Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Beitrag von Georg »

[In Antwort auf #95234]
Ähnliche Wünsche verspürte ich auch schon. Bis jetzt habe ich größere Projekte immer mit Maschinenhilfe ausgeführt, auch schon aus Zeitgründen, man hat ja auch noch Familie, die auch nicht zu kurz kommen soll.
Ein Problem, das ich beim Erwerb solch schöner Handwerkszeuge sehe, ist die Tatsache, daß die Handhabung eines solchen Hobels auch erlernt werden muß, was wiederum zusätzlichen Zeitaufwand bedeutet. Da muß man sich dann gleich die Frage gefallen lassen:"wieso machst du das so umständlich von Hand und nicht mit deinen teuren Maschinen, das geht doch viel schneller."
Wie so oft im Leben wird man auch hier einen Kompromiss finden müssen, um allen Interessen einigermaßen gerecht zu werden. Aber der eine oder andere Spezialhobel wird sicher im Laufe der Zeit den Weg in meine Werkstatt finden und dann auch öfter zum Einsatz kommen.Schließlich macht ja Übung den Meister.

Oliver Montue
Beiträge: 124
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Beitrag von Oliver Montue »

[In Antwort auf #95234]
Hallo Christian,

zu a) man braucht sie nicht unbedingt, sie beschleunigen die Arbeit aber sehr. Gebraucht gekauft, sind sie sicherlich nicht teuerer als ein vernünftiger Fräskopf.

Bei Deinen Kalkulationen, solltest Du die Fräsköpfe und eine Staubabsaugung nicht außer Acht lassen.

zu b) Plattenmaterial verschleißt die Schneiden sehr schnell, weshalb man nur ungern klassische Handwerkzeuge bei ihnen einsetzt. Aber je nach Material geht es schon.

zu c) das ist ein Kompromiss, den jeder für sich selber schließen muß, abhängig von den räumlichen Verhältnissen (Lärm, Staub, Platz), Zeitdruck, Vorlieben u.a.
Ich möchte wohl noch zu bedenken geben, daß Maschinen i.d.R. das Verletzungsrisiko erhöhen und Fräsen diesbezüglich oft als erstes genannt werden.

Ich selber habe die Hobel und keine Fräse, da ich das ganze als Hobby betreibe. Ich habe auch Restriktionen bezüglich Lärm und Staub, die den Einsatz einer Fräse sehr einschränken würden.

Bis dann,
Oliver


Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #95234]
Hallo Christian,

jetzt hast du schon viele gute Antworten bekommen, da bleibt mir nicht viel zu sagen. Meine Hobel sind fast alle vom Flohmarkt und viel billiger gewesen als deine Kalkulation. Aber natürlich habe ich auch Jahre für die Anschaffung gebraucht. Wenn du also wichtig einen Hobel brauchst, mußt du ihn wohl doch neu kaufen. Oder mal beim Tooltrader vorbeischauen: http://www.tooltrader.de

Ich würde von deiner Liste am ehesten den Grathobel empfehlen, wenn du öfter Gratleisten machen willst. Entsprechendes gilt für den Nuthobel. Grundhobel und Falzhobel lassen sich leicht ersetzen, ersterer durch einen Stechbeitel und zweiteren durch den Simshobel, den du wahrscheinlich schon hast.

Eine Oberfräse habe ich nicht und träume auch nicht mehr davon. Wenn ich mir doch jemals eine anschaffen sollte, dann bestimmt nur der Not gehorchend und nicht aus Begeisterung. Aber so richtig freuen kann ich mich nur über eine handgemachte Verbindung.

Gruß, Wolfgang

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo zusammen,

vielen Dank für eure umfangreichen Erfahrungsberichte.
Meine Investition muss ich eigentlich nur vor mir selbst rechtfertigen, eine "Holde", die mich zum Werkzeugkauf animiert oder davon abhält, habe ich bis dato nicht gefunden;-)

Zur Überlegung "neu oder gebraucht" muss ich sagen, dass ich neues Werkzeug grundsätzlich sehr schätze und einen Grundbestand davon besitzen möchte. Dh ich würde gerne aus "Liebe" 5, 6 gebrauchte Putzhobel besitzen, aber mein Arbeitspferd sollte neu sein.

