwerken das Ergebnis nicht unmittelbar im Vordergrund. Natürlich ist es befriedigend, mit den eigenen Händen aus einen rohen Brett ein schönes Möbelstück zu "zaubern", aber das, was ich am Holzwerken so schätzen, ist nicht unbedingt das fertige Stück. Auch ich will irgendwann ein Ergebnis sehen, ein Resultat nach stunden-, tage-, monate- oder jahrelanger Arbeit, aber die größte Freude habe ich bei der Arbeit selbst, eben wenn der Hobel über das Holz zischt, ich mit der Douzuki eine Leiste ablänge oder - sogar wenn ich mit dem Exzenterschleifer eine Fläche schleife.
Nicht grundlos kursieren Begriffe wie "Tooljunkie", "Woodbutcher" oder "producing shavings".
Ja, so ist es!
Ich hoble nicht, ich mache Hobelscharten! Und ich säge nicht, weil ich eine kurze Leiste brauche, sondern weil "ich mich nach Sägen fühle".
Wenn ich mich richtig erinnere, antwortet Forest Gump auf die Frage, warum er denn laufe, "I felt like running".
Das ist in meinen Augen eines der schönsten Motive, etwas zu tun - sich danach fühlen.

Und mir macht es wirklich Spaß zu hobeln, bohren, sägen, schleifen, aber einfach nur am Abend in den Keller zu gehen, die Werkzeugkiste zu öffnen und den Winkel herauszunehmen und zu begutachten oder die Schiebelehre aus dem Etui zu packen und zu bestaunen oder sich auf die Hobelbank zu setzen und den Blick über sein "Reich" schweifen zu lassen, bringt mich dem Himmel schon ziemlich nahe.
Wie sagte Thomas Skaggs in der "Woodcentraldiskussion":
"I'll agree that what is happening at the end of a sharp chisel is what the core of woodworking is all about. But for me, when I put away the tools it's nice to be able to kick back, open a beer and enjoy the view."

Die gesamte Debatte ist unter http://www.woodcentral.com/newforum/msgset.shtml Stichwort "Your Dream Workshop?" nachzulesen.

Herzliche Grüße

Christian

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