Stemmeisen oder Nuthobel?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Andreas Winkler
Beiträge: 1125
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Reinhold,

zu Frage 1 : Zun Vorschneiden einer Nut hat man früher (bzw. macht es immer noch so) eine Gratsäge (die man auch selbst relativ einfach herstellen kann, weil eine Schränkung nicht unbedingt erforderlich ist) oder ein Feinsäge, die auf Zug&Stoß schneidet, genommen.

zu Frage 2 : Jawohl.

zu Frage 3 : Da nichts unmöglich ist, kann man sich bestimmt auch mit einem bzw. mehreren Stemmeisen einen Nuthobel bauen. Hatte dies eine schon mal ins Auge gefasst. Mir schwebte ein 4-eckiges Holzstück vor. Vorne mit einer 45 Grad-Schräge, hinten rechtckig, als Sohle eine Metallschiene, die nur so dick ist, wie das schmälste in Frage kommende Eisen (also ganz so wie bei einem normalen Nuthobel). Das 4-eckige Holzstück soll in etwa so aussehen wie ein Absatzsimshobel. Das Stemmeisen wird dann mittels eines anzufertigenden Mechanismus´ auf die Schräge gespannt.

Gruß, Andreas



reinhold ege

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von reinhold ege »


Danke für die Tips!
ich glaube mein nächstes Projekt wird ein Stemmeisen-Nut-Hobel.
Ich lasse dann von mir hören.
Gruss!
reinhold

Putmans

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von Putmans »

[In Antwort auf #95405]
Hallo ihr Nut-Liebhaber,

auch ich arbeite ohne Nuthobel.
Ich gehe bei der Herstellung einer Nut quer zur Faser wie folgt vor:
Nachdem die Bretter fertiggehobelt und auf richtige Länge gesägt sind, werden sie so zusammengelegt, wie sie später zusammenverleimt werden sollen, dann wird die Nut eingezeichnet/angerissen.
Danach wird bei jedem einzelnen Brett mit der Feinsäge (an einer Führungsleiste entlang) oder mit der Gehrungssägemaschine (geht genauer) die Nut eingesägt und danach ausgestemmt.
Für die abgesetzte Nut habe ich mir eine Führungsleiste aus MDF-hergestellt, an der an einem Ende noch ein MDF-Stück im 90° Winkel zur Führungsrichtung befestigt ist, so dass dieses Querstück als "Stopp" für die Grat-/Feinsäge funktioniert. So vermeide ich, dass ich weiter säge als für die abgesetzte Nut notwendig ist, danach wird auch diese Nut mit dem Stemmeisen ausgestemmt, das Ende dieser abgesetzten Nut ist dann meistens nicht so tief eingesägt, wie erforderlich, das wird dann mit dem Stemmeisen ganz nachgearbeitet.
Danach wird alles wieder zusammengelegt und, wenn's denn passt, verleimt.
Mit Nuthobel/Oberfräse bekomtm man dies alles vielleicht schneller und auch schöner hin, jedoch funktioniert dies prima, die Nut sollte man ohnehin beim fertigen Werkstück nicht sehen, also schlafe ich auch gut, wenn mal 'ne Nut nicht so ganz dem Optimum entspricht.

Gruss aus Heerlen.
Jean Putmans

Martin Eichler

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von Martin Eichler »


Hallo,
in einem reprint von "Die gesamte Bauschreinerei, Th.Krauth,1899" ist unter der Abb.Nr.96 (Seite 32) ein verstellbares Stechbeitelmass der Firma Stanley abgebildet, in dem Stechbeitel in einer hobelähnlichen Konstruktion befestigt werden können. Vielleicht gibt es das noch oder es ist eine Anregung zum Nachbau. Das Buch ist unter der Nr. 305712 bei Dieter im Programm. Ich kann leider kein Bild einstellen, aber vielleicht kann Dieter helfen?
Gruss Martin

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95410]
Hallo Reinhold,
statt eines Stemmeisens würde ich dir zu einem richtigen Nuthobeleisen raten, dürfte auch nicht teurer sein. Die gibt es einzeln von Kirschen von 3 (!) bis 20 mm. Stemmeisen sind für klassische Hobelproportionen zu kurz, lassen sich schlecht betten, weil die Rückseite abgeschrägt ist und haben keine V- nut auf der Rückseite, die dem Eisen Seitenstabilität verleiht.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Martin,

es gibt tatsächlich ein Gerät, mit dem man ein Stecheisen in einen Hobel verwandeln kann:

http://www.leevalley.com/wood/page.asp?page=32661&category=1,41182,41192&ccurrency=2&SID=

Das ist dann eine Art Grundhobel. Ein Nuthobel ist es nicht, dazu fehlen der Tiefenanschlag und ein Längsanschlag, um dem Hobel parallel zu einer Kante zu bewegen (beides hat ein Nuthobel). Außerdem muss man, um eine Nut auszuhobeln, den Nutgrund selbst als Tiefenreferenz nutzen (ein Nuthobel gleitet darum nicht auf einer breiten Hobelsohle, sondern auf einer schmalen Kufe, die in der entstehenden Nut läuft) Und um eine Nut quer zur Faser zu erzeugen, braucht man Vorschneider, sonst muss man eben sägen oder vorstechen, und das geht auch.

Friedrich

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #95412]
Dieses Werkzeug gibt es auch heute noch. Es dient zum verdeckten Nageln, und das funktioniert so: Mit dem Stechbeitelmaß wird ein etwas dickerer Span angehoben, aber nicht abgeschnitten. In die Vertiefung hinein wird der Nagel geschlagen und der Span dann wieder eingeleimt. Das Werkzeug gibt es bei Veritas unter dem Namen 'Invisible Nailing Kit':
http://www.leevalley.com/wood/page.asp?SID=&ccurrency=3&page=32683&category=1,41182

Gruß, Wolfgang

Martin Eichler

Re: Stemmeisen oder Nuthobel?

Beitrag von Martin Eichler »


Aha, wieder etwas dazu gelernt. Ich konnte mir die kleine Nebenzeichnung, ein angehobener Span, darunter etwas Nagelähnliches, nicht erklären, aber in dieser Abbildung ergibt es einen Sinn.
Danke
Gruss
Martin

Antworten