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Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktionen

Verfasst: Di 1. Apr 2003, 17:08
von Christof Hartge

Hallo Freunde,
angenommen, ihr stemmt und sägt Schlitz und Zapfen in 12X12 cm Balken. Gelten die selben Regeln für die Dimesionierung: Zapfen 1/3 von der Balkenstärke ? Und wenn es so ist, wie wird ein 4cm breites Loch gestemmt. Mit einem 40 mm Stemmeisen(?!). Wird mit dem Stemmeisen allein gearbeitet, oder ist es sinnvoll in diesem Falle mit einem schmaleren Bohrer vorzubohren ?

Viele Grüße, Christof.


Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Di 1. Apr 2003, 17:45
von Christian Aufreiter

Hallo Christof,

an welchem "Wahnsinnsprojekt" arbeitest du denn da gerade?
Wie man so ein Loch RICHTIG dimensioniert und stemmt, weiß ich auch nicht. Ich kenne allerdings auch keinen Grund, warum man die übliche 1/3 Methode nicht anwenden sollte. Wenn ich Zapfenlöcher anfertige, bohre ich grundsätzlich immer den Großteil, am besten ist nach meiner Erfahrung ein Forstnerbohrer.

Jetzt hab' ich dir zwar eigentlich nicht helfen können, aber bin dafür umso neugieriger, woran du momentan werkst.

Herzliche Grüße

Christian


Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Di 1. Apr 2003, 20:35
von Michel Siegrist

Hallo Christof,

es gibt eine einfache Regel. Sofern es möglich ist, und keine statische notwendigkeit besteht, ist die Zapfenlochbreite immer 4cm. Das kommt daher, dass der Kettenstemmer (Abundhandmaschine) generell mit einem 40er Schwert ausgerüstet ist und der Zapfenschneider (Abundmaschine stationär) auch auf 4cm eingestellt ist.

nun zumm stemmen von Hand:

Gewöhnlich nehme ich das 28 oder 30er Zimmermannseisen, das ist dicker als das Stemmeisen (bricht nicht beim Hebeln) gewöhnlich schärfe ich es mit 30° so ist es weniger anfällig auf aste im Holz und dennoch dringt es noch zimlich gut in das Holz ein.

Beim Stemmen gehe ich folgendermassen vor:

1. Zapfenloch anreissen (anzeichnen)
2. mit einem Stemmeisen 40 (oder was gerade zur hand liegt) die Umrisse des

Lochs ca. 1-2mm weiter innen vorstechen so ca. 3-5mm tief
3. mit dem Zimmermannseisen zuest recht 45mm tief ausstemmen
4. links gleich tief stemmen
5. beide Seiten gleichzeitig nach unten stemmen
6. Zapfenlochtiefe sollte immer ca. 5mm mehr sein als die Zapfenlänge
7. Grund putzen evtl. mit dem Grundhobel oder mit dem Zimmermannseisen planschaben mittels hebeln.

Übrigens die Eisen würde ich mit einem Fäustel oder einem schweren Holzklüpfelschlagen, sonst ist der Sommer vorbei bevor du mit dem zweiten Zapfenloch beginst.

nun zum Zapfen:

1. Anreissen
2. zuerst die Querschnitte/ dann die längs Einschnitte (empfelenswert ist hierfür eine Ryoba 300mm (Gruss an Dieter)

wenn du ungehobeltes Bauholz verwendest solltest du unbedingt darauf achten, dass du mit der Bundseite arbeites, das heisst es wird immer von dieser Seite aus nach innen gemessen. Besser ist jedoch die verwendung eines Zimmermannswinkels und benutze die Löcher zum parallelen anreissen, das geht schneller und ist immer gleich. In diesem falle muss du den Winkel auch auf der Bundseite anschlagen. Da du sonst durch ungleichmässige Querschnitte, wie dies bei Sägerohem Holz oft der Fall ist Unstimmigkeiten beim zusammen stellen (auf deutsch es passt an keinem Ende)Übriges kannst du damit auch winkelrecht Anreissen. Auch von der Bundseite aus.

Für die die nicht wissen was die Bundseite ist.

Wenn das Objeckt von aussen rechtwinklig betrachte, sehe ich bei allen Hölzern die Bundseite. (Ansichtsseite)

ich hoffe dir mit meinem "kurzen" Einführungskurs geholfen zuhaben

ansonsten bin ich hir noch fündig geworden zum Thema Zapfen und Zapfenloch

-http://www.schreiner-seiten.de/verb/index.htm?/verb/v_gezapf.htm

hoch lebe die Zimmerskunst

Michel




Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Di 1. Apr 2003, 20:49
von Christof Hartge

Es ist so schön Projekte zu machen. Und ich denke gerade über einen geräteschuppen, 3,20x 4 m nach. Als Material will ich Konstruktionsvollholz, getrockenet und gehobelt nehmen, das im Fachwerkverband.