Langfristig wird man - wie erwähnt - Maschine und Hobel besitzen (wollen), die Frage ist nur, womit man den besseren Anfang macht. Eine Fräse bietet immerhin eine verlockende Anzahl an Möglichkeiten, mal abgesehen von der "klassischen" Anwendung Profile, Nuten, ... fräsen, kann man sie ja zusätzlich zum Zinken, Dübeln, Bohren von Lochreihen, .. einsetzen. Außerdem eignen sich die Dinger für nahezu jedes Material und das Schärfen fällt auch weg.

Raum,Lärm, Staub:
Raum: habe ich nicht viel, aber Platz für drei, vier Hobel oder einen zusätzlichen Systainer findet sich.
Lärm: ist ein kleines Problem
Staub: Werkstattsauger vorhanden

Sicher stimmt es, dass man, wenn man alle Anwendungsmöglichkeiten der Fräse ausschöpfen möchte, mit 460 Euro nicht auskommen wird, insbesondere mit dem ganze Zubehör wie Fräser, Schiene, Verbindungssystem, ...

Einen akuten Bedarf habe ich nicht, aber ich dachte, dass es an der Zeit wäre, sich wieder einmal eine "Kleinigkeit" zu gönnen.

Herzliche Grüße

Christian

Michel Siegrist

Re: Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Beitrag von Michel Siegrist »


Sehr geehrte Holzgemeindeversammlung,

irgend etwas ist da im Busch mit diesem Christian!?

Einen akuten Bedarf habe ich nicht, aber ich dachte, dass es an der Zeit wäre, sich wieder einmal eine "Kleinigkeit" zu gönnen.

Woher nimmt man in diesem Alter die nötige Gönnerlaunenunterstützung? Ich als Gemeindemitglied, stelle den Antrag, dass man diesen Burschen nicht aus den Augen lässt.

------------------------------------------------------------------------------

Hallo Christian,

Scherz beiseite!!!!!

Ich kenne leider nur die Oberfräse, benutze diese aber selten bis gar nicht mehr. Irgendwie ist dieses Gerät in der Handhabung für mich nicht das richtige, deshalb erledige ich sollch Arbeiten bei uns im Betrieb auf der Kehlmaschine. (Sorry, aber ich kann mir im Moment noch keine Spizialhobel leisten) Mein letztes Projekt einen Japanischen Querholzhobel mit schrägeingelassenem Hobelmesser und Vorschneider, musste ich vorläufig begraben. (Die Gönnerlaunenunterstützung (harte Schweizerfranken) fehlt mir zur Zeit dafür.

Irgend wann hoffe ich, dass auch bei mir das Geld auf Bäumen wächst. (Hi Hi Hi)


hochachtungsvoll (ist das nicht schon lange aus der Mode?)

Michel

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Michel,

ja, wie funktioniert das mit der "Gönnerlaunenunterstützung"???
Nun, eigentlich funktioniert es gar nicht.
Meine privaten Vergnügungsausgaben sind sehr eingeschränkt, weshalb 1x oder 2x pro Jahr eine größere Anschaffung möglich ist/sein muss. Ich bin halt sonst recht knausrig.
Dazu muss ich bemerken, dass die Sterne für Werkzeugkauf gerade sehr günstig stehen, da ich mir fest vorgenommen habe, mir nach meiner mündlichen Matura (Reifeprüfung) nächste Woche etwas zu gönnen.
Und was liegt da näher, als die Erweiterung des Werkzeugbestandes?

Unter uns gesagt, hoffe ich auch immer noch auf eine elterliche Unterstützung, aber "daran" (an meinen Eltern) muss ich noch "arbeiten", da mir immerhin der Führerschein als Maturageschenk "zugeflogen" ist.
Ansonsten bleibt noch das hart verdiente Ferialjobgeld.

Wie sieht es mit deinem Bestoßbrett aus?

Ich erwidere dein "Hochachtungsvoll" auf das "Hochachtungsvollste"!

