Stanley-Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Oliver Montue
Beiträge: 124
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Vorteile des Bedrock Prinzips

Beitrag von Oliver Montue »

[In Antwort auf #94850]
Hallo Friedrich,

ich habe selber keinen Bedrock-Hobel und kann somit nur theoretisch argumentieren. Ich glaube, der Hauptvorteil liegt darin, daß man die Maulweite verstellen kann ohne das Messer auszubauen. Die Schnittiefe muß dann aber nachreguliert werden. Ob die größere Auflagefläche des Frosches besser ist, vermag ich nicht zu sagen, es wird aber oft so argumentiert.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Holz und Metallhobeln liegt wohl in der Maulweite. Mal abgesehen von Reformhobeln, Selbstbauten und 'Exoten' haben Holzhobel i.d.R. ein recht weites Maul. Ich vermute mal, daß Fertigungskosten dafür verantwortlich sind. Eine gut getunte Metall-Rauhbank mit sehr engem Maul kann u.U. gegenüber einer klassischen Holzrauhbank erhebliche Vorteile beim Vermeiden von Ausrissen bieten.

Man sollte jedoch fairerweise erwähnen, daß die Restaurierung eines alten Holzhobels erhebliche Zeit erfordern kann. Insbesondere das Abrichten der Sohle ist mit Hilfe von Schleifpapier auf einer Glasplatte eine stundenlange Beschäftigung. Besonders bei großen Hobeln hört der Spaß dann schnell auf. Gerade deshalb würde ich denen, die lieber Holz als Metall bearbeiten, eher zu einem Clifton oder L-N raten, auch wenn die Preise im Schmerz-Bereich liegen.

Bis dann,
Oliver

Beste Grüße,
Oliver


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Zur Maulweite

Beitrag von Christof Hartge »


Deine Beobachtung ist völlig richtig Oliver. Und ich würde mir schon wünschen die Toleranzen der Hersteller würden auf einen Wert um 0,5 mm für Standardhobel sinken.
Himmlisch wäre eine Holzrauhbank mit verstellbarem Hobelmaul. Nun ja wir leben in dieser Welt.

Allerdings bin auch in letzter Zeit gar nicht mehr so scharf drauf. Ich brauche es einfach nicht: Die Sache ist nämlich die: Wozu brauchst du eine große 60 cm Rauhbank ?

1.Zum Fügen. Kanten die gefügt werden sollen, haben aber keine Äste oder ähnliches. Ein weites/enges Hobelmaul macht hier gar nichts.

2. Zum Abrichten großer Brettflächen. Besser, weil leichter in der Hand ist hier ohnhin eine Kurzrauhbank. Aber wie auch immer: Die Rauhbank muß nur eine solche Oberfläche hinterlassen, daß der Putzhobel das bißchen ausputzen kann.
Meine Erfahrungen sind hier die: Auf geradem Holz spielt die Hobelmaul sowieso keine Rolle, nur die Schärfe des Eisens. Bei unberechenbarem Faserverlauf, wie ihn die Buche bietet, hinterlassen sowohl der Doppelhobel und die Rauhbank eine solche Oberfläche, die jederzeit mit dem Putzhobel glatt gestrichen werden kann.

Zuggegen habe ich noch keine ganz wilden Sachen gehobelt. Aber mit Fichte, Kiefer, Lärche, Eiche, Buche, Buchsbaum bin ich auf diese Weise zurecht gekommen.

Viele Grüße, Christof.



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Vorteile des Bedrock Prinzips

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Oliver,
Du hast sicher recht: abgesehen von der schieren Vorliebe haben Eiserne Hobel klare Vor- und auch Nachteile: Ein Vorteil der klassischen Stanley- Hobel ist in der Tat das sehr fein einstellbare Maul, das bei Putzhobeln ein Gewinn ist (als Möglichkeit; oft bekommt man mit einem sehr engen Maul auch Schwierigkeiten, weil es verstopft, beispielsweise Birkenholz verhält sich da fies). Dass diese Einstellbarkeit bei Rauhbänken nur von geringer Bedeutung ist, da hat wiederum Christof sicher Recht. Ein klarer Nachteil der eisernen Hobel ist ihre Schwergängigkeit. Da kann man noch so oft Kerzenwachs draufschmieren, so gut wie eine gelegentlich mit Leinöl behandelte Pockholzsohle läuft eine eiserne nie, auch nicht annähernd. Ich seh es sportlich.
Zum Aufwand, die Sohle eines eisernen Hobels (ich glaube, Du meinst einen eisernen, Oliver, oder?) neu abzurichten: Das ist schon schweisstreibend und langwierig, in der Tat, außerdem Schweinkram wegen des schwarzen Gusseisenstaubes. Erheblich einfacher geht es, wenn der Hobel eine genutete Sohle hat. Aber es ist eigentlich wie beim Abrichten der Spiegelseite eines Hobeleisens: Man muss es ja nur einmal gründlich machen. Und es ist bestimmt nicht so langwierig, dass es sich (gegenüber dem Preis für einen wirklich guten neuen) nicht lohnen würde.
Noch ein letzter Punkt: Es ist einfach schön, einem altes Werkzeug wieder zum Leben zu erwecken, und sich mal zu überlegen, was es wohl alles erlebt hat. Ich bin sicher, das versteht ihr alle.

Friedrich

Oliver Montue
Beiträge: 124
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Zusammenfassend ....?

Beitrag von Oliver Montue »


Hmmmm, wenn man diese drei Meinungen mal zusammenwürfelt kommt folgendes raus:
Eisenhobel lohnen sich bei Putzhobeln bzw. Anwendungen wo ein enges Maul hilfreich ist. Aufgrund der Größe und des Gewichtes bzw. schlechtem Reibungswert lohnt sich bei langen Hobeln bzw. Anwendungen, wo ein enges Maul nicht so bedeutend ist eher ein Holzhobel.

Ich selber besitze neben Holzhobeln einen neuen Record #4 sowie alte Stanley Modelle #3,#5,#7. Bei Eisenhobeln als Putzhobel ist allerdings noch festzuhalten, daß diese abgesehen von L-N einen Schnittwinkel von 45° haben und somit für schwierige Hartholzarten weniger tauglich sind, als die meisten Holzputzhobel die i.d.R einen Winkel von 49° haben.

Wenn man den Schnittwinkel in die Argumentation noch mit aufnimmt, wird das Feld für Eisenhobel à la Stanley noch enger. Trotzdem möchte ich meine nicht missen und arbeite sehr gerne mit ihnen. Das ist aber rein persönlich.

Bis dann,
Oliver

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