Wenn hier alte Konstruktionen auseinandergenommen werden, sieht man oft, dass der Zapfen weitaus schmaler ist als 1/3 des Querschnittes. Allerding bei noch viel größer dimensionierten Balken.

Viele Grüße, Christof.


Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Di 1. Apr 2003, 21:09
von Th. Paulke

Hallo !

Ein empfehlenswertes Buch ist " Der Zimmermann " von Adolf Opderbecke.
Da stehen alles brauchbaren Verbindungen drin. Aber Achtung Suchtgefahr.
Die von Michael gemachten Bemerkungen kann ich nur bestätigen vor allem die mit dem "Sommer" :)). Denkt dran Zimmern ist kein Tischlern.
Immer alle Hände an den Beitel!!!...Sehne war fast durch...Sonnabend wird immer gerne genäht..

"Große Löcher, kleiner Zapfen Tun leicht ineinander schnapfen " S. 19

War auch im Fachwerkfieber und mußte oberen Teil des Schuppens wieder absägen, wegen des Nachbarn. Also nicht zu hoch hinaus ;)))

Gut Holz Thomas!



Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Di 1. Apr 2003, 21:19
von Michel Siegrist

Hallo Christof,

was willst du damit andeuten, die Zapfen sind schnäler als 1/3 des Querschnittes
generell wird sobald möglich nur noch 40mm verwendet, dies ist heute vorallem Maschinell bedingt.

Ein paar anmerkungen noch:

- Bei den Eckpfosten solltest du den Zapfen min 40mm auf de äusseren Seite absetzen (Abschären des Zapfenlochs) ansonsten würde ich die Zapfen beidseitig ca. 5-10mm absetzen, insofern die Konstruktion sichtbarbleibt, dies ist optisch schöner ( mann sieht das Zapfenloch nichtmehr).

- vergiss die Diagonalen Strben nicht, diese sollten immer paarweisse angeordnet werden (linke und rechte). Diese sollten eine Neigung von ca. 65-75° haben, damit sie etwas bringen.

- Die Zapfenlöcher - Abstände zwischen Strebe und Pfosten sollte 10cm betragen (Abschären des Zapfenlochs)

und.und.und

mit freundlichen Grüssen

Michel; Zimmerlehring 2.Lehrjahr




Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Di 1. Apr 2003, 22:17
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #94644]
Christof,
ich habe vor ein paar Jahren einen Carport gebaut mit einem Balkenquerschnitt (der Ständer) von 14 x 14, und ich habe die Zapfenlöcher mit einem 40er Eisen gestemmt. Passte alles wunderbar. Wichtig ist, dass man die Löcher für die Holznägel so bohrt, dass der Zapfen beim Eintreiben des Nagels wirklich in das Zapfenloch gezogen wird (also Loch am Zapfen etwas schräg gegenüber dem Loch am Gegenstück). Auf jeden Fall kommt man mit einer 40er Dicke des Zapfens gut klar.

Friedrich


Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Mi 2. Apr 2003, 09:17
von Christof Hartge

Hallo Michael,
toll, dass wir hier jetzt auch einen echten Zimmerer haben.

Mit den schmalen Querschnitten meinte ich folgendes:
Ich habe beruflich mit einigen Dachstühlen und Glockentürmen zu tun, die etwa 250 Jahre alt sind. Als die Zimmerer Konstruktionen auseinandernahmen fiel mir auf, dass die alten Meister offenbar nicht immer der 1/3 Regel gefolgt sind, besonders nicht bei großen Querschnitten. Deshalb meine Frage.

Viele Grüße, Christof.


Re: Schlitz und Zapfen bei Zimmermannskonstruktion

Verfasst: Mi 2. Apr 2003, 09:20
von Christof Hartge
[In Antwort auf #94644]
Liebe Freunde,
herzlichen Dank für alle Tips. Den Opderbecke habe ich mir zugelegt. Eigentlich mehr weil es so ein schönes Buch ist und um auf den Baustellen mitreden zu können. (Pfette ?, Gratsparren?, Schifter?) Aber vielleicht bekommt es jetzt auch einen praktischen Nutzen.
Viele Grüße, Christof.


?

Verfasst: Do 3. Apr 2003, 11:56
von Christof Hartge
[In Antwort auf #94657]
Des hab ich jetzt noch nicht verstanden: Wenn ich bisher Löcher für Holznägel gebohrt habe, habe ich das immer im zusammengesteckten Zustand getan, dann war perfekter Sitz garantiert.

Wenn ich dich richtig verstehe, wir das Zapfenloche etwas schräg gebohrt, damit der Nagel die Verbindung anzieht. Hat das zur Konsequens das man die Stücke einzeln bohrt und also das Bohrloch auch einzeln anreißt?

Viele Grüße, Christof.