Christian

Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Grundsatzfrage: "Spezialhobel"

Beitrag von Bernhard Dirr »

[In Antwort auf #95234]
Hallo zusammen,

muss auch meinen Senf dazu geben, wobei "mein" Senf im wesentlichen von anderen stammt:

Die zentrale Aussage stammt von Berthold (weiter oben)
"Wenn ich eine Arbeit oder ein Werkstück genießen möchte, greife ich zu den Spezialisten"
Das sagt eigentlich alles.

Und zweitens: In der Süddeutschen (glaube ich) stand letzthin irgendein Kommentar oder ein Artikel, der sich mit dem Konsumverhalten auseinandersetzte. Und da kam der Schreiber auf den Punkt, "Vererbenswertes" als kaufwürdig zu empfehlen. Und da hat er nicht ganz unrecht.
Ich bin mir sicher, dass all mein klassisches Handwerkzeug nicht nur vererbbar ist, sondern an Wert gewinnen wird. Und zwar einerseits an ideelem Wert, ganz klar für mich, vielleicht auch mal für irgendwelche Nachfahren. Und auch, was aber für mich völlige Nebensache ist, den Kern aber letztlich wiederum trifft: Gutes Handwerkzeug wird seinen Wert (in Euro und Cent) nicht verlieren, im Gegenteil.
In beiden Punkten habe ich ernste Zweifel, wie das bei einer Oberfräse aussehen mag.

Und noch was (Achtung, jetzt kommt Senf von mir): Ich muss gestehen, dass ich öfters mal einen schönen Hobel in die Hand nehme, meine Stechbeitel kontrolliere, meinen alten (geerbten!) Schreiner-Werkzeugsschrank aufmache und einfach anschaue, und es mir dabei gut geht. Und ich kann mich eigentlich nicht erinnern, mich dabei zu ertappen, das ich meine elektrische Bohrmaschine oder die elektrische Stichsäge betrachte und dabei glasige Augen bekomme. Will sagen: Gefühl und Oberfräse, das ist nicht. OK?

Genug gesenft.
Bernhard



Berthold Cremer
Beiträge: 726
Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
Kontaktdaten:

Outing der Werkzeugliebhaber

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo Bernhard!

Danke, daß Du den ersten Schritt gewagt hast. Du hast Dich geoutet!

Ich dachte schon, bei mir stimmt irgendetwas nicht. Ich gehe in meine Werkstatt, ohne feste Absichten, öffne meinen Hobelschrank und freue mich an den Werkzeugen - einfach so. Und gerade zu Hobeln kann man ein fast freundschaftliches Verhältnis aufbauen. Ja, das ist ein bischen dick aufgetragen - aber so ähnlich ...

Wahrscheinlich denkt jetzt manch einer, der spinnt! Vielleicht ... dafür kann ich aber Alufelgen, Breitreifen und Spoilern nichts abgewinnen.

Und es stimmt, mit den E-Werkzeugen geht es mir nicht so - allenfalls mit der Drechselmaschine.

Gruß
Berthold

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Outing der Werkzeugliebhaber

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Tss... lauter Verrückte, aber ich gehöre auch dazu. Wenn ich abends zu müde werde, um noch etwas zu tun, gehe ich auch nicht gleich nach oben. Dann muß ich mich erst nochmal umschauen, und vielleicht das eine oder andere Werkzeug in die Hand nehmen. Oder einfach dasitzen und mich an meiner Schatzkammer freuen. Man könnte das Sucht nennen. Aber es ist einfach Begeisterung. Mir ist aufgefallen, daß ich kaum noch vor dem Fernseher sitze, seit ich meine Werkstatt habe.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Aristoteles meinte ...

Beitrag von Christof Hartge »


Leute,
in seiner patholgischen Form ist das vielleicht Sucht, im rechten Maß heißt das Muße und war schon für Aristtoteles das höchste aller Ziele. Denn in der Muße betrachtet der Geist das Angenehme ohne einen Zweck damit zu verfolgen.

Christof, der sich hiermit ebenfalls einreiht.

Antworten